Marvel-Mittwoch: Legacy of Vader #2

Nachdem vergangene Woche mit Jedi Knights #1 die zweite fortlaufende Reihe der neuen Comicausrichtung aus dem Haus der Ideen an den Start gegangen ist, wird heute der erste Story-Arc von Legacy of Vader fortgesetzt. Kann das zweite Heft das hohe Niveau der Premierenausgabe halten?

Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung der Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.

Der Inhalt

Inhaltlich knüpft die zweite Ausgabe dort an, wo Heft 1 aufgehört hat. Kylo Ren versucht nach den Ereignissen der Schlacht von Crait weiterhin die Vergangenheit seines Familienstamms auszulöschen. Nachdem der Solo-Sprössling in Vaders Festung dessen ehemaligen Diener Vanee in die Arme gelaufen ist, machen sich der frischgebackene Oberste Anführer und sein Cyborg-Reiseführer auf den Weg nach Tatooine. In den Straßen von Mos Espa offenbart Vanee unserer Hauptfigur einige Fakten über Vaders Vergangenheit auf dem Wüstenplaneten. So berichtet Vanee über den legendären Triumph beim Boonta Eve Podrennen, aber auch einer Kindheit in Sklaverei und dem Tod von Shmi Skywalker. Gleichzeitig lernen wir, dass auch nach 66 Jahren der Name Anakin Skywalker bei dem einfachen Volk der Stadt immer noch mit einer Legende assoziiert wird. Entschlossen, jeden Hinweis auf Vader auf dem Planeten auszulöschen, macht sich Kylo Ren auf den Weg zum Palast von Gardulla der Huttin, die Anakin als Kleinkind versklavt hat. Dort angekommen, überwältigt er mit gekonnter Leichtigkeit einige Wachen und einen Rancor. Während seine Machtfähigkeiten bei den Wachen zu einem schnellen Sieg führen, kommen sie im Thronsaal schnell zum Erliegen. Die Huttin hat sich in weiser Voraussicht nach dem Tod von Jabba einen machtbegabten Leibwächter an die Seite gesetzt, der Ren ohne große Mühe entwaffnet und dingfest macht. Die letzte Seite zeigt, dass der Sith-Enkel nun wie sein Großvater versklavt wurde und somit schon in Heft 2 mehr in den Spuren Vaders wandelt, als er es zu Beginn der Handlung getan hat.

Die Umsetzung

Die Umsetzung ist wie in Heft 1 einfach brillant. Die etwas unkonventionellere Panelaufteilung mit eingestreuten Flashbacks in rotem Farbfilter und großen Splashpages weiß dank der fantastischen Zeichnungen von Luke Ross zu überzeugen und charakterisiert die Figur Kylo Ren fabelhaft. Besonders hervorzuheben ist dabei die Darstellung von Diskrepanzen und Similaritäten zwischen Vader und der Hauptfigur. Während die Vergangenheit des Anakin Skywalkers von großem Schmerz und Verlust geprägt wurde, zeigt eine schön gestaltete Doppelseite die eigentlich erfüllte Kindheit des Ben Solo. So erblicken wir den Protagonisten beim besinnlichen Familiendinner der Skywalker-Solo-Familie, Flugstunden mit Han, Herumalbern mit Chewie oder aber dem „Schminken“ von R2-D2 und C-3PO. Alles Aspekte, die wir bezogen auf unsere Realität wohl einer schönen Kindheit zuordnen würden. Gleichzeitig machen aber eine Speederfahrt im Abendrot dunkle Parallelen zu seinem Großvater in Episode II deutlich. Die Zeichnungen sind durch die Bank weg gelungen und die Darsteller können zu jedem Zeitpunkt erkannt werden.

Dass Autor Charles Soule jeden Satz im Heft mit Bedacht wählt, zeigt schon ein einfacher Nebensatz über das Schicksal Wattos. So erfahren wir, dass der Toydarianer entgegen Kylos Erwartung nicht vom dunklen Lord abgeschlachtet wurde. Vader habe einfach andere Prioritäten gehabt. Allein dieser Satz zeigt einen enormen charakterlichen Unterschied zwischen dem impulsiven Kylo Ren und dem berechnenden Darth Vader. Die Tradition, dass die Kostüme der Figuren schon in den ersten Filmen eine tiefere Bedeutung hatten, setzt sich auch hier in gezeichneter Form fort. Rens neues Outfit spiegelt unterschwellig den zentralen Konflikt zwischen seinem Ziel und seinem eigentlichen Wesen wieder. Während die Figur eigentlich die Vergangenheit seiner Vorfahren auslöschen möchte, wirkt sein neues Outfit für dieses Vorhaben wie eine Mischung aus Lukes Jedi-Robe aus Episode VI und der legendären Weste von Han Solo und ist damit eine ganz klare Verdeutlichung seiner Abstammung. Diese Darstellung der charakterlichen Zerrissenheit ist genau das, was die Figur aus den stellenweise flachen Sequels an literarischer Ergänzung benötigt.

Fazit

Legacy of Vader #2 weiß qualitativ mühelos an die Vorgängerausgabe anzuknüpfen. Die Geschichte charakterisiert Kylo Ren erstaunlich gut und liefert uns gleichzeitig einen neuen Blick auf bekannte Schauplätze in einer noch wenig genutzten Zeitepoche. Gleichzeitig lassen uns offene Fragestellungen wie das Mysterium um Vanees wahres Motiv oder die Hintergründe des Machtnutzers aus Gardullas Palast der nächsten Ausgabe entgegenfiebern. Wenn die Serie dieses hohe Niveau beibehält, haben wir es hier ganz klar mit einem der größten Highlights des Kanons zu tun.

Bewertung: 5 von 5 Holocrons
Bewertung: 5 von 5 Holocrons

Am 16. April erscheint dann Legacy of Vader #3. Nächste Woche macht Marvel wieder eine kleine Pause, sodass es erst am 26. März, dafür aber im Doppelpack mit The High Republic: Fear of the Jedi #2 und The Rise of Skywalker #2, weitergeht.

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