Auch mit schlechten Büchern muss man leben. Und so kommt es, dass sich mutige Jedi-Bibliothekare auch vielfach verrissene Bücher, wie Der Kristallstern von Vonda McIntyre, geben. Im Original erschien der Text als The Crystal Star bereits am 08.12.1994 bei Bantam Spectra. Die deutsche Erstveröffentlichung übernahm VGS im März 1996, der die Übersetzung von Hans Sommer als Hardcover herausbrachte. Eine Taschenbuch-Version folgte bereits fünf Monate später im Heyne-Verlag. Achtung, in dieser Rezension finden sich Spoiler zum Mittel- und Endteil der Handlung.
Die Handlung spielt im Legends-Bereich und im Jahr 14 nach der Schlacht um Yavin. Der erste Satz soll bereits Spannung vermitteln: „Die Kinder waren gekidnappt worden.“ Der Leser denkt sich sofort: Wessen Kinder? Wenn es Leias waren, welche der drei, oder sogar alle? Und vor allem: Warum?
Darauf findet sich schnell eine Antwort: Das ist hier so üblich. Moment, was? Jap, ihr habt richtig gelesen: Auf Munto Codru war es üblich, Kinder zu entführen, um dann ein Lösegeld zu verlangen. Dabei wird der komplette Prozess in einer festgelegten Prozedur durchgeführt und als Ritual angesehen. Leia macht sich also von dieser Stelle gemeinsam mit Chewbacca und R2-D2 auf, um ihre Kinder wiederzufinden.
An anderer Stelle befinden sich Luke, Han und C-3PO im Urlaub. Diesen nutzen sie, um nach verschollenen Jedi zu suchen und einen Kontakt C-3POs zu finden. Dabei treffen sie zu Beginn der Handlung auf der Crseih-Station ein, eine ehemalige imperiale Raumstation, auf der sich inzwischen allerlei Leben angesiedelt hat. Bemerkenswert ist dabei allerdings weniger die Station, als vielmehr das System, in dem sie sich befindet, denn es enthält neben der Station zwei Sterne und ein schwarzes Loch, wobei einer der Sterne, ein weißer Zwerg, dabei war zu sterben und gleichzeitig in das schwarze Loch zu fallen. Ungewöhnlich dabei ist, dass der Stern nicht zur Nova wird oder einfach ausbrennt, er gefriert. Er ist also der titelgebende „Kristallstern“.
Jaina, Jacen und Anakin hingegen befinden sich zu diesem Zeitpunkt in der Gewalt ihres Entführers, der sich zunächst als ihr neuer Ziehvater ausgibt, sich jedoch schnell als Hauptbösewicht des Romans entpuppt. Dabei fallen gerade zu Beginn des Romans sehr hochgestochene Wörter wie impertinent, die den entführten Kindern nichts sagen und die Bösewichte für den Leser lediglich pathetischer wirken lassen.
Auf der Crseih-Station treffen Skywalker und Solo inzwischen auf Xaverri, eine alte Bekannte Hans, die sich auch in A.C. Crispins Han Solo-Trilogie wiederfindet, welche chronologisch früher spielt. Diese ist außerdem 3POs Kontakt und zeigt den Freunden die Entität Waru, die dazu in der Lage ist, Lebewesen zu heilen und auch zu töten, wie Han später feststellt.
Von meiner persönlichen Seite aus lässt sich einfach nur sagen, dass die Handlung komisch ist. Die Kinder nutzen teilweise Fähigkeiten, die sie zu diesem Zeitpunkt der galaktischen Geschichte eigentlich noch nicht haben sollten und sie wirken so gar nicht wie die Solo-Kinder, die wir kennen. Gefühlt hat Jaina übrigens die meiste „Screentime“, das habe ich aber dann doch nicht genau nachgerechnet. Wenn wir schon bei Charakteren sind, die nicht so ganz passen: Luke Skywalker ist quasi gar nicht wiederzuerkennen. Weder als weinerlicher Bauernjunge, noch als der große Jedi-Meister. Er ist still, abwesend, melancholisch – also kurz gesagt „out-of-character“. Einzig R2, 3PO und Chewbacca sind so geschrieben, dass man sie wiedererkennt.
Die Auflösung der Handlung macht die eigentlich relativ spannende Geschichte, die trotz der hohen Aufmerksamkeit, die den Kindern (und damit sind nicht nur die Solo-Kinder gemeint) gewidmet wird, noch lesbar ist, völlig zunichte. Nicht nur ist sie völlig vorhersehbar und somit nicht mehr spannend, das Vater-Klischee aus der Star Wars-Saga wird erneut aufgegriffen. Das hat einmal geklappt. Danach war es ausgelutscht. Der Hauptbösewicht hat einfach einen Dachschaden und wirkt eher wie jemand, der aus der geschlossenen Abteilung geflohen ist, was übrigens dadurch unterstützt wird, dass seine Anhängerschaft hauptsächlich aus Minderjährigen besteht. Ernst nehmen konnte man ihn jedenfalls zu keiner Zeit des Romans. Die Geschichte des Wesens Waru passt allerding noch weniger ins Star Wars-Universum, denn Dimensionswechsel waren bisher erst in einem einzigen der alten Marvel-Comics möglich und Nebendimensionen werden auch sonst an keiner Stelle erwähnt. Doch auch diese „Wendung“ der Handlung kommt durch die häufige Erwähnung des schwarzen Loches und der Theorien zu diesem nicht unerwartet.
So gibt es von mir ein gutes von fünf Holocrons. Ein gutes, weil der Schreibstil mir doch relativ gut gefallen hat, auch wenn die Rechtschreibung der Übersetzung leider veraltet ist.
Danke für deine Rezension zu diesem Buch 🙂
Ich stimme dir zu, dass es nicht das stärkste Buch im Erweiterten Universum ist. Dennoch hat es Spaß gemacht es zu lesen 🙂
Hab das Buch Ende der 90er als eines meiner ersten SW-Bücher aus unserer Schulbücherei ausgeliehen.
War sicherlich nicht überragend. Aber immerhin war es kein Teil einer Trilogie oder langen Buchreihe. Wenn da Bücher nicht so gut sind wird es nämlich wirklich anstrengend.
„Still, melancholisch, abwesend“ finde ich bei Luke nicht unbedingt out of Charakter, das war er bei der Siegesfeier auf Endor nämlich auch schon.