Rezension: Die Hohe Republik – Das Auge der Finsternis wirft seinen Schatten voraus – mit Gewinnspiel

Nach all der Zeit in der Finsternis war es ein tröstliches Erlebnis, wieder unter Ordensbrüdern und -schwestern zu wandeln und in ihre vertrauten Gesichter zu blicken. Sich wieder als Teil von etwas zu fühlen.

Kapitel 67

Mit diesem Zitat drückt George Mann am Ende des Romans Das Auge der Finsternis etwas aus, dass auch auf der Metaebene verfängt. Er durchbricht damit etwas die vierte Wand und spricht mich als Lesenden direkt an. Denn Das Auge der Finsternis, welches nun am 18. September 2024 bei Blanvalet erschien, läutet nicht nur die dritte Phase der Hohen Republik offiziell ein, sondern bringt uns als chronologisch erstes Werk der Phase (neben Die Schatten der Starlight als Comic) wieder zurück zu vertrauten Konflikten, Charakteren und Zielen. Die dunkle Zeit der zweiten Phase ist damit also vorbei und Figuren wie Elzar Mann, Bell Zettifar oder Marchion Ro betreten wieder prominent die Bühne. Doch nicht nur Nostalgie, sondern auch einen Blick in die Zukunft vermag George Mann gekonnt zu werfen. Denn: Mit dem jetzigen Wissen, wie die Handlung der dritten Phase weitergehen wird, sind in diesem Werk bereits viele Andeutungen zu erkennen. Warum das Werk also ein nahezu perfekter Wiedereinstieg in die relevante Handlung der Hohen Republik ist, soll diese Rezension klären.

Eine geteilte Galaxis, eine Jedi-Meisterin gefangen im Feindesland – und ein verzweifelter Rettungsplan …
Der Beginn der dritten Phase der Hohen Republik.

Die Galaxis ist geteilt. Die schrecklichen Nihil haben eine undurchdringliche Barriere errichtet, hinter der sie rauben, plündern und verwüsten. Nicht einmal gemeinsam vermögen es die Jedi und die Streitkräfte der Republik, die Grenze zu durchbrechen. Gleichzeitig ist Jedi-Meisterin Avar Kriss im Gebiet der Nihil gefangen und gibt ihr Bestes, um die Opfer der Nihil zu schützen. Doch auf beiden Seiten der Grenze breitet sich die Verzweiflung aus, und wenn die Hoffnung stirbt, vergeht auch die letzte Möglichkeit, die Galaxis wieder zu vereinen.

Klappentext Das Auge der Finsternis von George Mann

Zuhause

Ich habe keinen Hehl daraus gemacht, dass ich abseits der beiden YA-Romane der zweiten Phase kein großer Fan dieses Ausflugs war. Die wirklich spannenden Fragen aus der ersten Phase wurden nur unzureichend beantwortet (Ursprung der Namenlosen, Die Nacht des Leids) und die Figuren waren zu verstreut und beliebig. Nachdem ich Das Auge der Finsternis nun bereits zum zweiten Mal gelesen habe, überkam mich das gleiche Gefühl wie Ende 2023, als es auf Englisch erschien: Hier ist man Zuhause! Man möchte wie Jar Jar Binks durch Otoh Gunga schreien: Tut das gut zu Haus zu sein! Das reimt sich und ist deshalb auch wahr! Sofort wird der Status Quo wieder aufgegriffen: Die Nihil haben gewonnen und leben in der Okklusionszone hinter ihrem Sturmwall. Sie haben das Symbol des Triumphs der Jedi – Hetzal – als ihren Hauptsitz erwählt und regieren von dort mit Schrecken auf unbedarften Planeten. Die Jedi und die RVK können keinen Zutritt finden, da alle Schiffe beim Versuch zu springen zerstört werden. Diese Hilflosigkeit gibt der dritten Phase direkt einen neuen Spin. Denn: Egal ob Hetzal, Valo oder Starlight – in der ersten Phase war es immer irgendwie und irgendwann möglich Hilfe zu leisten. Jetzt muss eine gebeutelte Kanzlerin zusehen, wie der Jahrestag des Falls der Starlight von den Nihil instrumentalisiert wird oder der Sturmwall die Bemühungen der Republik ins Lächerliche zieht.

Diese Hilflosigkeit etabliert daher auch den perfekten Start in die düstere – allein das in schwarz wie Marchions Augen oder das Nichts getauchte Logo deuten das an – dritte Phase. George Mann schafft es dabei eine Art Sinusfunktion aus Verzweiflung und Hoffnung zu schreiben. Figuren sind von einen auf den anderen Moment zu Tode betrübt und im nächsten wieder euphorisch und hoffnungsvoll. Die dabei genutzte Prosa und der Fakt, dass wir die Figuren bereits kennen und nicht so viel Zeit mit der Einführung dieser „verschwenden“ müssen, geben dem Werk eine ganz andere Intensität.

Doch die fehlende Charakterexposition wird für eine umfangreichere Handlungsexposition genutzt. Das bedeutet, dass der Beginn des Romans etwas zäh wirken kann, wenn man an einer Sondierung der Lage nicht besonders interessiert ist. Doch auch hier streut der Autor in ausreichenden Abständen Schockmomente oder Überraschungen – seien es Auftritte von Figuren oder Twists – ein, um möglichst alle bei der Stange zu halten.

Charaktertanz

Die große Stärke des Werkes ist definitiv die Nutzung etablierter Figuren. Wir sind sofort drin, wenn Elzar Mann die Bürde seiner neuen Position als Verbindungsperson zwischen Kanzlerin und Jedi-Rat spürt – und dabei das Erbe von Stellan nur widerwillig antreten will. Wenn er an seine Entscheidungen auf Valo und auf der Starlight zurückdenkt. Wenn er die Last spürt und nach Avars Zuspruch lechzt, der auf Eiram gefehlt hat. Wenn er an Orla zurückdenkt und ohne sie droht, in dunkle Tiefen seines persönlichen Ozeans abzutauchen. Elzar ist hier nur exemplarisch. Genauso trägt Bell die Last, dass bei seiner Mission Pra-Tre Veter entführt wurde und er nach Loden niemanden mehr zurücklassen will. Wie verbissen er sich in den Kampf stürzt und dabei vergisst, was einen Jedi ausmachen sollte. Selbst Marchion Ro hat mich buckeliger Verwandtschaft zu kämpfen und von allen Seiten kommen Ideen, die seiner nihilistischen Vorstellungen nur wenig entsprechen.

Das wichtigste daran: All diese Figuren und ihre Sorgen und Gedanken fügen sich ein in das Gesamtbild des Romans. Wobei ein kleines gallisches Dorf da Widerstand leistet, aber dazu gleich noch mehr. Alle anderen Dörfer sind immer relevant, um am Ende eine schlüssige Gesamtstory zu erzählen. Lina Sohs Sorgen um ihren Sohn würden nicht zu bestimmten Zugeständnissen führen, die dann wiederum genutzt werden, damit Marchion Ro einen Vorwand für seine Taten hat. Selbst am Ende hat der mäandernde Bell an Bord der Tractate einen Sinn, den man lange Zeit nicht vermutet hätte. Die Charaktere tanzen also alle zusammen eine gemeinsame Choreografie, außer Porter Engle – der steht am Rand und will unbedingt sein Solo aufführen.

Er ist in diesem Sinne das angesprochene gallische Dorf. Der Konflikt zwischen ihm und Generalin Viess, der sich aus der zweiten Phase fortsetzt, ist leider der schwächste Teil des Romans. Ich habe nun sogar beim erneuten Lesen einige Kapitel auf Daedus übersprungen, weil ich wusste, wie wenig Konsequenz behaftet und vor allem relevant das sein wird. Aber er nimmt mit seiner Fehde nicht wirklich viel Raum ein, weshalb das dem Gesamtbild dadurch nicht wirklich schadet.

Ein Funken

Es ist eine dunkle Zeit, die Nihil haben gewonnen und die Mauer – oder wie die Nihil wohl sagen würden: der antifaschistische Schutzwall – steht. Doch trotzdem schafft es George Mann immer wieder kleine Botschaften einzustreuen, die ihren Schatten aber auch das Licht auf die dritte Phase vorauswerfen. Seien es kleine Anspielungen an mögliche Lösungen für das Namenlosen-Problem, worauf man dem Titel nach in Die Tränen der Namenlosen hoffen darf oder die Erkenntnis, dass ein zu großes Territorium schwer zu kontrollieren ist, wenn man wie die Nihil nur Extreme kennt. Wie wichtig auch die persönliche Bindung ist, um in aussichtslosen Situationen durchzuhalten oder welche Hoffnung eine Jedi durch einen kleinen unscheinbaren Frachterpiloten gewinnen kann. Das sind alles Anklänge, die genau diese positive Sichtweise aus der ersten Phase bewahren und mit Hoffnung in die dritte starten lassen. Trotz dunkler Ausgangssituation.

Und die ist gelinde gesagt wirklich extrem dunkel: Der erste Höhepunkt des Romans verschlägt nicht nur dem Opfer den Atem, sondern auch dem Leser und zeigt, dass die Zeit der Leichtigkeit definitiv vorbei ist. Es werden Boolans Experimente angesprochen, bei denen man denkt, dass sie ruhig eine größere Rolle hätten spielen können. Mittlerweile ist mir durch die englischen Werke klar, dass sie das noch tun werden. Es werden Hoffnungen der Republik, die euphorisch geschrieben sind im Keim erstickt und dann der Finger auch noch in die Wunde gelegt. Die Republik ist und bleibt am Boden, doch am Ende kommt genau dieser Funke Hoffnung hervor, der die Hohe Republik so besonders spannend und lesenswert macht. Die Figuren haben wirkliche Probleme und daher fühlen sich kleine Erfolge auch umso mitreißender an.

Coverboy

Marchion Ro aufs Cover zu setzen muss von mir aber weiterhin angesprochen und auch ein Stück weit kritisiert werden. Ja, er ist der große Böse im Hintergrund, aber er spielt in diesem Roman – allein an der Anzahl von Kapiteln gerechnet – wirklich nur eine marginale Rolle. Nun hatten wir das Thema ja jüngst erst in unseren JediCasts zur Thrawn-Trilogie, wo auch Thrawn selbst in all den drei Werken eigentlich nur selten eine prominente Figur ist. Er ist eben der Schatten, der über allem schwebt und hinter allem steht.

Betrachtet man das Cover daher aus dieser Warte, passt es wiederum schon besser: Zunächst ist ein lichtschwerttragender Marchion Ro eine wunderbare Spiegelung des hoffnungsvollen Covers von Das Licht der Jedi mit Avar Kriss zum Beginn der ersten Phase. So spiegelt nicht nur der Titel (Licht der Jedi – Auge der Finsternis) die gewandelten Machtverhältnisse wider, sondern auch das Cover. Direkt wird klar: Die Nihil haben das Sagen. Und auch im Roman hat Marchion zwar wenig „Pagetime“, aber er ist für alles was passiert verantwortlich und nichts scheint ihn wirklich zu überraschen oder zu stören. Er nutzt die Republik als auch seine Minister gekonnt aus, ohne selbst einen Handgriff tun zu müssen. Von daher passt das Cover – es kommt eben auf die Erwartungshaltung an: Ich hatte beim ersten Lesen mit mehr Marchion gerechnet und war daher etwas enttäuscht. Nun beim zweiten Lesen wusste ich um seinen Anteil und konnte die Strippen im Hintergrund, die er zieht, vielmehr genießen.

Fazit

Das Auge der Finsternis blickt von Hetzal nicht nur symbolisch auf seine Untergebenen herab, sondern auch auf die dritte Phase voraus. George Mann schafft es mindestens zwei Schockmomente so aufzubauen, dass diese selbst beim zweiten Lesen noch einschlagen und dramatisch inszeniert sind. Die unbekümmerte Art von Marchion Ro, die im Kontrast zur panischen Suche nach einer Lösung aufseiten der Republik steht, gibt dem ganzen Werk eine Atmosphäre von Bedrohlichkeit. In diese Atmosphäre stößt jedoch immer wieder die Hoffnung vor, die durch etablierte und liebgewonnene Figuren verkörpert wird. Während die Figuren im Roman noch einen Weg nach Hause suchen, haben wir diesen mit dem Auftaktroman der dritten Phase also in jedem Fall gefunden.

Wir danken Blanvalet für die Bereitstellung des Rezensions- und der Verlosungsexemplare.

Logo zu Star Wars: Die Hohe Republik

Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.

Gewinnspiel

Mit freundlicher Unterstützung von Blanvalet verlosen wir 5x Die Hohe Republik – Das Auge der Finsternis.

Um am Gewinnspiel teilnehmen zu können, müsst ihr nur die nachfolgende Frage beantworten und das unten stehende Formular ausfüllen:

Auf welchem Planeten haben die Nihil ihren Hauptsitz aufgeschlagen?

    Der Preis wird unter allen Einsendungen mit der richtigen Antwort verlost.

    • Nur eine Einsendung pro Person/Familie/Haushalt!
    • Einsendeschluss ist Sonntag, 27.10.2024, um 23:59
    • Der Preis wird nur innerhalb der Bundesrepublik Deutschland versendet!
    • Sämtliche gesammelten Daten dienen nur dem Zweck des Preisversands und werden nach dem Ende des Gewinnspiels und dem Versand des Preises wieder gelöscht.
    • Alle Angaben ohne Gewähr! Eine Barauszahlung des Gewinnes ist ausgeschlossen.

    In diesem Sinne: Möge die Macht mit euch sein!

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