Marvel-Mittwoch: Darth Vader #16 und War of the Bounty Hunters: Boushh #1

Der Marvel-Mittwoch steht diese Woche wieder ganz im Zeichen des War of the Bounty Hunters-Crossovers, bei dem sich nach dem dramatischen Höhepunkt auf der Vermillion der Schwerpunkt der in Darth Vader #16 weitererzählten Geschichte nun auf die Verfolgung von Luke durch Darth Vader verlagert. Aber auch die anderen sind nicht untätig, wie wir im Einzelcomic War of the Bounty Hunters: Boushh erfahren.

Wie üblich bei den Beiträgen zum Marvel-Mittwoch enthalten die Rezensionen und ggf. auch die Leser-Kommentare Spoiler.

Da Darth Vader #16 unmittelbar die Geschichte von War of the Bounty Hunters #4 und Star Wars #16 fortsetzt und der Boushh-Oneshot eine Hintergrundstory zuliefert, die erst noch kommende Entwicklungen vorbereitet, wäre unsere Empfehlung zunächst den Darth Vader-Comic zu lesen. Man würde sich aber nichts verderben, wenn man die Comics in der anderen Reihenfolge liest.

Darth Vader #16 – rezensiert von Tobias

Zum Inhalt

Darth Vader #16 (15.09.2021)
Darth Vader #16 (15.09.2021)

Nachdem in der letzten Vader-Ausgabe die Story etwas in die Länge gestreckt und die eher mäßig interessante Pseudoentscheidung von Ochi im Fokus stand, geht es diese Woche endlich mit der ersehnten Fortsetzung der in War of the Bounty Hunters #3 und 4 begonnenen Story weiter.

Das Problem dabei ist, dass die meisten zusätzlichen Szenen, die den letztwöchigen War of the Bounty Hunters #4 erweitern, die Schwächen des Heftes sind. Aus dem letztwöchigen Comic wissen wir bereits, dass Vader Han nicht zerschneiden wird und stattdessen Luke in seinem Raumjäger verfolgt. Genau diesen Status Quo erreichen wir im Prinzip auch am Ende dieser Ausgabe. Dazwischen geschoben werden nur folgende drei Elemente, die leider nicht wirklich überzeugen können:

  1. Den Anfang machen die im ersten Darth Vader-Arc von 2020 noch durchaus überzeugenden Gedankenpassagen Vaders, welche rot hinterlegt sind und seine Perspektive und Nachrichten für Luke widerspiegeln. Leider hat sich das Stilmittel mittlerweile totpubliziert und die Ansichten, welche Vader seinem Sohn unterbreitet sind nicht mehr wirklich neu, sondern alter Toniray in neuen Schläuchen.
  2. Luke macht bei seinem Abgang vom Planeten Bekanntschaft mit ein paar Piraten, die er bereits auf seiner Hinreise getroffen zu haben scheint und die ihn nun mit Schleppkabeln davon abhalten wollen zu fliehen. Das alles mag zunächst nicht verwerflich sein, aber zwei Dinge machen es für mich nicht wirklich sinnvoll. Zum einen wissen wir, dass Vader und Luke sich am Ende von War of the Bounty Hunters #4 gegenseitig verfolgen und so müssen wir diesen Status Quo auch hier am Ende der Ausgabe auch erreichen beziehungsweise darauf zusteuern und zweitens verzögert es nur die eigentliche Handlung erneut.
  3. Diese ist nämlich einzig in der Auseinandersetzung zwischen Ochi und Sly Moore zu finden, welche die Frage aufwirft wem nun eigentlich gedient wird und wer dient. Sly Moore wirft Ochi dabei vor, den Imperator selbst zu verraten und dass sie nur dafür sorgt, dass Vader nicht in die Nähe Lukes kommt. Dieser sei nämlich wesentlich besser für den Imperator geeignet als sein bisheriger Schüler und deshalb testet sie, ob Vader es wert ist weiterhin Palpatines Gunst zu erhalten.

All das sorgt am Ende dafür, dass vielleicht Ochi sich in den folgenden Ausgaben – gerade in Kombination mit der vorherigen – einige Gedanken machen wird, aber wenn dies so sei, dann sollte es vielleicht lieber bald eine Ochi von Beston-Reihe geben. Ich finde es zum einen gut, dass Vader in der Hauptreihe des War of the Bounty Hunters eine Rolle gespielt hat und deshalb alles interessante dort schon irgendwie verarbeitet wurde, aber dann würde ich trotzdem dafür plädieren die Handlung, die sich seit Beginn der Versteigerung vor 2 Monaten eigentlich konstant in die Länge zieht, vielleicht nicht zu sehr zu strecken und in jeder Ausgabe die Handlung voranzubringen. Denn sollte ich ein Leser von nur Vader oder nur dem War of the Bounty Hunters-Heften sein, dann würde ich so oder so etwas verpassen; lese ich hingegen alles, habe ich in der Vader-Reihe zumindest aktuell keinen merklichen Mehrwert.

Die Zeichnungen

Auch wenn Luke in einigen Panels schon etwas schräg schaut, kann man die Zeichnungen wie bisher eigentlich nur als gut empfinden. Die Figuren und – zumindest in Ochis Handlung – Umgebungen sind gut eingefangen und auch die Weltraumszenen vermitteln zumindest im Bereich des Möglichen Dynamik. Einige Seitenaufnahmen, wie die der Droiden, die gegen Vader vorgehen und damit Luke helfen, liefern eine neue Idee und können deshalb als gelungen bezeichnet werden. Einzig das Cover ist mal wieder etwas gewöhnungsbedürftig, gerade da es eben nicht darum geht, dass beide sich erhobenen Lichtschwerts gegenüberstehen.

Fazit

Darth Vader kommt für mich – zumindest im War of the Bounty Hunters – nicht wirklich gut weg und ich frage mich bei jeder Ausgabe wieso dies so ist. Der Hauptgrund liegt in meinen Augen wohl am meisten daran, dass jeden Monat zu jeder Reihe ein Heft erscheinen muss, ob das nun Sinn macht oder nicht und ob nun die wichtigste Handlung in der War of the Bounty Hunters-Reihe erzählt wurde, oder nicht. Das ist ein Konzeptions- oder Marketingfehler, welcher am Ende dafür sorgt, dass ich zwar Luftsprünge mache, wenn die Figuren aus meinen Heften im Hauptarc eine Rolle spielen, ich dafür aber umso enttäuschter bin, wenn ihre eigenen Hefte dann nur den Kleinkram hinterherschieben, ohne merklichen Mehrwert zu haben.

Der Rezensent vergibt 2 von 5 Holocrons!
Bewertung: 2 von 5 Holocrons

Boushh #1: Found – rezensiert von Matthias

Der Inhalt

Die Geschichte beginnt auf Ord Mantell, wo gerade eine Unterwelt-Gang einer anderen einen von einer dritten Gang geklauten, sehr seltenen und wertvollen Raumgleiter verkaufen will. Dumm nur, dass diese dritte Gang, der der seltene Gleiter gehörte, ausgerechnet die Black Sun ist und der bestohlene Eigentümer auch noch der Kopf des Ganzen. Ein tödlicher Leichtsinn, wie sie auch noch gerade selber erkennen, ehe Blastergeschosse einer Kopfgeldjäger-Gang sie all niederstrecken. Aber Old Mantell war ja auch nie für übermäßig raffinierte Umgangsmanieren bekannt. Der Kopf dieser Kopfgeldjäger-Gruppe ist der Namensgeber dieses Comics, Boushh. Nach einer zufälligen, wenig erfreulichen, aber auch nur sehr kurzen Begegnung mit der aus dem Jabba the Hutt-Einzelheft schon bekannten Deva Lompop fühlt sich Boushh sehr stark an den Tod seines Kindes Keln erinnert. Grund genug, dass sich der kleine Trupp in einer Cantina zusammensetzt und über ihr Schicksal, vergangenen Erlebnissen und Aufträgen nachsinnt.

Ein neuer, sehr lukrativer Auftrag holt sie aber alsbald wieder aus ihren trüben Gedanken heraus und bringt sie in Kontakt mit Margo von Crimson Dawn. Diese erteilt den fünf den Auftrag den gesamten, achtköpfigen Vorstand des Tagge-Clans zu eliminieren, allen voran Lady Domina Tagge. Die Gelegenheit dazu ist ausgesprochen günstig, denn der Familienfirmen-Vorstand findet sich justament zwei Tage später zu einer Sitzung auf der Acquisitor zusammen.

Lady Domina ist zwei Tage später auf eben diesem, ihrem Schiff mit der Erprobung einer weiterentwickelten Plasma-Klinge beschäftigt als die Vorstandsmitglieder einzutreffen beginnen. Da sie mit den Testresultaten nicht ganz zufrieden ist und noch einiges an Bord, insbesondere in Sachen Überwachung der anderen Vorstandsmitglieder, zu regeln ist, trifft sie etwas verspätet im Sitzungssaal ein, wo es gleich hoch hergeht, denn jedes Familienmitglied hat nicht nur seine eigenen Zuständigkeiten, sondern auch Ziele und Ansichten. Aber die lebhafte Diskussion wird durch den unvermittelten Angriff des Kopfgeldjäger-Teams unterbrochen, dem es erstaunlich leicht gelingt, die Acquisitor unter ihre Kontrolle zu bringen und sich zum Sitzungssaal vorzuarbeiten.

Doch so etwas lässt Lady Domina Tagge nicht so ohne Weiteres auf ihrem Raumschiff geschehen und führt daher, ausgestattet mit ihrer neuen Waffe, eigenhändig den Gegenangriff. Dass sie bei der Gelegenheit auch gleich noch einen Verräter in den eigenen Reihen auftut ist, die wahre Absicht hinter ihrer Einladung zu diesem Treffen gewesen. Nachdem sie dieses Problem aus dem Weg geräumt und ihre Verwandten abgeschoben hat, macht sie den fünf gefangenen genommenen Kopfgeldjägern ein Gegenangebot und bekommt dafür ihren Verdacht, dass Crimson Dawn hinter dem Angriff steht, bestätigt.

Die Umsetzung

Alyssa Wong hat hier eine sehr interessante Geschichte entwickelt, die sich am Ende nicht nur sehr sauber in das große Crossover einpasst, sondern auch jede Menge Hintergrundmaterial zum Tagge-Clan und der Kultur der Ubese liefert. Der Umstand, dass sie ihre Rüstungen als Zeichen der Schade und des Exils tragen hat für mich auch wieder gewisse Anklänge zur The Mandalorian-Reihe. Lediglich die unerklärliche Wiederauferstehung von zwei, zuvor von Domina Tagge niedergemetzelten Teammitglieder hinterlässt bei mir ein paar Fragen.

Die Illustrationen und Kolorierungen sind hervorragend gelungen. David Baldeón als Zeichner und Israel Silva als Kolorist haben ein wirklich beeindruckendes Heft vorgelegt. Einige der Panels werden uns in den nächsten Jahren völlig zu Recht als die charakterprägenden Bilder bestimmter Figuren, wie Margo von Crimson Dawn, begleiten. Ich finde die Figuren, Szenen und Hintergründe durchweg sehr gut herausgearbeitet, bis runter ins letzte Details wie dem Falten- und Schattenwurf der Umhänge. Dass uns das Aussehen der fünf Teammitglieder ohne Helm vorenthalten wurde fand ich auch wieder sehr reizvoll und erinnerte mich ebenfalls an den Mando. Das einzige Mal, wo ich doch zunächst etwas die Luft angehalten habe war beim ersten Auftritt von Lady Domina Tagge, die ja doch ganz anders rüberkam als in der Doctor Aphra-Reihe, aber sich dann auf dem Weg raus aus der Kampfarena wieder mehr und mehr in die Figur verwandelte, die wir schon kannten. Einer schon bekannten Figur ein so anderes, aber gleichfalls passendes Erscheinungsbild zu entlocken und dabei dann doch keinen Widerspruch zu verursachen, ist schon ein kleines Meisterwerk. Der Komposition der Panels ist recht interessant und geht an geeigneter Stelle, z.B. bei der Vorstellung der Vorstandsmitglieder, auch eigene Wege was den Schnitt der Panels anbelangt. So ist jede Seite interessant durchkonstruiert.

Fazit

Von ein paar Kleinigkeiten abgesehen hat mir das Heft optisch wie inhaltlich sehr gut gefallen. Für mich bislang eines der stärksten Hefte im Crossover, aber hier mögen die Meinungen auseinander gehen. Es mag ein Oneshot für dieses Crossover sein, aber mündet ja jetzt direkt in den sich entwickelnden neuen Aphra-Handlungsbogen, insofern freue ich mich schon bald mehr von diesem Team zu sehen.

In der nächsten Woche konzentriert sich das Crossover auf Bounty Hunters #16: War of the Bounty Hunters: Shadow Soldiers. Das nächste Heft aus der Darth Vader-Reihe erscheint am 20. Oktober, welches dann auch den Abschluss dieses Handlungsbogens bildet. Der zugehörige Sammelband Darth Vader Volume 3: War of the Bounty Hunters ist für den 21. Dezember 2021 angekündigt. Und auch für die vier Oneshots des Crossovers wird es einen Sammelband geben, War of the Bounty Hunters Companion erscheint am 23. November 2021.

Wir bedanken uns bei Marvel für die digitalen Vorab-Ausgaben, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

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