Marvel-Mittwoch: The Rise of Kylo Ren #4, Bounty Hunters #1 und Darth Vader #2

Marvel denkt sich heute offensichtlich „Aller guten Dinge sind drei“ und versorgt uns heute mit einem Triumvirat aus Comicabenteuern. So findet in The Rise of Kylo Ren #4 die beliebte Miniserie von Autor Charles Soule ihr episches Finale und weiß damit Tobias zu überzeugen. Matthias schaut sich für euch den Auftakt der neuen Reihe Bounty Hunters an und am Ende widmet sich erneut Tobias der zweiten Ausgabe der neuen Darth Vader-Reihe von Greg Pak. Wenn ihr also auch zeitnah zum Release diese Comics konsumiert, dann diskutiert gerne in den Kommentaren mit uns, in denen wie immer im Marvel-Mittwoch Spoiler erlaubt sind!

The Rise of Kylo Ren #4

Rezension von Tobias

Mit der erst vierten Ausgabe endet am heutigen Mittwoch leider schon die Miniserie rund um die wohl tragischste Figur der neuen Trilogie. Doch, um das schon vorwegzunehmen, mit der letzten Ausgabe holen Autor Charles Soule, als auch die Zeichner Will Sliney und Guru-eFX noch einmal das Maximum heraus und beenden die Reihe mit einem vor allem bildgewaltigen, aber teilweise vorhersehbaren, Finale.

Zum Inhalt

Die Ausgabe beginnt ihre Erzählung auf einem Mond von Mimban, wo die Ritter von Ren einen sogenannten „Mindsplinter“ finden wollen, der aber im Rest der Ausgabe keine Rolle mehr spielen wird. Basierend auf dem Konzept erinnerte mich dieses Gerät wohl noch am ehesten an den Brecher aus der Sith-Krieger-Storyline in Star Wars: The Old Republic. Ob und wie (High Republic?) dieses Gerät nochmal eine Rolle spielen wird und es deshalb hier nur als „Namedrop“ fungierte, bleibt vorerst offen. (Mittlerweile habe ich mir sagen lassen, dass es eine nicht ganz so subtile Anspielung auf den ersten Legendsroman darstellt, der im Original den Titel Splinter of the Mind’s Eye trägt und auch auf Mimban spielt!) In einer ersten Anspielung auf die Filme nutzt Ben auch die erweitere Fähigkeit des Gedankentricks, um den Aufenthaltsort dieses Geräts von einem Einwohner zu erhalten. Diese Fähigkeit nutzt er bekanntlich auch in Episode VII erfolgreich an Poe und weniger erfolgreich an Rey. Als er dann noch erwähnt, dass er dies von Snoke gelernt hat, wird auch die Brücke zum Verhör von Rey durch Snoke in Episode VIII geschlagen.

Als die Gruppe rund um Ben und den Rittern von Ren jedoch in die Tiefen der Mine abtauchen, stellen sich ihnen die beiden bekannten Jedi Tai und Voe entgegen. Mich hat es sehr gefreut, dass beide mit sich in gewisser Weise im Reinen schienen und nicht durchtrieben von Rache wild auf die Ritter zustürmten. So war es sogar Voe, die Tai den Vorzug ließ sich um Ben zu kümmern, da dieser bekanntlich die notwendige Gedankenverbindung zu ihm herstellen kann, um ihn vielleicht doch noch zu überreden der Dunkelheit dem Rücken zu kehren. Wenn man bedenkt wie eifrig Voes Konkurrenz zu Ben in der letzten Ausgabe dargestellt wurde, ist das ein schöner Ausdruck davon, wie ein wahrer Jedi vorgehen sollte.

Im Kampf mit Tai rekapitulieren beide erneut wichtige Punkte und Erkenntnisse aus den vorherigen Ausgaben. So weist Ben erneut darauf hin, dass er im Leben kaum eine Wahl hatte und selbst sein Name ihn keine solche ermöglicht hat. Wir erinnern uns dabei an sein Gespräch mit Snoke in der zweiten Ausgabe, in der er – korrekterweise – anmerkte, dass er nach einer Legende und nach einer Lüge benannt ist und beides nicht gerade leichte Bündel sind, die er zu tragen hat. Tai versucht natürlich stetig den Weg den Ben nehmen will umzukehren und geizt dabei auch nicht mit klugen Ratschlägen über mögliche andere Wege oder Chancen sein Leben selbst zu bestimmen. Was in dieser Darstellung jedoch so tragisch ist: Ja, Tai hat prinzipiell natürlich recht, aber kann sich eben auch nicht vorstellen, dass Bens eigene Wahl nicht nur von ihm abhängt, sondern auch von den Stimmen in seinem Kopf und den Taten ehemaliger Meister.

Dies wird uns nicht nur in einer der bildgewaltigeren Szenen klar (zu denen ich später noch genauer kommen werde), sondern auch im klassischen retardierenden Moment im Leben von Ben Solo. Er hat nämlich scheinbar die Wahl, ob er Tai – nachdem er ihn entwaffnet hat – umbringen will oder doch noch zurück zum Licht findet. Doch genau diese Wahl, die Tai ihm gegenüber auch noch erwähnt, wird jäh zunichte gemacht, als Ren Tai das Genick bricht und Ben damit erneut jeglicher Wahl beraubt. Als dieser daraufhin feststellt, dass Ben eine reine Enttäuschung sei, kommt es zum finalen Duell der beiden.

Ren konfrontiert Ben mit seinem Status als „etwas Besonderes“ und behütet aufgewachsenen Jedi, der wohl noch nie in seinem Leben einen wirklichen Kampf austragen musste. Während diesem grandios inszenierten Kampf sehen wir wie Sidious(!) durch Snoke zu Ben spricht und dieser ihn dazu verleitet sein Geburtsrecht einzufordern. Als Ren dann sagt, dass er schon viele Leute getötet hat, die glaubten sie seien etwas besonderes, trifft Ben erstmals eine Entscheidung, die auch nicht durch die Stimmen in seinem Kopf geformt wird. Denn wenn Palpatine anmerkt, dass er sein Geburtsrecht einfordern soll, dann widerspricht das in gewisser Weise dem Ausruf von Ben, dass alle anderen glauben er sei etwas besonderes, er selbst es aber nicht tut. Mit dieser Position ersticht er Ren im Fall von der Brücke und wir sehen Blitze, die sich um Ben sammeln und schließlich auch einige eingeblendete Figuren, die seine Wandlung spüren. Darunter vor allem seine Mutter Leia und sein Ebenbild in der Macht: Rey.

Durch den Mord an Ren erhebt sich Ben zu dem Anführer der Ritter von Ren und stellt sich direkt danach Voe entgegen, die als Exempel seiner Wandlung fungiert. Er tötet sie ohne langes Zögern, da mit dem Tod ihres Lehrers ihr Lebenssinn ein Jedi zu werden verwirkt sei und sie deshalb keinen Grund mehr zum Leben habe. Diese komplett in rot, blau und schwarz getränkte Szene war für mich der einzig wirklich überraschende Punkt des Comics. Nach der letzten Ausgabe war jedenfalls klar, dass Ren durch Ben sterben würde, jedoch ging ich eher davon aus, dass er dies tut nachdem Ren beide Jedi getötet hat. So mündet sein dramaturgisch perfekt aufgebauter Werdegang schließlich in den fünften Akt des Dramas, der Katastrophe: er wird Anführer der Ritter von Ren und blutet – in einem beeindruckenden Panel – seinen Lichtschwertkristall, in dem so viel Wut steckt, dass das instabile Ergebnis durch die beiden Parierstangen an seinem ikonischen Lichtschwert abgemildert werden muss. Diese Wut kennzeichnet von nun an seinen weiteren Lebensweg, der schließlich mit der Wahl eines neuen Namens final eingeleitet wird.

Die Umsetzung

Die Bilder, die Panels und die Farben in dieser Ausgabe sind die besten der gesamten Minireihe. Will Sliney und Guru-eFX schaffen es subtil Unterschiede darzustellen (kämpft Voe gegen die Ritter ist der Hintergrund blau-grau, kämpft Ben gegen Tai, ist der Hintergrund rot) und verdeutlichen dabei schon teilweise die Ausweglosigkeit mancher Situationen. Doch auch die Bilder an sich schaffen ein wirklich episches Finale dieser Reihe. So sehen wir in einer beeindruckenden, einseitigen Szene wie Ben Ren umbringt, oder wohnen der Korrumpierung des Kristalls bei, bei der die Gesichter von Familie und Vertrauten um diesen herum in rotes Licht gehüllt werden. Visuell gehört diese Reihe in meinen Augen deshalb wohl zurecht zu den besten im neuen Kanon.

Fazit

The Rise of Kylo Ren war eine leider sehr kurze Comic-Reihe mit vielen Höhen und nur seltenen Tiefen (Ausgabe 3). Der Wandel von Ben Solo zu Kylo Ren wurde trotz oder gerade wegen der Kürze pointiert, authentisch und nachvollziehbar dargestellt und gerade die letzte Ausgabe hat noch einmal bewiesen, dass der Autor sich zugetraut hat klare Entscheidungen für diese Figur zu treffen, indem sie beispielsweise ihren ersten Mord an einem Jedi begeht, oder von nun an durch Wut und Hass auf die Vergangenheit am Leben gehalten wird. Der Werdegang vom verzweifelten Jedi, der die brennenden Ruinen des Jedi-Tempels erblickt und dabei Tränen in den Augen hat, zum Lichtschwert-schmiedenden Anführer der Ritter von Ren ist definitiv für jeden zwei Blicke wert, auch wenn man Kylo Ren in der neuen Trilogie vielleicht nicht vollends nachvollziehen konnte, wobei: Gerade dann!

Übrigens solltet ihr heute auch noch die Augen nach der ersten Ausgabe eines neuen Podcast-Formates Ausschau halten, indem wir die Miniserie noch einmal Revue passieren lassen und die Frage klären ob Ben Solo jetzt eigentlich Opfer oder Täter ist!


Bounty Hunters #1

Rezension von Matthias

Bounty Hunters #1 (04.03.2020)
Bounty Hunters #1 (04.03.2020)

Nachdem sich die meisten Comic-Reihen ja um die schimmernden Helden der hellen oder dunklen Seite der Macht drehen, geht es hier mehr um die schillernden Helden der Unterwelt, die Kopfgeldjäger. Autor Ethan Sacks, zuletzt im Star Wars-Universum mit Galaxy’s Edge in Erscheinung getreten, darf in seiner neuen fortlaufenden Reihe all jene großen Namen aufrufen, die man andernorts lieber nur flüstert: Valance, Bossk und Boba Fett.

Zum Inhalt

Die Geschichte ist zeitlich nach Episode V angesidelt, beginnt aber mit einem Rückblick auf eine Mission in den Außenbezirken von Coronet City, wo ein gemeinsamer Auftrag eine unerwartete Wendung erfährt, die die einstigen Verbündeten damals auseinander brachte, aber nun wieder vereint. Auch wenn dabei aus den vier Jägern nun drei Jäger und eine Gejagte werden. Eine klassische Kopfgeldjäger-Story also, in der aber – ganz untypsich für Kopfgeldjäger – bestimmte Gefühle stärkere Motivatoren zu sein scheinen, als das Geld. Letzteres merkt man recht deutlich an den Reaktionen von Valance, Bossk und Boba Fett als sie davon erfahren, dass Nakano Lash, deren eigenmächtige Entscheidung damals alles veränderte, plötzlich aus der selbstgewählten Versenkung wieder aufgetaucht ist.

Die Umsetzung

Wie schon bei Galaxy’s Edge gelingt es Sacks bekannte Personen, Anspielungen und Verknüpfungen geschickt miteinander zu vermengen, ohne dass es zu gewollt wirkt. Die Stimmung ist gut getroffen und die Erzählung recht dicht. Die Darstellung der bekannten, aber auch der interessanten, neuen Charaktere stimmt nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch. Paolo Villanelli liefert sehr gute Zeichnungen ab, die dann von Arif Prianto durch seine realistische Kolorierung noch besser in Szene gesetzt werden. Fürs Lettering ist VC’s Travis Lanham verantwortlich.

Fazit

Dieses Team liefert eine wirkliche lesens- und sehenswerte Geschichte ab, die nicht nur wie zu erwarten jede Menge Action enthält, sondern auch noch einiges an interessanten Einblicken und Hintergründe verspricht. Und wenn es so mit dem Humor, den Verknüpfungen und gelungenen Gastauftritten weitergeht, werde ich meine eigentlich anfangs eher zurückhaltende Erwartungshaltung zu dieser Reihe wohl deutlich revidieren müssen.


Darth Vader #2

Rezension von Tobias

Während das Motto, dass jedem Ende auch ein Anfang innewohnt die beiden anderen Comics des heutigen Marvel-Mittwochs gut einfängt, erscheint mit der zweiten Ausgabe der neuen Darth Vader-Reihe noch eine weitere spannende Comic-Geschichte, die die Abenteuer von Vader nach Episode V weitererzählt.

Zum Inhalt

Darth Vader #2 (11.03.2020)
Darth Vader #2 (11.03.2020)

Die Handlung beginnt direkt dort, wo die letzte Ausgabe aufgehört hat und zeigt uns zunächst einige Reaktionen des überraschten Padmé-Ausrufes in den Erinnerungen von Vader. So sieht er erneut ihre Unterhaltung vor der Arena auf Geonosis, was wiederum erneut mit den schwarzen Panels und roten Schriftkästen alterniert.

Zurück in der Gegenwartsgeschichte auf Vedaxa stellt der Droide dann doch recht schnell fest, dass sich beide zwar ähneln, es aber Unterschiede gibt und die Person somit natürlich nicht Padmé ist. Wer genau es ist, wird zunächst aber noch nicht klar, da sie nach einer kurzen Auseinandersetzung zunächst fliehen kann und er – vadertypisch – zunächst erst einmal gegen die örtliche Fauna ankämpfen muss. Bekanntlich darf es ja kein Vader-Comic geben, indem nicht mindestens einmal alle 10 Seiten die Macht des Dunklen Lords visualisiert werden muss. Diese Art der Darstellung stört mich in gewisser Weise schon, da Vaders Leibgarde in Form der Todestruppler in dieser Ausgabe erneut nur nettes Beiwerk sind und keinerlei Drecksarbeiten erledigen. Nach der langen Etablierung von Vader als Figur in der Zeit zwischen Episode III und IV und dann zwischen IV und V, sollte er mittlerweile an den Punkt gelangt sein nicht den Prügelknaben zu spielen, sondern über so etwas wie örtliche Raubtiere erhaben sein. Natürlich darf er sich wehren, aber er muss nicht jeden Kampf allein ausführen, dass wird seiner Stellung in meinen Augen nicht gerecht und führt zur Beliebigkeit seiner Macht.

Noch bevor der Droide die Person dann – nach einer kurzen Verfolgung – identifizieren kann, erkennt Vader diese bereits als „Queen’s Shadow“, was ich als eine sehr angenehme und passende Anspielung auf den gleichnamigen Roman von E. K. Johnston empfunden habe. Denn tatsächlich handelt es sich bei der Person um die von mir in der letzten Rezension vermutete Sabé, die auch in besagtem Roman ihren Auftritt hatte. Ihr Ziel ist ähnlich und doch ganz anders als das von Vader, was ich wiederum als interessanten Twist empfunden habe. Sie sucht nach den Mördern von Padmé und glaubt, dass diejenigen, die sie versteckt haben – nach denen bekanntlich Vader sucht – vielleicht selbst die Mörder sein könnten. So haben beide vermeintlich das gleiche Ziel, wobei Sabés die ganze Zeit neben ihr steht.

Nach einer (erneuten) kurzen Auseinandersetzung mit der gleichen örtlichen Fauna und dem immerhin kreativen Einfall der Gegenüberstellung des Kampfes in der Arena von Geonosis mit dem aktuellen Geschehen, begeben sich beide zurück zum Raumschiff und Sabé lässt vorher noch ihre Kameraden von ZED-6-7 begraben, was dieser widerwillig ausführt. An dieser Stelle muss ich leider zugeben, dass ich mit dem Charakter dieses zynischen, klugscheißenden Droiden nicht warm werden kann. Es wirkt auf mich irgendwie unglaubwürdig, dass ein solcher Droide lange an Vaders Seite bestehen kann, da auch seine andauernde Schleimerei eher gegenteilig wirken müsste.

Zuletzt offenbart Sabé noch, dass sie eine verschlüsselte Aufzeichnung der Sicherheitskameras nach dem Tod von Padmé in deren Apartment auf Coruscant besorgt hat, dieses aber aus Mangel an Ressourcen und Zeit nicht entschlüsseln konnte. Diese Aufzeichnung befindet sich noch auf Naboo, wohin es unsere um eine Person gewachsene Reisegruppe nun also als nächstes verschlagen wird. Bei der Nennung des Namens Naboo erinnert sich Vader dann noch an die Hochzeit von Padmé und Anakin und gedenkt den Worten, dass er sich nicht fürchten solle, woraufhin er erwidert, dass er nicht ängstlich ist, sondern wütend. Wütend auf all diejenigen, die seine Frau vor ihm versteckt haben und damit auch seinen Sohn…

Fazit

Die Reihe geht in ihrer zweiten Ausgabe nicht gerade neue Pfade im Storytelling und ist auch sonst nicht sonderlich überraschend, zumindest nicht für all jene, die mit dem Doppelgänger-System auf Naboo vertraut waren und/oder den Roman Queen’s Shadow gelesen haben, denn das noch einige dieser Doppelgänger da draußen rumstolzieren, ist nun keine wirkliche Überraschung. Ansonsten sind die Bilder des Comics weiterhin sehr schön und einige Ideen, wie die Gegenüberstellung oder die gleichen Aussagen von Sabé und Padmé untereinander unterstreichen die Thematik Padmés Doppelgängerin gefunden zu haben zusätzlich. Alles in allem eine solide Fortsetzung mit erneut weitgehend unnötiger Action, lediglich als Statisten fungierenden Elite-Soldaten und einem nervtötenden Droiden.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Bewertung: 3 von 5 Holocrons

Das war es auch schon wieder mit einer extra langen Ausgabe unseres Marvel-Mittwochs! Welche der drei Ausgaben hat euch am besten gefallen und was haltet ihr vom Beginn der neuen Bounty Hunters-Reihe? Teilt uns all das gerne in den Kommentaren mit!

Wir bedanken uns bei Marvel für die digitale Vorab-Ausgabe, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

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