Am Donnerstag berichteten wir euch ja ganz überrascht davon, dass auf Audible ein exklusives neues Hörbuch namens Padawan’s Pride erschienen ist. Da dieses von Bryan Q. Miller geschriebene und von Kevin Kemp eingesprochene Werk nur knapp vier Stunden lang ist und daher schnell konsumiert werden kann, können wir euch heute auch schon eine Rezension dazu liefern. In dieser erfahrt ihr, wie gut so eine Geschichte im Hörbuch-Format meiner Meinung nach funktioniert.
Inhalt
Padawan’s Pride zeigt uns den zwölfjährigen Anakin Skywalker, der sich als Obi-Wan Kenobis Padawan im Jedi-Tempel oft gelangweilt und eingesperrt fühlt und nach mehr Reisen und Abenteuern dürstet. Nachdem er aus Langeweile auf Coruscant eine Spritztour mit dem Prototyp eines Jedi-Abfangjägers unternommen hat, bekommen er und sein Meister aber überraschenderweise recht wenig Ärger und stattdessen eine Mission, die genau auf Anakins Stärken zugeschnitten zu sein scheint: Die beiden sollen einen Spion der Republik aus den Fängen der Pykes befreien, indem Anakin bei einem von dem Verbrechersyndikat veranstalteten Podrennen gewinnt und so Zutritt zu deren Basis erlangt. Doch für Anakin ist das keineswegs eine so einfache Aufgabe wie gedacht, denn er muss seinen Rennfahrer-Stolz beiseitelegen und dem Gelingen der Mission Vorrang geben vor Sieg und Ruhm…
Glaubhafte Meister-Padawan-Dynamik
Wenn eine Geschichte sich um Meister und Padawan dreht, zumal um Obi-Wan und Anakin, hat sie mich eigentlich direkt am Haken. Ich liebe Erzählungen darüber, wie solche Duos zueinanderfinden, Konflikte austragen, sich entfremden, Fehler machen, sich verzeihen und so weiter. Das wird einfach niemals alt. Und auch im Fall von Padawan’s Pride funktioniert das Konzept wieder wunderbar. Wir erleben einen Obi-Wan, der in seiner Rolle als Meister noch unsicher ist und vielleicht zu wenig von seinen Gefühlen mit Anakin teilt. Außerdem kann er sich gar nicht vollkommen auf die Ausbildung seines Padawans konzentrieren, da er sich immer noch daran aufreibt, das Rätsel um den Mörder seines Meisters zu lösen. Deshalb schlägt er sich regelmäßig die Nächte in der Jedi-Bibliothek um die Ohren. (Sehr sympathisch, mache ich auch oft! 😉) Anakin dagegen sucht, wie oben schon erwähnt, Abenteuer und Thrill, ist sich immer wieder unsicher, ob er überhaupt in den Jedi-Orden passt und fühlt sich von seinem Meister zu wenig gesehen.
Ausgehend von dieser komplexen Gemengelage werden die beiden auf ihre Mission geschickt, die die Dynamik zwischen ihnen auf spannende Art und Weise verschiebt. Plötzlich muss Obi-Wan den Diener seines Padawans spielen, der sich als rennfahrender Schnösel-Spross ausgibt. Und auf einmal hängt der Erfolg der Mission maßgeblich an Anakin, während Obi-Wan wenig mehr tun kann als zusehen und manchmal einen guten Rat einwerfen.
Humorvolle Interaktionen, perfekte Stimme
Bei dieser spannenden Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden kommt aber auch der Humor nicht zu kurz. Bryan Q. Miller trifft mit Obi-Wans trockenen Sprüchen den Nagel auf den Kopf. Zum perfekten Gesamterlebnis trägt dabei auch Kevin Kemps Stimme als Erzähler bei, der mit seinem britischen Akzent und seiner ähnlichen Stimmfarbe ohnehin schon fast wie Obi-Wan Kenobi klingt und dessen Stimmmelodie in Dialogzeilen des Jedi nahezu perfekt imitiert. Kemps Stimme folgt man einfach gerne, auch über einen längeren Zeitraum hinweg. Aber auch Anakin bekommt einige wunderbar humoristische Szenen, etwa, wenn er darüber nachdenkt, dass er Obi-Wans neuen Bart nicht mag.
Spannendes Worldbuilding, auditiv gut inszeniert
Ehrlich gesagt war ich bereits vom Prolog hin und weg: ein aus dem Huttischen übersetztes Kindergedicht über gruselige Monster? – Kreativ, bitte mehr davon! Und das Audiobuch liefert tatsächlich eine neue, ziemlich spannend konzipierte Monster-Spezies namens Kayfoundo Kapa (Huttisch für „the hungry hands“), die mithilfe von gruselig-einlullender Musik und Trommeln auch auditiv gelungen inszeniert wird. Eine gut durchdachte Wahl eines Gegners für ein Hörbuch!
Aber auch das Thema Podrennen gibt sich natürlich wunderbar für eine Geschichte im Hörbuch-Format her und wird professionell mit der passenden Geräuschkulisse und Musik unterlegt. Auch hier hat sich der Autor wirklich Mühe gemacht, eine originelle Rennstrecke zu erschaffen, die mit unerwarteten Hindernissen und kreativen Ideen, diese zu überwinden, aufwartet. Ich war auf jeden Fall bei jedem Podrennen des Hörbuchs mit mehr Aufmerksamkeit und Spannung dabei als bei dem aus Episode I. Das mag auch daran liegen, dass Anakin in diesen Rennen eine viel komplexere Motivationslage mitbringt, als einfach nur gewinnen zu wollen, und der Ausgang stets offen ist. Anakins innere Konflikte gepaart mit dem abwechslungsreichen Renngeschehen ergeben eine perfekte Mischung.
Bezüge zu Episode I und The High Republic
Padawan’s Pride ist auch gut im weiteren Star Wars-Universum vernetzt. So tritt zum Beispiel sinnigerweise ein Podracer aus Episode I erneut gegen Anakin an und es wird deutlich, dass die gesamte Podracing-Szene recht klein ist und man sich darin kennt. Aber auch die ewige Konkurrenz zwischen Hutts und Pykes spielt eine Rolle. Und zu guter Letzt erklärt Obi-Wan persönlich auch noch kurz mal ein paar Informationen zu The High Republic. Es gibt wohl kaum einen fiktionalen Random-Fakt, der mich glücklicher macht als die Tatsache, dass Obi-Wan über die Hohe Republik so gut Bescheid weiß.
Fazit
Na gut, ich gebe es zu, mein Eindruck von diesem Hörbuch ist wahrscheinlich stark davon gefärbt, dass ich ein großer Fan von Obi-Wan bin. Aber wenn ihr das auch seid, dann hört doch mal rein. Und selbst wenn nicht, denke ich, dass auch abseits davon genügend gelungene Elemente dafür sprechen, dem Werk eine Chance zu geben, auch wenn das Format des Audible-exklusiven Hörbuchs wahrscheinlich nicht jedem gefallen dürfte. Die Geschichte macht dennoch eine Menge Spaß und ist als kurzer Star Wars-Snack für zwischendrin perfekt geeignet. Ich gebe die volle Anzahl an Holocrons.
Das Hörbuch hat mir wirklich gut gefallen. Nicht zu komplizierte Story und wirklich gut getroffenen Charaktere. Ich hatte damit eine schöne Zugreise verbracht.