Sie mag das Falsche tun… aber sie tut es für Padmé.
Dormé
Bevor ich mit der eigentlichen Rezension vom inzwischen 98. monatlichem Comic-Heft beginne, möchte ich sagen, dass es ganze drei Hefte gebraucht hat, bis mir etwas Offensichtliches aufgefallen ist. Auf den letzten Monats-Metern vor dem großen Meilenstein von 100 Ausgaben hat der Verlag Panini nämlich heimlich, still und leise ein Feature der Star Wars-Heftreihe entfernt, das eigentlich seit der allerersten Ausgabe konsequent durchgezogen wurde, nämlich beide Covermotive in der Mitte des Hefts als gefaltetes Poster abzudrucken. Bereits in #95 wurde es das letzte Mal so gehandhabt, seit der #96 sind sie nirgends mehr zu sehen. Ich weiß nicht, ob es da draußen jemanden gibt, der oder die seine*ihre Wand damit tapeziert (falls doch, bitte sofort in den Kommentaren melden!). Auf mich trifft das jedenfalls nicht zu. Dennoch empfand ich es immer als ein schönes Gimmick, die Möglichkeit zu haben, die schönsten Motive ganz ohne Lettering sanft aus dem Heft entfernen und aufhängen zu können, sogar gleich beide Cover, wenn man das Heft in beliebiger Ausführung zweimal besitzt. Warum Panini das inzwischen abgeschafft hat? Womöglich Einsparungsgründe durch das Auslassen der zusätzlichen Seiten. Dass es bis zur #98 und so dem schon dritten Heft ohne Poster gedauert hat, dass es einem eigentlich immer aufmerksamen Rezensenten überhaupt auffällt, spricht aber auch nicht gerade FÜR die Poster. Immerhin ist nun auch die Gefahr gebannt, dass beim ersten Lesen Doppelseiten innerhalb der Story unterbrochen werden, wie es früher schon der Fall gewesen sein mag. Insofern, Rest in Poster-Peace.
Nun kommen wir aber nach der Trauerminute zu Star Wars #98. Erschienen am 19. September zeigt die Kiosk-Ausgabe, ebenfalls zum auf aktuelle Sicht letzten Mal, ein Cover von Rahzzah mit Vader. Der ebenso beliebte Yoda ist erneut auf anderem Hintergrund abgebildet. Auf der Comicshop-Ausgabe ist ein Motiv von Phil Noto mit Yoda und Jünglingen in prominenter Rolle zu sehen, während die Logos der enthaltenen Serien vertauscht wurden.
Königin Amidalas ehemalige Zofen bilden eine starke Gemeinschaft – und sie sind fest entschlossen, Sabé aus den Fängen Darth Vaders zu befreien … Und: Die Fortsetzung der zweiten Episode um Meister Yoda.
Auch als exklusive Comicshop-Ausgabe erhältlich!
In Schüler der Macht, Teil 2: Wachsende Schatten von Jody Houser und Luke Ross geht es nahtlos weiter mit der Geschichte um jene Jünglinge und die dunklen Visionen eines von ihnen. Doch zunächst wird noch zwölf Jahre in die Vergangenheit gesprungen und die Hintergrundgeschichte einer anderen wichtigen Schülerin beleuchtet. Der kanonisierte Planet aus jenem Flashback, Alaris Prime, wurde zuletzt in der ebenfalls bei Panini veröffentlichten Geschichte Das Monster vom Tempelberg besucht. Schön, wie Autorin Jody Houser hier Bezug auf Werke von Cavan Scott nimmt, der den ersten Yoda-Dreiteiler Licht und Leben schrieb. Solch kleine Details zeugen davon, wie eng hier scheinbar zusammengearbeitet wird und das große Kreativteam der drei Handlungsstränge eine zusammenhängende Storyline erarbeiten konnte, trotz der Anthologie-Struktur der Reihe. Auch konnten sich Luke Ross und Kolorist Nolan Woodard in dem kurzen Flashback schön bei der Gestaltung der Welt austoben, bevor wieder das bereits etablierte Setting des Jedi-Tempels übernimmt.
Im Verlauf der Handlung stehen, wie es sich für eine Yoda-Geschichte auch gehört, mehr die Lektionen für die Jünglinge und die schrulligen Charaktermomente der Titelfigur im Vordergrund, als die eigentlich für das Medium Comic verpflichtende Action. Derartige Momente tauchen vereinzelt zwar hier und da durch Visionen und Trainingsszenen auf, doch sind sie nicht unnötig in die Länge gezogen und gliedern sich stets organisch in die Handlung ein. Houser beweist hier ein wirklich souveränes Gefühl für Pacing und darf, wenn es nach mir geht, gern abseits von Adaptionen weiterhin den Star Wars-Comics erhalten bleiben! Am Ende des Kapitels fragt man sich natürlich, wie der passende, aber nicht zu plakative Cliffhanger aufgelöst wird, wie weit genau auf seinem Weg zur dunklen Seite Meister Dooku bereits vorangeschritten ist oder wie viel er selbst gar mit den dunklen Visionen zu tun hat.
Dann wäre da natürlich noch die neue Darth Vader-Story Keine Zofe mehr?, die das letzte Kapitel des Handlungsbogens Die Rückkehr der Zofen darstellt, des bereits sechsten Strangs der langlebigen Reihe. Dabei sei gleich vorweggesagt, dass hier trotz selten dämlicher Flugszene und dem weiterhin schlechten Pacing – noch auffälliger, nachdem die erste im Heft abgedruckte Story bei genau diesem Thema so eindrucksvoll loslegt – einer der leicht unterhaltsameren Einträge der Reihe vorliegt. Zumindest in dem niedrigen Qualitätsrahmen, den Greg Pak vorgibt. Zu verdanken ist dies primär den schönen Zeichnungen von Ibraim Roberson, der Vader wunderbar bedrohlich zu inszenieren weiß, einer schönen Doppelseite mit den guten alten Flashbacks zu Beginn, einem tatsächlichen Fortschreiten diverser Handlungspunkte und Charakterbögen sowie einem Ende, das mich durchaus neugierig macht auf den nächsten Bogen mit dem vielseitigen Titel Entfesselte Macht. Vielleicht ist es einfach Schicksal, dass Geschichten mit Padmé Amidalas Zofen im Mittelpunkt keine guten Autor*innen spendiert bekommen. Vielleicht gibt es auch Zofen-Fans, die die Rückkehr der Figuren kurz vor Anakins Ende abfeiern und viel von ihnen geliebtes aus E. K. Johnstons Königin-Trilogie wieder erkennen. Aber genau wie bei der Sache mit den Postern gehöre ich nicht dazu. Dass es trotz Unterschiede bei Kleidung und Haaren dem Autor nicht möglich ist, den einzelnen Zofen individuelles Leben und Persönlichkeit zu verleihen, wenigstens so, dass der geneigter Leser sie auch nur rudimentär auseinander halten kann, sodass man letztendlich als Rezensent für die korrekte Zuordnung eines geeigneten Eingangszitats für diese Rezension mehrere Seiten zurückblättern und beinahe Detektivarbeit leisten muss? Sagt doch alles. Yoda und der Spaß mit den seltenen Highlights bei Vader reichen trotzdem mal wieder für vier Holocrons in der Gesamtbewertung.
Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!