Rezension: The Bad Batch 3×15: „Entscheidung auf Tantiss“

Die Kavallerie ist eingetroffen!

Wrecker, Star Wars: The Clone Wars S07E01: „Alte Schlachtpläne“

Es ist so weit, die letzte Episode von The Bad Batch ist seit vergangenem Mittwoch verfügbar. Somit erscheint heute unsere letzte Rezension zur 2021 gestarteten Animationsserie. Dem etwas generisch gewählten deutschen Episodentitel „Entscheidung auf Tantiss“ steht der englische Originaltitel „The Cavalry Has Arrived“ gegenüber, der den The Clone Wars-Nachfolger deutlich passender abschließt. Denn wer sich an die erste Episode der siebten Staffel der Vorgängerserie erinnert, weiß noch, dass der erste Satz, der jemals auf dem Bildschirm von einem Mitglied der Kloneinheit 99 gesagt worden ist, Wreckers identischer Ausruf ist. Sinnbildlich wird so allein mit diesem Satz die 2020 auf Anaxes gestartete Reise der Zuschauerschaft mit der Gruppe bereits eingerahmt und es ist Zeit, Abschied zu nehmen in einer Folge voller Spannung, Opfer und Rache.

Hinweis: Wie immer sind diese Rezensionen nicht spoilerfrei und gehen sehr genau auf die Inhalte ein. Lest sie am besten also erst, nachdem ihr die Folgen gesehen habt.

Noch vor dem Start des Finales wartet dabei eine kleine Überraschung, denn meine nach der vorletzten Folge gestellte Frage nach der Laufzeit wird sehr schnell und sehr positiv stimmend beantwortet. Mit 51 Minuten brutto ist der Abschluss doppelt so lang, wie eine gewöhnliche Folge der Animationsserie, wodurch sich auch die Gesamtspielzeit der Staffel trotz einer Folge weniger wieder mit der zweiten Staffel deckt. Damit bleibt auch genug Zeit, um die offenen Handlungsstränge zu beenden, die für ein Star Wars-Staffel- und Serienfinale nötige Epicness aufzubringen und offene Fragen zu beantworten (oder..?). Das maßstäbliche Star Wars Rebels-Finale „Familientreffen und Abschied“ bewegte sich schließlich in der selben Dimension.

An jene Doppelfolge, in der die Befreiung von Lothal von statten geht, fühlte ich mich auch bei der erzeugten Spannung erinnert. Die Bedrohungsatmosphäre und das Erzähltempo werden so dermaßen angezogen, dass man jederzeit das Gefühl hat, gleich könnte es einen über die Jahre lieb gewonnenen Charakter erwischen. Die Handlung geht dabei nach einer dramatischen letzten Einblendung des Serienlogos nahtlos nach dem Ende der 14. Folge weiter und gabelt die einzelnen Figuren genau dort auf, wo sie sich zuletzt befanden; Crosshair, Wrecker und Hunter stapfen durch den Wald zur Basis, der gefangene Rampart begegnet Hemlock in einer Zelle, Echo und Emerie planen die Befreiung der Kinder und Omega ihren eigenen Ausbruch mit der Befreiung des Zillo-Biests.

Nach der Reprogrammierung des Medi-Droiden in ihrem Zellentrakt, um Dr. Scalder zu überwältigen, ist die Befreiung des Biests die erste gelungene Herausforderung auf dem Weg zum Sieg der Schadencharge über Hemlock und das Imperium. Der epische Ausbruch und die Verwüstung eines Großteils der Anlage gehört genau wie der Absturz des Venators in The Clone Wars und der Angriff der Purrgils in Rebels zu jenen großen Schaumomenten, die eines Star Wars-Finals würdig sind und ihm die richtige Größe verleihen. Dadurch, dass es jede Menge Imperiale entweder frisst oder zertritt und Mount Tantiss ordentlich zerlegt, bevor es friedlich in den Wald verschwindet und fortan auf Tantiss weiterleben wird, nimmt das Biest symbolisch Rache für sein genetisches Vorbild. Der 2009 eröffnete Handlungsstrang und Character-Arc – wenn man ihn so bezeichnen mag – findet so ein befriedigendes und schönes Ende, nachdem es für das ursprüngliche Biest noch tragisch endete.

Das Zillo-Biest in Action

Der Amoklauf des Zillo-Biests nimmt aber nur einen recht kurzen Teil der Laufzeit ein. Außerdem wäre ein Finale auch nichts ohne große persönliche Konfrontationen und deshalb erweckt Hemlock den Rest der CX-Kloneinheit aus ihrem Winter Soldier-mäßigen Tiefschlaf. Insgesamt erinnert die Gruppe mit ihren individuellen Waffen, Rüstungen und Fähigkeiten einerseits an ein böses Gegenstück zur Schadencharge, an dem sie ihre Fähigkeiten ein letztes Mal beweisen müssen, andererseits aber auch sehr an einen Verschnitt der Ritter von Ren. Tatsächlich bekommen sie ähnlich wenig Hintergrund spendiert oder Dialogzeilen zu sprechen und nach zwei optisch beeindruckenden Kämpfen – zunächst im brennenden Hangar von Tantiss und dann, nachdem ausnahmsweise mal die komplette Einheit 99 gefangen wurde, in einer erfolgreichen Runde 2 – gibt es endlich die lang erwartete, oft angedeutete, große, dramatische Offenbarung, welcher bekannte Klon sich hinter dem Helm von CX-2 befindet, der die halbe Staffel unseren Helden das Leben zur Hölle machte…. nicht. Der Kampf ist lang und zermürbend, aber spätestens jetzt wird klar, dass weder Tech noch Cody zum bösen Attentäterklon umprogrammiert worden sind. CX-2 ist genau wie CX „nur“ ein Reg und wird genau wie seine unterschiedlichen Kumpanen ohne großes emotionales Tamtam besiegt.

Davor passierten aber noch diverse andere Entwicklungen. Emerie flieht mit den Kindern wieder einmal nach Pabu und Echo befreit mit Omega sämtliche gefangenen Klone in der Anlage. Während seiner bewegenden Ansprache kann man schon mal Gänsehaut bekommen und wenn man daran denkt, wie seine Reise in der allerersten The Clone Wars-Staffel als Befehle wiederholender Glänzer begann, der so zu seinem Spitznamen kam und dann über Stationen als ARC-Soldat über die Zitadelle nach Skako Minor zu den Abenteuern mit dem Bad Batch führte, wird hier ein weiterer epischer und weit in die Vergangenheit zurückführender Kreis geschlossen. In solchen Momenten liebt man Star Wars wieder einmal sehr für das so viele Jahre und Medien umfassende erzählerische Phänomen, das es ist.

Das böse Spiegelbild von Einheit 99

Bei der Befreiung werden neben den Klonen auch zwei weitere wohlbekannte Gefangene befreit; Nala Se und Rampart. Die Kaminoanerin hat eine emotionale Abschiedsszene mit ihrem Schützling Omega, bei der man schon ahnt, dass ihr Ende naht. Sie macht sich nämlich mit Thermaldetonatoren auf den Weg zum Datenspeicher, damit ihre Arbeit für die Forschungen des Imperators nicht weiter verwendet werden kann und mit Kamino und seinen Bewohnern untergeht. Rampart wittert seine Chance, seine Verhandlungsstellung gegenüber dem Imperium mit den Forschungsdaten in der Hand zu verbessern, folgt Nala Se und will von ihr mehr über Projekt Nekromant erfahren. Im Gegensatz zu uns, die es ebenfalls brennend interessiert, verrät sie ihm auch alles darüber, aber durch einen geschickten Schnitt verpassen wir den spannenden Teil leider und kehren erst zurück, kurz bevor Rampart auf Nala Se schießt, die aber im Sterben mit den Detonatoren ihn und alle Daten in feuriges Inferno taucht. Die letzte – und immer sympathischste – Kaminoanerin nimmt beim Zerstörer ihrer Wasserwelt ihre Rache im Feuer.

Nala Ses Ende ist nicht das einzige Opfer, dass der letzte Kampf der Schadencharge verlangt. Crosshair verliert nämlich durch CX-2 seine seit Beginn der Staffel zitternde Schusshand und reiht sich damit in die lange Tradition der in der Galaxis verlorenen rechten Hände ein. Unter großen Verlusten helfen die befreiten Klone unter Echos Kommando den Helden bei der Befreiung. Hemlock wiederum, dem Gouverneur Tarkin seine Ankunft angekündigt hat, versucht angesichts des Chaos mit dem schnittigen Schiff der CX-Klone und Omega im Schlepptau zu fliehen, um immerhin das für die Ziele des Imperators wertvollste Subjekt mitzunehmen und nicht bei Null anfangen zu müssen. So kommt es nach mehreren Situationen, in denen man vor allem Sorge um Wreckers Überleben hatte, zum großen Showdown über der Anlage zwischen Crosshair und Hunter auf der einen und Hemlock und Omega auf der anderen Seite einer dramatisch verregneten Brücke und das Animationsbudget für die verregneten Frisuren dürfte wieder einmal ein wenig höher gewesen sein, als bei anderen Szenen.

Hemlocks letzter Versuch

Crosshair darf aber noch einmal beweisen, was selbst ohne Schusshand in ihm steckt. Dadurch müssen aber zunächst Legends-Fans stark sein, denn der eigentlich niemals irgendetwas unternommene und nur als Gimmick und Statist neben Hemlock dienende Scorch aus dem Republic Commando-Spiel und den gleichnamigen Romanen, wird einfach unspektakulär abgefrühstückt und findet sein Ende. Mit ein paar Legends-Fans hab ich seitdem bereits sprechen können und sie waren mehr oder weniger empört, was den Umgang mit dieser einst beliebten Figur angeht. Schreibt gern in die Kommentare, wie ihr dabei empfindet.

Mit gutem Timing und Teamwork erledigt Crosshair aber auch Hemlock ein für alle Mal, wie es einem Bösewicht von seinem Kaliber gehört auch mit ziemlichem Overkill. Dadurch ist die Bedrohung abgewendet und die Schadencharge kann mit Omega endlich friedlich von dannen ziehen. Kaum springen sie mit einem Shuttle in den Hyperraum, wird der Übergang von der Republik zum Imperium, der in der Serie in drei Staffeln Schritt für Schritt stattfand, filmisch noch einmal unvergleichlich episch in Szene gesetzt. Tarkin macht nämlich direkt danach seine Ankündigung wahr und erscheint mit dem chronologisch ersten Auftreten eines Sternzerstörers der Imperium-Klasse-I, eingerahmt von zwei kleineren Venators. Was für ein großartiges Bild! Auf dem Planeten beschließt der Gouverneur, dass Projekt Nekromant mit der Zerstörung von Tantiss und dem Ende von Hemlock eingestellt wird und die finanziellen Mittel seinem eigenen Projekt Kleiner Stern zugeführt werden sollen. Leider endet die Serie in Hinblick auf das Klonprojekt auch und es gibt keine von mir so herbeigesehnte Auflösung. Zumindest nicht in The Bad Batch, obwohl es einer der zentralen Plotpoints war. Uns wird also eine weitere Lektion in Sachen Geduld erteilt, aber es scheint ja Pläne mit dem Projekt zu geben, sonst wäre es auch nicht in The Mandalorian Staffel 3 erwähnt worden. Ob Thrawn in Zukunft seine Legends-Tradition fortsetzt, nach Tantiss zurückkehrt und den dortigen Forschungsstand wiederbeleben wird?

Kloneinheit 99 kehrt derweil auf Pabu zurück, das genau wie damals Lothal fortan vom Imperium unberührt bleibt – muss man akzeptieren – und findet dort den friedlichen Abschluss seiner Geschichte mit den überlebenden Tantiss-Klonen. Es gibt ein schönes, letztes Gruppenbild und nach einer klassischen Abblende wird auch die Tradition der Zeitsprung-Epiloge in Star Wars-Animationsserien aufrecht erhalten. Viele Jahre später ist Omega – die eigentlich von der Klonlogik her als Erwachsene die Stimme von Emerie haben sollte und nicht ihre unveränderte jugendliche – auf den Weg, sich der wachsenden Rebellion anzuschließen und verabschiedet sich vom gealterten Hunter, der sich von der Form her deutlich besser gehalten hat, als Rex und Co. nach den Jahren.

So endet eine Star Wars-Animationsserie, deren dritte und letzte Staffel die mit Abstand stringenteste und beste war. Auf dem Weg dorthin gab es viele Folgen, die durch die wöchentliche Veröffentlichungsweise wie Filler wirkten, bei einem künftigen Rewatch aber deutlich weniger ins Gewicht fallen und den Gesamteindruck weniger schmälern. Durch trivialere Geschichten und vom Konzept nicht der interessantesten Wahl des Hauptcasts zu dieser Zeit der Galaktischen Geschichte konnte die Serie nicht vollends überzeugen, wuchs mit der Zeit aber doch ans Herz, wusste zu überraschen, hat seine Relevanz im größeren Ganzen des Kanons und fand in einem hochspannenden Finale ohne große Twists und erzwungene Schocker ein rundes, befriedigendes und viele offene Handlungsstränge abschließendes Ende.

Ende

Ein Kommentar

  1. Die letzte Folge hat mir sehr gut gefallen. Sie war schön lange, spannend und abwechslungsreich. Es hat mich richtig reingezogen.

    Von dem Gruppenbild am Ende hätte ich gerne einen Kunstdruck oder etwas in der Richtung, hoffe da kommt was..

    Bei der letzte Szene mit Omega und Hunter hatte ich dann sogar etwas Pipi in den Augen.

    Freue mich schon auf den Rewatch der kompletten Serie in ein paar Monaten und darauf wieder etwas von Omega und den restlichen Mitgliedern der Kloneinheit 99 zu sehen und zu lesen.

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