Heute erscheint bei Panini mit Band 96 der Comic-Kollektion der Abschluss der ursprünglichen Knights of The Old Republic-Reihe. Band V schließt in diesem Fall aber nicht direkt an das Ende von Band IV: Tage des Hasses an, sondern an Vector I, Band 51 der Comic-Kollektion. Das ist auch direkt mein erster Kritikpunkt, da dieser Band nicht nur theoretisch dazwischen spielt, sondern auch wichtige Details wie den Muur-Talisman oder die Rolle von Celeste Morne einführt. Beide sind essentiell, um zumindest den Einstieg in diese Ausgabe zu verstehen und könnten für Leser, die sich an der Nummerierung der Kollektionsbände rund um Knights of the Old Republic orientieren verwirrend sein. Doch da das keine Rezension zu Vector I ist, welche ihr übrigens hier finden könnt, beginnen wir am Anfang dieser Ausgabe!
Nachdem Zayne Celeste versprochen hat eine Lösung für das Dilemma zu finden, schleicht sich die bekannte Gruppe nach Odyrn, um im Heiligtum nach Beweisen zu suchen, die den Geheimbund be- und Zayne damit entlasten. Mit Hilfe der verkleideten Jarael und dem Schlüssel von Celeste gelingt ihnen das auch und kurz nachdem Zayne die notwendigen Beweise gefunden hat, macht ihm mit Feln ein weiterer Jedi-Meister, der an dem Massaker beteiligt war, das Leben schwer.
Ein Artefakt sie zu knechten
Mir haben die bisherigen Ausgaben alle sehr gut gefallen und trotzdem muss ich gerade beim Finale des originalen Handlungsstrangs kritischer werden als ich es mir erhofft hatte. Nach Vector I scheint es so, als funktioniere das gesamte Geschehen in dieser Ausgabe nicht durch so schnöde Dinge wie die Macht, sondern ausschließlich durch eine absurde Anzahl an Artefakten oder Technologie. Neben Flottensteuerung, Unantastbarkeit und Korrumpierung tritt dann eben nur noch selten die klassische Macht in Erscheinung und das verleiht dem Mythos der Jedi und Sith irgendwie eine zu starke Abhängigkeit von dieser technokratischen Sphäre. Ich habe prinzipiell nichts gegen den Einfluss von Artefakten und finde beispielsweise auch die Maske von Momin im Kanon eine gelungene Idee. Aber alles von diesen Gefäßen abhängig zu machen, verfehlt in meiner Auffassung den Kern von Star Wars. Wenn es einen Handschuh gibt, der einen unantastbar macht, dann wäre eine Massenproduktion sicherlich ein lohnendes Ziel.
Aus dem Nichts: ein Assistent
Ein weiterer Kritikpunkt ist eindeutig das Auftreten von Haazen als Assistent Kryndas und Verschwörers. Er hat alles eingefädelt und seit vielen Jahren an seiner Rache gearbeitet, während sich der Geheimbund nur auf Zayne konzentrierte. Auch wenn seine Vorgeschichte und die von Luciens Vater dann noch recht ausführlich dargestellt und die Korruption sogar innerhalb des Jedi-Ordens als Ursache seiner Entscheidungen herangezogen wird, verdrängt das bei mir nicht das Gefühl, dass die Einführung und ultimative Erhöhung der Figur als finalen Gegner im letzten Band einer mehrbändigen Geschichte zu abrupt erfolgte.
Die Fäden für die Zukunft
Was der finale Band aber sehr gut macht ist es Fäden in die Zukunft auszulegen. Ich habe in der Rezension zu Band II: Stunde der Wahrheit unwissentlich (da ich die Reihe im Rahmen der Rezensionen erstmals lese) bereits mit dem Verweis auf die rote Rüstung geendet, welche von Alek getragen wurde. Ohne zu viel zu verraten erfolgt in diesem Band eine Namensangleichung in Richtung eines späteren Sith-Lords, welcher sich auch in rot kleidete und tatsächlich zum Verhängnis der Jedi wurde. Auch wenn wir – dazu im nächsten Abschnitt mehr – erfahren haben wie brüchig die Prophezeiungen sein können, so könnte Miller mit dem kurzen Panel, in welchem Alek in der prophezeiten Rüstung zu sehen war, einen schönen Querverweis eingefügt haben, der die Prophezeiung am Ende und anders als vermutet doch noch wahrmacht.
Auch Luciens Ende in dieser Ausgabe macht Lust auf mehr, genauso wie Zaynes und Gryphs fortgesetzte Freundschaft immer die Hoffnung hochhält mehr von diesem brillanten Duo zu sehen!
Lucien: „Endlich treffen wir uns. Der Komplize“
Lucien und Gryph treffen sich erstmals auf Coruscant
Gryph: „Ihr meint das Genie!“
Die Krux mit Prophezeiungen
Die Prophezeiung, welche am Ende den meisten Jedi-Meistern der Verschwörung das Leben gekostet hat, wurde in meinen Augen hervorragend nebensächlich aufgelöst und hat genau deshalb eine tolle Botschaft ans Ende der fünf Bände gestellt. Jedi-Prophezeiungen sind nicht automatisch korrekt und unterliegen wie alles andere auch der Möglichkeit sich zu irren oder undeutlich zu sein. Eine Feststellung, die wohl niemand besser hätte rüberbringen können als der Großkriminelle Gryph! Auch Kryndas Entsetzen über die Taten ihres Sohnes geben der Gesichte einen spannenden Twist am Ende, der die Boshaftigkeit der Familie Draay zumindest wieder etwas abmildert.
Die Uneinigkeit der Jedi
Ein weiterer Aspekt, der in meinen Augen gut zur Geltung kommt, ist die Zersplitterung des Jedi-Ordens, die auch nach dieser Ausgabe wohl noch nicht überwunden zu sein scheint. Die Revanchisten kämpfen gegen die Mandalorianer, der Geheimbund will das Wiedererstarken der Sith verhindern und der Jedi-Rat wahrt den Schein des Friedens. In all diesem Durcheinander war es für Haazen also ein Leichtes mit der Direktive „Wiedergutmachung“ für noch mehr Chaos zu sorgen und nach der ultimativen Macht zu greifen. Eine Lehre, die die Jedi in Zukunft hoffentlich beherzigen werden!
Fazit
Ich hatte viel Spaß mit dieser Ausgabe, aber auch der ganzen Reihe. Trotzdem sehe ich hier und da einige Kritikpunkte, die sich meiner Erachtens vor allem aus den zu vielen handelnden Figuren ergeben, die es teilweise schwer machen der Handlung wirklich zu folgen. Was jedoch dabei hilft sind die sehr guten Zeichnungen, welche über die Reihe hinweg sehr dabei halfen nicht nur die Figuren auseinanderzuhalten, sondern auch passende Eindrücke von den Orten und Ereignissen zu erhalten. Ein Lob also auch hier noch einmal an Bong Dazo, Alan Robinson und Brian Ching! Ich glaube die beste Empfehlung, welche ich aussprechen kann ist, die Reihe zweimal zu lesen, um alles wirklich zu verstehen. Das spricht einerseits für die Tiefe der Erzählung, wird andererseits aber auch durch die Einführung des wahren Gegners erst im fünften Band konterkariert. Die Reihe gehört sicherlich zu den besten Comic-Reihen der Legends, was aber vor allem an dem sympathischen Heldenportfolio liegt, allen voran Gryph und Zayne. Die Story macht zwar Spaß nimmt aber teilweise ein paar zu viele Kurven und Abzweigungen, wodurch der rote Faden teilweise im Labyrinth verloren geht und erst wieder gefunden werden muss.
Wir danken Panini für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplares!