Nach den opulenten vier Heften am letzten Mittwoch, ist heute leider nur Schonkost angesagt, denn mit Obi-Wan Kenobi #6 gibt es nur das letzte Heft der Comic-Adaption der gleichnamigen Disney+-Streaming-Serie.
Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung der Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.
Der Inhalt
Obi-Wan muss erkennen, dass sein bisheriger Fluchtplan so nicht umgesetzt werden kann. Damit Leia und die anderen eine Chance zum Entkommen haben, muss er sich von ihnen trennen und die Aufmerksamkeit von Darth Vader auf sich ziehen, damit er von den anderen ablässt. Aus diesem Grunde verabschiedet er sich von Leia und übergibt ihren Schutz an Haja.
Unterdessen entwickelt sich auch für Luke eine akute Lebensgefahr in Form der Dritten Schwester, die die Fährte zu Owen aufgenommen hat. Owen und Beru müssen sich also entscheiden, wie sie Luke schützen wollen.
In beiden Fällen kommt es nun zum großen Showdown, der aber jeweils nicht mit einer entscheidenden Niederlage enden, sondern Darth Vader und auch seine Inquisitorin mit ihrem früheren Ich konfrontieren und die Schlacht dann abbrechen lassen.
So entkommt Kenobi und kann sich kurz darauf auf Tatooine einfinden, um an der Suche nach dem ohnmächtigen Luke beteiligen und diesen retten. Darth Vader zieht sich derweil nach Mustafar zurück und stellt sich dort den unangenehmen Fragen und Beobachtungen des Imperators, ehe er seinen Treueschwur auf selbigen erneuert.
Und auch Leia ist sicher zuhause angekommen, wo sie Kenobi etwas später besucht, eher er nach Tatooine zurückkehrt und sich mit Owen in Sachen Schutz von Luke neu arrangiert und sein Leben entsprechend anpasst, was es ihm auch ermöglicht, wieder mit seinem verstorbenen Meister in Kontakt zu treten und eine neue Phase seines Lebens zu beginnen.
Die Umsetzung
Wie üblich folgt Jody Houser der Vorlage 1:1, hat dieses Mal aber noch mehr als sonst damit zu kämpfen, dass einige Szenen der jeweiligen Handlungsstränge sehr kurz sind und die Geschichte schnell weiter springen muss. Auch wenn man es hier so gestaltet hat, dass fast jede dieser Sequenzen zumindest eine Seite bekommt, wirkt es chaotisch und sehr sprunghaft. Hätte man wenigstens einen Kasten mit Ortsangabe jeweils vorangestellt, hätte man dem Leser einiges an Verwirrung ersparen und der Geschichte mehr Struktur geben können. So wirkt das Ganze doch recht unrund.
Einige der Gesichter sind Salvador Larroca diesmal stark misslungen, was gerade in der hektischen Anfangsphase die Wiedererkennung noch zusätzlich erschwert. Auch das Spiel mit Licht und Schatten kommt hier klar an seine Grenzen. Hier rächt es sich, dass die Grundstimmung im Comic von Guru-eFX noch dunkler angelegt wurde, als sie in Wirklichkeit schon war. Die Kampfszenen zwischen Obi-Wan und Darth Vader und zwischen der Dritten Schwester und Owen kommen nicht recht zur Wirkungen, ja wirken etwas unfertig. Die fehlenden Ortsangaben, die dem Ganzen etwas mehr Struktur gegeben hätten, wurden schon angesprochen. Joe Caramagna als Letterer kommt ja auch sonst wenig zum Zuge, was aber kein wirkliches Problem darstellt. Am besten gelungen finde ich da noch das Cover von Phil Noto, auch wenn wir von ihm auch schon Besseres gesehen haben.
Fazit
Die erste Hälfte des Heftes ist ziemlich missraten, aber in der zweiten Hälfte stabilisieren sich die Grafik und auch das Storytelling wieder etwas. Schade, die Comic-Adaption war bis auf die genannten Aussetzer sonst so weit recht gut gelungen. Ich bin zwar kein Freund davon, dass es nur eine 1:1 Umsetzung gibt, denn bei all dem, was Comics gegenüber einer Streaming-Serie nicht können, so könnten sie doch einiges in Sachen Gedankenwelt der agierenden Personen beitragen, was aufgrund der Vorgabe nicht genutzt werden konnte. Zurück bleibt damit, wie so oft in den letzten Jahren, eine Comic-Adaption mit all den Schwächen eines Comics, ohne aber gleichzeitig dessen Stärken zuzulassen.
Am nächsten Mittwoch geht es mit Star Wars #45: The Trial of Lando Calrissian, Part 2 weiter.
Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.