Im März startete bei Panini auch hierzulande eine neue Star Wars-Ära: Die Hohe Republik! Eines der beiden dazu erschienenen Bücher ist der Roman In die Dunkelheit von Claudia Gray. Das Werk erschien auch erst Anfang des Jahres auf Englisch und die 416 Seiten des Buches wurden von den beiden Übersetzern Andreas Kasprzak und Tobias Toneguzzo ins Deutsche übertragen.
Für mich steht der Name Claudia Gray im Kanon für Meisterwerke: Verlorene Welten, Blutlinie und Meister und Schüler haben von mir jeweils die maximale Anzahl an Holocrons erhalten! Und mit den genannten drei Werken hat sie auch bereits einen Großteil der bekannte Ären der Star Wars-Galaxis abgedeckt und gehörte daher mit Fug und Recht zur Autorenriege, welche Die Hohe Republik aus der Taufe gehoben hat – neben Justina Ireland, Charles Soule, Daniel José Older und Cavan Scott.
Meine Kollegin Ines hat für euch bereits die englische Ausgabe The High Republic: Into the Dark rezensiert, das im Februar erschienen ist.
Hier die Informationen, die der Verlag zum Buch liefert:
JAHRHUNDERTE VOR DER LEGENDÄREN SKYWALKER-SAGA BEGINNT HIER EIN GANZ NEUES ABENTEUER…. Diese neue Serie, die viele Jahre vor den uns bekannten Filmen spielt, erforscht eine bisher unbekannte Ära der Star Wars-Zeitlinie. Der siebzehnjährige Padawan Reath Silas wird aus der lebhaften Hauptstadt Coruscant in eine rückständige Grenzregion der Galaxis geschickt. Aber das Schiff, auf dem er reist, wird aus dem Hyperraum geschleudert. Er und seine Mitreisenden, darunter einige Jedi-Ritter, finden Zuflucht auf einer scheinbar verlassenen Raumstation.
Nach dem Roman Light of the Jedi von Charles Soule und dem Jugendroman Die Bewährungsprobe von Justina Ireland war ich sehr gespannt auf den Young-Adult-Roman In die Dunkelheit von Claudia Gray. Die anderen beiden Werke haben mir schon sehr gefallen und die Lust auf mehr Die Hohe Republik ist definitiv in mir geweckt worden!
Die Handlung des Buches ist parallel zu der von Das Licht der Jedi angesetzt – so wird keinerlei Vorwissen aus diesem erwartet oder gar benötigt. Im Gegenteil, man könnte ohne Probleme In die Dunkelheit vor Das Licht der Jedi lesen und erfährt in letzterem dann, wie es zu den im Buch erwähnten Sperrungen der Hyperraumrouten kommt. Aber alles der Reihe nach. Die Geschichte startet auf Coruscant mit dem Padawan Reath Silas, der sich einem neuen Auftrag gegenüber sieht: Er muss seine gewohnten und liebgewonnenen Aufgaben in den Archiven des Jedi-Temples gegen Abenteuer in den Grenzregionen tauschen, nachdem seine Meisterin Jora Malli den Jedi-Tempel auf der Starlight-Station führen wird. Auf seiner Reise dorthin wird er von den Jedi Orla Jareni, Cohmac Vitus und Dez Rydan begleitet. Die vier Jedi buchen sich dabei auf der Schiff (auf Englisch: Vessel) ein, deren Mannschaft sich aus Captain Leox Gyasi, Affie Hollow und Geode zusammensetzt. Während ihrer Reise zu den Grenzregionen kommt es zu der in Das Licht der Jedi beschriebenen Großen Katastrophe, woraufhin die Hyperraumrouten gesperrt werden und die Schiff samt Besatzung und Passagieren mitten im Nirgendwo landen und ausharren müssen. Um sich vor drohenden Sonnenstürmen zu schützen, docken sie an eine nahe, verlassene Raumstation an, nicht wissend, was sich darin verbirgt …
Claudia Gray präsentiert uns in diesem Werk wieder sehr viele verschiedene Charaktere. Angefangen bei Reath Silas, der seine Komfortzone im Tempel auf Coruscant so gar nicht verlassen möchte und in dem sich alles dagegen sträubt bei dem Gedanken, nun „Abenteuer“ erleben zu müssen. Dann haben wir Dez Rydan, der nur eines mit Reath Silas gemein hat: auch er war einst Padawan von Jedi-Meisterin Jora Malli. Ansonsten ist Dez die Personifizierung von Abenteuer und damit vom Charakter her komplementär zu Reath. Orla Jareni begibt sich zur Starlight-Station um von dorthin ihrem Weg als Wegsuchende zu folgen: unabhängig vom Orden der Jedi die Macht und ihre Mysterien erforschen. Und der letzte Jedi im Bunde, Cohmac Vitus, ist Jedi-Gelehrter und Experte auf dem Feld der Legenden. Doch auch die Crew der Schiff ist durchaus interessant gestaltet, allem voran Captain Leox Gyasi, immer gelassen und einen lockeren Spruch parat. Zu seiner Crew gehört die junge Affie Hollow, Ziehtochter der Anführerin der Byne-Gilde und der Navigator der Schiff: Geode. Geode ist ein Vintianer, welche in vielerlei Hinsicht einem leblosen Fels ähneln – und er ist der heimliche Star des Buches. Claudia Gray liefert hiermit also sieben Figuren, die unterschiedlicher nicht sein könnten, deren Beweggründe aber für den Leser (meistens!) nachvollziehbar sind.
Die Autorin begibt sich mit In die Dunkelheit auf für sie neues Gebiet: dem Horror-Genre. Und obwohl sie sicher ihr bestes gibt, hoffe ich, dass es bei diesem einmaligen Gehversuch bleibt. Denn leider verhalten sich die Figuren hier genau wie in jedem schlechten Horrorfilm: Anstatt als Gruppe Orte zu untersuchen, stürzen sich spontan – und ohne dem Rest Bescheid zu geben! – immer wieder Figuren in ihre eigenen Missionen. Das ist auch für mich als Leser insofern absolut nicht nachzuvollziehen, da es sich in vielen Situationen um vermeidbare Einzelaktionen handelt. Wenn eine alte Maschine untersucht wird zum Beispiel, da macht doch keine Seele einfach die Türe auf und geht direkt hinein, ohne den Raum von außen erst einmal in Augenschein zu nehmen. So naiv kann doch keiner sein und schon gar nicht ein Jedi, egal wie draufgängerisch sein Charakter auch sein soll. Und genau diese Szenen machen die Geschichte leider etwas kaputt.
Im Großen und Ganzen gefällt mir der Plot echt gut, aber an vielen Stellen scheitert es an der Herangehensweise, um diesen Gruselmoment auf Teufel komm raus aufrecht zu erhalten. Dazu muss ich sagen, dass ich vorab bereits von den Konzeptbildern und Weiterem bereits dahingehend gespoilert wurde, dass ich wusste, was im Laufe des Buches an Bösem enthüllt werden wird. Und es hat auch gar nicht geschadet, dass ich wusste, worauf das ganze hinausläuft: die Drengir! Im Gegenteil, das ich wusste, dass diese Pflanzenmonster erscheinen werden, hat die Spannung zusätzlich gesteigert! Schlussendlich kamen sie dann aber gar nicht so bedrohlich rüber, wie es wohl beabsichtigt gewesen ist. Dabei finde ich die Idee der Drengir echt super – intelligente und von der dunklen Seite der Macht durchdrungene Pflanzen. Ich hoffe wir werden noch mehr von ihnen lesen, nach der Ära aus Die Hohe Republik hat man ja nichts mehr von ihnen gehört oder gesehen.
Eine Szene mit den Drengir, bei deren Verständnis ihr mir vielleicht weiterhelfen könnt: Das Transportsystem der Amaxinen-Raumstation schickt die Kapseln vermutlich zum Heimatplaneten der Drengir. Als Reath mit seiner dort ankommt, befindet sich dort bereits eine Kapsel. Auf seiner Flucht zurück steigen die verfolgenden Drengir dann in diese andere Kapsel, wodurch sie auch auf die Station kommen. Aber wieso sind sie nicht schon vor Reaths Auftauchen in die Kapsel gestiegen und haben sie genutzt? Offensichtlich wissen sie ja, wie sie funktioniert. Dieser Fakt hat mich beim Lesen so aus der Bahn geworfen, dass ich den nachfolgenden Seiten erst gar nicht wirklich folgen konnte. Oder habe ich eine grundlegende Textstelle überlesen? Helft mir, werter Leser, Ihr seid meine letzte Hoffnung!
Eine große Schwäche ist auch das Finale. Als Leser kann man schon sehr deutlich erkennen, wohin sich die ganze Geschichte entwickelt und dann wird das ganze so chaotisch mit diversen Schauplatzwechseln, dass man selbst irgendwann das Gefühl hat man kommt ins Schwitzen, weil an so vielen Stellen parallel dumme Entscheidungen getroffen werden und man sich unweigerlich fragt, was jetzt eigentlich gerade los ist.
Ein großer Pluspunkt – und hier kommt wieder Claudias Können ins Spiel – sind die Emotionen der einzelnen Jedi! Dominiert wird das ganze Buch über von Verlust und wie ein Jedi diesen verarbeitet. Sei es Reath, der erst seinen liebgewonnenen Platz im Tempel verliert und am Ende vom Verlust seiner Meisterin erfährt, oder Cohmac, der noch immer mit dem Fakt ringt, dass der Kodex der Jedi das Trauern um einen Verlust nicht zulässt, da es emotionale Bindung bei Jedi einfach nicht geben darf. Genau solche Gedankenspiele habe ich mir von einer Ära, in der es nur so von Jedi wimmelt auch erhofft – und ich möchte mehr davon!
Fazit
Die dem Roman zugrundeliegende Kerngeschichte finde ich richtig gut! Mir gefallen die Charaktere, ihre Motivation und ihre Darstellung. Neben den Nihil wurde hier auch ein weiterer, interessanter Gegenspieler der Jedi ins Spiel gebracht. Mit der Ausführung des ganzen als Gruselgeschichte habe ich allerdings meine Probleme. Daher bekommt In die Dunkelheit von mir vier verdiente Holocrons!
Wir bedanken uns bei Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.
Lieber Julian,
habe gestern den Roman beendet und bin eher so bei 3/5 – aber Spaß hat er trotzdem gemacht. Die Drengir waren halt irgendwie ein wenig lächerlich, aber Kollege Reath hat mir Spaß bereitet .:)
Zu Deiner Frage, warum die Drengir nicht auf die Station geflogen sind: ich meine mich zu erinnern, dass die Drengir ausgeführt haben, dass sie Angst gehabt hätten dort zu sterben, da ihre Kumpels von der Station ja auch nicht zurückgekommen waren. Als sie aber gemerkt haben, dass Reath mit denen vor Ort gesprochen hat, war die Angst verflogen und sie sind Reath und Dez hinterhergeflogen um alles Fleisch auf der Station zu verspeisen. 🙂
Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit Nan und Reath – mal gucken was da noch so passiert….
VG Micha