In den USA erschien Troy Dennings Vermächtnis-Ära-Roman mit dem Titel Crucible im Juni 2013 und unter dem Titel Feuerprobe hierzulande erst vor wenigen Tagen. Während der englische Begriff Crucible allgemein eher mit Schmelztiegel (ein Gefäß zum Schmelzen von Metallen oder anderen Stoffen) zu übersetzen wäre, kann man ihn auch mit dem Begriff Feuerprobe übersetzen. Die Feuerprobe wird im Duden folgendermaßen definiert:
- Prüfung[ssituation], in der der Beweis höchster Belastbarkeit und bester Qualität erbracht werden soll
- mittelalterliches Gottesurteil, bei dem die Schuld oder Unschuld des Angeklagten aus der Art hervorging, wie die durch die Berührung mit glühendem Eisen entstandenen Wunden abheilten
Hinweis: Vorsicht! Diese Rezension enthält Spoiler.
45 Jahre nach der Schlacht von Yavin: Lando Calrissian hat sich ein neues Betätigungsfeld gesucht: eine Asteroidenraffinerie auf Sarnus. Sarnus liegt im Chiloon-Graben, einem der dichtesten, schwierigsten zu navigierenden Nebel der Galaxis. Doch sein Vorhaben wird von Piratenangriffen auf die Asteroidenschlepper überschattet. Aus dem Grund wendet sich Lando Hilfesuchend an Han Solo und Leia Organa Solo. Alle zusammen kommen sie dann zu der Erkenntnis, dass hinter den Piratenagriffen zwei Columi stecken – Marvid und Craitheus Qreph, die die Raffinerie übernehmen wollen. Doch der Grund dafür ist den Dreien noch nicht klar. Der Bericht der Solos bewegt Luke Skywalker dazu, von der Jedi-Akademie auf Shedu Maad aufzubrechen, um sich persönlich nach Sarnus zu begeben. Auf Sarnus angekommen findet Luke seine Freunde arg mitgenommen vor; kurz zuvor stürtzte ein Asteroid auf Sarnus, wobei knapp 30.000 Arbeiter ihr Leben veloren und Han und Leia stark verletzt wurden. In ihrer Bemühung, diesen Unfall aufzuklären, wird Han von Mirta Gev, der Enkelin des Kopfgeldjägers Boba Fett, und ihren Mandalorianern entführt. Luke und Leia können ihnen folgen, werden aber von der Sith-Meditationssphäre Schiff angegriffen, woraufhin sie den Rettungsversuch von Han vorerst unterbrechen müssen. Han wird derweil zur Basis Eins der Columi gebracht, wo er von den Columi-Brüdern gefoltert wird. Indes gelingt es Ben Skywalker und Tahiri Veila, welche sich im Chiloon-graben auf der Suche nach der Expeditionsritterin Ohali Soroc befinden, Lando aus einer Falle der Mandalorianer zu retten. Nachdem sie Luke und Leia aufgelesen haben, machen sie sich auf den Weg zur Basis Eins. Dort angekommen, gelingt es ihnen in die Basis-Eins einzudringen und Han zu retten…
Troy Denning knüpft mit diesem Roman direkt an seinen Roman Apokalypse der Das Verhängnis der Jedi-Ritter-Reihe an, an dessen Ende Luke zehn seiner Jedi-Ritter auf die Suche nach Mortis in die Galaxis ausgesandt hat. Neue Figuren stellen die Columi sowie ihre Bionten dar, die Nargoner und Dena Yus. Die Columi sind interessante Charaktere, allerdings meiner Meinung nach etwas klischeehaft: In Armut aufgewachsen stehen sie nun kurz davor, die Macht in der Galaxis an sich zu reisen, und passenderweise haben sie mit Han Solo auch noch eine Rechnung offen. Aber diese „Zufälle“ ist man mittlerweile gewohnt – es scheint der Wille der Macht zu sein. So hat auch Lando genau dann die Raffinerie gekauft, als die Columi die Basis Eins im inneren des Chiloon-Graben für sich entdeckt haben und dieser von der Expeditionsritterin Ohali Soroc entdeckt wurde. Letztere wird von den Columi gefangen genommen und Lando ruft Han und Leia auf den Plan. Dass Ben und Thairi später auf Lando stoßen und so ebenfalls Teil des Angriffs auf die Basis-Eins werden, macht den Kohl auch nicht mehr fett. Aber alles in allem ist die Story nachvollziehbar und führt logisch zu einem Ereignis: Luke begreift, dass es an der Zeit ist, den Weg frei zu machen, damit seine Schöpfung sich zu etwas entwickeln kann, das größer ist als er selbst. Die Zeit, in der die Großen Drei sich der Probleme der Galaxis annehmen, ist vorbei.
Und damit wird klar, dass der Titel Feuerprobe für diesen Roman besser nicht hätte gewählt werden können. Denn sowohl Luke, als auch Leia und Han sind in diesem Buch mehr als nur einmal dem Tode sehr nahe. Die ganze Geschichte stellt für alle drei eine einzige Prüfung dar, in der der Beweis höchster Belastbarkeit und bester Qualität erbracht werden muss, um zu überleben. Mit viel Fantasie – und etwas weit hergeholt – findet auch die zweite Definition des Titels in der Geschichte Bedeutung: Glühendes Eisen kann auch mit einem Laserschwert gleichgesetzt werden. Und die Wunden, welche den beiden Columi innerhalb des Portals zufügen werden, heilt die Rohheit der Macht an diesem Ort auf die groteskeste Art und Weise. Darum sind Luke und Leia gezwungen die beiden durch die pure Macht zu vernichten.
Ich weiß nicht ob es an Troy Denning liegt oder an der deutschen Übersetzung, aber an manchen Stellen im Buch hatte ich so meine Probleme, was die Beschreibung und Visualisierung von Orten betrifft. So habe ich jetzt noch immer keine genaue Vorstellung davon, wie die Portalkammer im Inneren der Basis Eins aussieht. Ein Steinkreis und ein Balkon mit Geländer? Dementsprechend schwer ist es mir dann auch gefallen, mir die Kämpfe an diesem Schauplatz vorzustellen. Nichtsdestotrotz habe ich das Buch förmlich verschlungen. Von Anfang bis Ende spannend und interessant geschrieben. Es fällt einem schwer das Buch wegzulegen, selbst wenn einem die Augen bereits vor Müdigkeit zufallen. Und ich bin gespannt, wie (und ob) es mit Luke, Leia, Han, Ben, Vestara und den Einen weitergehen mag…
Supergeiler Roman. Die Qreph-Brüder gefallen mir äußerst gut – natürlich sind sie irgendwo klischeehaft, aber nicht minder interessant.
Ohne auf den Inhalt näher großartig eingehen zu wollen, fällt es natürlich schwer, eine sachliche negative Kritik zu äußern, aber ich versuche es dennoch: Seit den letzten 15 Jahren ist die Feuerprobe eines der schlechtesten Romane, den ich aus dem Star Wars Genre in die Hand bekommen habe, aber das Positive zuerst: Der Roman hält sich sehr schön an die gezeichneten Charakter, Han, Leia und Luke und schafft es diese auf ihre typische Art und Weise darzustellen. Auch stimme ich zu, dass das Buch einen positiven Fesselungseffekt hatte, der aber das Ende umso bitterer macht: Das große Finale innerhalb des Portals zeichnet neue und große Fragezeichen über die Macht, die sich nicht mit der Midiclorianeridee aus dem Prequel vereinbaren lassen. Der Autor übertreibt in vielen Belangen maßlos und die Bedrohung durch die beiden Brüder wird enorm aufgeputscht, obwohl diese im Verhältnis zu den vorherigen Bedrohungen, z.B. Aberloth, Yuuzhan Vong, Imperium etc. eigentlich eher eine Lachnummer sind, die eine persönliche Rechnung mit Han begleichen wollen. Das Buch hat ein sehr mulmiges Gefühl in mir hinterlassen: Es wirkt, als wäre es tatsächlich das (legendkanon mäßig) letzte Buch, in denen man von den großen Drei lesen wird. Hier wollte man mit einer Bedrohung aufwarten, bei der die drei mit einem Knall wirklich in den Ruhestand gehen. Natürlich muss man nicht immer eine Sith Bedrohung oder Extragalaktische Fremdweltler aus der Kiste hüpfen lassen, die Qreph Brüder aber waren einfach nur ein Witz, der leider auf Kosten der Galaktischen Allianz und dem Jedi Orden geht, dessen Bild leider durch das Buch Schaden genommen hat.
Ich habe auch gemischte Gefühle zu dem Buch und den Qreph-Brüdern und verstehe, was du meinst. Dennoch fände ich es schön, wenn man eines Tages daran anknüpfen und die Legacy-Ära zwischen den Büchern und Comics ausfüllt. Das kann auch gerne erst nach den neuen Filmen geschehen, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir eines Tages noch ein paar Legends-Abenteuer bekommen – allein schon deswegen, weil es dafür ein Publikum gibt, und weil eine Legends-Fortsetzung die Leute dazu bringen könnte, auch wieder vermehrt die alten Legends-Romane zu kaufen.
Im Übrigen darfst du in den Kommentaren gerne Spoiler aus dem Buch verwenden. Unsere Rezensionen sind spoilerfrei, weil manche Leser auch Kaufentscheidungen anhand von Internet-Rezensionen treffen und wir ihnen nicht den Lesespaß verderben wollen. In den Kommentaren gilt diese Einschränkung aber nicht, da darf gerne gespoilert werden, was das Zeug hält, wenn es dem Zweck der Diskussion dient (einfach nur eine Buchzusammenfassung zu posten ist natürlich auch nicht Sinn der Sache).