Marvel-Mittwoch: The Rise of Kylo Ren #2 mit Project Luminous?

Diese Woche versorgt uns Marvel vorzeitig mit der Fortsetzung der Mitte Januar gestarteten Reihe rund um Ben Solos Weg zu Kylo Ren. Diese Ausgabe sollte ursprünglich erst kommenden Mittwoch, dem 15. Januar 2020, erscheinen, wurde jedoch kurzzeitig vorverlegt, was nicht nur uns, sondern auch Autor Charles Soule verwunderte. Nach meinen positiven Eindrücken zu der ersten Ausgabe im Vorfeld des Kinofilms, kann ich diese Entscheidung nur gutheißen und präsentiere euch nun die Rezension zu Teil 2. Außerdem gewährt uns diese Ausgabe auch eine heiße Spur, die sich mit den bekannten Leaks rund um Project Luminous deckt, doch dazu später mehr!

Wie immer werden wir hier mit Spoilern rezensieren, um eine möglichst freie Diskussion in den Kommentaren ermöglichen zu können!

The Rise of Kylo Ren #2

Nachdem die erste Ausgabe der vierteiligen Comic-Reihe rund um Kylo Ren den Ausgangspunkt und Schwerpunkt auf die Ritter von Ren und Bens Flucht gelegt hat, begleiten wir heute primär Luke, Lor San Tekka und Ben auf ihrer Mission nach Elphrona – ein Planet nahe den Unbekannten Regionen – in einen alten Jedi-Tempel, der zu Zeiten der „High Republic“ geschaffen wurde (doch dazu später mehr) und in dem die Ritter von Ren auf die Gruppe warten. Nebenbei erfahren wir zu Beginn des Comics noch mehr über Bens Gespräche mit Snoke und dessen Manipulation durch seinen neuen Meister.

Genau hier möchte ich auch mit der Rezension beginnen. Soule schafft es meiner Meinung nach extrem subtil und nicht gekünstelt Gesprächsthemen zwischen den beiden aufzubringen, sodass alle Unterhaltungen in gewisser Weise authentisch wirken. So sät Snoke nicht nur Zweifel in Bens Identität, indem er seinen Namen ins Spiel bringt und seine eigene Lebensgeschichte aufgreift, nein er demonstriert Ben auch, dass die Dunkelheit sich niemals ausblenden lässt und man sie akzeptieren muss. Dadurch ergibt die Sphäre, die man am Ende der ersten Ausgabe als Zuhause von Snoke zu sehen bekam, auch mehr Sinn für die Pläne von Snoke, beziehungsweise dessen Strippenzieher.

Genau hier hatte ich mein ersten Highlight-Moment des Comics. Während Snoke und Ben über ihre Identität reden, bemerkt dieser, dass er nicht als Snoke geboren wurde, sondern zu Snoke geworden ist. Das ist natürlich in Kenntnis von Episode IX eine eindeutige Anspielung auf seine Rolle im Spiel von Palpatine. Snoke wurde nicht geboren, er wurde erschaffen und zwar mit dem Sinn Snoke zu sein. Demnach fassen diese beiden Sätze rückblickend alles was man über ihn wissen muss hervorragend zusammen. Auch Bens Name und Identität wird zum Gesprächsthema der beiden, wobei einige interessante Aspekte ausgesprochen werden, über die man vorher vielleicht kaum nachgedacht hat. So ist Ben zum einen nach einer Legende benannt, doch diesen Ansprüchen kann er nicht gerecht werden. Zum anderen ist er nach seinem Vater benannt, dessen Nachname jedoch eine Lüge ist, genauso wie – so empfindet er – sein ganzes Leben bisher eine Lüge war. Dieser Druck, der auf Ben lastet, macht seinen Hang zu mehr Macht und Kontrolle verständlicher, da er sowohl über die Erwartungen als auch die Lügen hinauswachsen möchte.

Als Ben schließlich die Aufgabe erhält, die Ritter von Ren zu suchen, erinnert er sich an die Mission von ihm und Luke auf Elphrona. Hier erfahren wir, dass Snoke/Palpatine bereits mit Ben gesprochen hat, als dieser noch sehr jung war. Auch hier schafft es Soule, Ben eine gewisse Seelentiefe zu geben. Man muss sich zwangsläufig in ihn hineinversetzen und die Gespräche, die beide führen, ähneln denen, wie sie viele Kinder mit ihren imaginären Freunden oder Kuscheltieren führen. Er greift dabei die Unzufriedenheit eines Kindes mit den aktuellen Zuständen auf und pflanzt Zweifel an den Jedi, ihren Praktiken und der Realisierung Bens wahrer Stärke durch Luke in seinen Kopf. Auch hier geht Soule so subtil vor, dass man die Unterhaltung der beiden im Kopf von Ben auch nur als authentisch bezeichnen kann. So verteidigt Ben Luke gegenüber Snoke und sagt, dass er ein fabelhafter Lehrer sei, ihn aber nie handeln ließe, woran Snoke direkt mit Zweifeln nachhakt. Damit wird deutlich, dass Bens Weg zur Dunklen Seite quasi ausweglos war, da er über so viele Jahre kontinuierlich der Indoktrination in seinem Kopf ausgesetzt war und das macht die Figur für mich nur noch tragischer als sie es sowieso schon ist.

Als die Gruppe schließlich den Tempel erreicht hat, treten die Ritter von Ren auf den Plan, die sich einen Kampf mit Luke liefern und sich in der Übermacht wähnen. Hier sieht man deutlich, dass die Ritter von Ren keine Chance haben, wenn sie gegen einen Jedi im Gleichgewicht antreten. Lukes Belehrungen während des Kampfes sind für mich der Ausdruck des Jedi, der er über die Jahre geworden ist. So kritisiert er, dass die Ritter von Ren die Dunkle Seite wie einen Hammer nutzen würden, doch die Helle Seite so präzise wie ein Schwert sei. Diese Szene ist in der Rückschau nun eine schöne Reminiszenz an Bens Duell mit den Rittern von Ren im aktuellen Kinofilm. Zwar ist es schön anzusehen, dass Luke ihnen deutlich überlegen ist, aber in gewisser Weise schwächt das die Aussage, dass Ben hofft, mehr Macht durch die Ritter von Ren zu erlangen. Da er dem Kampf beiwohnte, müsste er ja erkannt haben wie überlegen die Helle Seite gegen die Rohheit der Dunklen ist. Aber in Ermangelung eines Meisters – er wähnt Luke ja als tot – sind diese nun wohl seine letzte Hoffnung.

Zuletzt weist Ren Luke noch auf die Dunkelheit in seinem Schüler hin, woraufhin dieser nur noch eindringlicher darauf beharrt, dass Ren den Ort verlassen soll. Man kann also erahnen, dass Luke bereits von Snokes Präsenz in Bens Kopf weiß, noch aber genug Hoffnung hat, dem Widerstand leisten zu können (u.a. wohl ein Grund, warum er ihn mit auf die Mission nahm und nicht im Tempel ließ). Außerdem fungiert Rens Maske – ähnlich der Maske von Lord Momin (aus der Comicreihe Vaders Festung) – als eine Art Gedankenspeicher, auch wenn sie hier zur Kommunikation mit einem noch lebenden Individuum dient.

All diese Kampf- und Unterhaltungsszenen werden sehr gut von Will Sliney und Guru-eFX eingefangen, die wie in Heft 1 weiterhin sehr gute Arbeit leisten. Selbst alle Ritter von Ren sind gut unterscheidbar und in einigen Kampfszenen kommt vor allem Luke sehr gut zur Geltung. Die Panels wirken aufgeräumt und durchdacht und zeichnen eine gute Umgebung, ohne den Fokus von den Hauptfiguren abzulenken.

Ein letzter Punkt, der mir bereits jetzt auf der Seele brennt, ist, dass der Comic dem letzten Film der Skywalker-Saga – in meinen Augen – nicht gut tut. Wir erleben hier einen Ben Solo, der von Kindesbeinen an durch seinen Kopf indoktriniert wurde. Vor Episode IX und der ersten Ausgabe des Comics, habe ich ihn immer als Massenmörder bezeichnet und das trifft auch jetzt noch zu, wie ich finde. Aber: Sein Schicksal im Film ist in Verbindung mit dieser Darstellung eine schlechte Botschaft von Gerechtigkeit und Sühne (und damit beziehe ich mich nicht auf eine romantische Dimension, die ich weiterhin für absurd halte). Doch da wir den Film nicht mehr ändern können, müssen wir Ben einfach als extrem tragischen Charakter ansehen, der letztendlich dann eben so Erlösung finden musste, wie er es im Film getan hat!

Mit Anspielungen geizt Soule übrigens in dieser Ausgabe auch nicht. So verweist Luke in einem Nebensatz auf das Holocron, welches er am Ende des Darth Vader-Handlungsbogens rund um Jocasta Nu – Das erlöschende Licht – gefunden hat. Außerdem verweist Soule auch durch Lor San Tekka auf die „High Republic“-Ära, die wir in Verbindung mit den Gerüchten rund um Project Luminous bereits gehört haben…

Bestätigung der Gerüchte um Project Luminous?

Demnach sei die „High Republic“ von einer großen Expansion der Jedi in die ganze Galaxis gekennzeichnet gewesen, als deren Konsequenz unter anderem auch der abgelegene Tempel auf Elphrona entstand. Bedenkt man, dass Soule auch an Luminous arbeitet, wirken diese Anspielungen im Comic fast wie eine Bestätigung der Gerüchte von ziro.hu. Ich würde mich nicht wundern, wenn wir in einem der Werke rund um das Project Luminous mehr über das ins Rampenlicht gerückte Holocron, oder eine der anderen dort gelagerten Waffen erfahren. Mit diesem Ausschnitt hat – so meine Ansicht – die Gerüchteküche das korrekte Mahl geliefert und wir werden uns in den kommenden Jahren tatsächlich bis zu 400 Jahre in die Vergangenheit wagen, als die Jedi der Republik bei einer Expansion halfen, und vielleicht sogar einen Yoda in seinen besten Jahren erleben!

An der Stelle sei aber auch gesagt, dass der Informant von ziro.hu nicht gänzlich Recht hat. Die (ersten?) Werke zum Project Luminous werden definitiv noch 2020 erscheinen. Dazu dann mehr, wenn Lucasfilm das Projekt offiziell ankündigt.

Fazit

Die Reihe rund um Bens Fall setzt sich sehr stark fort. Soule schafft es den Werdegang gut darzustellen und alle Figuren authentisch zu schreiben. Ben wird immer mehr zu einem tragischen Charakter, für den ich nun fast mehr Mitleid habe als in jedem der drei Sequel-Filme. Ich bin gespannt wie Ben der Situation am Ende dieser Ausgabe entkommt und seinen unausweichlichen Weg zur Dunklen Seite in den noch kommenden beiden Ausgaben vollenden wird.

Wir bedanken uns bei Marvel für die digitale Vorab-Ausgabe, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

6 Kommentare

  1. Ich suche immer noch eine gute Übersetzung für High Republic…

    „Hohe Republik“ gefällt mir irgendwie nicht.

    „Hochzeit der Republik“ klingt zu sehr nach Anakin und Padmé im Seenland auf Naboo. 😛 „Hochzeitalter der Republik“ vielleicht. Oder man nimmt – etwas freier – „Blütezeit der Republik“ oder gar „Goldenes Zeitalter“ … schauen wir mal, was die deutschen Verlage daraus machen.

    1. Das ist ein wichtiger Punkt, den ich noch nicht bedacht habe.
      Ich hoffe nur, dass wird nicht ein Imperial Remnant 2.0, wo jeder sich für eine eigene Übersetzung entscheidet.

      Mir würde neben deinen Tipps, aber auch irgendwie „Hoch Republik“ gefallen. ?

  2. Also was die Zeit der „High Republic“ angeht, so muss man sicherlich abwarten, wie das konkret in den kommenden Veröffentlichungen (insbesondere auch solchen mit Groß- und Kleinschreibung, was ja bei Comics nie ganz eindeutig ist) verwendet werden wird, aber ich würde hier erst einmal denken, dass im vorliegenden Fall „HIGH REPUBLIC ERA“ ein zusammenhängender Begriff sein soll und sich das „high“ mehr auf die „era“ bezieht als auf die „Republic“. Sprich, es geht hier in der Tat um die „Hochzeit der Republik“ (mit Betonung auf „Hoch…“ 😉 ) – oder, wem das beim Lesen zu verwirrend ist (wegen „Hochzeit = Heirat“), die „Hochära der Republik“ bzw. auch „Blütezeit der Republik“.

    Die große Ära bleibt ja die der Galaktischen Republik, in der Inkarnation, wie wir sie in den Prequels gesehen haben – und die begann auch im aktuellen „Kanon“ grob 1000 Jahre vor den Filmen mit den Ereignissen um Darth Bane und endete mit den Klonkriegen. Wenn es nun neue Abenteuer gibt, die um die 400 Jahre (oder wie viel auch immer genau) vor den Filmen spielen, bewegen wir uns halt irgendwo in der Mitte dieser langen Zeitspanne zur Hoch-/Blütezeit dieser Republik – nicht mehr und nicht weniger. Vorstellen kann ich es mir ggf. auch noch adjektivisch gebraucht als „hochrepublikanische Zeit/Ära“.

Schreibe einen Kommentar