Marvel-Mittwoch: Bounty Hunters #27 und Obi-Wan #5

An diesem Marvel-Mittwoch gibt es für die Leser der englischen Marvel-Hefte wieder ordentlich Futter. Bounty Hunters #27: Havoc at the Accretion Disco und das die Mini-Reihe abschließende Obi-Wan #5 dürften für gute Unterhaltung bei allen Lesergruppen sorgen.

Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung des Comics, sodass sowohl der Beitrag als möglicherweise auch die Kommentare Spoiler enthalten werden.

Da es keine inhaltlichen Abhängigkeiten zwischen den Heften gibt, gibt es keine empfohlene Lesereihenfolge.

Bounty Hunters #27 – rezensiert von Matthias

Der Inhalt

Bounty Hunters #27 (September 2022)
Bounty Hunters #27 (14.09.2022)

T’onga und ihre Crew an Bord der Edgehawk werden etwas von Alpträumen, Rachegelüsten und Langeweile geplagt. Aber schon bald stehen neue Aufgaben eines neuen Auftraggebers an. Nur dass es sich dabei um das Pyke-Syndikat handelt, was nicht nur glückliche Erinnerungen bei den Teammitglieder hervorruft. Ihr Auftrag besteht darin, einen Gangster des Pyke-Syndikates und dessen Siegesfeier zu beschützen, während dessen Rivale, der die Niederlage erlitten hat, auch auf Rache sinnt. Dass dies nicht so einfach werden wird, wie es erstmal klingt, ist dem Team aber mehr als bewusst. Immerhin findet diese Feier an einem sehr coolen Ort statt, einer Raumstation, die unweit der Akkretionsscheibe des Schwarzen Loches im Crseih-System im All schwebt. Die Begrüßung dort ist nicht eben freundlich, besonders nicht für Tasu.

An Bord des Sternenzerstörers Rightous Fist versucht derweil Beilert Valance, seinen Kummer im Alkohol zu ertränken, scheitert aber daran, dass seine diversen Implantate den Alkohol sofort zersetzen und ihm ja auch die menschlichen Geschmacksknospen verloren gegangen sind … kurz: sich betrinken macht keinen Spaß und keinen Sinn mehr. Aber dies ist nicht der Grund, warum er sowohl die Einladung einer Offizierin ignoriert als auch General Bordeaux, der ihm von seinen Heldentaten auf Hoth erzählen möchte, kein Gehör schenkt. Denn ihm ist schlagartig bewusst geworden, dass ihn doch mehr als nur eine dienstliche Beziehung mit Lt. Haydenn verbindet und wird – nachdem er sofort zu ihr gelaufen ist – für seinen Gefühlsausbruch mit einem gleichartigen ihrerseits belohnt.

Nicht das Gewirr der Gefühle, sondern jenes auf der Party halten T’onga und ihr Team auf Trab. Nach der etwas verunglückten Begrüßung geht man sogleich zum handfesten Teil über und liefert sich ein Gefecht mit Attentätern des Kanji-Klans. Dabei geht es munter hin und her und während alle anderen mit irgendwelchen Kämpfen gegen die Attentäter oder eigene Erinnerungen beschäftigt sind, fällt es Tasu zu, die zu beschützenden Pykes in den Sicherheitsraum zu bringen. Doch auf dem Weg dorthin stellt sich ihnen der Anführer der Kanji-Attentäter mit einem kleinen Team in den Weg. Da er in Tasu keinen Feind, sondern einen ausgenutzten Bruder sieht, kommt es aber nicht zu einem Kampf, sondern er versucht nur Tasu klarzumachen, dass er nicht in seinem besten eigenen Interesse handelt mit dem, was er da gerade tut und dass seine Treue den Seinen, den Kanji, und nicht seinen falschen Freunden gelten sollte. Eine Unterredung mit Folgen, wie T’onga einige Zeit später erkennen muss, als sie kommt, um Tasu zu unterstützen, aber neben Tasu nur noch die Leichen ihrer Schutzbefohlenen vorfindet.

Die Umsetzung

Ethan Sacks konzentriert sich in seiner Geschichte weiterhin auf T’onga und ihr Team und hält sich Beilert auf einer der hinteren Herdplatten gerade noch so warm, dass man ihn nicht völlig vergisst. Die Geschichte ist stimmig, die Charaktere bleiben sich und ihrer Vorgeschichte treu, sodass die Entwicklung von Tasu nicht ganz überraschend kommt. Diese Wendung eröffnet für die kommenden Hefte eine Vielzahl an neuen Entwicklungsmöglichkeiten und -richtungen. Welche Rolle Valance in dem Ganzen noch mal spielen wird oder soll ist unklar. Er ist derzeit ganz klar unwichtig, aber doch nicht uninteressant, denn das Philosophieren über das Betrinken, das nicht mehr funktioniert, und die ewige Frage, ob Maschinen Gefühle empfinden können, sind interessante Nebengedanken, die aber nichts mit der aktuellen Hauptgeschichte zu tun haben.

Zur wie immer hervorragenden grafischen Umsetzung durch Paolo Villanelli und Arif Prianto gibt es kaum noch ein Kompliment, dass ich nicht im Laufe der Reihe schon gemacht hätte. Das übliche Kampfgetümmel während des für diese Reihe üblichen Kampfes hat man diesmal durch besondere Farbigkeit übermalt. Eine interessante Variante, die meine Zustimmung findet, auch weil die Farbigkeit an entscheidender Stelle durch ein fast monochromatisches Panel kontrastiert wird.

Fazit

Ein inhaltlich überwiegend gut und grafisch wieder sehr gut gelungenes Heft, welches mich schon ungeduldig auf das nächste Heft warten lässt. Es scheint, wir kommen endlich mal wieder ein Stück aus dem üblichen „Saga-Sumpf“ heraus und lernen ein paar neue Ecken und Vorgänge kennen.

Obi-Wan #5 – rezensiert von Patricia

Zum Inhalt

Obi-Wan #5 (September 2022)
Obi-Wan #5 (14.09.2022)

Finale! Mit dem Kapitel „Ben“, der fünften Ausgabe der Serie ObiWan, endet heute die Literatur-Fanfare rund um den Fanliebling. Wie immer stammt die Geschichte dabei von Christopher Cantwell, der dieses Mal zeichnerisch von Adriana Melo und farblich von Dono Sánchez-Alamara unterstützt wurde, während die Tusche von Mayne Faucher stammt.

Spannend an dieser Ausgabe: wir verlassen den gewohnten Aufbau aus Rahmenerzählung und Flashback und befinden uns jetzt in der Gegenwart. Natürlich bekommen wir aber auch dabei zu wissen, was Obi-Wan Kenobi in sein Tagebuch schreibt, dessen Einträge er in diesem Heft beendet.

Das Kernproblem der Ausgabe ist für ein abschließendes Heft leider eher wenig spannend. Die Tusken haben Kanister des Imperiums gestohlen, das sich daraufhin auf die Jagd nach den Dieben macht und in einen Hinterhalt gelockt wird, während sich zur gleichen Zeit auch Obi-Wan auf den Weg macht, um mit den Jawas zu handeln. Machte doch The Book of Boba Fett zuletzt erst einen Schritt vorwärts, was die Darstellung des Tusken-Stammes betrifft, fühlt es sich hier doch wieder nach einer Rückkehr zur Darstellung der Filme an. Dies passt natürlich in das Bild von Episode IV, dennoch würde mich an dieser Stelle das Urteil einer indigenen Person über die Darstellung der „Räuber“ in diesem Heft interessieren. Klar offensichtlich wird zumindest, wie abscheulich das Verhalten des imperialen Offiziers ist, der den Klan abgeschlachtet sehen will. Ebenfalls wird deutlich, dass hinter den Sturmtruppen Menschen stecken, als der mit dem Mord beauftragte Soldat Zweifel äußert. Außerdem werden die Vorurteile den Sandleuten gegenüber aufgegriffen, die eigentlich genau wie jeder Andere auf Tatooine einfach nur überleben wollen.

Der Twist, dass die Tusken die Sturmtruppen geplant hintergehen, ist clever, wobei mir die Geschichte insgesamt etwas zu einfach gestrickt ist. Vielleicht liegt das auch daran, dass die handelnden Figuren in dieser Ausgabe abgesehen von Obi-Wan allesamt ziemlich wenig Persönlichkeit haben (was bei Sturmtruppen natürlich nicht verwunderlich ist). Das Spannendste an dieser Ausgabe ist also – wie so oft – wieder einmal Obi-Wans Introspektion. Er stellt fest, dass er trotz Rang des Generals und Ausbildung als Hüter des Lebens dennoch nicht darübersteht, Teile der getöteten Soldaten zu stehlen, um auf Tatooine zu überleben. Insgesamt vermittelt diese Ausgabe damit also die Botschaft, dass alle drei Parteien im Grunde das Gleiche tun, doch auf unterschiedliche Weise und aus grundverschiedener Moral handeln.

Ganz der Jedi rettet Obi-Wan einen verletzten Sturmtruppler, doch der Mann zeigt ihm keine Dankbarkeit, nachdem er erwacht und flieht zurück zum Imperium. Wenig überraschend wird ihm dort jedoch keine Barmherzigkeit zuteil und ihn erwarten ganz im Gegenteil sogar vermutlich Strafen. Hier wird die Gutmütigkeit des Jedi und die Skrupellosigkeit des Imperiums kurz vor Kenobis letzten Tagen noch einmal schön kontrastiert. Mit der letzten Seite der Serie und dem Vorüberziehens des Sturms schließen wir dann Obi-Wans Tagebuch, der sein Ende bereits kommen spürt. So wird es zum Schluss dann doch noch etwas emotional, als wir einen Blick auf Luke erhaschen und Kenobis Tod sehen. Dieses Ende lebt natürlich von der Nostalgie des Films, für das Schlusswort der Reihe funktioniert dies aber auch. Mit dem bewegenden Zitat „For none of us is alone. Even in our darkest hour” beendet Kenobi seine Erzählungen und lässt uns trotz wenig spannender und etwas belangloser Handlung mit einem wehmütigen Gefühl zurück.  

Zu den Zeichnungen

Zurück zum leidigen Thema wechselnde Zeichnungen … es ist nach wie vor jeden Monat eine Überraschungstüte, ob der Zeichenstil überzeugen wird. Leider gehören die Illustrationen in Heft #5 nicht zu meinen Favoriten. Obi-Wan ist gut getroffen worden, doch die Gesichtsausdrücke – wenn denn mal Gesichter zu sehen sind – der anderen Protagonisten sind für meinen Geschmack zu überzogen und verzerrt. Auch ist teilweise die Perspektive etwas seltsam, besonders wenn von oben auf die Charaktere geschaut wird. Insgesamt ist die zeichnerische Ausgestaltung der Ausgabe eher schlicht, positiv hervorheben lassen sich jedoch die Wüstenlandschaften Tatooines. Auch an der Koloration gibt es nichts auszusetzen. Sie ist ebenfalls relativ eintönig, was aber an der nächtlichen Szenerie und den matten Farben des Planeten liegt, dessen Atmosphäre gut eingefangen wurde.

Fazit

Mit dem Kapitel „Ben“ findet Obi-Wan seinen leider nicht ganz so krönenden Abschluss. Die strukturell interessant gestaltete Serie ist nun über fünf Monate hinweg einem spannenden Konzept gefolgt – konnte aber durch fehlende Verbindungen und zu losgelöste Geschichten mit wenig interessanten Nebencharakteren nur mäßig überzeugen. Genau dies sind auch die Hauptprobleme dieser langatmigen Ausgabe, nachdem es im letzten Monat ein eindeutiges Highlight der Serie gab. Insgesamt lohnt sich die Reihe für Obi-Wan-Fans und stellt den Protagonisten treffend dar, auch einige vielversprechende Konflikte wurden angeschnitten. Lesende mit Spaß an toller Prosa werden in Obi-Wans Tagebucheinträgen auf ihre Kosten kommen, wer sich allerdings eine Geschichte mit größerer Tragweite erhofft, ist bei den Romanen Brotherhood und Padawan besser aufgehoben.


T’ongas Team ist erst am 2. November in Bounty Hunters #28 wieder im Einsatz. Für die nächste Woche dürft ihr euch dann auf Darth Vader #27 und The Mandalorian #3 freuen.

Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

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