Rezension: The High Republic: The Battle of Jedha von George Mann

Mit Star Wars: The High Republic – The Battle of Jedha von George Mann erscheint am 3. Januar 2023 bei Random House Audio ein weiteres Hörspiel aus der Ära der Hohen Republik, dessen Skriptbuch diesmal sogar recht früh nachgereicht wird, nämlich am 14. Februar bei Random House Worlds. Die titelgebende Schlacht von Jedha wurde in der ersten Phase von Die Hohe Republik bereits mehrfach angedeutet, unter anderem in Die Hohe Republik – Abenteuer, in Im Zeichen des Sturms und in Mitternachtshorizont. Bewaffnet mit den kryptischen Andeutungen aus jenen Werken und meinen Earbuds durfte ich mir die Schlacht bereits zu Gemüte führen und kann euch heute meine spoilerfreie Rezension zu diesem „Audio Original“ liefern.

Qualität der Aufnahme

The Battle of Jedha (03.01.2023)
The Battle of Jedha (03.01.2023)

Nach Dooku: Jedi Lost, Doctor Aphra und The High Republic: Tempest Runner ist The Battle of Jedha das vierte Star Wars-Hörspiel, welches das Team von Random House Audio mit seinem breiten Aufgebot an Sprechern auf die Welt loslässt. Persönlich habe ich zu diesem auditiven Medium ein sehr ambivalentes Verhältnis, da es einfach nicht meine Art ist, Inhalte zu konsumieren. Ähnlich verhält es sich mit Hörbüchern und Podcasts – ich drifte dabei immer wieder ab oder das Tempo der Erzählung passt nicht zu dem Tempo, in dem ich gerne lesen würde, und auch die Optionen zur Änderung der Wiedergabegeschwindigkeit helfen da wenig. Auch springe ich beim Lesen gerne nochmal ein paar Absätze oder Seiten zurück, was bei einer Hördatei nicht wirklich praktikabel ist. Aus jenen Gründen habe ich vergangene Hörspielrezensionen oft an die Kolleg*innen abgegeben, um diese „Vorbelastung“ meinerseits aus der Bewertung zu entfernen.

The Battle of Jedha hat mir als Hörspiel allerdings so gut gefallen, dass ich diesmal die Rezension selbst schreiben wollte. Besonders bei Dooku: Jedi Lost und Tempest Runner ist mir immer wieder aufgefallen, dass Sprecher mit ähnlichen Stimmen häufiger eine Szene teilten und es nicht durchgehend klar war, wer gerade mit wem sprach. (Ich verweise hier auf Patricias Rezension.) Hinzu kamen bei Tempest Runner noch die übermäßig vielen Stöhnlaute bei Kampfszenen, die mir den Hörgenuss zusätzlich erschwerten. Nicht so bei The Battle of Jedha. Alle Hauptakteure haben klar zu unterscheidende Sprecher, was u.a. an den gewählten Akzenten, Stimmverzerrungseffekten für Droiden und Aliens und, ja, auch Geschlechterkombinationen liegt. Die meisten Figuren haben einen klaren stimmlichen Wiedererkennungswert und ich werde sie bei künftigen literarischen Auftritten auch beim Lesen mit diesen Stimmen in meinem Kopf „hören“.

Die Star Wars-Hörspiele konnten in der Vergangenheit bereits mit toller musikalischer Untermalung und erstklassigen Effekten punkten und diese Qualität setzt sich auch bei The Battle of Jedha fort. Ich fand die Abmischung diesmal aber noch deutlicher, ohrenfreundlicher und insgesamt gelungener, da Effekte bei Kämpfen nicht die Stimmen übertönten. Kritik würde ich nur an zwei Stellen üben. Erstens an Marc Thompson, denn als der insektoide Barkeeper Kradon Minst klingt er einfach nur nervig und zu eindeutig wie ein Mensch, der angestrengt seine Stimme verstellt – da wäre eine etwas authentischere Stimmgestaltung wünschenswert gewesen. Zweitens an den Massenszenen, bei denen große Gruppen an Wesen irgendwelche Protestslogans im Chor skandieren – man hat schlicht zu leicht heraushören können, dass es maximal eine Handvoll Sprecher war, die hier gleichzeitig auftrat, und ich bin mir sicher, man hätte durch die Überlagerung mehrerer Aufnahmen derselben Sprecher einen überzeugenderen Effekt großer (Nicht-)Menschenansammlungen erzielen können.

Die Prämisse

Nun habe ich bereits viele Worte verloren, aber noch kaum eines zur Handlung. Die Prämisse ist schnell erklärt. Infolge des Waffenstillstands im „Ewigen Krieg“ („Forever War“) zwischen den Schwesterplaneten Eiram und E’ronoh, der in Star Wars: Convergence erwirkt wurde, und der Hochzeit der Thronerb*innen beider Planeten halten die Republik, die Jedi und Vertreter beider Planeten auf Jedha einen Gipfel ab, um den vereinbarten Friedensvertrag zu unterzeichnen. Was zunächst wie eine Formalität wirkt, verkompliziert sich aber einerseits durch die nach wie vor komplizierten Beziehungen der beiden Völker sowie durch dritte Akteure, die sich inmitten der religiösen Kulte Jedhas gegen die Republik, gegen den Frieden und vor allem gegen die Jedi verschwören.

An dieser Stelle laufen auch Handlungsstränge oder zumindest Charakterschicksale aus anderen Werken außer Convergence in The Battle of Jedha zusammen. So ist Silandra Sho aus dem Jugendroman Quest for the Hidden City mit von der Partie, der ebenfalls von George Mann geschrieben wurde, ebenso wie einige Mitglieder des Pfads der Offenen Hand aus Path of Deceit von Justina Ireland. Immerhin ist Axel Greylark, meine absolute Hassfigur der zweiten Phase, in dieser Story nicht zugegen und es bleibt bei einer Erwähnung seiner Taten aus Convergence. Eine zentrale Rolle spielt auch Keth Cerapath, ein Bewohner Jedhas und Gehilfe der Kirche der Macht, den Komplettleser aus den Kurzgeschichten der Tales of Enlightenment kennen könnten – und die titelgebende Bar jener Kurzgeschichtenreihe, das „Enlightenment“, taucht ebenfalls immer wieder auf. Hier sei der geneigte Hörer gewarnt, dass die bisherigen Werke hemmungslos gespoilert werden und man hier die Lese- bzw. Hörreihenfolge ganz klar beachten sollte.

So positioniert The Battle of Jedha sich als Dreh- und Angelpunkt einiger Handlungsstränge und führt Figuren aus Prosawerken unterschiedlicher Alterszielgruppen zusammen, was es allerdings umso schmerzlicher macht, dass die Comicfiguren komplett außen vor bleiben. Den Verlauf der Schlacht von Jedha aus deren Sicht wird man wohl in Cavan Scotts The High Republic-Reihe mitverfolgen können, aber hier möchte ich bereits bemängeln, dass The Battle of Jedha keine offensichtlichen Anknüpfungspunkte für die Comics offen lässt und man wohl damit rechnen muss, dass beide Handlungen eher parallel zueinander, aber ohne Berührpunkte verlaufen werden.

Bewertung der Handlung

Die erste Hälfte des Hörspiels hat mich als Hörer wirklich gepackt. Mit einem kruden, aber durchaus effektiven Stilmittel – nämlich einer Countdown-Ansage zum Schlachtbeginn am Anfang einer jeden Szene – wird direkt Spannung aufgebaut, und das Worldbuilding auf Jedha weiß ebenso zu gefallen. Mit klugen Anspielungen auf vergangene Ereignisse (und auch geradezu prophetisch anmutenden Nebenbei-Bemerkungen über Jedhas Zukunft in Rogue One) und interessanten Charakterdialogen schaffen George Mann und die Macher des Hörspiels es, dem Leser ein immersives, lebendiges Hörerlebnis zu bieten. Die Dynamiken zwischen den Jedi Creighton Sun und Aida Forte sowie zwischen Keth Cerapath und seinem Droiden P3-7A, der aufgrund seiner Programmierung nur in kryptischen Aphorismen und nach Bibelzitaten anmutenden Macht-Weisheiten sprechen kann, stechen hier besonders positiv hervor. Der emotionale Kern des Hörspiels sind für mich aber die Interaktionen zwischen Keth und Silandra, auch wenn Silandra für mich als Figur etwas zu unterentwickelt blieb, trotz starker Präsenz in Hörminuten gemessen.

Jedha City wird in Rogue One wieder zum Kriegsgebiet

Da wären wir allerdings direkt bei einem massiven Kritikpunkt meinerseits. George Mann kann zwar sehr gute Hörspielskripte schreiben und hat in der Vergangenheit auch immer wieder seine Kreativität im Umgang mit Star Wars bewiesen, aber bei diesem Projekt vermisse ich leider schmerzlich die Charaktertiefe, die wir von der Hohen Republik bisher gewohnt waren – etwas, das ich auch seinem Jugendroman Quest for the Hidden City vorwerfen muss, wo ich es aufgrund des Mediums aber halbwegs verzeihen konnte, auch wenn Justina Ireland hier bereits gezeigt hatte, wie es trotz der jungen Zielgruppe auch anders geht. Creighton, Aida, Tilson Graf und leider auch Marda Ro, die Mutter und der Herold bleiben eher blasse Abziehbilder und insbesondere bei Marda verlässt man sich etwas zu stark auf die Vorarbeit, die Justina Ireland und Tessa Gratton in dem exzellenten YA-Roman Path of Deceit geleistet haben.

The Battle of Jedha bleibt eher actionbetont, was aufgrund des Titels durchaus auch passend ist, aber gerade in der Auflösung des Konflikts in den letzten beiden Teilen rächt sich die mangelnde Charakterentwicklung, da die Heldentaten, Opfer und Nahtoderfahrungen, die mit einer solchen Schlacht einher gehen, so leider nicht ihre volle emotionale Wirkung entfalten konnten. Dies wird leider auch dadurch verstärkt, dass der Pfad der Offenen Hand – trotz der Anwesenheit von Elecia, dem Herold, Marda und einiger sekundärer Charaktere aus jenem Kult – eher blass bleibt und als soziales Gefüge und Widersacher für die Jedi lange nicht so plastisch wirkt wie in Path of Deceit. Zur Auflösung des Konflikts selbst möchte ich gar nicht so viel sagen, aber hier wurden auch – insbesondere in Bezug auf das spätere Erscheinungsbild Jedhas bezogen, aber auch auf Charakterschicksale und -loyalitäten – kreative Entscheidungen getroffen, die mich in ihrer Banalität bestenfalls verblüfft und im schlechtesten Fall sogar zum ungläubigen Lachen verleitet haben.

Fazit

Mein Fazit zu The Battle of Jedha muss leider zwiespältig ausfallen. Auf der einen Seite hat das Hörspielteam aus vergangenen Fehltritten die richtigen Konsequenzen gezogen und ein überaus gut produziertes Audio-Erlebnis geschaffen, das nur wenig zu wünschen übrig lässt und eher noch mehr Lust auf künftige Audio-Produktionen macht, die diese Entwicklungen hoffentlich fortsetzen werden. Andererseits habe ich das Gefühl, dass das Marketing, die bisherigen Erwähnungen der titelgebenden Schlacht in Werken der Hohen Republik, aber auch der Spannungsaufbau im Hörspiel selbst einen eher ungerechtfertigten Hype geschaffen haben. The Battle of Jedha ist zwar durchaus eine unterhaltsame Geschichte mit spannenden Wendungen, einer ordentlichen Prise Witz und viel Action und funktioniert in diesem Rahmen auch absolut als Star Wars-Abenteuer.

Allerdings ist es nach dem verblüffend schlecht konzipierten Phase-I-Finale The Fallen Star und dem etwas unebenen und mittelmäßigen Convergence nun das dritte Erwachsenenwerk der Hohen Republik in Folge, das hinter den Möglichkeiten und Qualitätsansprüchen dieser Ära zurückbleibt, die von Light of the Jedi und The Rising Storm anfangs noch so perfekt verkörpert worden waren. Es scheint, dass gerade vor allem der Young-Adult-Sektor und die Comicsparte die qualitativeren Werke bieten, und ich hoffe inständig, dass dieser negative Trend bei Random House Worlds (vormals Del Rey) mit dem kommenden Roman Cataclysm wieder endet. The Battle of Jedha liefert fünfeinhalb Stunden kurzweiliger, schön produzierter Star Wars-Unterhaltung, die ihr euch nicht entgehen lassen solltet, hat mich allerdings leider nicht vollends überzeugen können.

Wir danken Random House Audio für die großzügige und zeitige Bereitstellung der Hördateien für diese Rezension.

Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, dessen zweite Phase 380 Jahre vor Episode IV spielt und einen neuen Einstiegspunkt bietet. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I und Phase II.

4 Kommentare

  1. Ich habe das Hörspiel sehr genossen. Die Story war zwar nicht perfekt, aber hat mir von den bisherigen Werken der Phase II am besten gefallen, zusammen mit den THR Marvel-Comic. Dazu trägt mit Sicherheit auch der Umstand bei, dass sich die Jedi mal nicht permanent selber im Wege stehen. Den enttäuschenden Eindruck von Convergence konnte es zwar nicht ganz ausbügeln, aber zumindest die ganzen Geschichten der Phase II endlich in Beziehung zueinander setzen.

  2. Schönes kurzweiliges Audiodrama. Auch Tempest Runner hat mir schon sehr viel Spaß gemacht. In Phase 3 hör ich mir gern noch eins an, vielleicht auch wieder mit mehr Fokus auf einen Charakter und hoffentlich einem Skriptbuch zum Mitlesen, was am selben Tag erscheint..

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