Also, ein letztes Mal: Bist du wirklich sicher, dass du weiterlesen willst?
Aus der Einleitung
Ende letzten Jahres überraschte Panini mit der Ankündigung, die Geschichtensammlung Dark Legends von Autor George Mann in deutscher Übersetzung zu veröffentlichen. Im Februar folgte die erfreuliche Nachricht, dass der Inhalt sogar mit der erweiterten Sonderausgabe, die exklusiv bei Target zu haben war, übereinstimmt und das Buch damit sogar zehn anstatt sieben Kurzgeschichten enthalten wird – auch wenn im Klappentext immer noch von nur „sieben (…) Erzählungen“ die Rede ist. Die ursprüngliche Ausgabe, die am 28.07.2020 in den USA erschien, wurde hier bereits von Florian rezensiert. Einen separaten Nachtrag von ihm über die drei Bonus-Storys aus der Target-Edition findet ihr hingegen hier. Am 15. Juni erschien nun also unter dem Titel Dunkle Legenden die deutsche Ausgabe, die auf 188 Seiten alle 10 in den USA veröffentlichten Geschichten, von Andreas Kasprzak und Tobias Toneguzzo übersetzt, enthält.
Bei Dunkle Legenden handelt es sich, wie beim ebenfalls von George Mann verfassten Vorgänger Myths & Fables – auf Deutsch bisher unveröffentlicht – um eine Sammlung von Märchen, Sagen und Legenden, die man sich in der weit, weit entfernten Galaxis erzählt und die sich so oder so ähnlich auch zugetragen haben könnten. Jede Geschichte spielt dabei in einer anderen, manchmal sogar gar nicht definierten Epoche der Galaktischen Geschichte und nimmt in Personen und Ereignissen keinen Bezug zu anderen Geschichten im Band. Mehrere Geschichten spielen jedoch auf dem Planeten Batuu und lassen sich damit im Umfeld von Disneys Themenpark Galaxy’s Edge verorten, dies dürfte allerdings eine reine Marketingentscheidung gewesen sein. Von Myths & Fables unterscheidet sich der Roman dadurch, dass hier die dunkle Seite der Macht, finstere Orte und düstere Aspekte der Galaxis im Vordergrund stehen, es handelt sich also primär um Schauergeschichten. Das wird auch noch einmal im an klassische Märchenbücher erinnerndem Vorwort deutlich, in dem der Leser vor dieser Sammlung an Horror-Märchen gewarnt und darauf hingewiesen wird, dass das Lesen auf eigene Gefahr geschehe. Diese Einleitung ist ganz nett und bietet einen guten Einstieg für das Gefühl, ein tatsächliches In-Universe-Geschichtenbuch in der Hand zu halten.
Jede der 10 Geschichten wird neben einem Symbol, dass zu einer Fraktion gehört, die in der Geschichte auftaucht (der Sith- und Jedi-Orden, das Imperium, Batuu), mit einer Illustration von Grant Griffin eingeleitet. Leider sind diese atmosphärischen Bilder im Gegensatz zu den US-Veröffentlichungen in schwarz-weiß gehalten. Die Illustrationen zu den Geschichten Der Vorgänger und Blutmond, die auf dem Front- bzw. Backcover abgebildet sind, haben wir auf diesen zwar in einer kolorierten Version, jedoch trifft das auf die Zeichnungen innerhalb des Buches nicht zu. Es ist auch dem Druck des Buches geschuldet, dass man in diesen relativ schwer Details erkennen kann und die Bilder sehr schattig und zu dunkel wirken. Darüber hinaus hätte ich persönlich die Bilder jeweils am Ende der Geschichte gesehen, da sie meistens in Kombination mit den Titeln den zentralen Twist der Geschichte vorwegnehmen und die einzelnen Sagen und Märchen so teilweise um ihre Spannung bringen. Das wurde so allerdings aus der US-Fassung übernommen.
Was die Geschichten selbst angeht, sind, wie man es von Anthologien gewohnt ist, einige interessanter als andere. Als meine Lieblingsgeschichten haben sich Blutmond und Der goldene Käfig herausgestellt, auch Der dunkle Spiegel, der einzigen Geschichte mit Jedi-Rittern im Mittelpunkt, konnte ich viel abgewinnen. Dadurch, dass sie alle vom Autoren George Mann stammen, entsteht was den Schreibstil angeht jedoch ein einheitliches Bild, so als wären die düsteren Märchen auch innerhalb der Galaxis vom selben Geschichtensammler aufgeschrieben worden. Es gibt, wie bei Fabeln übrig, nur sehr wenig Dialoge in wörtlicher Rede und einen gewissen Grad an auktorialem Erzählen, was den Märchencharakter unterschreibt und noch vertrauter macht. Hin und wieder fühlte ich mich stilistisch stark an Die Märchen von Beedle dem Barden von J. K. Rowling erinnert, dass in seinem Universum eine ähnliche Funktion erfüllt, wie die Werke von George Mann jetzt für Star Wars. Ich finde interessant, wie Mann es schafft, für seine Schauergeschichten sowohl Motive, die typisch Star Wars sind, zu verwenden (wie zum Beispiel in Der Vorgänger Vaders Angewohnheit, unterstellte Offiziere zu erwürgen), als auch klassische Stoffe unserer Literatur zu verwenden und sie für die Galaxis neu zu interpretieren. Zum Beispiel zeigt uns Blutmond mit einer sehr schönen und kreativen Erklärung, wie Werwölfe im Star Wars-Universum aussehen könnten und in Der Schlaf der Ewigkeit entdecken wir eine sehr dunkle und karbonitlastige Version des Dornröschen-Märchens.
Auch wenn der große rote Faden fehlt, macht das Lesen der einzelnen Geschichten durchaus Spaß, was das ganze Buch zu einem kurzweiligen Vergnügen macht. Spätestens zur Halloween-Zeit dürften sich die gruseligen Märchen auch gut für Star Wars-Leser ab 12 Jahren eignen. Die meisten Geschichten machen zwar keine Gefangenen und enden, wie auch klassische Horrorgeschichten von z.B. Edgar Allan Poe, düster und kompromisslos. Da die Figuren jedoch nur in ihren jeweiligen, maximal 18 Seiten langen Geschichten eine Rolle spielen und, wie für Sagen typisch, relativ distanziert und mehr als Archetypen denn als Charaktere gezeichnet werden, wachsen sie einem nicht ans Herz, bevor man sich schon wieder von ihnen verabschieden muss. Selbst in der Geschichte Bakurat, eines der emotionaleren Kapiteln der Sammlung, spielt die Moral und das fantastische Element der Zukunftsvorhersage eine größere Rolle, als das eigentlich tragische Schicksal ihres Protagonisten.
Der schwammige Kanonstatus der Geschichten, inwiefern sie sich so zugetragen haben und inwieweit man sie sich wirklich nur als Geschichten in der Galaxis erzählt, tun jedenfalls der Kreativität und dem Freiraum, in dem sich diese sonst selten so gesehenen Stories entfalten dürfen, ungemein gut. Wie bei unseren Märchen auch, dürfte den meisten hier jedoch ein wahrer Kern zugrunde liegen und historische Persönlichkeiten wie Darth Caldoth, der auch in anderen Werken Erwähnung finden – und auch bereits in einer Kurzgeschichte aus Myths & Fables auftreten durfte – verstärken den Eindruck und die Verzahnung des Buches im Kanon noch mehr. Trotz dass der Roman einige Monate vor Start des Projektes in den USA erstveröffentlicht wurde, findet sich in einer der Target-Geschichten sogar eine direkte Verbindung zu Die Hohe Republik.
Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn Panini auch noch den Vorgänger Myths & Fables übersetzen würde, vor allem, da mit Life Day Treasury: Holiday Stories from a Galaxy Far, Far Away bereits ein dritter Märchenband von George Mann mit Geschichten einheitlicher Thematik ins Haus steht. Bis dahin bin ich schon einmal froh, Dunkle Legenden erhalten zu haben, für das ich aufgrund mancher etwas vorhersehbarer Geschichten und der Sache mit den Illustrationen 3 Holocrons zu vergeben habe.
Wir bedanken uns bei Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Gewinnspiel [BEENDET]
Mit freundlicher Unterstützung von Panini verlosen wir 2x Dunkle Legenden!
Um am Gewinnspiel teilnehmen zu können, müsst ihr nur nachfolgende Frage beantworten und das unten stehende Formular ausfüllen:
Welche der 10 Geschichten aus Dunkle Legenden erzählt von einem Jedi-Meister und seinem Padawan?
Das Gewinnspiel ist beendet!
- Der Preis wird unter allen Einsendungen verlost.
- Nur eine Einsendung pro Person/Familie/Haushalt!
- Einsendeschluss ist Mittwoch, der 4. August 2021, um 23:59
- Der Preis wird nur innerhalb der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der Schweiz versendet!
- Sämtliche gesammelten Daten dienen nur dem Zweck des Preisversands und werden nach dem Ende des Gewinnspiels und dem Versand des Preises wieder gelöscht.
- Alle Angaben ohne Gewähr! Eine Barauszahlung des Gewinnes ist ausgeschlossen.
In diesem Sinne: Möge die Macht mit euch sein!
Update 05.08.2021 09:05: Die Auslosung
Der dunkle Spiegel (engl. The dark Mirror) war die gesuchte Geschichte! Von den vielen Einsendungen mit der richtigen Antwort wurden folgende zwei Glückliche aus dem Lostopf gezogen:
- Freya R. aus Karlsruhe
- Miroslav Z. aus Frankfurt am Main
Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß mit dem Buch!
Und vielen Dank an Panini für die Bereitstellung der Preise!