Heute erscheint bei Marvel Darth Vader #25, das Finale von Autor Kieron Gillens, Zeichner Salvador Larrocas und Kolorist Edgar Delgados Comicreihe zum Aufstieg des Dunklen Lords der Sith zwischen Eine neue Hoffnung und Das Imperium schlägt zurück. Nach der eher psychoanalytischen und introspektiven 24. Ausgabe geht es nun darum, den Kreis zu schließen und die offenen Fragen aus der Serie zu beantworten: Welches Schicksal droht den Doktoren Cylo und Aphra? Wie wird Vader sich mit Großgeneral Tagge arrangieren? Welche Strafe droht ihm von Palpatine für all seine Intrigen mit Aphra, die die Rangordnung des Imperiums untergraben haben?
In dieser Rezension will ich euch kurz meine Eindrücke zum Heft und zur Serie an sich liefern und den Spoilerhungrigen zudem auch beantworten, wie es nun ausgeht und was wir eventuell von der Nachfolgereihe Star Wars: Classified zu erwarten haben.
Wer nur fix die Spoiler haben will – hier eine Zusammenfassung:
- Darth Vader bezwingt Cylo und seine Marinesoldaten und befiehlt ihrem Cyborg-Schiff mit der Macht, in die nächste Sonne zu fliegen. Cylo ist damit endgültig gestorben und wird wohl nicht in einem neuen Körper wiederauferstehen.
- Der Imperator ist begeistert von Darth Vaders Intrigen, die ihm von Aphra offenbart wurden. Vader hat sich als würdiger und fähiger Sith erwiesen!
- Vader erwidert Aphras Verrat und wirft sie aus einer Luftschleuse.
- Der Imperator überträgt Vader den Befehl über die Executor und degradiert Tagge für seine Zusammenarbeit mit Cylo.
- Vader erwürgt Tagge vor den Augen der Brückencrew der Executor (u.a. Admiral Ozzel); Tagge ist somit der erste Offizier, der derart öffentlich bestraft wird.
- Ende…
- … nicht ganz: In einer Marvel-typischen „Post-Credits Scene“ (nein, wirklich, Marvel hat diesmal das Impressum mit den Mitarbeitern ans Ende des Comics gepackt, um eine Post-Credits-Szene zu ermöglichen) wird Aphra von den Droiden 0-0-0 und BT-1 und dem Wookiee-Kopfgeldjäger Krrsantan aus dem Vakuum gerettet. Andeutungsweise könnte man daraus ableiten, dass diese vier Figuren die Hauptrollen in Kieron Gillens Star Wars: Classified haben werden.
Wie ihr schon seht, kommt die finale Ausgabe ohne größere Plot Twists aus, zumindest wenn man den Verlauf der klassischen Trilogie halbwegs kennt und zudem auch die ganzen Andeutungen auf eine Aphra-Serie in der Classified-Ankündigung entsprechend gedeutet hat. Dennoch finde ich, dass aus rein narrativer Sicht das Spiel mit der Sympathie der Leser für Aphra durch die Post-Credits-Szene aufgeht. Wenn man nur den Comic an sich betrachtet, weiß man ja erst mal nichts von vagen, möglicherweise unbeabsichtigten Andeutungen der Marketingabteilung und der daraus entstandenen Online-Spekulation. Das kann ich Kieron Gillen also nicht anlasten. Und ein kleiner Rest Zweifel blieb für die meisten Leser sicher dennoch. Endgültig ist ein Figurenschicksal ja immer erst dann, wenn man es selbst sieht/liest. Darüber hinaus punktet Aphra mit ihrem berechnenden und zugleich auch riskanten Spiel mit ihrem Leben – das holt nochmal das Beste aus dieser makabren Figur heraus, deren Vorgeschichte mich allerdings wirklich mehr interessiert als ihre möglichen Solo-Abenteuer in Classified.
Dennoch ist ein geradliniges Finale nicht unbedingt schlecht. Tatsächlich wären weitere Plot Twists vermutlich eher unglaubwürdig gewesen, da sie wohl zu Geschehnissen geführt hätten, die bei einer so epochalen Schurkenfigur wie Darth Vader einfach nicht angemessen gewesen wären. Darth Vader ist zu diesem Zeitpunkt ein nahezu unbezwingbarer Meister des Bösen – er hat eine Schwäche in Form seines Sohns (auf die Aphra sogar kurz anspielt, um ihn zu provozieren) – und er handelt so, wie man es von ihm erwartet. Nämlich ohne Gnade. Das beherrscht Kieron Gillen wunderbar und auch die oft sehr subtilen Zeichnungen von Larroca/Delgado tun ihr Übriges. Aphras Mienenspiel finde ich beispielsweise genauso subtil und interessant wie das von Darth Vader, dessen ausdrucksloser Helm in dieser Comicreihe ja immer dennoch viel unterschwellige Emotion zum Ausdruck brachte. Insofern sollte ich ja jetzt eigentlich rundum glücklich sein, oder?
Nein. Denn ich war dennoch etwas unzufrieden, nachdem ich das Heft gelesen hatte. Und das hat nicht mal unbedingt etwas mit dem Heft an sich zu tun, sondern eher mit dem gesamten End of Games-Sechsteiler. Ich finde, der war letzten Endes ein oder zwei Ausgaben zu lang. Die surrealen Szenen in Darth Vader #24 mit Padmé hatten durchaus ihren Charme, aber gerade die Herauszögerung von Cylos Schicksal sowie die Auseinandersetzungen mit diversen Cyborg-Monstern dienten vermutlich nur dazu, die Serie auf die schöne, halbrunde Zahl von 25 Ausgaben zu bringen. 23 oder 24 hätten bestimmt auch gereicht. Mag sein, dass das Meckern auf hohem Niveau ist und dass dies Sammelband-Lesern gar nicht auffallen wird, aber wenn man wie ich die Ausgaben kapitelweise Monat für Monat verschlingt, sind diese gestreckten Stellen besonders spürbar.
Das Heft enthält am Ende – neben einer mehrseitigen Galerie aller Darth Vader-Variantcover – auch noch einen 10-seitigen Bonuscomic „Coda“ von Gillen, Zeichner Max Fiumara und Kolorist Dave Stewart. Darin wird eine kleine Geschichte mit den Sandleuten aus Darth Vader #1 erzählt, die inhaltlich zwar kaum von größerer Konsequenz sein wird, aber dafür visuell einiges zu bieten hat. Die Geschichte hat nämlich gar keinen Dialog. Nur einen kurzen Lauftext gibt es zu Beginn. Fiumara darf also rein über seine Zeichnungen erzählen, wie der wiederholte Sandleute-Mörder Darth Vader bei den Tusken eine Art dämonische Legende oder Rachegott geworden ist. Ist das eine Geschichte, die man hätte erzählen müssen? Sicher nicht. Aber sie verleiht dem Universum etwas mehr Tiefe und macht die Ereignisse aus der Reihe auch etwas „realer“, da man sieht, dass sie auch Konsequenzen haben.
Fazit: Abschließend kann ich zu Darth Vader sagen, dass mir die Reihe Spaß gemacht hat. Ja, es gab immer mal wieder einzelne Hefte, mit denen ich nichts anfangen konnte, und diese kybernetischen Möchtegerne fand ich als Gegner für Vader sowie als Elemente der Star Wars-Galaxis auch ungeeignet (auch wenn zumindest ich die Astarte-Geschwister bisweilen interessant fand), allerdings muss ich auch sagen, dass es schwer ist, würdige Gegner für Vader zu finden, und dass zumindest Cylos Verbindung zur Konstruktion von Vaders Rüstung eine gute Idee war. Kieron Gillen ist ein fähiger Autor mit kreativen Ideen, der nicht nur Seltsames geschaffen hat, sondern auch die denkwürdigsten und bekanntesten Charaktere von Marvels neuem Comic-Kanon: Aphra, Krrsantan und die beiden Killerdroiden – Figuren, die manchmal over-the-top waren (besonders Beetees Waffenarsenal), unter dem Strich allerdings noch vielen Lesern lange und positiv im Gedächtnis bleiben werden. Allenfalls Sana Starros aus Jason Aarons Star Wars-Reihe kommt deren Beliebtheit und Bekanntheit nahe. Umso wünschenswerter also, dass es in Classified (die Ankündigung jener Serie folgt später) wirklich um diese Figuren gehen wird. Auch der inzwischen verstorbene Inspektor Thanoth sei als wunderbare Gillen-Schöpfung zu erwähnen.
Letztendlich vergebe ich Darth Vader #25 vier von fünf Holocrons für ein Ende, das zwar geradlinig und vorhersehbar war, allerdings in einem ausdrücklich positiven Sinne, denn letzten Endes konnte diese Geschichte (von Aphras Schicksal abgesehen) doch nur so enden. Danke an Kieron Gillen, Salvador Larroca, Edgar Delgado für eine interessante Comicreihe, die ein wichtiges Bindeglied über Vaders Wandel zwischen Episode IV und V geliefert hat – und mehrere Figuren, die ich gerne wiedersehen möchte.
Eine Übersicht aller Variants zum Heft findet ihr hier. Der Sammelband Darth Vader Vol. 4: End of Games erscheint am 6. Dezember 2016 und kann hier vorbestellt werden. Ab 20. Februar 2017 gibt es die zweite Hälfte von Darth Vaders Abenteuern dann auch als Hardcover-Omnibus, der sich hier vorbestellen lässt. In Deutschland erscheint End of Games ab 19. Juli 2017 bei Panini in der Heftreihe.
Was sind eure Meinungen zum Finale und zur Reihe an sich? Was erhofft ihr euch von der Enthüllung von „Classified“, die im Laufe des Tages zu erwarten ist?
Hm … Ich hatte es befürchtet, dass Aphra überlebt, jetzt hat es Marvel also tatsächlich getan. Keine Ahnung warum die so ein Geheimnis drum gemacht haben, wenn es doch eh recht klar war, was kommen wird. Das gibt dem ganzen einen faden Beigeschmack. Schlußendlich hört sich das Finale im großen und ganzen sehr rund an, obwohl jetzt mit Aphras überleben, schon wieder eine rumrennt die Vaders wahre Identität kennt. Ich mag den Aphra Charakter sehr, doch ich befürchte, dass die neue Comicserie ähnlich wie bei Spider-Gwen, nur ihrer Beliebtheit geschuldet ist und schnell eingestampft werden könnte, wenn sich der Hype gelegt hat.
Allerdings drücke ich die Daumen, dass die Aphra Reihe beweißen kann, dass man auch abseits der Standarthelden eine Geschichte erzählen und eine Reihe aufbauen kann. Wenn Aphra erfolgreich wird, könnten in Zukunft neben ihr und der Hauptreihe weitere Reihen über „unbekannte“ Charaktere folgen. Ich bin gespannt was die Zukunft bringt, denn auf Dauer immer nur Mini-Reihen finde ich arg lahm.
Ich glaube nicht, dass Aphra Vaders wahre Identität kennt. Aber sie könnte sie vermuten, ja.
Nun zumindest sollte sie wissen, dass Vader früher mal ein Skywalker war, wenn sein Sohn schon so heißt. Mich stört einfach ein wenig, dass das früher so das absolute Geheimnis schlecht hin war, niemand wußte (außer Obi, Yoda und der Imperator) wer er ist und jetzt halt immer mehr Charaktere auftauchen, die entweder die Vermutung haben (Aphra) oder es definitiv Wissen (Ashoka). Dazu kommt ja dann noch, dass die nie alleine unterwegs waren, sondern sich in deren Dunstkreis andere Charaktere aufhielten, die ebenfalls noch leben und früher oder später ihre Schlüße ziehen können (Ghost Crew, Boba etc.). Für mich einfach der falsche Weg, da es die schockierende Enthüllung in EsB einfach entwertet. Wenn das so weiter geht, weiß irgendwann jeder wer Vader ist, außer Luke und dass der dann nicht schon früher von Vaders Gegenspielern in die Mangel genommen wurde um ihn als Druckmittel zu verwenden, ist auch wieder komisch.
Dennoch überwiegt die Freude auf die Aphra Solo Serie. Ich geh aber davon aus, dass sie wohl irgendwann noch auf Vader treffen wird und es vorher entweder Ventress oder Ashoka in ihre Crew verschlägt. Zumindest 1x wird sie entkommen, aber auf Dauer wird das nicht gut gehen, denke ich. 🙂
Vielleicht vermutet sie, dass er ein Skywalker war… aber mit Sicherheit weiß sie es nicht. Aber joa, ich verstehe, was du meinst.
Zu deinen Ventress/Ahsoka-Vermutungen könnte ich jetzt etwas sagen, aber das würde ggf. als Spoiler gelten. 😀
Ich finde, es war höchste Zeit, dass diese immer wirrer werdende und weniger SW-bezogene Geschichte jetzt ihren Abschluss findet, ehe sie den eigentlich guten Gesamteindruck vollends ruiniert. Ich finde es schade, dass man nicht im üblichen SW-Stil weitererzählen wollte, sondern mehr und mehr die typischen Helden- und Monster-Comics-Ideen eingebaut hat. Das war früher nicht notwendig, um SW Comic Fans gut zu unterhalten.
Ob die Dr. Aphra Fortsetzungen da hilfreich sind, lasse ich derzeit mal skeptisch offen.