Marvel-Mittwoch: Han Solo & Chewbacca #2 und Doctor Aphra #20

Dieser Marvel-Mittwoch steht ganz im Zeichen eingespielter Duos. In Han Solo & Chewbacca #2: The Crystal Run, Part 2 müssen Han und Chewbaca zusammen mit Greedo einen Raubzug für Jabba den Hutten durchführen, während die Suche von Chelli und Sana in Doctor Aphra #20: Eternity an ihrem Ziel angelangt zu sein scheint. Ob sie auch die Früchte trägt, die sich die verschiedenen Beteiligten für sich erhofft haben, wird sich zeigen.

Achtung: Im Marvel-Mittwoch rezensieren wir die Hefte samt Handlung und etwaigen Plot-Twists, sodass ihr in diesem Beitrag und auch in den Kommentaren Spoiler zu den Ausgaben vorfinden werdet. Lesen und Mitdiskutieren sind erwünscht, erfolgen aber auf eigene Gefahr!

Da nur das Doctor Aphra Heft zum Crimson Reign Crossover gehört, gibt es dementsprechend auch keine empfohlene Lesereihenfolge.


Han Solo & Chewbacca #2 – rezensiert von Lukas

… und warum hast du den armen Greedo gegrillt?

Jabba, Star Wars: Episode IV Eine neue Hoffnung

Inhalt

Zweieinhalb Monate mussten für uns ins Land ziehen, damit der Cliffhanger aus Ausgabe #1 mit dem Auftauchen von Hans (vermeintlichem?) Vater endlich aufgelöst wird. Bevor es so weit ist, springen wir allerdings noch in einer kleinen Rückblende in die Kindheit unseres Lieblingsgauners Solo und bekommen einen klassischen „Ich baue zwar Schiffe, aber du wirst sie fliegen!“-Moment zwischen Vater und Sohn. Wieder in der Gegenwart angekommen, verpasst Han dem alten Mann namens Ovan eine und hält seine Enthüllung für einen Trick. Ihm kommt allerdings schnell wieder der im letzten Heft etwas mies gelaufene Einbruch in den Sinn und er glaubt, dass Ovan ihnen mit dem Besorgen der richtigen Ausstattung helfen kann, Augustus Graves‘ Safe zu knacken.

Han überzeugt schließlich Greedo und Chewie, mit dem guten alten Verkleidungstrick in das Penthouse zu gelangen, davor überreicht Ovan Han jedoch noch die versprochene Ausrüstung. Bei diesem Gespräch erinnert sich der Mann, der sich als Solos Vater ausgibt, im Wortlaut an den Kindheitsmoment vom Anfang des Heftes, wodurch seine Identität glaubhafter wird und Han ihm eher vertraut. Nach einem kurzen Einbruch bei der von Graves engagierten Sicherheitsfirma erreichen Greedo, Han und Ovan in entsprechenden Uniformen das Penthouse. Beim Knacken eines Schlosses zeigt sich, dass Greedo kein Meister seines Fachs ist, was Han nicht begeistert auffasst. Er nimmt die Sache selbst in die Hand und bringt in einer an den Zellenblock auf dem Todesstern erinnernden Funk-Aktion das Personal dazu, die Tür zu öffnen. Die Rivalität des sich bemühenden, aber inkompetenten Greedo im Vergleich zum improvisierenden, mitunter übermütigen Han, der keine Gelegenheit auslässt, einen entsprechenden Kommentar für Greedo auf Lager zu haben, charakterisiert Autor Marc Guggenheim in Momenten wie diesen gut heraus, sodass Greedos Motivation gegen Han in seinem kurzen, aber denkwürdigen Filmauftritt nachvollziehbarer wird.

Die Handlung macht einen kurzen Ausflug nach Tatooine, wo Jabbas rechte Hand Bib Fortuna von Marshal Buck Vancto aus der Debütausgabe besucht wird. Vancto ist noch auf der Suche nach Solo und erpresst Fortuna, um mehr über dessen aktuellen Auftrag und Aufenthalt zu erfahren. Derweil fällt es Han nach wie vor schwer, Ovan voll und ganz zu vertrauen, wurde er doch bereits von einer Vaterfigur wie Beckett hereingelegt. Doch zeigt ihm sein „Vater“ ein Hologramm von ihm selbst mit seiner Mutter, das einzig existente, wie er sagt. Han erwähnt außerdem seinen Würfelanhänger, der vor allem in den Sequels und Solo: A Star Wars Story prominent zu sehen war, woraus wir schließen können, dass er diesen vor langer Zeit von seinem Vater bekommen hat.

Endlich am Safe angekommen gelingt es der Truppe, diesen aufzuschneiden, jedoch stellt sich heraus, dass er leer ist. Zu allem Überfluss geht durch eine in Greedos glitschige Finger gelangte Vase auch noch ein Alarm los und umstellt von tatsächlichen Sicherheitsleuten endet das Heft mit einer wieder mal scheinbar aussichtslosen Situation für Han und seine Begleiter.

Dieses Heft gestaltet sich im Vergleich zu Ausgabe #1 deutlich übersichtlicher, weniger überladen und sehr auf die Figuren und ihre Beziehungen zueinander fokussiert. Das wird allein schon daran deutlich, dass es (vielleicht abgesehen von dem Tierkampf, dem Bib Fortuna beiwohnt) keine einzige wirkliche Actionszene gibt. Der Fokus liegt klar auf Han und der Frage, inwiefern dieser andere Mann sein Vater ist, oder inwiefern er das Wiedersehen einfach nur emotional verdrängen möchte. Des Weiteren werden wie schon erwähnt die Beziehung von Han und Greedo für den Kanon definiert und die Herkunft der Würfel angedeutet. Manch knapper Zeitsprung innerhalb der Handlung geschieht zwar etwas unvermittelt und Chewbacca, der immerhin die zweite Titelfigur darstellt, verkommt in dieser Ausgabe beinahe zur Randerscheinung, jedoch zeigt dies nur, wie gut die Geschichte hier ihren Fokus behält und wie sehr sie sich Zeit lässt, ein wichtiges Puzzlestück in der Biographie des Han Solo zu bilden.

Zeichnungen

Die Zeichnungen von David Messina stehen dem in nichts nach. Zwar wirkt sein Han auf mich, anders als der gelungene Mix aus den Schauspielern Harrison Ford und Alden Ehrenreich im letzten Heft, jetzt nur noch wie der junge Harrison Ford, das tut den Zeichnungen allerdings keinen Abbruch. Es ist darüber hinaus erstaunlich, wie viele Charakterzüge Messina diesmal Greedo verpasst, umso mehr, wenn man bedenkt, dass dieser als Rodianer begrenzte Mimik und die Zeichnungen so weniger Möglichkeiten haben, stumme Gedanken oder kleine emotionale Regungen zu transportieren. In jedem Panel habe ich dadurch das Gefühl, Greedo nachempfinden zu können und besonders seine Reaktionen auf Hans unfreundliche Aussagen ihm gegenüber sind zwar sehr klein, aber dennoch spürbar. Die Farbgebungen von Alex Sinclair fallen nun auch weniger dunkel aus und passen gut zu jedem Setting, egal ob Tatooine, Flashback oder Penthouse.

Fazit

Ein durch und durch gelungenes Charakter-Heft, dass Beziehungen ausleuchtet und den nächsten Schritt des Auftrags geht, ohne sich in Actionszenen oder Schaueffekten zu verlieren. Es bleibt spannend, wie sich Hans Geschichte mit Ovan entwickelt und wohin die Reise für diverse Figuren noch geht, wenn sie, wie Marshal Vancto, auf unser Schmugglerteam treffen.

Bewertung: 4 von 5 Holocrons
Bewertung: 4 von 5 Holocrons

Doctor Aphra #20 – rezensiert von Matthias

Der Inhalt

Doctor Aphra #20 Cover
Doctor Aphra #20 (18.05.2022)

Der Comic beginnt mit einer Rückblende und wir sehen Kho Phon in der Einstiegsvorlesung von Sava Nos, sowie Chellis ebenso gewagten wie wackeligen zweiten Anwerbungsversuch. Nos fasst unterdessen das Wissen über die Aszendenten aus den letzten Heften zusammen und kommt dann auf die inhaltlich mehrdimensionale Bedeutung des Mantras der Aszendenten zu sprechen. Es gebe nicht nur einen Einblick in ihre Kultur, sondern auch in ihre Werte und enthalte nicht zuletzt eine Anweisung wie man zum Funken der Ewigkeit gelangen kann.

Nun muss Kho Phon in der Gegenwart und tief unter diesem alten Vorlesungssaal zeigen, ob xier die Übersetzung des Mantras gut genug gelungen ist, xier den Weg zum Funken der Ewigkeit zu ebnen. Natürlich will xier dabei von xiem alten Lehrmeisterin wissen, warum diese, wenn sie diesen Ort doch schon vor einem Jahrzehnt gefunden hat, nicht schon früher den Ritus vollendet hat. Dafür sind, wie der Reim fordert, aber Drei erforderlich. Wie gut, dass Nox die zwischenzeitlich eingetroffene Chelli entdeckt hat, was auch diese Anforderung erfüllen würde. Nach einem kleinen verbalen Schlagabtausch sprechen dann doch die Waffen, was in einer rein aus Metall bestehenden Kammer wegen all der Querschläger ein heikles Unterfangen ist. Schließlich gelingt es Kho Phon, Sana dank xies magischen, ähm, magnetischen Kräften ihren Blaster zu entreißen. Aber so leicht gibt Aphra nicht auf und die Auseinandersetzung geht auf höherem Level noch etwas weiter, was in blutigen Schrammen und Nasen für beide endet.

Aber auch das Ritual schreitet voran, denn sowohl Aphra als auch Kho Phon haben praktischerweise ein paar ihrer Blutstropfen in das dafür vorgesehene Auffangbecken tropfen lassen, so dass Nos den Ritus nun durch die Zugabe ihres eigenen Blutes vollenden kann. Zwar ist Kho Phon erstmal außer Gefecht gesetzt, aber als Aphra sich des Funken bemächtigen will, durchschlägt dieser ihren Körper. Sana kann zwar gerade noch die auf dem Altar zusammenbrechende Aphra erreichen, aber diese beginnt bereits eine Metamorphose zu durchlaufen und ersteht als selbst erklärte Verkörperung der Ewigkeit wieder auf. Was dies nun bedeutet, werden wir ab dem nächsten Heft erfahren, aber aus der schillernden Antikenhändlerin Aphra scheint nun das rot-strahlende Produkt einer eigentlich längst untergegangen Religionsgemeinschaft geworden zu sein.

Die Umsetzung

Alyssa Wong hat auch in diesem Heft wieder eine flüssige und fesselnde Geschichte komponiert. Nur der Umstand, dass bei beiden die Blutstropfen aus den Nasen ausgerechnet in das entsprechende Auffangbecken tropfen und somit den Ritus ermöglichen, ist schon arg gewollt Die Idee war zwar nicht schlecht, aber da hätte man sich noch etwas Geschickteres einfallen lassen können. Sehr schön fand ich auch das Zusammenspiel aus Rückblenden und Gegenwart und wie die schon damals durchaus nicht spannungsfreie Beziehung zwischen Kho Phon und Chelli dargestellt wurde. So wirken die beiden und auch Sava Nos eigentlich nicht wie Widersacherinnen, sondern mehr wie die (neu)gierigen Forscherinnen von einst, vereint in einer etwas unheiligen Gemeinschaft, kurz davor, eines der großen Geheimnisse zu lösen, welches sie schon sehr lange begleitet hat. Zu sehr von dem fasziniert, was da kommen könnte, um sich noch von den Gefahren schrecken zu lassen. Kurz, Aphra at it’s best. Ob ihre Verwandlung Gutes auch für die folgenden Hefte verspricht, wird sich erst noch zeigen müssen.

An den wie immer sehr gelungenen Zeichnungen von Minkyu Jung and den Kolorierungen von Rachelle Rosenberg gibt es ebenfalls wie immer nichts auszusetzen. Einzig das Rätsel um den merkwürdig geformten Stift, den Kho Phon von Chelli bei deren Anwerbungsversuch übernimmt, hat sich mir nicht erschlossen. Aber vielleicht erfahren wir dessen Auflösung noch in einer zukünftigen Rückblende.

Das reguläre Cover stammt von W. Scott Forbes, die üblichen zwei Variant Cover kommen von Steven Cummings mit Unterstützung von Rachelle Rosenberg und Paul Renaud.

Fazit

Das Heft hat mich sehr gut unterhalten. Es schließt zwar den aktuellen Handlungsbogen ab, eröffnet aber nahtlos sofort einen neuen. Ich bin sehr gespannt, wie Aphra da wieder rauskommt.


Nach aktueller Planung stehen sowohl Han Solo & Chewbacca #3: The Crystal Run, Part 3 als auch Doctor Aphra #21 für den 29. Juni an. Aber wegen der weiterhin bestehenden Papier- und allgemeinen Lieferlogistikproblemen kann es auch weiterhin zu kurzfristigen Verschiebungen kommen. Wir halten euch auf dem Laufenden!

Für nächste Woche sind keine neuen englischen Marvel-Comics eingeplant, so dass es erst am 1. Juni mit Darth Vader #23 und Bounty Hunters #23 weitergehen wird.

Wir danken Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre!

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