Am 19. November 2024 erschien mit Kinder des Sturms der erste von zwei Sonderbänden zur Haupt-Comicreihe der Hohen Republik. Erneut geschrieben von Cavan Scott, treffen hier die Comichelden aus der ersten und zweiten Phase aufeinander und suchen nach Antworten gegen die Nihil und Namenlosen. Doch eigentlich verbleibt vieles auf einer sehr persönlichen Ebene – angeführt von Keeve Trennis. Ob das immer eine gute Idee ist, soll diese Rezension bewerten. Kinder des Sturms versammelt dabei die ersten fünf Ausgaben, die von November 2023 bis März 2024 monatlich bei Marvel erschienen sind. Zudem ist Die Hohe Republik-Story namens Alle sind die Republik aus dem Star Wars Revelations-Band vom Dezember 2023 enthalten. Inhaltlich besteht jedoch keine Verbindung.
HINTER FEINDLICHER GRENZE
Ein Jahr ist vergangen, seit Marchion Ro und seine Nihil die Starlight-Station zerstört haben und trotzdem fehlt von vielen Jedi noch jede Spur. Als die Jedi-Meisterin Keeve Trennis ausgesandt wird, um zu verhindern, dass die Nihil sich mit den Hutts verbünden, erfährt sie, dass ein Trandoshaner mit einem Lichtschwert auf einem Planeten in der Okklusionszone gesichtet worden ist. Die Beschreibung passt auf ihren vermissten Meister Sskeer. Ohne zu zögern bricht sie in das abgesicherte Hoheitsgebiet der Nihil auf.
Dieser Band enthält US-STAR WARS: The High Republic (2023) #1-5 sowie „All the Republic” aus US-STAR WARS: Revelations (2023) #1.
Verlagsinfo
Wo sind die Namenlosen, wenn man sie mal braucht?
Zugegeben, die Zwischenüberschrift deutet auf eine persönliche Fehde mit gewissen Jedi in diesem Comic hin. Doch Vernestra taucht ja gar nicht auf. Was will uns der Autor dieser Zeilen also sonst damit sagen? Beginnen wir am Anfang: Masakene der Majordomos, Affanar der Nihil-Gesandte, Bruder Lycos der Leibwächter, Skarabda die Hutte. Na, reicht es schon?
Genau das möchte ich damit ausdrücken. Kaum beginnt die Handlung, werden uns unzählige und zudem noch unaussprechliche Namen entgegengeschleudert. Von denen sind für den weiteren Verlauf aber kaum noch welche relevant. Das Blöde ist: Das kann man ja vorher nicht wissen. Die Namen, die relevant sind, kennen wir schon aus der ersten Phase und trotzdem verläuft der Einstieg zäh, weil wir erklärt bekommen, wer all diese unwichtigen Nebenfiguren eigentlich sind und welche Titel und Würden sie tragen. Worldbuilding ist bei mir immer ein gern gesehener Gast, aber es handelt sich hier um einen Comic und nicht um einen Roman. In dieser Schlagfrequenz ist diese Fülle an Namen nur ablenkend und Nihil-Botschafter XY beziehungsweise Nihil-Botschafter Bob, um schlicht einen einfacheren Namen zu nutzen, der schneller überlesen werden kann, hätten es hier auch getan.
Da lobe ich mir doch die Namenlosen, wobei die mittlerweile ja auch mehr Namen haben als ihnen ihrem Namen nach zustehen würden.
Persönlich involviert
Was ist jetzt aber inhaltlich zu erwarten? Zu Beginn des Comics geht es zwischen der Nennung von all den Namen inhaltlich vor allem um die drohende Allianz aus Hutten und Nihil. Also entsendet Elzar Mann die Gios, wie das Schiff von Keeve und Velko Jahen jetzt heißt, um das zu verhindern. Dort entpuppt sich eine Leibwächterin der Hutts als eine alte Bekannte und die Story schwenkt irgendwann dahingehend ein, dass auch ein alter Meister noch am Leben zu sein scheint.
Doch bis es zu dieser Realisation und dann der Suche nach ihm kommt, vergehen drei der fünf beziehungsweise am Ende insgesamt zehn Hefte. Das ist eine ganz schön lange Zeit. Zumal sich die Streitigkeiten mit Nihil, Hutten und Jedi sehr im Kreis drehen und nicht so wirklich von der Stelle kommen wollen. Da werden Bündnisse überdacht, neu sortiert, Schandtaten aufgedeckt und Gefangene gemacht. Verloren geglaubte Raumschiffe treten wieder auf und irgendwie versucht Scott, den Status Quo vom Ende der ersten Phase herzustellen und trotzdem alles „anders“ wirken zu lassen.
Extremer wird das dann, wenn die letzten beiden Ausgaben dieser fünf ursprünglichen Einzelhefte miteinbezogen werden. Denn spätestens dann klingelt der Status Quo-Alarm, nur ergänzt um eine weitere Insiderin und eine mysteriöse neue, violett gekleidete Figur. Unterbrochen wird all das mit persönlichen Ängsten und Erinnerungen von Keeve sowie ihrem unbändigen Vertrauen in Sskeer. Doch ob diese persönliche Ebene auch nach der nun doch häufigen Iteration noch so verfängt, wie sie es sollte, muss jeder selbst entscheiden. Bei mir haben sich zunehmend Ermüdungserscheinungen gezeigt.
Jetzt kann es losgehen, oder?
Besonders gefallen hat mir in diesem Heft die Dynamik zwischen Terec und Ceret. Seit deren Trennung und Beeinflussung laufen sie widersprüchlich zueinander. Das bedeutet, dass Terec Dinge tut, die Ceret nicht gutheißt, und beide ihre persönlichen Visionen in der Konfrontation mit den Namenlosen haben. Das war zumindest etwas, das abseits der Status-Quo-Rückkehr funktioniert hat.
Trotzdem muss ich sagen, dass das alles negativer klingt als ich es meine. Die Hefte machen Spaß und es freut mich, bekannte Figuren aus Phase I und II wiederzusehen. Nur ist der Hauptrun trotz dreier Wellen in dieser Phase wieder nur zehn Ausgaben lang. Und fünf davon für eine Suche und „Was jetzt?“ zu verwenden, fühlt sich zu entspannt an. Zumal die namensgebenden Kinder des Sturms noch kaum eine Rolle spielen und nur von Furcht ergriffen vom Godzilla erzählen, der sie in der Okklusionszone angreife.
Daher blicke ich nun umso gespannter auf die noch kommenden fünf Ausgaben im zweiten Sammelband, welcher voraussichtlich im April 2025 bei Panini erscheint. Die Anlagen sind jedenfalls ausgiebig gesetzt worden, um jetzt rasant darauf aufzubauen und Fragen zu beantworten. Zudem führt die Comichandlung nach Ausgabe zehn dann auch nahtlos in das Hörspiel Tempest Breaker über, wodurch die lange Exposition vielleicht doch gerechtfertigt war. Hinsichtlich des Gefühls und Lesevergnügens ist das dennoch keine valide Ausrede.
Visuelle Konstanz
Mit Blick auf die zeichnerische Leistung kann ich dem Comic keinen Abzug geben. Trotz der Arbeit von drei Künstlern (Ario Anindito, Jim Towe und Marika Cresta), wirkt der Band wie aus einem Guss. Wichtige Figuren sind deutlich zu erkennen und vor allem Keeve merkt man an, dass sie reifer geworden ist. Die Erscheinung von Sskeer in den Rückblenden und vor allem in der Höhle sind detailverliebt und wohl nicht nur zufällig nah an einer Godzilla-Erscheinung.
Die Kämpfe wirken dynamisch, es gibt wieder ganzseitige Panels, die als Postermotiv herhalten könnten und das Licht – allen voran das durch viele Lichtschwerter und Hautfarben dominierende Grün – passt zu der teils gruseligen Grundstimmung. Panels wurden zudem dynamisch angeordnet und der Handlung ist dadurch – abseits der stockenden Namensparade in den ersten beiden Heften – leicht zu folgen. Bei den Erinnerungen wurde meist auf visuelle Abhebungen verzichtet, stattdessen deuten sowohl die grünen Erzählkästen als auch der Gegenschnitt zu einer sich erinnernden Keeve darauf hin.
Alle sind die Republik
Da diese Bonusstory kaum einen eigenen Absatz wert ist, fällt die Überschrift hier etwas kleiner aus als die anderen. Inhaltlich verschlägt es Keeve wohl zwischen ihrer Story aus Geschichten von Licht und Leben – die ja auch bereits mittelmäßig war – und dem Beginn der Comichandlung auf einen Planeten, wo sich die Bevölkerung gegen Panzer und Horden der Nihil wehrt. Dort scheint auch ein Jedi zu sein. Der ist jedoch keiner, sondern ein Bürger, welcher das Lichtschwert nur nutzt, um Hoffnung in den anderen zu entfachen. Keeve nimmt ihm das Schwert also ab und sagt, „passt schon, solange du Hoffnung hast, ist alles ok. Denn wir alle sind die Republik“ und geht. Inhaltlich so tiefgründig, wie man es bei sechs Seiten erwarten darf und trotzdem noch eher enttäuschend hinsichtlich der Botschaft, die in Anbetracht all der Zerstörung schon fast zum Hohn verkommt. Lustigerweise war das einer der gleichen Kritikpunkte, die ich an der Kurzgeschichte rund um Keeve aus Geschichten von Licht und Leben hatte.
Fazit
Der erste von zwei Sonderbänden überzeugt weniger, als ich es erhofft hatte. Trotzdem überzeugt er. Das größte Problem ist lediglich, dass wir zu viel Zeit mit Namensparaden und Bekanntem (nicht Bekannten – wobei das auch) verbringen und damit zu wenig Neues Platz findet. Das Ende deutet zwar auf eine spannende Fortsetzung hin, aber ein gestraffterer Einstieg hätte dem ganzen Gefühl der Dringlichkeit mehr Ausdruck verliehen. So freut man sich über das Wiedersehen, die lang versprochenen Aufklärungen multipler Persönlichkeiten und über neue Gruppendynamiken. Aber man fragt sich auch, wohin die Story eigentlich will, die erst mit Heft sechs und damit Band zwei wohl so wirklich starten kann, nachdem Godzilla gebändigt und der Gruppen-Status Quo wieder hergestellt ist.
Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.
Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Gewinnspiel [BEENDET]
Mit freundlicher Unterstützung von Panini verlosen wir 1x Die Hohe Republik, Band 1: Kinder des Sturms.
Um am Gewinnspiel teilnehmen zu können, müsst ihr nur die nachfolgende Frage beantworten und das unten stehende Formular ausfüllen:
An welcher Krankheit leidet Jedi-Meister Sskeer?
Das Gewinnspiel ist beendet!
Der Preis wird unter allen Einsendungen mit der richtigen Antwort verlost.
- Nur eine Einsendung pro Person/Familie/Haushalt!
- Einsendeschluss ist Sonntag, 15.12.2024, um 23:59
- Der Preis wird nur innerhalb der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der Schweiz versendet!
- Sämtliche gesammelten Daten dienen nur dem Zweck des Preisversands und werden nach dem Ende des Gewinnspiels und dem Versand des Preises wieder gelöscht.
- Alle Angaben ohne Gewähr! Eine Barauszahlung des Gewinnes ist ausgeschlossen.
In diesem Sinne: Möge die Macht mit euch sein!
Update 17.12.2024 10:35: Die Auslosung
Sskeer leidet unter dem Magrak-Syndrom! Von den Einsendungen mit der richtigen Antwort wurde folgendes Gewinny aus dem Lostopf gezogen:
- Tom S. aus Didderse
Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß mit dem Comic!
Und vielen Dank an Panini für die Bereitstellung des Preises!