Die Jugendromanreihe Boba Fett wurde von April 2002 bis Dezember 2012 von Terry Bisson und Elizabeth Hand geschrieben. Die ersten drei Bände erschienen in den USA jeweils bei Scholastic, geziert mit Covern von Peter Bollinger (Band 1 & 2 Hardcover) und Louise Bova (Band 1 & 2 Taschenbücher und Band 3). Die Übersetzungen stammen jeweils von Dominik Kuhn und wurden von Mai bis August 2003 bei Dino-Panini veröffentlicht. Der vorliegende Sammelband mit Louise Bovas Cover zu Band 1 umfasst diese drei Geschichten und erschien am 18.02.2009 bei Panini. Da es sich um einen Sammelband handelt, werde ich diese Rezension auch als Sammelrezension aufbauen, jedoch nur den Sammelband selber bewerten.
Die erste Geschichte Der Kampf ums Überleben spielt im Jahr 22 VSY und damit im ersten Jahr der Klonkriege. Um genau zu sein sogar Zeitgleich mit Star Wars Episode II: Der Angriff der Klonkrieger. Dieses Mal erleben wir die Geschichte allerdings aus der Sicht des jungen Boba, der die Welt noch ein wenig anders sieht als die anderen Akteure, wie Obi-Wan Kenobi, Anakin Skywalker oder auch Count Dooku. Die Geschichte selbst ist dabei wie gesagt nicht unbekannt, daher werde ich nicht allzu sehr auf sie eingehen. Viel interessanter ist hier die Sichtweise des jungen Boba. Zu Beginn ist er ein aufgewecktes kleines Kerlchen, das gerne die Bücher aus der Bibliothek liest und sich freut, wenn sein Vater Jango Zam Wesell mit nach Hause bringt, mit der er Blödeleien anstellen kann. Ansonsten zog sich die Geschichte bis zu Jangos Tod allerdings wie Kaugummi und hat mir nicht wirklich viel Freude bereitet. Erst danach, als das Bekannte abgearbeitet war, ging es richtig los. Allerdings nur, was die Story anging. Abgesehen von extrem ausgeprägtem Worldbuilding, wovon ich immer noch ein großer Fan bin, wurde fast komplett auf Emotionen verzichtet. Diese wurden, anstatt sie anständig unterzubringen, in eigene Sätze verpackt.
Das macht mich traurig. So verpackt man keine Emotionen. Ich musste fast weinen. So sehr hat mich das verstört. (So in etwa wäre das im Buch gewesen), womit wir auch direkt beim zweiten riesigen negativen Einfluss angelangt wären. Ich weiß nicht, wie es in der Originalfassung war, aber in der deutschen Übersetzung finden sich ab und an normale Nebensätze in Klammern hinterhergeschoben. Ich wusste bis dahin nicht, warum ich Derartiges noch nie gesehen hatte, aber und jetzt weiß ich es, denn Klammern stören nicht nur den Lesefluss, sondern werten die darin enthaltenen Informationen unbeabsichtigt ab. Es ist ein Unding, in einer Geschichte einen Satz mit Klammern statt mit einem Nebensatz zu beenden.
Schade sind außerdem die kleineren Fehler in der Kontinuität des Werkes, denn das Markanteste ist, dass Count Dookus Sith-Name zwar Tyrannus geblieben ist, doch sein Titel von Lord ebenfalls zu Count geändert wurde und dies auch für die Geschichte selbst wichtig ist. Auf der anderen Seite ist es doch auch schön, ein bekanntes Gesicht aus einer anderen Reihe – in diesem Fall aus Jedi-Quest – wiederzusehen. Daher würde der erste Teil von mir drei von fünf Holocrons bekommen. Und das auch nur, weil er eigentlich ein Jugendroman ist.
Das zweite Drittel Im Kreuzfeuer setzt da ein, wo Der Kampf ums Überleben aufgehört hat. Boba hat Count Dooku kennen gelernt und sitzt nun in dessen Unterkunft auf Raxus Prime fest. Hier versucht Dooku einen sogenannten Macht-Harvester [Macht-Ernter] zu bergen. Was dieser jedoch können soll wird nicht weiter erläutert. Auch das am Ende des Sammelbandes eingefügte Glossar für Star Wars-Begriffe bietet hier leider keine Aufklärung.
Obwohl sich wieder ein kleiner Fehler in der Kontinuität eingeschlichen hat – es wird nämlich gesagt, dass Boba Jango in dessen Rüstung begraben hat, was jedoch laut dem ersten Teil nicht stimmt, jedoch soweit ich weiß auch in der Legacy-Ära mit Wächter der Macht wieder aufgegriffen wird – liest sich Im Kreuzfeuer deutlich flüssiger als sein Vorgänger. Im ersten Teil des Buches stehen keine nervigen Klammern und es kommt tatsächlich auch etwas wie Spannung auf. Neben einer unbekannten Spezies, bei der sich das Geschlecht erst mit dem 13. Lebensjahr entwickelt, treffen wir auch auf Bothaner- und Gran-Jedi und auch Aurra Sing ist wieder mit dabei und macht Boba das Leben schwer. Viel interessanter sind jedoch die Lehren, die der junge Klon aus seinen Taten zieht, denn jede Lehre wird mit einem Spruch aus Jango Fetts Kodex in Bobas Hirn gebrannt. Dooku wird dich Unabhängigkeit lehren. ist einer dieser Sätze, den Boba erst versteht, nachdem er die Lektion bereits gelernt hat.
Letztlich macht das zweite Drittel vieles besser, was das erste vermasselt hat. Emotionen kommen besser rüber, sind aber leider noch immer nicht wirklich stark vertreten, das Worldbuilding ist gut geblieben und die Charakterentwicklung schreitet voran. Ein Negativpunkt ist jedoch, dass nach der ersten Hälfte die Klammern mit Nebensätzen wieder auftauchen.
Der zweite Teil würde von mir also vier von fünf Holocrons bekommen, weiterhin unter der Berücksichtigung, dass es sich um einen Jugendroman handelt.
Der dritte und damit auch letzte Teil in diesem Sammelband nennt sich Das Labyrinth. Er ist der erste Band, der von Elizabeth Hand geschrieben wurde. Dank diesem Autorenwechsel sind wir an dieser Stelle endlich die nervtötenden Klammern los, die den Lesefluss so sehr gestört haben. Dieses Mal verschlägt es Boba auf den vom Bankenclan kontrollierten Planeten Aargau, auf dem er mithilfe der Kopfgeldjägerin Aurra Sing an das Vermögen seines Vaters gelangen will. Natürlich verraten die beiden sich gegenseitig und Boba muss auch auf Aargau seine Lektionen auf die harte Tour lernen. Hierbei trifft er auf den jungen Klon 9779 und den hilfsbereiten Nuri, doch auch San Hill, der Vorsitzende des Bankenclans, hat einen Gastauftritt.
Die Story fügt sich gut in das Gesamtbild des lernenden Bobas ein und die Spannungskurve zeigt ab und an leichte Anstiege. Schade ist allerdings wieder ein kleiner Fehler, der auch durch das Glossar nicht berichtigt wird, denn die Heimatwelt der Bothaner wird hier Bothawai statt Bothawui genannt. Meines Erachtens ist dies kein Tippfehler, da „a“ und „u“ ziemlich weit voneinander entfernt liegen. An dieser Stelle möchte ich auch anmerken, dass mir das „Denglisch“ der gesamten Reihe überhaupt nicht zusagt. Wenn ich schon die englischen Begriffe, wie zum Beispiel Comm-Unit, beibehalte, dann verwende ich doch auch den richtigen Artikel, denn „der Comm-Unit“ hört sich nicht nur komisch an, sondern ist auch noch falsch. (Richtig wäre hier meines Erachtens „die Comm-Unit“, da Unit kein deutscher Begriff ist und daher der Artikel der Übersetzung gewählt wird.)
Ansonsten wurde der Stil allerdings vom Vorgänger übernommen. Jede Menge Worldbuilding mit dabei, wenig Emotion innerhalb der Geschichte, aber ein schnelles Vorantreiben der Storyline selbst. Wieder unter der Berücksichtigung, dass es ein Jugendroman ist, bekommt auch das dritte Drittel vier von fünf Holocrons von mir.
Nach den drei Geschichten ist, wie in den Jugendromanen bei Panini üblich, ein Glossar mit verschiedenen Star Wars-Begriffen angefügt, welches, aufgrund der Zusammenfassung dreier einzelnen Glossare mit insgesamt 19 Seiten schon etwas umfangreicher ausfällt. Leider fehlen jedoch trotzdem einige Begriffe, die ich gerne gesehen hätte. Wem das Glossar also zu wenig ist, der sollte sich die jedipedia.net vornehmen.
Dieser Boba Fett Sammelband 1 ist für Erstleser im Legends-Bereich gut geeignet. Es kommen viele Charaktere aus den Episoden vor – Count Dooku, Jango Fett, Boba Fett, Poggle der Geringere, auch wenn er glaube ich nicht beim Namen genannt wird, Nute Gunray, Aurra Sing (war in Episode I kurz zu sehen) und so weiter. Da die letzten beiden Drittel auf dem ersten aufbauen kann man alles gut nachvollziehen, ohne vorher andere Literatur gelesen zu haben. Lediglich Episode I und Episode II sollte man gesehen haben.
Wäre diese Reihe nicht auf Jugendliche ausgelegt, müsste man hier völlig anders bewerten. Zu den einzelnen Teilen habe ich schon immer geschrieben, dass ich das berücksichtige, denn wenn man als Erwachsener in diese Sparte des Star Wars-Universums schaut, dann erwartet man nicht diese kindliche Schreibweise. Generell werden einige brutalere Szenen nicht in ihrem vollem Potenzial ausgeschöpft, um den Sammelband altersgerecht zu halten. Als Roman für Erwachsene würde er von mir drei Holocrons bekommen. Unter der Berücksichtigung, dass es sich um Jugendromane handelt, kommt noch einmal ein Holocron oben drauf und es gibt vier.
Wir danken dem Panini-Verlag für diese Jedi-Con-Spende.
Für Band 3, Das Labyrinth, haben wir mit freundlicher Genehmigung von Panini auch eine Leseprobe: