Rezension: Die Hohe Republik – Abenteuer, Band 3: Das Monster vom Tempelberg von Cavan Scott

Mit knapp einem Jahr Verspätung liefern wir euch nun endlich die Rezension zum schon im Juli 2022 erschienen Sonderband Die Hohe Republik – Abenteuer, Band 3: Das Monster vom Tempelberg nach. Die Übersetzung erfolgte durch Matthias Wieland. Das Cover des Sammelbandes zeigt das von Rachael Stott gezeichnete Cover zu Heft #1. Auf der Noris Force Con 6 gab es ein spezielles Variant Cover zu kaufen, welches dem US-Cover zu Heft #2 entspricht und ebenfalls von Rachael Stott stammt.

Der Comic war ursprünglich nicht geplant und entstand eher kurzfristig. Die Corona-Krise brachte 2021 ja auch die Produktions- und Lieferketten des Comic-Handels gehörig durcheinander, so dass es im Veröffentlichungs-Programm der Hohen Republik zu einer unplanmäßig großen zeitlichen Lücke zwischen den Auslieferungsterminen der fertig-produzierten zweiten und der nun verzögerten dritten Welle der Phase I kam. Gleichzeitig hatte die Figur Ty Yorrick aus der Schlacht um Valo in Im Zeichen des Sturms sehr viel Zuspruch bei den Fans gefunden und den Wunsch nach mehr Informationen und weiteren Geschichten ausgelöst. Bei Lucasfilm löste man beide Probleme dadurch, dass man kurzfristig zusammen mit IDW Publishing und Cavan Scott eine zusätzliche Geschichte um diese Figur ersann und lokal produzieren lies. Eine weitere Besonderheit rund um diesen Sammelband ergab sich daraus, dass die Star Wars-Comic-Lizenz von IDW Publishing für Nordamerika kurz nach dem Abschluss dieser Reihe auslief und ein Sammelband von IDW in den USA so nicht mehr erscheinen konnte.

Die Leser in Deutschland waren aufgrund des eigenständigen Lizenzvertrages mit Panini davon aber nicht betroffen und erhielten ihren Sammelband relativ zeitnah. In den USA wird der Sammelband aber erst am 10. Oktober 2023, nun bei Dark Horse, mit gut zwei Jahren Verspätung erscheinen.

Zum Inhalt

Ty Yorrick, einst eine Padawan von Meisterin Cibaba war schon früh in gefährliche Gefilde abgeglitten, als sie sich mit Klias Teradine, dem Troublemaker unter den Padawanen, zusammentat und fortan ein besonderes Interesse für Sith-Artefakte, bzw. die Bereitschaft sich auf Abenteuer einzulassen, erkennen ließ. Am Ende gewann die Abenteuerin in ihr die Oberhand und sie verließ – unter nicht ganz geklärten Umständen – den Jedi-Orden, um sich fortan auf privater Basis für allerlei gefährliche Missionen anheuern zu lassen.

So treffen wir sie denn auch – noch vor den Ereignissen auf Valo und Grizal – auf Blarrum, wo sie für einen privaten Auftraggeber einen Gundark einfangen soll. Als plötzlich ein Jugendlicher auftaucht und sich in große Gefahr begibt, muss sie ihre Pläne ändern und diesen retten, auch wenn dies zum Verlust ihrer Prämie führt. Für große, anschließende Diskussionen hat aber weder sie noch ihr Auftraggeber Zeit, denn zwei Jedi tauchen auf und versprechen nichts Gutes. Da sie nun zügig abtauchen muss und für ihren letzten Einsatz ja nicht bezahlt worden war, nimmt wie – nach Konsultation ihrer Schicksalssteine – einen Auftrag von Siedlern auf Loreth an, die sich in ihrer neuen Siedlung plötzlich mit einem Monster konfrontiert sehen, welches sie bislang nur von Höhlenzeichnungen kannten.

Ty steht diesem als Felsweber bekannten Wesen alsbald gegenüber und muss auch noch sein letztes Opfer retten. Wie sich herausstellt, handelt es sich um jenen Jugendlichen, der ihr schon auf Blarrum dazwischenkam. Im Weiteren stellt sich heraus, dass er Drewen heißt, von Segredo kommt und ihr nacheifern möchte, da sein eigenes Dorf und Familie von einem anderen Monster vernichtet worden war. Nun soll ihn Ty in der Macht ausbilden. Was so natürlich nicht funktioniert und in Ty alle Arten von widerstrebenden Gefühlen hervorruft. Am Ende darf er aber bleiben.

In der folgenden Nacht werden Ty und Drewen aber völlig unvermittelt von dem blonden Mädchen aus dem Dorf, Pela, so massiv angegriffen, dass Ty sie nur noch wegschleudern kann, was dazu führt, dass Pela in eine Schlucht stürzt, ohne dass Ty ihren Sturz mit ihren Machtfähigkeiten noch stoppen kann, was bei ihr schwere Selbstvorwürfe auslöst. In derart bedrückter Stimmung steigen die beiden am nächsten Tag weiter zur Höhle des Gretalax auf. Und die Stimmung wird auch durch eine Reihe von nervigen Ereignissen nicht besser. Schließlich sieht sich Ty auch noch mit alten Erinnerungen an ein gemeinsames Abenteuer mit Klias konfrontier. Kurz gesagt, nicht gerade die besten Ausgangsvoraussetzungen, um einem rätselhaften Monster einen Hausbesuch abzustatten, aber was will man machen. Und die Reihe von unerwarteten Entdeckungen reißt auch nicht mehr ab, bis sich die Umstände und ihren wahren Ursachen und Zusammenhänge – auch unter zur Hilfenahme ihrer verbliebenen Machtfähigkeiten – offenbaren.

Am Ende tut Ty dann das, was richtig ist und stellt sich gegen die wirklichen Störenfriede, einige Siedler. Was natürlich nicht ohne deren massive Gegenwehr und einige zusätzliche Gefahren abgeht, aber die Situation auf Loreth bereinigt.

Die Umsetzung

Cavan Scotts Hang zu Gruselgeschichten ist ja weithin bekannt und hat sich auch im Star Wars-Umfeld schon hinlänglich niedergeschlagen. Da war natürlich die Versuchung einer Monstergeschichte zur Zeit der Hohen Republik sehr groß. Mit Monstern kann man es ja machen, besonders bei Star Wars. Dabei ist natürlich auch klar, dass Monster oft nur eine Verkleidung für menschliche Probleme sind, man bestimmte Dinge aber leichter über eine solche Verkörperung transportieren kann. So auch hier! Die ach so gefährlichen Wesen sind gar nicht das eigentliche Problem, sondern die Menschen, die rücksichtslos in für sie neue Gebiete eingedrungen sind und dabei die schon bestehenden Kreisläufe durcheinanderbringen. Da sie diese (noch) nicht verstehen (wollen) und sich selbst nicht als die Störer sehen (wollen), werden die ihnen nun entgegentretenden Wesen einfach zu bedrohlichen oder sogar gefährlichen Monstern klassifiziert und müssen vernichtet werden, und mit diesen dann meist auch die ursprünglich dort existierende Umwelt und ihre Kreisläufe, so dass die Eindringlinge im Prinzip alles vernichten können, was sie da nicht haben wollen. Also ein ganz klassisches Motiv, auf das Scott hier seine Geschichte aufbaut.

Angereichert wird all das durch einen etwas abenteuerlichen Vorlauf, ein paar zunächst etwas merkwürdigen Nebenfiguren, die ihre ganz eigenen Motivationen haben, und ein paar Pflicht-Zutaten für jede Gruselgeschichte, ob die nun Sinn ergeben oder nicht. Ohne die blonde Unschuld vom Lande, die plötzlich zu einer Besessenen wird, kommt einfach keine anständige Grusel-Geschichte aus. All dies hat Scott sehr sauber und effizient hier in diese Geschichte integriert und sie dabei noch elegant in das Image von Ty, als Monsterjägerin, eingebettet. Und auch wenn die Geschichte etwas vom üblichen Geschehen im Star Wars-Universum abgekoppelt erscheint, sorgen doch die zahlreichen Verknüpfungen zu anderen Werken und die Rückblenden in ihr früheres Leben immer noch für eine hinreichend starke Verankerung in der Zeit der Hohen Republik. Einziger Kritikpunkt bei der Anlage der Figur von Ty Yorrick bleibt für mich ihre Bereitschaft, dass ein paar Würfel über ihr weiteres Handeln entscheiden dürfen, wo sie doch sonst so besonnen und geplant vorgeht. Dies sollte ihrem Charakter wohl einen besonderen Spin geben, passt aber einfach nicht. Die Spiegelungen bestimmter Situationen mit ihren früheren Erlebnissen mit Klias sind zwar interessant, ergeben aber für mich in der konkreten Situation nicht immer einen Erkenntnisgewinn. Sie scheinen einfach ein Werkzeug zu sein mehr über Tys Jedi-Vergangenheit erzählen zu können.

An der grafischen Umsetzung der Geschichte gibt es ebenfalls kaum etwas zu bekritteln. Die Illustrationen, Kolorierungen und Panel-Konstruktionen von Rachael Stott (Tuschezeichnungen), Vita Efremova (Kolorierungen) und Nicola Righi (Kolorierungen) können durchgängig überzeugen. Die Monster sehen dabei zwar bedrohlich, aber nicht lächerlich aus, sondern passen noch als Lebewesen in ihrer Umgebung. Die detailreichen Zeichnungen und gelungenen farblichen Verläufe haben ein solides Fundament für das Storytelling ermöglicht, ohne dass es zu irgendwelchen optischen Störungen gekommen ist. Die Freiheiten, die man sich bei der Komposition der Panels genommen und dann auch genutzt hat, unterstützen dies noch. Und auch die Cover von Rachael Stott sind mir wiederholt sehr positiv aufgefallen. Hier ist einfach ein sehr rundes Gesamtwerk entstanden.

Fazit

Nachdem ich das Heft nun, mit einem Jahr Abstand, erneut für diese Rezension gelesen habe, kann ich die damalige Einschätzung aus den Rezensionen zu den englischen Comics bestätigen. Es ist eine solide, runde Geschichte, in der wir einiges darüber lernen, wie Ty Yorrick so tickt. Der Wunsch vieler Fans, mehr über diese Figur zu erfahren, wurde also gut erfüllt. Die Geschichte darüber hinaus ist halt wie jede Monster-Geschichte. Wem solche Geschichten nicht liegen, der hat aber auch nicht viel verpasst, wenn er sie eben nicht gelesen hat. Eine weitergehende Relevanz hat sich auch durch nachfolgende Geschichten bislang nicht ergeben.

Bewertung: 4 von 5 Holocrons
Bewertung: 4 von 5 Holocrons

Zu beziehen ist der Sammelband wie immer über die üblichen Händler, den Panini-Shop¹¹ oder auch bei Amazon¹¹
Wir danken und bei Panini für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars.

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