Rezension: Die Dunkle Seite der Macht von Timothy Zahn

Die dunkle Seite der Macht (17.11.2014)
Die dunkle Seite der Macht (17.11.2014)

Wir schreiben das Jahr 1993. Bei Goldmann erscheint der nächste Krieg der Sterne-Roman von Timothy Zahn: Die Dunkle Seite der Macht. Der Titel Die Dunkle Seite der Macht lässt vermuten, dass es in dem Roman um eben diese „Dunkle Seite der Macht“ geht. Allerdings ist der Titel eine Fehlübersetzung, da sich der Originaltitel Dark Force Rising auf die Flotte Dunkle Macht bezieht, um die es in dem Roman geht. Timothy Zahn führt die unglaubliche Geschichte um die Bemühungen der Neuen Republik die Angriffe des gewieften Großadmiral Thrawns zurückzuschlagen in Die Dunkle Seite der Macht – dem zweiten Band der Thrawn-Trilogie – fort. Die Handlung spielt fünf Jahre nach Die Rückkehr der Jedi-Ritter. Aus meiner Sicht stellt dieses Buch eine exzellente Fortsetzung von einer der spannendsten Erzählungen im Erweiterten (nicht kanonischen, aber legendären) Universum dar. Da die Trilogie ohnehin in den frühen 1990ern geschrieben wurde, wiedersprechen sich hier und dort einige Details mit Aspekten der Prequel-Trilogie und der späteren immensen Größe der Saga – aber die allgemeine Bedeutung der Story lässt sich nicht leugnen und die enthaltenen Geschehnisse passen erstaunlich gut zusammen. Nun erscheint eine weitere, besondere Auflage bei Blanvalet. Doch nun zuerst der Klappentext:

Die inoffizielle Fortsetzung der Star-Wars-Filme.

Großadmiral Thrawn setzt seine Angriffe auf die Neue Republik fort, die gleichzeitig von innen durch einen imperialen Agenten zunehmend geschwächt wird. Während Han Solo und Lando Calrissian alles daransetzten, die Identität des Agenten zu ermitteln, versucht Prinzessin Leia, die mörderischen Noghri als Verbündete zu gewinnen. Auf ihrem Heimatplaneten Honoghr stößt sie auf ein schreckliches Geheimnis und ein Volk von Verdammten, das nur eine Chance hat, sich vom Imperium zu lösen – den eigenen Untergang.

Dark Force Rising (2014, Legends)
Dark Force Rising (2014, >Legends-Cover)

„Inoffiziell“ passt in diesem Kontext durch die Legends-Einführung besser denn je. Damals habe ich mir immer gerne vorgestellt, dass diese drei Romane die Fortsetzung der Krieg der Sterne-Filme darstellen. Gerade, da durch Thrawn ein interessanter Bösewicht geschaffen wurde. Im weiteren Text könnten einige kleine Spoiler auftauchen. Durch das Alter des Romanes und dem allgemeinen Bekanntheitsgrad denke ich jedoch nicht, dass diese weiter stören.

Das Buch startet mit Thrawns Angriff auf die Operationsbasis des Schmugglers Talon Karrde auf dem Planeten Myrkr. Karrde kämpft derweil darum, seine profitable Neutralität zu wahren. Besonders erfrischend bei der Darstellung Karrdes ist, dass Timothy Zahn diesen Karrde nicht als Kopie des Schmugglers Han Solo darstellt, dessen Herz durch außenstehende Ereignisse zu einer inneren Gutmütigkeit geöffnet werden. Vielmehr wird Karrde als eine außenstehende Kraft dargestellt, die bereit ist mit der Neuen Republik zu kollaborieren, aber sich ihr nicht völlig anzuschließen

Der primäre Fokus der Handlung des zweiten Bandes liegt, wie ein korrekt übersetzter Titel letztendlich verraten würde, auf der Katana-Flotte. Dies ist eine legendäre Gruppe von Dreadnoughts aus der Zeit der Klonkriege, die in den unergründeten Weiten des Alls liegt. Diese Flotte, die auch als Dunkle Macht bekannt ist, ist für die Neue Republik von genauso großer Bedeutung wie für Großadmiral Thrawn. Ein Großteil der Galaxis denkt jedoch, dass diese Flotte ein Mythos ist, aber die Ereignisse, die hier geschildert werden, bewiesen das Gegenteil – und beide Seiten spielen ihre teilweise intrigenreichen Züge, um diese Flotte zu erlangen.

Die frühere Hand des Imperators und imperiale Attentäterin Mara Jade spielt auch eine Hauptrolle in dieser Geschichte. Ihr Antrieb, Luke Skywalker zu töten, besteht noch aus dem ersten Band, aber „leider“ findet sie nicht den richtigen Zeitpunkt dazu. Anstatt ihm die Schuld für das Zusammenbrechen ihres Lebens zu geben und trotz der Ratschläge des Imperators arbeitet sie sogar mit Luke zusammen, um Karrde und seine Crew vor dem Imperium zu retten. Zahn hat ihre Handlung hier auf unglaubliche Art und Weise mit der von Luke verwoben! Weiterhin gibt sie eine sehr interessante Perspektive als Ex-Dienerin des Imperators. Es gibt eine wirklich geniale Sequenz, in der sie auf Großadmiral Thrawn trifft und dort beginnt sie auch langsam zu erkennen, dass ihre Rolle als Hand des Imperators nicht ganz die war, die sie dachte.

Luke lernt auf der anderen Seite mehr über die Macht und die Jedi durch ein Zusammentreffen mit dem verrückten Jedi-Klon Joruus C‘baoth auf dem Planeten Jomark. Luke wird in diesem Roman über sich selbst unsicher dargestellt – was in diesem Kontext auch zu verstehen ist. Schließlich liegt auf seinen Schultern die Zukunft der Jedi. Wäre Luke ein wenig selbstbewusster gewesen, hätte er wahrscheinlich nicht viel Zeit mit C‘baoth verbracht, aber ich mag es, wie verunsichert er alle möglichen Wege und Meinungen gegeneinander abwägt und seine eigene Vision eines neuen Jedi-Ordens schmiedet. Wirklich wichtig für die Darstellung Lukes ist auch eine kurze Szene, in der Luke einen Streit zwischen zwei Aliens in einer Bar schlichtet und dabei die Wertschätzung feststellt, die viele Personen noch für die Jedi haben.

Die Dunkle Seite der Macht enthält außerdem einen interessanten Handlungsstrang um Leia: Diese verbündet sich mit den Noghri, derselben Spezies, die versucht hat, sie und ihre ungeborenen Zwillinge in Erben des Imperiums zu entführen. Leia reist dafür mit Chewbacca und C-3PO nach Honoghr, der verwüsteten Heimatwelt der Noghri. Die Noghri sind eine brillante Ergänzung zum Star Wars-Universum – eine echte Alienspezies, zu welcher Leia versucht eine Beziehung herzustellen und plötzlich dazu in der Lage ist, diese zu errichten.

Was würde Han nur dazu sagen?
Was würde Han nur dazu sagen?

Doch lohnt sich eine neue Ausgabe des Buches? Ja! Denn wieder einmal zeigt sich, dass der deutsche Star Wars-Markt nicht gerade klein ist: Es handelt sich um eine überarbeitete Neuausgabe von Die Dunkle Seite der Macht. In welcher Hinsicht überarbeitet? Marc Winter hat sich hierfür Thomas Zieglers klassischer Übersetzung angenommen und in dieser zwei Jahrzehnte alte Problemstellen ausgemerzt und Blanvalet hat dem ganzen noch ein neues Format verpasst, sodass Cover-Gestaltung und Buchgröße der Jubiläumsausgabe von Erben des Imperiums entsprechen, allerdings ohne Bonusinhalte oder Randkommentar von Timothy Zahn. Dafür macht diese Ausgabe aber echt etwas im Regal her! Den Titel des Romans, der auf Englisch als Dark Force Rising (zu gut Deutsch etwa Aufstieg der Dunklen Macht) hat man leider nicht ausgebessert, aber nachdem durch die Hörspiele und die ohnehin andauernde Popularität dieser Trilogie der klassische deutsche Titel in aller Munde ist, sollte das wenig überraschen.

Die Thrawn-Trilogie ist aus meiner Sicht das Sahnehäubchen des Erweiterten Universums – das Beste vom Besten! Daher kann ich euch Die Dunkle Seite der Macht nur empfehlen! Zahn verbindet in diesem Buch Action, Politik, Charakterentwicklung und intrigenreiche Handlungsstränge zu einer frischen und überaus gut lesbaren Geschichte. Aufgrund der Prequel-Trilogie haben sich jedoch einige Kontinuitätsfehler eingeschlichen, die dem versierten Star Wars-Literat verdutzen könnten: Beispielsweise wird durch eine Aussage geschildert, dass die Klonkriege bereits im Jahr 35 VSY stattfanden. Diese begannen jedoch erst 22 VSY. Darüber muss man jedoch hinwegschauen können, da weder Timothy Zahn noch George Lucas schon das Datum für den Beginn der Klonkriege kannten. Gerade, da der Roman nun nicht mehr kanonisch ist. Der am morgigen 17. November bei Blanvalet in neuem Gewand erscheinende Roman Die Dunkle Seite der Macht erhält aus den genannten Gründen deshalb die volle Holocron-Anzahl. Ich schätze, dass jeder, der diese Trilogie gelesen hat, mir bei dieser Anzahl zustimmt! Ich freue mich auch schon auf die neue Ausgabe von Das letzte Kommando im Februar.

Der Rezensent vergibt 5 von 5 Holocrons!
Der Rezensent vergibt 5 von 5 Holocrons!

Vielen Dank an Blanvalet für das Rezensionsexemplar!

3 Kommentare

  1. Ich kenne nur das Hösrpiel hätte es aber gerne gelsen und schreibe den kommentar hier runter und nicht unter 5 Hörspiel einträge. Das ganze hat mir extrem gut gefallen und mir zahlreiche unterhaltsame Stunden beschert ich kann die Geschichte nur empfehlen auch wenn ich es lieber gelesen als gehört hätte.

Schreibe einen Kommentar