Rezension: Der Aufstieg Kylo Rens

Und als es darauf ankam, war ich stärker als Luke Skywalker.

Ben Solo

Einige Comics seht ihr recht häufig in unserem Blog. Der Aufstieg Kylo Rens von Charles Soule ist einer davon. Diesen hat nämlich Tobias zur Erstveröffentlichung in den USA in seinen vier Einzelheften rezensiert, Julian die deutsche Erstveröffentlichung in der monatlichen Heftreihe und nun darf ich mit euch den Sammelband besprechen. Kickt euch aber in unserem Datenbankeintrag gerne noch einmal durch die Rezensionen der Kollegen.

Vorab: Die Sequels und ich sind keine guten Freunde, das habe ich an mehreren Stellen bereits zu Genüge dargelegt. Der Charakter des Kylo Ren hat da einen gewissen Anteil dran, entsprechend bin ich mit einer leicht negativen Grundeinstellung an Der Aufstieg Kylo Rens herangetreten. Trotzdem versuche ich nicht zu viel von meiner Abneigung in diese Rezension mit einzubringen (Keine Garantie auf Erfolg).

Soule als Autor wurde von Will Sliney bei den Zeichnungen und von Guru-eFX bei den Farben unterstützt.

Der Aufstieg Kylo Rens ist unterteilt in eine Gegenwartshandlung und in einige Rückblenden, die zu verschiedenen Zeiten in Ben Solos Leben spielen. Grob zusammengefasst folgen wir ihm auf seiner Suche nach den Rittern von Ren, um sich ihnen anzuschließen, nachdem er Luke Skywalkers Jedi-Tempel abgebrannt hat.

Dabei muss er drei Überlebende beseitigen, die ihm Rache geschworen haben, quatscht mit seinem „Freund“ Snoke, erinnert sich an diese grausige Szene aus Die letzten Jedi, in der Luke kurz versucht ihn umzubringen und soll den Rittern letztlich noch einen guten Tod darbringen, um von ihnen aufgenommen zu werden. Dabei wird auch darauf eingegangen, dass Ben mehr oder weniger unter Komplexen leidet, weil er der Legende niemals gerecht werden kann, die sein Name und seine Abstammung mit sich bringen.

Diese Ritter werden uns hier im Comic als schlachtende Grobiane präsentiert, der Anführer, der sich einfach nur Ren nennt, deutet an, dass alle eine gewisse Machtbegabung besitzen. Die Story an sich fand ich tatsächlich nicht allzu mitreißend. Sie präsentiert uns noch einmal, was wir uns nach den Filmen im Prinzip auch zusammengereimt haben, mit mehr Details und weitaus ausführlicher. Der Mehrwert hier liegt in zwei Punkten:

Punkt 1: Die vielen Verknüpfungen. Ich bin ja bekanntlich ein großer Freund von Verknüpfungen zwischen den verschiedenen Werken und Medien des Star Wars-Universums. Hier haben wir unter anderem die Sequels vertreten, insbesondere den Ursprung Snokes und auf Sheevs überleben wird angedeutet. Mit Elphrona betreten wir einen direkten Schauplatz aus Das Licht der Jedi aus der Ära der Hohen Republik und auch Mimban kommt als Schauplatz vor. Hier wird auch direkt Bezug auf Die neuen Abenteuer des Luke Skywalker/Skywalkers Rückkehr genommen. Aber halt, hier ist was passiert! Das ist ein Legends-Roman! Ich sehe es immer gerne, wenn Legends-Inhalte aufgegriffen oder angedeutet werden. So können sie passiert sein wie wir es aus den Legends kennen, oder halt auch nicht. Panini ist hier ein fieser Fehler unterlaufen, denn sie haben den Roman als Fußnote explizit erwähnt. So lieb es auch gemeint war – und ich möchte hier festhalten, dass ich absolut keine böse Absicht unterstelle – das geht so nicht. Mit dem aktiven Verweis von einem Kanon- in ein Legends-Werk, wird die Grenze zwischen den beiden Universen dünner und das ist etwas, was nicht sein darf. Legends und Kanon sind zwei grundsätzlich getrennte Universen und auch wenn es von Soule auch eine offensichtliche Anspielung auf den Roman war, können die Ereignisse im Kanon völlig anders stattgefunden haben als in den Legends. Wir wissen es einfach nicht.

Punkt 2: Die Zeichnungen und Farben. Ich kann nur schwärmen von den Zeichnungen, die wir hier vorgelegt bekommen. Ben Solo ist die einzige Figur, die etwas platt wirkt, das liegt aber hauptsächlich daran, dass auch die Vorlage nun ja, platt ist. Alle anderen Figuren finde ich unglaublich gelungen. Selbst Snoke, der ja nun merkwürdig deformiert ist, ist anständig getroffen. Noch besser sind aber die Landschaften geworden. Besonders hervorheben möchte ich hier den Außenposten Elphrona, die Höhle auf Mimban, in der wir eine Herr der Ringe-Szene miterleben dürfen, die in dieser Version auch gewisse Ähnlichkeiten zu Episode III hat, und vor allem Snokes Habitat. Ich weiß echt nicht, was das für ein Gebilde sein soll, aber es sieht gut aus.

Ich gebe Der Aufstieg Kylo Rens insgesamt drei Holocrons. Die Story wirkte auf mich ebenso platt wie der Hauptcharakter, der zwischen Täter und Opfer schwankt, je nachdem welchen Blickwinkel man hat und welchen Autor man gerade auf ihn loslässt (hierzu übrigens auch sehr empfehlenswert: Unsere JediCast-Folge), aber die Rolle des Comics als Verknüpfungshub und die guten Zeichnungen retten da einiges. Einen Pluspunkt (nicht gleichzusetzen mit einem kompletten Holocron) gibt es dafür, dass der Name Kylo Ren im gesamten Band nicht ein Mal erwähnt wird und dass Ben sagt, er fände ihn dämlich.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Bewertung: 3 von 5 Holocrons

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

Schreibe einen Kommentar