Rezension: Ahsoka, Band 1: Dem Untergang geweiht

Immer wieder sorgen aktuelle Werke oder Trends dafür, dass man nostalgisch wird und weit in die Vergangenheit zurückblickt. Na gut, in diesem Fall vielleicht für manche älteren Semester der immerhin seit Jahrzehnten existierenden Star Wars-Fanbase nicht ganz so weit, aber für mich dennoch einen großen Sprung in die Frühzeit des Fan-Daseins macht eine ganz besondere aktuelle Legends-Neuveröffentlichung des Stuttgarter Verlags Panini. Den Hype um Anakin Skywalkers ehemalige Padawan Ahsoka Tano, der letzten Spätsommer mit ihrer eigenen Serie auf Disney+ zunahm, nimmt das Verlagshaus nämlich zum Anlass, im Jahr 2024 Nachdrucke einiger längt vergriffener The Clone Wars-Comicbände mit der jungen Jedi auf den Markt zu bringen, passend zur aktuellen Serie diesmal schlicht unter dem Label Ahsoka. Den Anfang machte am 19. März Dem Untergang geweiht, ein inhaltlich identischer Nachdruck des ersten, mit demselben Untertitel versehenen The Clone Wars-Sammelbands aus dem Jahr 2010. Übrigens hat sich mein Rezensions-Kollege Marius erst vor kurzem nach und nach den ersten Bänden der alten Reihe gewidmet, sodass ihr seine Meinung zum ersten Band hier findet. Geschenkt, dass es sich um unkanonische, (ur- 😉 )alte Legends-Geschichten handelt; die Reise zurück in meine frühste Zeit als Star Wars-Fan und -Leser beginnt – jetzt!

Ahsoka, Band 1: Dem Untergang geweiht (19.03.2024)
Ahsoka, Band 1: Dem Untergang geweiht (19.03.2024)

Die frühen Abenteuer Ahsoka Tanos

Lange bevor Ahsoka Tano sich der Rebellion anschließt, um das Imperium zu bekämpfen, war sie die Padawan des Jedi Anakin Skywalker. Diese Reihe erzählt die Abenteuer der jungen Ahsoka während ihrer Ausbildung. Im ersten Band wird die temperamentvolle Padawan mit ihrem Meister und Obi-Wan Kenobi auf eine gewagte Mission geschickt. Sie sollen in eine Schiffswerft der Separatisten eindringen und die Produktion stoppen, um das rasante Wachsen der separatistischen Flotte zu verlangsamen. Doch als sie dort ankommen, steht die Gruppe vor einem Problem, mit dem sie nicht gerechnet hat …

Klappentext

Dem Untergang geweiht, beziehungsweise im Original Shipyards of Doom, hat eine spannende Veröffentlichungsgeschichte hinter sich. Ursprünglich zur Begleitung der ersten Staffel der Serie am 24. September 2008 als vollständige Graphic Novel in einmaliger Auflage bei Dark Horse erschienen, wurde die Geschichte für ihre deutsche Erstveröffentlichung zunächst in vier Teile gesplittet. Von Mai bis Oktober 2009 waren diese in den ersten Ausgaben des beliebten und langlebigen The Clone Wars Magazins enthalten. Da ich persönlich erst Anfang 2010 mit Ausgabe #6 in die Reihe einstieg, war für mich die Veröffentlichung des Sammelbands – der mit der kompletten Geschichte wieder der ursprünglichen US-Veröffentlichung entsprach – im Oktober 2010 eine perfekte Gelegenheit, die verpasste Geschichte nachzuholen. Viele Jahre, den Kanon-Cut, das späte Finale von The Clone Wars 2020 und Ahsokas Live-Action-Debüt später, ist die Neuveröffentlichung ein Blick zurück auf einer meiner allerersten Star Wars-Comicgeschichten. Statt der umfangreichen Vorschauseiten auf den Band, die den Rahmen der Rezension sprengen würden, hier einmal die überschaubaren Cover der drei deutschen Veröffentlichungen:

Wenn man den Einleitungstext der 2010er Auflage mit dem der neuen vergleicht, fällt amüsanterweise auf, dass zwar der Aufbau und manche Sätze im Mittelteil direkt übernommen wurden, man den Text nach 14 Jahren aber scheinbar noch einmal ein Update verpassen wollte – samt einem lustigen Flüchtigkeitsfehler, die man schon in der Vorschau entdecken konnte und der es bis in die gedruckte Version geschafft hat. Die Übersetzung des Comics selbst, die vom Kindermagazin-Redakteur Gunther Nickel stammt, ist zum allergrößten Teil identisch mit den ersten Veröffentlichungen, nur einzelne Begriffe wurden ausgetauscht oder erweitert.

Die Geschichte stammt von Henry Gilroy, der zugleich Chefautor der ersten Staffel der Animationsserie war. An einzelne Elemente der Handlung und ganze Szenen konnte ich mich tatsächlich nach all den Jahren noch überraschend gut erinnern, was aber weniger an der hohen Qualität, als mehr an der besonderen Stellung der Geschichte für mich und mein damaliges Alter liegt. Wir haben es nämlich mit einer mehr oder weniger anspruchslosen Episode für ein jüngeres Publikum zu tun, bei der es sich durch ihren dramaturgischen Aufbau und Ablauf bis hin zu ihren Dialogen um ein waschechtes klassisches The Clone Wars-Abenteuer handelt, das genauso auch einer oder zwei Episoden der ersten Staffel entsprechen könnte. Insofern enthält die Geschichte von Weltraumschlachten, über Missionsbesprechungen bis zum Ablauf der Mission, den typischen Hindernissen und den Cameos der großen Antagonisten der Ära alles, was man in jungen Jahren an einem samstäglichen TV-Abenteuer aus den Klonkriegen liebte und schätzte.

Obwohl der Comic inzwischen nicht mehr über den kanonischen Stellenwert der Serienereignisse verfügt, gab sich Gilroy dennoch Mühe, ihm eine gewisse Relevanz zu verleihen und die Charakterentwicklungen der Helden voranzutreiben. Selbst spätere Filmereignisse werden vorbereitet, wenn Anakins und Palpatines Beziehung während der frühen Klonkriege einen Schritt weitergeht und wir hier sogar noch vor der Zitadelle in Staffel 3 eine mögliche Origin-Story von Vaders Idee, Han und Luke auf Bespin in Karbonit einzufrieren, geliefert bekommen. Auch handelt es sich bei der Mission, auf die selbstverständlich das Trio Anakin, Obi-Wan und Ahsoka geschickt werden, um eine für die frühe Phase des Krieges strategisch bedeutsame, von der einiges abhängt. Der Comic stammt eben aus einer Zeit, als es noch viel selbstverständlicher war, dass Star Wars-Literatur auch über die Filme und Serien hinaus relevante und „große“ Ereignisse erzählen durften.

Manche Szenen erweisen sich gar als für die angepeilte jüngere Leserschaft erstaunlich brutal, obwohl das Niveau auch auf der Ebene dem der frühen Staffeln treu bleibt. Ein galaktischer Krieg hat eben seine Schattenseiten und besteht nicht nur aus kleinen Späßen zwischen befreundeten Jedi-Rittern, sondern auch Tod und Untergang. Dem gegenüber stehen aber die stark vereinfacht geskripteten Dialoge, der charakterlich komplett überzeichnete und austauschbare Muun-Antagonist und eine bei einigen Szenenwechseln eingesetzte „Erzählerstimme“, die in goldenen Textfeldern das Geschehen kommentiert und einordnet. Manche Szenenübergänge, vor allem im letzten Drittel, sind dennoch sehr holprig und der finale Bombenangriff auf das Ziel fällt in Ablauf und Erzähltempo enorm auseinander. Im anspruchsvolleren Erwachsenenalter fällt all das jedoch vermutlich mehr ins Gewicht, als dass es die aktuelle Zielgruppe stören dürfte, die dank der Neuauflage zum ersten Mal in den Genuss der alten Geschichten kommen darf.

Neben der Handlung hat jeder Comic aber auch eine optische Seite. In diesem Fall waren für die Zeichnungen die Brüder Matthew und Shawn Fillbach zuständig, während die Farben von Ronda Pattison stammen. Gewählt wurde hierbei ein sehr cartooniger Look, der Style und Feeling der Serie gut einfängt und sich nahtlos an sie angliedert. Auffällig und wirklich seltsam ist dabei nur, dass auf Rex‘ Rüstung und Helm ohne Erklärung seine typischen blauen Markierungen fehlen. Würde er nicht als Rex benannt werden, hätte ich ihn gar für einen normalen Klonsoldaten gehalten. Da die Geschichte aber eindeutig zwischen dem Pilotfilm und dem Malevolence-Dreiteiler angesiedelt ist, gibt es auch kein Argument, dass er hier noch nicht als Captain mit individualisierter Rüstung unterwegs ist. Vermutlich handelt es sich also einfach um einen kleinen, aber auffälligen Fehler. Immerhin passt seine unverwechselbare Frisur. 😉

Fazit

Insgesamt hat man es mit einem unterhaltsamen, leicht und schnell konsumierten Klonkriegscomic zu tun, der dem Ton der Serie und dem Aufbau einzelner früher Folgen so sehr nachempfunden ist, dass man hier über den Bildschirm hinaus mehr vom bisher bekannten und geliebten erhält. Allerdings ist die Vermarktung mit dem Titel Ahsoka und der Überschrift Die frühen Abenteuer Ahsoka Tanos im Klappentext zwar nicht falsch, aber auch etwas irreführend, denn Ahsoka spielt zwar eine durchaus wichtige Rolle in der Geschichte, jedoch liegt der Fokus viel mehr auf den Hauptfiguren Obi-Wan und vor allem Anakin, hinter denen ihre „Screentime“ schon deutlich zurückfällt. Wie eingangs erwähnt, freut es mich aber, dass vor allem die Veröffentlichung ihrer Streamingserie überhaupt zu Paninis Entscheidung geführt hat, derartige kleine Legends-Neuauflagen anzugehen. Für mich ist es so eine wunderbare Gelegenheit, meine ersten Star Wars-Comics viele Jahre später auf ein Neues zu erleben. Aber vor allem die heutigen jüngeren Fans von Animationsserien wie The Clone Wars, die neben der Serie ihre Helden bei weiteren Abenteuern begleiten wollen, werden mit der Ahsoka-Reihe ihren Spaß haben.

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Gewinnspiel [BEENDET]

Mit freundlicher Unterstützung von Panini verlosen wir 1x Ahsoka, Band 1: Dem Untergang geweiht.

Um am Gewinnspiel teilnehmen zu können, müsst ihr nur nachfolgende Frage beantworten und das unten stehende Formular ausfüllen:

Wie viele Vorschauseiten aus Ahsoka, Band 1 haben wir vorab veröffentlicht?

Das Gewinnspiel ist beendet!

  • Der Preis wird unter allen Einsendungen mit der richtigen Antwort verlost.
  • Nur eine Einsendung pro Person/Familie/Haushalt!
  • Einsendeschluss ist Sonntag, 02.06.2024, um 23:59
  • Der Preis wird nur innerhalb der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der Schweiz versendet!
  • Sämtliche gesammelten Daten dienen nur dem Zweck des Preisversands und werden nach dem Ende des Gewinnspiels und dem Versand des Preises wieder gelöscht.
  • Alle Angaben ohne Gewähr! Eine Barauszahlung des Gewinnes ist ausgeschlossen.

In diesem Sinne: Möge die Macht mit euch sein!

Update 03.06.2024 09:51: Die Auslosung

13 Vorschauseiten aus Ahsoka, Band 1 haben wir vorab von Panini zur Verfügung gestellt bekommen und veröffentlicht! Von den Einsendungen mit der richtigen Antwort wurde folgendes Gewinny aus dem Lostopf gezogen:

  • Jonas S. aus Paschel

Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß mit dem Comic!

Und vielen Dank an Panini für die Bereitstellung des Preises!

Schreibe einen Kommentar