Rezension: Die Legenden von Luke Skywalker (Manga-Version)

Wir alle sind Luke Skywalker!

Bereits im November 2021 erschien die Comic/Manga-Adaption zu Ken Lius Die Legenden von Luke Skywalker. Da ich das Buch aus der Journey to Star Wars: Die letzten Jedi aber noch nicht gelesen hatte, musste ich das erst einmal nachholen. Wie üblich bei Adaptionen werde ich auf den Inhalt nicht noch einmal eingehen. Lest hier gerne noch einmal die Rezensionen von Janina und Julian. Ganz stimme ich mit den beiden zwar nicht überein, aber das soll uns den Spaß am Manga/Comic nicht nehmen.

Die Adaption enthält vier der Kurzgeschichten aus dem Jugendroman, die jeweils von einem anderen Mangaka bzw. Team gezeichnet wurden. Die Rahmenhandlung, sowie die Geschichten Die Mythen-Killerin, die ich nicht vermisst habe, und Fischen in der Flut, die in meinen Augen beste Geschichte des Buches, fallen komplett raus.

Die Adaption wird international als Manga vermarktet und wurde auch von Mangaka erstellt. Allerdings wurde sie für den westlichen Markt konzipiert. Das erkennt man vor allem daran, dass die Leserichtung falschherum ist. Also falschherum für einen Manga und richtigherum für einen westlichen Comic. PaniniManga, die Manga Sparte von Panini, macht das außerdem deutlich, indem ein weitaus größeres Format gewählt wurde als bei regulären Manga, während die tatsächlichen Star Wars-Manga, wie Verlorene Welten, Leia und Rebels im Manga-Standardformat gehalten sind. Am Rande des Gleichgewichts hat übrigens die gleiche Anpassung erfahren. Die deutsche Übersetzung stammt von Markus Lange.

Die erste Geschichte ist Der Schiffsfriedhof. Sie wurde von Akira Fukaya und Takeshi Kisaki gezeichnet und handelt von einem imperialen Schützen, der in der Schlacht von Jakku kämpft und auf dem Planeten von Luke gerettet wird.

Die Zeichnungen wirken gleich zu Beginn sehr grob und auf mich auch ziemlich abschreckend. Die Linien sind selten klar gezogen und eher verwackelt als tatsächliche Linien. Etwa zur Hälfte hin hat man sich aber an den Zeichenstil gewöhnt. Gut finde ich ihn aber trotzdem nicht. Da gibt es selbst in diesem Band so viel bessere Stile, die für eine einleitende Geschichte besser gewesen wären, aber anscheinend will man schwach anfangen und sich dann in der Qualität steigern.

Auch der Inhalt weicht teilweise stark von der Vorlage ab. Dies geht weit über die üblichen Kürzungen für grafische Adaptionen hinaus. Ganze Unterplots und Teilhandlungen wurden weggelassen, was die komplette Charakterentwicklung des namenlosen Schützen untergräbt, wie wir sie in der Vorlage lesen durften.

Diese Adaption ist für mich sowohl grafisch als auch erzählerisch ein Totalversagen.

Geschichte Nummer zwei ist die Adaption zu Ich, der Droide. Für diese war Haruichi zuständig, welche auch den Manga zu Leia – Prinzessin von Alderaan zeichnet. Sie handelt von dem Droiden Zeta, der von Sklavenhändlern entführt und in Minen als Aufseher eingesetzt wird. Allerdings werden die Droiden in den Minen mit Überbrückungschips zur Arbeit und zur Grausamkeit gegenüber anderen Droiden gezwungen. Auch R2-D2 ist dabei. Was in der Adaption ziemlich spät erwähnt wird, ist, dass diese Chips einen absichtlichen Fehler haben, den die Droiden aber nicht beheben können und durch den sie wieder normal werden. Dies soll die Maschinen demütigen, sofern Maschinen überhaupt gedemütigt werden können.

Ich, der Droide war schon in der Vorlage eine der besseren Geschichten und kann auch in diesem Comic/Manga glänzen. Haruichi muss zwar aufgrund der geringen Seitenzahl unglaublich viel Inhalt weg lassen, zum Beispiel Zetas Wirken vor der Sklaverei, aber sie schafft es, den Droiden in ihren Zeichnungen Emotionen einzuhauchen. Es wäre gelogen, wenn ich schreibe, ich wüsste nicht, dass das möglich ist, aber beeindruckend ist es allemal. Auch die Wahl der übrigen, in der Vorlage nicht genauer spezifizierten Droiden, ist super gelungen und ich habe mich gefreut einige bekannte Modelle unter ihnen zu sehen.

Ich, der Droide ist eine sehr gelungene Adaption, die sich auch ohne die Vorlage verstehen lässt und deren Zeichnungen einen echten Mehrwert zur Geschichte beitragen.

Die Geschichte der schwermütigen Mote leidet unter einem ganz spezifischen Problem. Die von Subaru illustrierte Adaption fängt die Vorlage perfekt ein. Die Zeichnungen sind sehr jugendlich und es macht Spaß, sie anzuschauen. Besonders Luke und Leia sind richtig süß geworden, man kann alle Charaktere erkennen und der Story gut folgen. Es wurden an sinnvollen Stellen Teile der Geschichte eingespart, um auf die Seitenanzahl des Manga/Comics herunter zu kommen.

Leider ist die Vorlage bereits eine schlechte Geschichte, die von einem Floh handelt, der erst für den Erfolg von Salacious B. Crumb verantwortlich sein will und sich nun die Lorbeeren für das Überleben der Helden in Jabbas Palast in Die Rückkehr der Jedi-Ritter aufsetzt. In der Rahmenhandlung des Buches wird dies bereits stark angezweifelt und kritisiert, diese fehlt hier aber und so bleibt die Geschichte unkommentiert so stehen und sollte bei der Zielgruppe dieses Bandes eigentlich nicht so stehen bleiben. Ich sehe es schon kommen, dass ich demnächst wieder mit Grundschülern diskutieren muss, ob ein Floh Luke gelenkt hat wie in Ratatouille

Die letzte Geschichte, Verschluckt, ist nicht nur in diesem Manga/Comic die beste, sondern auch in der Vorlage. Gezeichnet wurde sie vom Künstlerduo Akira Himekawa. Es geht um eine junge Biologie-Studentin, die zusammen mit Luke Skywalker von einem Exogorthen verschluckt wird, also einer Weltraumschnecke wie aus Das Imperium schlägt zurück. Hier erleben sie allerlei Abenteuer, bevor sie sich durch das selbstlose Opfer dreier seit tausenden von Jahren gefangenen Jedi befreien können.

Tatsächlich ist mir, abgesehen von eingedampfter Exposition, keine Stelle aufgefallen, die wirklich gekürzt wurde. Jene Stellen, an denen tatsächlich Handlung nicht gezeichnet wurde, wurden durch den Erzähltext aufgegriffen. Ein Beispiel hierfür findet sich im Magen der Schnecke. Selbst den Witz der Geschichte haben die Künstler aufgegriffen und er funktioniert hier durch die aussagekräftigen Charaktermodelle sogar noch besser.

Wer die Vorlage spitze fand, wird diese Adaption lieben. Wer wie ich die Vorlage eher durchwachsen fand, schließt sich vermutlich eher meinem Urteil an. Die Adaption ist größtenteils gelungen, wenn man von der ersten Geschichte im Ganzen absieht. Ansonsten kann man den Band gut kaufen, wenn man sich einige Geschichten noch einmal in Erinnerung rufen will. In meinen Augen lohnt es sich aber wirklich nur für die Geschichten Ich, der Droide und Verschluckt.

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares! 🙂

Schreibe einen Kommentar