Nach dem ersten Nachfolgeband der Hauptstory rund um Zayne Carricks vermeintliche Gräueltat setzt sich im siebten Band der Reihe die Geschichte erneut mit drei einzelnen Stories fort. So erhalten wir den Oneshot Entfesselt, als auch jeweils beide Teile der Geschichten Tentakel des Terrors und Zerstörerin.
Entfesselt
In der Auftaktstory dieses Kollektionsbandes prasselt ein wahres Feuerwerk an Anspielungen und Vorgeschichten auf uns herein. Zunächst streiten sich Zayne und Jarael etwas, da sie nicht an die Möglichkeit glaub die Sklavenarbeit der Feuertaufe zu unterbinden und mit ihrer Vergangenheit hadert. Als dann Malak auftaucht und verkündet, dass die Jedi nun an der Seite der Republik gegen die Mandalorianer in den Krieg ziehen und dann auch noch Jarael mitnehmen will, spitzt sich die Lage zu und Zayne muss sich entscheiden, welchen Weg er gehen will und was ihm wirklich wichtig ist.
Auch wenn die Zusammenfassung zunächst nicht so spektakulär klingt, liefert uns diese Ausgabe den Ursprung gleich zweier Schwergewichte der Alten Republik! Nicht nur tritt Malak erstmals ohne Haare (und damit in der Form des ersten KOTOR-Spiels) auf, sondern in einer Rückblende sehen wir auch die Entstehung von Revan, inklusive dem Finden seiner Maske. Diese gehörte nämlich einem Mandalorianer, der sich zwischen sein Volk und die besiegten Cathar gestellt hat und damit sein Leben opferte. Ein schönes Detail dabei ist, dass man Revans Gesicht vor dem Finden seiner Maske nie sieht, was natürlich mit dem Charaktereditor des ursprünglichen Videospiels zu tun hat. Alles in allem wirkt die Erfahrung des Massakers auf Cathar, als auch Malaks Wut auf Rohlan, als authentischer Weg die beiden als Hardliner gegen die Mandalorianer zu inszenieren und legt damit einen guten Weg für kommende Ausgaben, als auch das nach der Comicreihe stattfindende Videospiel.
Auch wenn mit Ron Chan nicht der Stammzeichner der ersten fünf Sammelbände am Werk war, so gelingt es ihm sehr gut den bekannten Stil aus diesen bisherigen Geschichten einzufangen. Besondere Arbeit widmete man der Darstellung des Massakers auf Cathar, einschließlich dem Finden der berühmten Maske Revans. Ansonsten arbeitet der Zeichner sehr viel mit kleinen Panels, die aber in Relation recht viel Story enthalten, weshalb der Letterer Michael Heisler hier auch lobend erwähnt werden muss. Die Farben (Michael Atiyeh) wechseln im Laufe der Ausgabe von einem fröhlichen, fast romantischen Ton hin zu dunklen, blauen Farben, was auch die Wandlung Malaks und die Gefahr der Involvierung der Jedi in diesen Krieg verdeutlicht.
Diese Story ist allein schon wegen Malak und Revan wohl eine der wichtigsten Erzählungen im Rahmen dieser Comicreihe. Auch wenn ich hoffe in kommenden Storys noch mehr über beide und ihren Kampf gegen die Mandalorianer zu erfahren, erhielten sie mit diesem Intermezzo zumindest schon mal eine authentische Hintergrundgeschichte, die ihre Motivation gegen die Mandalorianer in den Krieg zu ziehen glaubhaft darlegt!
Tentakel des Terrors
In den beiden weiteren Geschichten dieses Bandes gehen wir wieder zurück in die Vergangenheit und Vorgeschichte von Jarael und erfahren mehr über die Feuertaufe. In Tentakel des Terrors hatte ich zunächst an irgendwelche Spezies gedacht, die in dieser Form kämpfen würde – was wohl auch den aktuellen Drengir aus The High Republic geschuldet sein mag – und nicht an die eigentlich gemeinten Rekrutierungspraktiken der Feuertaufe. Um es kurz zu fassen schleusen sich Zayne und Jarael bei einem Minenkonglomerat ein und versuchen die dortigen Sklaven zu befreien, als sie dann jedoch auffliegen erscheint Jaraels ehemaliger Entführer Golliard auf der Bildfläche.
Die Geschichte mag zunächst nicht so relevant wirken wie die vorherige, bringt aber erneut schöne Einblicke in Jaraels Vorgeschichte. Insgesamt gefällt mir die Richtung, nach der Haupthandlung rund um Zaynes vermeintlichen Verrat, nun mehr in ihre Geschichte abzutauchen und dort spannende Konflikte aufzubauen. Auch wenn in diesem Zweiteiler der Konflikt noch nicht so unmittelbar bevorsteht, wird doch eine mögliche Konflikthaftigkeit in Zukunft angedeutet und in der darauffolgenden Geschichte auch direkt umgesetzt. Mit Chantique und Bar’injar erhalten wir dann neben Golliard auch noch Gesichter der ominösen Feuertaufe und auch Gryphs Rolle wird wieder vollends ausgefüllt.
„Die Demokratie wird den Kapitalismus noch ruinieren“
Gryph vor der Entscheidung Profit zu machen oder Sklaven zu retten.
Bei den Zeichnungen schließe ich mich meiner Einschätzung von Bong Dazos Stil aus Band 104 an. Die Figuren wirken teilweise zwar extrem detailliert, was aber dem Folgen der Handlung wenig zuträglich ist. Auch Gryph und Slyssk sind wieder mehr Karikaturen ihrer selbst. Die anderen Figuren kann man zwar erkennen, aber trotzdem ist der Stil einfach nicht mein Fall. Trotzdem gibt es eine tolle Doppelseite, in der Zayne die Sklaven Richtung Schiff schickt. Doch auch hier überzeugt eher die Größe des Bildes und nicht die Darstellung der darin enthaltenen Figuren.
Insgesamt hat mir die Geschichte aber Spaß gemacht. Sie ist zwar nur eine erneute Undercover-Mission mit Befreiungsaspekten, aber schafft es trotzdem uns etwas über Jaraels Vergangenheit zu verraten und auch den Grundstein für die kommende Geschichte zu legen. Allgemein würde ich mich aber freuen, wenn man auch mit Jaraels Geschichte wieder längere Handlungsbögen erzählen würde, was zumindest in den noch kommenden zwei Bänden laut Datenbank der Fall sein sollte. Ich bleibe gespannt.
Zerstörerin
Zuletzt präsentiert uns Miller mit dieser Story die zweitbeste des Bandes. Wir erfahren von der Zeltronerin Chantique mehr über die Feuertaufe, ihre Vergangenheit und auch über Jarael. Dabei wird Zayne einer besonderen Art der Folter unterworfen, die mich an die Rolle Obi-Wans im Sklaven der Republik-Arc aus Star Wars: The Clone Wars erinnert hat.
Die angedeuteten Spannungen zwischen Zayne und Jarael werden in dieser Handlung aufgebaut und das basiert auf Zaynes Erfahrungen auf Volgax – in den Gruben der Feuertaufe. Die Idee ihn alle Schmerzen aller Zeiten fühlen zu lassen und die Tragik in all den Szenen mit dem Caamasi Snout wirken auch auf den Leser ernüchternd und lassen Zaynes Verzweiflung sehr gut zur Geltung kommen. Auch, dass er keinem so wirklich helfen kann und von Chantique wohldosierte Lügen neben vielen Wahrheiten über Jarael erfährt, machen diese Handlung sehr bedrückend und mich gespannt auf die Fortführung in den noch kommenden beiden Sammelbänden zu Knights of the Old Republic.
Bei den Zeichnungen darf nun wieder Stammzeichner der Haupthandlung Brian Ching ans Werk und das merkt man dem Handlungsbogen deutlich an. Die Figuren sind identifizierbar, in den richtigen Momenten detailliert und vor allem die Szene in der Zayne die Vergangenheit aller Opfer der Caamasi sieht, hat Poster-Qualität. Die Verzweiflung Zaynes wird natürlich passend mit dunklen Farben und schließlich Regen untermalt und auch das Zusammentreffen von Jarael und ihm am Ende der Ausgabe hätte kaum trauriger inszeniert werden können.
Diese Story legt merklich den Grundstein für die kommende, wenn nicht sogar beide kommenden Bände und ist daher spannend. Auch der Bogen rund um die Bedeutung des Namens Jaraels und das damit verbundene Lügengerüst funktionieren sehr gut – sogar ich habe ihr kurzzeitig geglaubt.
Fazit
Dieser Band ist erneut eine bunte Mischung. Nach der sehr spannenden Auftaktgeschichte rund um Malak und Revan trat die Qualität sowohl handlungstechnisch, als auch zeichnerisch ein paar Schritte zurück und erzählte eine eher mittelmäßige Geschichte über die Befreiung einiger Sklaven. Am Ende jedoch holten mich die Erfahrungen Zaynes auf dem Sklavenplaneten wieder voll in die Handlung hinein und machen Lust auf mehr. Mit Chantique ist eine genauso tragische, aber doch diametral andere Figur als Jarael auf die Bildfläche getreten, was nicht zuletzt durch die Hautfarben im klassischen Gut gegen Böse-Stil untermalt wird.
Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!
Es macht echt Spaß, dir bei deinen legendären Leseabenteuern in meiner Lieblingsreihe zu folgen! 😀
😀 – Manchmal bin ich kurz davor Jedipedia aufzumachen, aber jetzt hab ich es solange ausgehalten, jetzt lasse ich mich auch weiterhin davon überraschen und denke über mögliche zukünftige Handlungen nach, auch wenn das schon über 10 Jahre alt ist.
Teaser: Würde ich das alles nachschlagen, hätte mich die Enthüllung in der kommenden Ausgabe nicht überrascht.
Finde ich gut! So habe ich das Zeug damals auch alles erlebt… naja, weitgehend. 1-2 Sachen wurden mir doch von der Wookieepedia gespoilt, aber im Großen und Ganzen war das Panini-Sonderband-Abo stets meine erste Erfahrung mit den Plot Twists.