Rezension: Forces of Destiny – Ahsoka & Padmé von IDW

Forces of Destiny - Ahsoka & Padmé (Cover A by Valentina Pinto) (24.01.2018)
Forces of Destiny – Ahsoka & Padmé (Cover A by Valentina Pinto) (24.01.2018)

Nachdem die Forces of Destiny-Comicreihe von IDW in den vergangenen Wochen bereits Leia, Rey und Hera als Heldinnen ins Zentrum gerückt hat, begibt sich die Reihe heute erstmals ins Zeitalter der Prequels und präsentiert uns ein kurzes Abenteuer der Padawan-Schülerin Ahsoka Tano und der Senatorin Padmé Amidala.

Forces of Destiny – Ahsoka & Padmé wurde von Beth Revis geschrieben, welche Star Wars-Lesern schon als Autorin des Young-Adult-Romans Jyn, die Rebellin bekannt sein dürfte. Für die Illustration des Heftes zeichnet Valentina Pinto verantwortlich. Wie auch schon die Geschichte über Rey, basiert auch dieses Heft auf einer Folge der Mini-Serie Forces of Destiny, in diesem Fall auf „The Imposter Inside“, welche ihr euch auf YouTube ansehen könnt.

Der Comic beginnt mit den beiden Jedi-Schülerinnen Ahsoka und Barriss Offee, die gegeneinander mit dem Lichtschwert trainieren, wobei Ahsoka einen Trick anwendet, um den Kampf zu gewinnen. Barriss wirft ihr daraufhin vor, dass man mit solchen Tricks, die in einem echten Kampf niemals zur Anwendung kommen könnten, nichts aus dem Training lernen kann. Ahsoka kommt ins Grübeln und meditiert über diesen Vorfall. Da bekommt sie jedoch Besuch von Padmé, die die Jedi darum bittet, ihr bei den Sicherheitsvorkehrungen für ein wichtiges Dinner mit Abgesandten des Planeten Arthuria zu helfen. Ahsoka zögert zunächst, da sie zweifelt, für diese Aufgabe qualifiziert genug zu sein, sagt dann aber zu. Bei den Vorbereitungen auf das Dinner kommt es jedoch zu einem Anschlag: Eine Clawdite hat sich mit Hilfe ihrer Fähigkeit zur Gestaltwandlung als eine von Padmés Zofen eingeschlichen und zieht plötzlich einen Blaster und einen Thermaldetonator. Mit vereinten Kräften können Ahsoka und Padmé die Angreiferin überwältigen. Das Dinner kann nach diesem Vorfall zwar nicht mehr stattfinden, aber Ahsokas Selbstbewusstsein wurde wieder gestärkt.

Die Rahmenhandlung mit dem Training gegen Barriss und Ahsokas Selbstzweifeln existiert in der animierten Vorlage „The Imposter Inside“ nicht, sondern wurde für den Comic extra hinzugefügt. Hier freute ich mich natürlich über den Auftritt von Barriss sowie einer Jedi-Tempelwache, wie wir sie aus The Clone Wars und Rebels kennen. Auch die Fachsimpeleien der beiden Schülerinnen und ihre gegensätzlichen Trainingsphilosophien weckten sofort mein Interesse als Jedi-Fan. Dennoch stellt sich für mich bei der Bewertung des Comics die Frage, ob die hinzugefügte Handlung einen Mehrwert bietet und die Kernhandlung sinnvoll ergänzt. Meiner Meinung nach ist das leider nicht der Fall. In der einleitenden Trainingsszene werden einige interessante Fragen gestellt: Ist es besser, strikt nach Regeln und Formen zu trainieren – diese Meinung vertritt Barriss – oder ist, wie Ahsoka meint, Improvisation der Schlüssel zum Erfolg? Muss man sich im Training so verhalten, als sei man in einer realen Kampfsituation, um fürs echte Leben zu lernen, oder soll man seine Taktik der Trainingssituation anpassen und flexibel agieren, um zu gewinnen? – Leider werden diese Fragen im Folgenden überhaupt nicht mehr aufgegriffen, denn aus unerfindlichen Gründen führt Ahsokas Nachdenken über diese Fragestellungen dazu, dass sie an sich selbst zweifelt und daran, ob sie gut genug ist. Meiner Meinung nach sollten diese recht abstrakten Fragestellungen bei einer eigentlich ziemlich selbstbewussten Figur wie Ahsoka, die auch schon viele Erfolge in echten Kämpfen gefeiert hat, nicht zu so essentiellen Selbstzweifeln führen, dass sie sich im Folgenden nicht einmal mehr zutraut, Security bei einem politischen Dinner zu spielen.

Forces of Destiny - Ahsoka & Padmé (Cover B by Elsa Charretier) (24.01.2018)
Forces of Destiny – Ahsoka & Padmé (Cover B by Elsa Charretier) (24.01.2018)

Am Ende bleibt auch unklar, welche Lehre Ahsoka nun aus dem Attentat ziehen soll und was dieses mit der Fragestellung aus der Einleitung zu tun haben soll. Plötzlich kommt nämlich noch ein ganz neues Problem auf den Tisch, nämlich dass Ahsoka glaubt, zu impulsiv zu sein. Padmé tut das ab, indem sie kurz erklärt, dass Anakin ja auch impulsiv sei, diese Eigenschaft aber zu seinem Vorteil nutze. (Aha. Wohin das noch führen wird, wissen wir ja alle!) Im letzten Panel rufen Ahsoka und Padmé dann „To peace and friendship!“ und der Comic endet. Diese aus dem Nichts kommende Platitüde als Abschluss ist ziemlich unbefriedigend und das plötzliche Ende lässt den Comic unrund wirken. Wenn man zu Beginn schon ein Viertel der zur Verfügung stehenden Seiten dem Kampf und der Auseinandersetzung zwischen Ahsoka und Barriss widmet, dann hätte meiner Meinung nach am Ende auch zwingend ein Abschluss dieser Rahmenhandlung stattfinden müssen – beispielsweise in Form eines weiteren Kampfes zwischen den beiden Schülerinnen, bei dem Ahsoka dann entweder gestärkt durch neue Erkenntnisse einen Erfolg erringt oder alternativ Barriss zustimmt, dass sie Recht hatte. Dieser Abschluss fehlt in der Geschichte leider.

Ein weiterer Aspekt, den der Comic gegenüber der Serie ausbaut, ist die Darstellung der Arthurianer. Während Ahsoka in der Serie nur kurz erwähnt, dass diese Spezies ohne Besteck oder andere Hilfsmittel isst, wird uns im Comic in einer Art „Info-Panel“ eine Abbildung eines Arthurianers präsentiert und noch mehr über die Kultur dieser Aliens verraten. So haben sie beispielsweise Geschmacksknospen in den Händen und tragen in der Öffentlichkeit stets Handschuhe, außer beim Essen. Ich mag es immer sehr gerne, wenn Star Wars mir kulturelle Eigenheiten bestimmter Spezies oder Planeten vorstellt, und so hat mich der Comic auch auf die Arthurianer neugierig gemacht. Leider bleibt es aber bei der reinen Auflistung der Eigenheiten dieser Spezies. Die Arthurianer tauchen nie in Person auf und es kann daher auch nicht zu interessanten interkulturellen Begegnungen kommen. Auch hier verschwendet der Comic also Potential und baut Erwartungen auf, die dann nicht erfüllt werden.

Forces of Destiny - Ahsoka & Padmé (Animation Variant Cover) (24.01.2018)
Forces of Destiny – Ahsoka & Padmé (Animation Variant Cover) (24.01.2018)

Insgesamt muss ich leider sagen, dass die Serienfolge „The Imposter Inside“ wesentlich runder wirkt als der Comic. Die Erweiterungen der Handlung, die Beth Revis für den Comic vorgenommen hat, bringen nicht nur keinen Mehrwert, sondern lassen die Geschichte unfertig und unvollständig wirken.

Die Zeichnungen von Valentina Pinto sind solide und im Stil der Serie gehalten. Ein eigener Zeichenstil ist hier weniger erkennbar als bei den vorigen, von anderen Zeichnerinnen gestalteten Ausgaben von Forces of Destiny. Die Figuren sind jedoch auf den ersten Blick erkennbar und ihre Emotionen spiegeln sich stets passend in ihren Gesichtern wider. Die Dynamik des Kampfes zwischen Ahsoka, Padmé und der Attentäterin können die Zeichnungen allerdings nicht einfangen. Hier wirken die Figuren trotz der Linien, die die Bewegung darstellen sollen, einfach zu statisch. Mit den Hintergründen hat man sich auch sehr wenig Mühe gemacht. In vielen Panels stehen die Figuren einfach vor einem einfarbigen Hintergrund oder einem Farbverlauf. Hier hätte ich mir eine liebevollere Gestaltung der Hintergründe gewünscht.

Letztendlich ist der Comic leider schlechter als die Serienfolge. Die zusätzlichen Szenen passen sich nicht gut in die Handlung ein und hinterlassen den Eindruck einer unvollständigen Geschichte. Auch bei den Zeichnungen besteht, vor allem hinsichtlich der Dynamik und der Hintergründe noch Luft nach oben. So bekommt Forces of Destiny – Ahsoka & Padmé leider nur zwei von fünf Holocrons.

Der Rezensent vergibt 2 von 5 Holocrons!
Die Rezensentin vergibt 2 von 5 Holocrons!

In der nächsten Ausgabe von Forces of Destiny stehen die Schwestern Rose & Paige Tico im Mittelpunkt. Ein Sammelband der Reihe erscheint am 24. April bei IDW Publishing und kann bereits auf Amazon.de¹ vorbestellt werden. Eine deutsche Ausgabe ist momentan noch nicht geplant.

Wir danken IDW Publishing für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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