Rezension: Star Wars: The Classic Newspaper Comics Volume 2

Star Wars: The Classic Newspaper Comics Volume 2 (30.01.2018)
Star Wars: The Classic Newspaper Comics Volume 2 (27.02.2018)

Bereits am Dienstag der vergangenen Woche erschien Band 2 der Classic Newspaper Comics von IDW auf dem Buchmarkt, der bereits seit 14. Februar im Comicfachhandel erhältlich ist. Mit dabei sind natürlich wieder reihenweise Geschichten aus den obskursten Ecken des Star Wars-Universums, dort, wo fast alle Zeitungscomics des Los Angeles Times Syndicate zu verorten sind.

Die Einleitung

Eingeleitet wird das knapp 300 Seiten starke Prachtstück wie schon die erste Ausgabe von Rich Handley, einem echten Star Wars-Veteranen. Der Autor von acht Insider-Artikeln und diversen weiteren Veröffentlichungen, die sich bis in die hintersten Winkel unserer Lieblingsgalaxis bewegten, ist ein echter Experte für diese Comicära. Neben einem Beitrag für das Star Wars Gamer-Magazin, der sich mit den Spezies aus der klassischen Marvel-Ära befasste, ist Rich Handley auch Mitherausgeber einer Festschrift im Eigenverlag, die sich mit dem Erweiterten Universum und seinen weniger bekannten Ecken und Enden befasst. Die bestmögliche Wahl also, um ein Kompendium voller drolliger Comicgeschichten einzuleiten. Dem kurzen Essay über die Verdienste der Zeitungs-Comicstrips für das spätere Erweiterte Universum sind 12 Strips aus einer nie veröffentlichten Adaption von Episode IV: Eine neue Hoffnung von Al Williamson und Archie Goodwin aus dem Jahr 1978 angefügt, die durchaus einen Blick wert sind. Diese beiden Namen prägen auch allesamt die Comics dieses Bandes, lediglich die erste Geschichte wurde statt von Al Williamsson von Alfredo Alcala illustriert.

Die Comics

Die Comics in diesem Band wurden wie schon beim letzten Band in ihrer originalen Kolorierung belassen. Das heißt, dass je sechs Streifen – die Werktagsausgaben – in Schwarzweiß gehalten sind und die darauf folgende Seite der Sonntagsausgabe in Vollfarbe abgedruckt wird. Für Nostalgiker ist das wie gemacht, da man – wenn man vom Fehlen knisternder Zeitungsseiten einmal absieht – dadurch de facto dasselbe Gefühl des „ersten Mals“ bekommt, wie die Leser der Comicstrips vor 40 Jahren. Die illustre Sammlung beginnt gleich mit einer kleinen Seltenheit des Erweiterten Universums, nämlich mit einer Comicadaption eines Romans – es gibt zwar ein paar davon, aber dann doch nicht allzu viele. Han Solo at Stars‘ End adaptiert den gleichnamigen Roman von Brian Daley von April 1979. Die ein Jahr später entstandene Comicversion illustriert uns die Abenteuer von Han Solo, Jessa Vandangante und dem Droiden Bollux der, wer weiß, ja durchaus Modell gestanden haben könnte für eine gewisse kanonische Droidendame namens L3-37.

Mit The Bounty Hunter of Ord Mantell bekamen Fans im Jahr 1981 mit einem Jahr Verspätung endlich eine Antwort auf die weltbewegende Frage „Welchem Kopfgeldjäger ist Han Solo vor Episode V: Das Imperium schlägt zurück auf Ord Mantell in die Arme gelaufen?“, die sich aus einer ähnlich lautenden Dialogzeile im Film ableiten lässt. Die Antwort, „Skorr“, könnte phonetisch auch einem Rap von Big Shaq entlehnt sein. Fans der Angewohnheit von Star Wars-Autoren, jedes Wort aus den Filmen auf die Goldwaage zu legen, werden von dieser Geschichte mit Glücksgefühlen nur so überschüttet werden.

In Darth Vader Strikes tut Darth Vader vieles, aber dem Titel wird er leider nicht gerecht. Die Geschichte handelt von einer Verschwörung ambitionierter imperialer Offiziere, die in den Nachwehen der Zerstörung des Todessterns Darth Vaders Stellung als Günstling des Imperators anzugreifen versuchen. Auch hier ist ein kleines Schmankerl für detailverliebte Fans verbaut; die Geschichte zeigt nämlich auch die Fertigstellung der Exekutor, Darth Vaders überdimensioniertem, technologischen Schreckgespenst zur Jagd auf die Rebellion. Die direkte Fortsetzung The Serpent Masters verlegt die Handlung auf den Planeten Ophideraan, auf dem ein Orden mit dem klingenden Namen „Schlangenmeister“ unter der Führung eines gewissen Tyrann (sprechende Namen, sie sind überall!) eine ganze Horde von Sklaven hält und unterdrückt. Das es sich für einen ordentlichen, angehenden Jedi wie Luke Skywalker einfach gehört, die Unterdrückten zu befreien, sollte sich natürlich von selbst verstehen.

In Deadly Reunion erhalten wir einen amüsanten Einblick in die Welt der Wissenschaft, in der der imperiale Waffenforscher Dr. Arakkus einen Zwergstern so manipuliert, dass er durch seine erhöhte Gravitation Raumschiffe an sich heranzieht und so einen Schiffsfriedhof erschafft. Zufällig fängt die Gravitation seines kleinen Forschungsobjekts auch den Millennium Falken ein, was sich seine Insassen Leia, Luke und Han natürlich nicht bieten lassen. Traitor’s Gambit wiederum beschäftigt sich ein wenig mit der Ausdehnung der Rebellen-Allianz und führt uns zu Verhandlungen mit der Piratenbande Freeholders auf die Wasserwelt Aquaris (sprechende Namen, überall, schon wieder!). The Night Beast führt uns zurück nach Yavin 4, wo der wildgewordene Massassi Kalgrath aus seinem Kälteschlaf erwacht und nach seinen vor langer Zeit ausgestorbenen Artgenossen zu suchen beginnt. Dieser Comic bildet übrigens auch Luke Skywalkers erste Begegnung mit der Geisteshexe S’ybll, die uns später auch noch in dem Roman Luke Skywalker – Eine neue Hoffnung begegnen wird. Im letzten mitgelieferten Comic The Return of Ben Kenobi wird Alec Guinness‘ Charakter natürlich nicht wieder zum Leben erweckt oder durch Zeitreise zurück ins Leben geholt, wie andernorts im Kanon, sondern haben hier eine ernst gemeinte Angelegenheit vor uns. Nein, stattdessen handelt es sich bei Ben Kenobi um einen von Darth Vader angeheuerten Schauspieler, der als Lockvogel für Luke Skywalker fungieren soll – ein Plan, der auch wunderbar aufgeht. Mehr dazu lest ihr besser selbst in dem Comic.

Fazit

Die alten Zeitungscomics sind selbstverständlich nichts für Jedermann und -frau. Kanonfans dürften größtenteils in Schnappatmung verfallen ob des Alters und der teils doch recht naiven Sicht der Comics auf das Star Wars-Universum – wobei man sich heutzutage wirklich nicht über fehlende Naivität in selbiger Fantasiewelt beschweren kann. Besonders interessant an den vorliegenden Comics ist ihre Verzahnung mit dem bestehenden und später ergänzten erweiterten Universum. Besonders The Bounty Hunter of Ord Mantell ist hier lobend zu erwähnen, da die Geschichte des Comics eine mysteriöse Dialogzeile aus Das Imperium schlägt zurück erklärt. Entgegen verbreiteter Aussagen sind diese Comicgeschichten tatsächlich gelebtes erweitertes Universum – und waren eben nicht von Anfang an unkanonisch. Diverse Elemente, die dort bereits vorkamen, wurden später wieder aufgegriffen, teils als nacherzählte Geschichten in später spielenden Werken, teils als wiederverwendete Charaktere und teils auch in Form häufig und bis heute genutzter Welten wie Fondor. Zum Glück für diese Perlen der frühen Comicliteratur ist Einsteigerfreundlichkeit ja kein relevantes Bewertungskriterium, muten die Comics doch allesamt sehr altertümlich an. Relikte aus einer längst vergangenen Zeit eben.

Wie beim Vorgängerband habe ich mich auch hier wieder dazu entschieden, keine Holocron-Bewertung zu vergeben, da die Eindrücke zu diesen Comics für jeden Leser völlig unterschiedlich ausfallen dürften und eine auch nur annähernd repräsentative Bewertung wohl kaum möglich ist. Fans des obskuren erweiterten Universums werden auf jeden Fall einen Heidenspaß damit haben.

Wir danken

5 Kommentare

  1. Spoilerwarnungen, die nicht sagen, wovor sie warnen, sind ziemlich sinnfrei… -.-

    Woran soll man erkennen, ob man ihn sich gefahrlos anschauen kann? Hier wird ein altes Legends-Werk rezensiert, aber alle Legends-Werke zu kennen reicht offenbar nicht. Kann man selbst bei so einem Artikel nur gefahrlos einen Spoiler ansehen, wenn man *alle* Verröffentlichungen bis zum heutigen Zeitpunkt kennt? Der Kommentar hätte sich einfach verkniffen werden sollen.

    Sorry, ansonsten finde ich die Rezension ja gut, aber das hatte mir gerade ein wenig die Laune verdorben… 😉

    1. Ups, da sollte eigentlich auch dabei stehen, wofür die Spoiler sind… das tut es jetzt. Sorry. Aber naja, allzu viel verrät der Spoiler ja auch nicht.

      EDIT: Eigentlich macht da die Spoilerbox keinen Sinn… ich habe das generell mal umformuliert. Sollte so besser passen. 🙂

    1. 1) Nein, das sind andere, und ja, manche davon wurden von Feest auf Deutsch veröffentlicht (aber nicht alle).

      2) Das SWEU hat sich gerne immer mal wieder widersprochen… der Begriff „kanonisch“ ist da überbewertet… es ist im SWEU genauso „kanonisch“ wie die klassischen Marvel-Comics, aus denen ja auch immer mal wieder Elemente aufgegriffen wurden.

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