Marvel-Redakteur Jordan D. White im Interview

Newsarama hat ein Interview mit Jordan D. White geführt, der bei Marvel der zuständige Redakteur für die Star Wars-Comicreihen ist. Dabei ging es neben den geheimen Planungen der letzten 12 Monate und Whites Vorbereitungen für diese immense Verantwortung auch um Kontinuität und das Wiederauftauchen alter Charaktere.

Star Wars #1 (John Cassaday Cover)
Star Wars #1 (John Cassaday Cover)

Jordan, fangen wir doch mal buchstäblich von vorne an – werdet ihr in der Comicreihe in irgendeiner Form den Star Wars-Eröffnungslauftext haben?
Ja, natürlich werden wir das. Ein Comicheft ist natürlich ein ganz anderes Format als ein Film, aber jeder, der daran arbeitet, liebt die Star Wars-Filme, also tun wir unser Möglichstes, um die Form und den Stil der Filme auf unsere Weise zu ehren.

Die Rückkehr von Star Wars zu Marvel wurde ein Jahr vor Veröffentlichung der ersten neuen Ausgabe angekündigt und du wurdest im November 2013 informiert, dass du der leitende Redakteur sein würdest. Du hast schon im gesamten Marvel-Universum als Redakteur gearbeitet und bist in vielerlei Hinsicht der leitende Redakteur für Deadpool, aber wie fühlte es sich an, Star Wars zu übernehmen?
Ich hatte keine Ahnung, dass man mich überhaupt für den Job in Erwägung zog, bevor man mich wissen ließ, dass ich ihn übernehmen würde. Ich wusste nicht mal, dass es passierte – und nur sehr wenige Leute in der Verlagswelt wussten Bescheid, weshalb ich es selbst vor meinen Mitarbeitern eine Weile lang geheim halten musste. Aber es war eine unglaubliche Ehre! Ich habe Star Wars schon immer geliebt. Es ist schwer zu sagen, was zuerst in mein Leben trat – Star Wars oder Marvel Comics. Das Wissen, dass Chefredakteur Axel Alonso, Verleger Dan Buckley und die anderen dachten, dass ich der richtige Mann sei, um so eine große und wichtige Comicreihe zu leiten… das war wirklich eine Ehre. Ich bin unglaublich stolz auf die Arbeit, die ich bei Deadpool und all den anderen Serien, an denen ich gearbeitet habe, geleistet habe, und es fühlt sich wirklich toll an, diese Arbeit anerkannt zu bekommen und mit einer so großen Chance belohnt zu werden. Und glaubt mir, die Comics, die wir in Arbeit haben, zielen darauf ab, die Leute von den Socken zu hauen!

Auf einer Skala von 1 bis 10, wie würdest du dein Wissen um das Star Wars-Universum beschreiben bevor du zum zuständigen Comic-Redakteur würdest und wie sieht es jetzt aus, nachdem du ein Jahr lang Redakteur der Hefte gewesen bist?
Das ist eine ziemlich komplizierte Frage, denn zur selben Zeit, als wir die Heftreihen übernahmen, hat sich die Fülle des relevanten Wissens um das Star Wars-Universum auch verändert. Wie ich schon sagte, habe ich die klassische Trilogie zigtausendmal gesehen, ich habe alle Special Editions und die Prequels im Kino gesehen, sobald sie herauskamen, und obwohl ich kein regelmäßiger Leser der Star Wars-Romane war, habe ich die Comics immer mal wieder angeschaut, wenn eine Serie cool aussah, und die vielen Internet-Parodien und -Tribute fand ich auch schon immer toll. Also ich würde mich da so ungefähr bei… vielleicht 5 oder 6 platzieren? Seither habe ich mit The Clone Wars aufgeholt, bin ein regelmäßiger Zuschauer von Rebels geworden, habe die ersten beiden Kanonromane A New Dawn und Tarkin gelesen, habe die kompletten Podcasts Star Wars Minute und Empire Strikes Back Minute angehört, habe das Darths & Droids-Material von mehreren Jahren aufgeholt und habe meinen alten Favoriten Star Wars: The Musical bestimmt eine Milliarde Mal wieder angehört. Ich weiß, dass ich immer noch nur ein Padawan bin, was das Expertenwissen angeht – ich weiß, dass es Fans gibt, die jede Figur auf dem Bildschirm beim Namen kennen – aber ich würde sagen, dass ich mich so langsam auf eine 8 zu bewege.

Wie bereitet man sich darauf vor, die Star Wars-Heftreihen zu leiten und wie unterscheidet sich das von der Vorbereitung für eine von Marvels eigenen Superheldenserien?
Wie ich oben schon ausgeführt habe habe ich mich auf wirklich umfassende Weise wieder in Star Wars eingearbeitet, seit ich erfahren habe, dass ich die Leitung übernehmen würde. Ich habe eine Reihe Lesematerial und Blu-rays gekauft und das Internet durchforstet. An Neujahr habe ich alle sechs Star Wars-Filme hintereinander geschaut… was eine Menge Spaß gemacht hat. Ich überlege, mir das zur Tradition zu machen.

Star Wars: Darth Vader #1
Star Wars: Darth Vader #1

Du hast deine Marvel-Karriere als Redakteur lizenzierter Titel wie Magician: Apprentice und Anita Blake, Vampire Hunter begonnen und nun kehrst mit Star Wars in diese Sparte zurück. Wie empfindest du es, Redakteur lizenzierter Heftreihen zu sein, bei der eine dritte Partei – in diesem Falle die Lucasfilm Story Group – über alles wacht, im Gegensatz zu den hauseigenen Charakteren, über die Marvel die volle Kontrolle hat?
Offensichtlich gibt es bei der Arbeit an einer Lizenz mehr Arbeitsschritte, aber an Star Wars zu arbeiten ist auch etwas ganz Anderes als wenn man an Literaturadaptationen arbeitet. Bei Star Wars arbeite ihn mit [Lucasfilm] zusammen, um ganz neue Geschichten zu produzieren, die in ihre größeren Pläne und das Gesamtbild ihrer Saga passen. Es ist ein wirklich reichhaltiges Universum, in dem es viel zu erkunden gibt, und es ist auch eines, das sich immer weiter ausdehnt. Nimmt man zum Beispiel die gut 8 Ender’s Game-Miniserien, bei denen ich Redakteur war, so waren dies weitgehend Adaptationen existierender Geschichten, und der Rest wurde in direkter Zusammenarbeit mit dem Serienschöpfer geschaffen.

Kannst du deine Interaktionen mit Lucasfilm und der Lucasfilm Story Group bei der Arbeit an den Comics beschreiben?
Ich habe einige Mitglieder der Story Group persönlich getroffen, als wir die Lucasfilm-Zentrale besuchten, um die Serien zu besprechen. Alle Story-Group-Mitglieder, denen ich begegnet bin, waren unglaublich freundlich und freuten sich darauf, mit uns zu arbeiten. Ich habe sie erstmals Ende 2013 getroffen, aber ich glaube, sie haben nicht kapiert, was für ein Riesen-Nerd ich bin, bis ich ihnen zur Weihnachtszeit einen Link zu meinem Star Wars Holiday Special Ukulele-Cover geschickt habe. [Siehe Video unten.] Seither war ich immer mal wieder bei Lucasfilm aus verschiedenen Gründen – um gemeinsam mit Jason Aaron und Kieron Gillen Ideen für Geschichten vorzustellen, um unseren Veröffentlichungsplan und zukünftige Projekte zu planen, etc. – und jedes Mal habe ich mich zumindest mit einem Teil der Story Group getroffen. Auf tagtäglicher Produktionsebene arbeite ich mit Jennifer Heddle zusammen, der leitenden Redakteurin in der Lucasfilm-Verlagsabteilung, und sie bringt unsere Skripte und Comics zur Story Group, die dann ihre Anmerkungen hinzufügt.

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Selbst ohne das „Erweiterte Universum“ als Teil der Star Wars-Kontinuität gibt es eine Menge Charaktere, die in der Zeit zwischen Eine neue Hoffnung und Das Imperium schlägt zurück leben. Ich nehme an, alle Hauptcharaktere werden – wie auf den Titelbildern versprochen – auftauchen, aber werden wir auch ein paar Nebenfiguren auftauchen sehen? Gibt es irgendwelche, die du uns bereits verraten kannst?
Klar werden da welche auftauchen. Ich will nicht zu viel verraten, aber sobald die Produktankündigungen für Darth Vader #1 rauskommen, werdet ihr eine Handvoll Charaktere sehen, die ihr vermutlicht nicht in der Eröffnungsszene der Heftreihe des Dunklen Lords erwartet hättet.

Werden du und die Autoren der Star Wars-Comics irgendwelche neue Charaktere in den Mythos hier einführen? Und wenn ja, wie wichtig werden sie für eure Geschichten sein – wie viel Spielraum habt ihr da?
Wir werden definitiv neue Figuren erfinden! Sowohl Jason als auch Kieron haben neue Charaktere vorgeschlagen, die supertoll sind. Ich denke, dass für Darth Vader mehr neue Charaktere erschaffen werden, da wir mehr Leute erschaffen mussten mit denen Darth interagieren/kämpfen kann als nur die Stars von Jasons Serie. Bisher hatten wir in dem Bereich eine Menge Spielraum – sie lieben es genauso sehr, wenn wir der Welt Dinge hinzufügen, wie wir es lieben, Dinge hinzufügen zu können.

Star Wars #1 Party Variantcover
Star Wars #1 Party Variantcover

Ist die Planung dieser Comics eine Einbahnstraße oder gibt es Dinge, die für die bevorstehenden Filme oder andere Medien entwickelt werden, die dann wiederum in die Comics eingefädelt werden?
Es ist absolut ein Geben und ein Nehmen. Wir haben die Konzepte der fortlaufenden Schwesterserien Star Wars und Darth Vader mitsamt der begleitenden Miniserie [Princess Leia] vorgeschlagen, aber die Kanan-Serie, die die Vorgeschichte der Rebels-Figur Kanan Jarrus beleuchtet, war eine Idee, die an uns herangetragen wurde. Und das ist wiederum eines der tollen Dinge an der Zusammenarbeit mit der Story Group. Sie wissen über alle Star Wars-Geschichten Bescheid, die erzählt werden, also können sie uns über Gelegenheiten informieren, unsere Geschichten mit anderen Medien zu verknüpfen, oder über Stellen, an denen wir Dinge erstmals enthüllen können… wir werden eine Mischung aus Projekten machen – welche, die mit anderen Lucasfilm-Projekten verknüpft sind, und auch welche, die sich auf die Kontinuität zwischen den Filmen konzentrieren, die wir mit den Hauptserien etablieren.

Star Wars bei Marvel zu sehen ist eine große Sache, umso mehr, da Marvel Ende der 70er und Anfang der 80er schon mal die Lizenz hatte. Damals haben die Macher einige denkwürdige Charaktere wie Jaxxon, Baron Orman Tagge, Lumiya und die allgegenwärtigen Hoojibs erfunden. Gibt es irgendeine Chance, dass wir sie wieder auftauchen sehen, selbst wenn es nur kurz in einer belebten Barszene ist?
Da… gibt es immer eine Chance. Eine Chance, dass ihr einen kurzen Blick auf einen davon erhaschen könntet. Aber ich würde nicht darauf wetten, dass sie auch als wichtige Teile der Geschichte auftauchen werden. Wie dem auch sei, ich weiß, dass unsere Sammelband-Abteilung daran arbeitet, diese gewaltigen Omnibus-Bände dieser klassischen Hefte zusammenzustellen. Ich hoffe, dass ich mir ein Exemplar schnappen und mir diese Version der Ereignisse mal anschauen kann.

Star Wars: Kanan #1 (Cover von Mark Brooks)
Star Wars: Kanan #1 (Cover von Mark Brooks)

Star Wars ist ein stark verknüpftes Universum, aber werden diese Einzelserien für sich selbst stehen – oder kannst du dir vorstellen, dass es da irgendwann zu Überschneidungen kommt?
Es ist definitiv angedacht, dass die Miniserien in derselben Welt und Kontinuität angesiedelt sind wie die Hauptserien. Wie ich schon sagte haben wir Star Wars, Darth Vader und Pricess Leia absichtlicht in demselben Zeitrahmen angesiedelt. So ähnlich wie die ganzen Avengers-Heftreihen eine gemeinsame Kontinuität wiedergeben, während man sie dennoch getrennt voneinander lesen kann, wollen wir einen kleinen „Kern“ aus Star Wars-Marvel-Comics erschaffen, von denen man zwar jeden beliebigen einzeln lesen kann, aber mehr davon haben wird, wenn man die ganze Gruppe liest.

Und schließt das auch Star Wars: Kanan mit ein, der auf einer Comicseite mit den Star Wars-Haupthelden auftaucht?
Das wäre ja nicht so ganz einfach, Kanan direkt mit den fortlaufenden Reihen zu verknüpfen, wenn man den enormen zeitlichen Unterschied dazwischen bedenkt. Aber nun ja, die Gesamtheit von Star Wars ist miteinander verknüpft, also… Dinge, die wir in der Vergangenheit in Kanan sehen könnten das Fundament für Dinge legen, die in den später angesiedelten Serien geschehen.

Wo wir schon von Star Wars: Kanan sprechen – die Ankündigung war ja etwas überraschend, aber die Fanreaktion darauf fiel sehr stark aus. Kannst du ein bisschen davon erzählen, wie ihr die Neuzugänge zur Star Wars-Kontinuität wie Rebels und Kanan in die Comics von Marvel eingearbeitet habt?
Rebels feierte kurz vor der Ankündigung von Kanan Premiere und alle waren davon begeistert, wie großartig die Serie ist. Bisher liebe ich die Serie. Der Pilotfilm war großartig – eine tolle Einführung für die Charaktere. Dann haben sie mich komplett überzeugt indem sie meine Lieblingsfigur C-3PO in der ersten regulären Folge auftauchen ließen. Er und R2 sind so super… selbst wenn er die Lage für die Guten manchmal etwas chaotischer macht. Wie auch immer, alle waren von Rebels so begeistert, dass wir erkannten, dass wir Kanan locker zu einer fortlaufenden Reihe machen könnten – da gibt es eine Menge Geschichten zu erzählen. Wenn ihr A New Dawn gelesen habt, dann wisst ihr, dass Kanan nicht immer so war wie er in der Serie auftritt. Bisher war die Arbeit an Kanan echt toll – wir haben eine Menge großartiger Rückmeldungen von den ausführenden Produzenten der Serie erhalten, sodass wir sicher sein können, dass alles, was wir tun, gut in ihre weiteren Pläne für den Charakter passt.

Du hast woanders gesagt, dass Jason Aaron und John Cassaday von Anfang an euer Star Wars-Team waren, aber wie waren denn die Reaktionen und die Anrufe der Comic-Macher, die bei der Star Wars-Reihe mit dabei sein wollten? Wie ist es da im Vergleich, als Redakteur der X-Men-Reihe zu arbeiten und um einen Job gebeten zu werden? Und etwas allgemeiner: Wie sehr, glaubst du, sind die Kreativen bei Marvel insgesamt daran interessiert, Star Wars-Comics zu machen?
Die Reaktionen fielen gewaltig aus! Ja – wir hatten Jason und John bereits für die Hauptserie verpflichtet, bevor wir überhaupt ankündigten, dass wir die Comics machen würden… aber glaubt mir, jede Menge der Kreativen bei Marvel lieben Star Wars und wollen sich an diesen Reihen ausprobieren. Ich, Axel Alonso, C.B. Cebulski haben tonnenweise E-Mails von Leuten erhalten, die sich nach den Heftreihen erkundigten. Wenn man nur Redakteur bei Deadpool ist oder an X-Men arbeitet, bekommt man meistens nur Anrufe von Leuten, die generell nach Arbeit suchen – neue Leute oder Leute zwischen zwei Projekten oder Leute, die gerade am Ende eines Projektes angelangt sind. Nach der Star Wars-Ankündigung bekamen wir auch Briefe von Leuten, die bereits glücklich für uns arbeiten, aber unbedingt gerne in diese weit entfernte Galaxis eintauchen würden!

Nun denn, Herr White, wir sind gespannt. Die komplette Übersicht des Marvel-Materials (alt wie neu) findet ihr hier.

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