Rezension: Star Wars Adventures #14 von IDW

IDW Publishing veröffentlicht heute Star Wars Adventures #14 und damit neben einem Han/Chewie-Einteiler auch den Auftakt des verlagsübergreifenden Programms Flight of the Falcon, das ab nächste Woche dann mit Jugendromanen fortgesetzt wird, bevor IDW Ende Oktober wieder mit den Comics weitermacht. Mit freundlicher Unterstützung von IDW durfte ich das Heft bereits über das Wochenende lesen – wer mich also in mein Tablet vertieft an unserem Stand sitzen sehen hat, weiß nun warum – und präsentiere euch heute meine Eindrücke davon in dieser Rezension.

Die Hauptstory: Chewie’s Day Off

Chewie’s Day Off wurde von John Barber – seines Zeichens Chefredakteur bei IDW – geschrieben und von Alain Mauricet illustriert. Wir befinden uns in der Zeit nach Solo, aber vor Eine neue Hoffnung. Chewie hat sich bei den ganzen Jobs mit Han verausgabt und braucht etwas Entspannung. In einem Ressort auf dem Planeten Marquinn wähnen sich die beiden sicher. Han geht Sabacc spielen und Chewie unterzieht sich einer Wellnesskur, die aber abrupt von einer korrupten Masseuse und dem pau’anischen Gangster Vullen Candroon unterbrochen wird, der noch ein Hühnchen mit der Falken-Crew zu rupfen hat.

Diese Wendung hätte man auch ohne das Cover kommen sehen, denn wenn a) betont wird, dass in dem Spa nichts passieren kann und b) Vullen Cundroon auch noch namentlich erwähnt wird als jemand, der eventuell noch Probleme machen könnte, dann folgt daraus nach allen Gesetzen der Erzählkunst, dass etwas passieren wird und dieser Typ mit drinhängt. Der Rest des Comics besteht dann nur aus Verfolgungsjagden, Dialogen auf Shyriiwook und Huttisch und natürlich Schießereien, die letztlich das halbe Ressort verwüsten, bevor Han und Chewie der Zwangslage entkommen.

Wenn je das Label „nett, aber belanglos“ auf eine Story gepasst hat, dann war es diese. Immerhin ist Alain Mauricet gewohnt kompetent an die cartoonhaften Zeichnungen herangegangen, die den Aberwitz und die Action der Handlung sowie die Komik zwischen dem Duo Han und Chewbacca gut transportieren. Charlie Kirchoffs Farben sind dabei knallig bunt, aber weitgehend in sich konsistent (d.h. Charaktere und Umgebungen haben die Farben, die sie haben sollten, und wechseln diese auch nicht), und unterstützen Mauricets Linienarbeit. Lediglich in zwei Panels sind Chewie, Han und andere Figuren plötzlich blau und lila. Der Zeichner hat auch eine ganze Reihe lustiger Aliens in Party- und Strandklamotten eingebaut, wie auf dem Cover schon zu sehen ist, was das Betrachten der Bilder trotz der handlungslosen Story wenigstens interessant macht.

Chewie’s Day Off hat mich weniger überzeugt, da es eben eine generische Han-und-Chewie-haben-einen-Gangster-verärgert-und-müssen-seine-Rache-ausbaden-Story ist, wie man sie in den letzten 41 Jahren schon zigmal in den unterschiedlichsten Filmen, Comics und Romanen erlebt hat. Ein Plus gibt es für die Zeichnungen, aber insgesamt bleibt IDW hier unter den Möglichkeiten zurück, die sie selbst in den parallel zu Solo veröffentlichten Ausgaben #10 und #11 demonstriert haben. Immerhin haben wir jetzt ein Bild von Chewie im weißen hüfthohen Bademantel.

Die Zusatzstory: Flight of the Falcon, Part 1: Spy Games

Star Wars Adventures #14 (Cover B by Philip Murphy) (26.09.2018)
Star Wars Adventures #14 (Cover B by Philip Murphy) (26.09.2018)

Autor Michael Moreci und die Zeichnerin und Adventures-Veteranin Arianna Florean starten ihre fünf Ausgaben umfassende Flight of the Falcon-Comicreihe, die bis Heft #18 die Tales from Wild Space ersetzt. Unterstütz wird Florean bei Tusche und Farbe von zwei im Impressum als „Assistenten“ deklarierten Künstlern, was ich so auch noch nicht gesehen habe: Michele Pasta und Adele Matera. Die Prämisse des gesamten Verlagsprogramms ist, dass die Erste Ordnung ihre Spionin Bazine Netal auf den Millennium Falken angesetzt hat (offenbar infolge von Die letzten Jedi, aber das ist noch nicht ganz sicher). Diese sammelt nun in der galaktischen Unterwelt Informationen über bisherige Häfen des Falken, den Fähigkeiten des Schiffs und Details zu seiner Crew, wozu natürlich namhafte Figuren wie Han, Chewie, Lando und andere gehören.

In Spy Games trifft Bazine sich mit dem Kopfgeldjägerdroiden IG-88, der ihr von einer Geschichte erzählt, die sich vor langer Zeit während der Ära des Imperiums zugetragen hat. Kurz nachdem Enfys Nest im Finale von Solo: A Star Wars Story auf Savareen das Coaxium an sich genommen hat, schickt das Imperium Agent Kallus los, um die Verwicklung eines Deserteurs der imperialen Armee in diese rebellischen Aktivitäten zu untersuchen. IG-88 führt Kallus und seine Crew dabei direkt zu Solo

Allein die Idee, Kallus mit IG-88 hinter auf Han und Chewie anzusetzen, finde ich genial. So bekommt man zu sehen, was Kallus als ISB-Agent tun durfte, wenn er nicht gerade mit Jedi-Padawanen und Zellen von Aufständischen zu tun bekam, und die Prämisse ist zudem auch eine logische Schlussfolgerung aus all dem Chaos, das Han in Solo angerichtet hat. Man bedenke, dass er mit seiner Crew die Bergbauoperation des mit dem Imperium verbündeten Pyke-Syndikats lahmgelegt und wertvollen Hypertreibstoff gestohlen hat, den er dann an eine Rebellensympathisantin übergeben hat, die ihn wiederum an einen gewissen extremistischen Rebellen übergeben hat, wie der Filmroman uns verrät. Das muss Konsequenzen haben – gerade weil Han auch ein Deserteur ist, der bei der Desertion auch beim Diebstahl eines Schiffes aus einem Kriegsgebiet sowie bei der Befreiung eines Wookiee-Gefangenen geholfen hat, bevor er mit jenem Schiff und seiner Crew einen imperialen Zug angegriffen und in die Luft gesprengt hat. Eine Geschichte wie diese musste es also geben. Han hat zwar nicht genug angestellt, um das gesamte Galaktische Imperium auf sich aufmerksam zu machen, aber eine kleine Ermittlung durch einen ISB-Agenten war die Sache schon wert.

Die Zeichnungen von Arianna Florean finde ich solide. Sie wirken – gerade bei Kallus und den imperialen Offizieren in seinem Schiff – wie eine etwas kantigere, realistischere Version von Star Wars Rebels, wenngleich aber dank der großen, expressiven Augen immer noch cartoonhaft genug für einen Kindercomic. IG-88 ist etwas detailärmer als in Nick Brokenshires IG-88-Comic aus Adventures #9, aber eindeutig erkennbar, und auch Bazine ist – bis auf die etwas zu großen Augen – gut getroffen. Diese Augen sind letztlich wohl Floreans Stil und ich bin mir sicher, dass ich mich im Laufe der kommenden Hefte daran gewöhnen werde.

Storytechnisch handelt Kallus zwar etwas zu sehr wie ein austauschbarer, unkreativer Imperialer, aber dennoch sind die Interaktionen zwischen ihm und Han witzig und für Fans beider Charaktere ist es sicher auch schön, dass die beiden aufeinander treffen. Letzten Endes war Kallus zu Beginn von Rebels auch ein schlichter imperialer Fanatiker und gewann erst später an charakterlischer Tiefe, als er sich und seine Loyalitäten zu hinterfragen begann. Sein Eifer, mit dem er Han verfolgt, ist allerdings charakteristisch und ich bin gespannt, ob er aus seinen Fehlern in dieser Story lernt und es nochmal versuchen wird, des corellianischen Deserteurs habhaft zu werden.

Die Geschichte ist natürlich ebenso kurz wie die bisherigen Tales from Wild Space und bietet keine unerwareteten Wendungen, aber dank der Figuren, die hier aufeinander treffen, und aufgrund der Verknüpfungen mit Solo würde ich Spy Games dennoch als lesenswert bezeichnen. Meine Hoffnung ist aber, dass Flight of the Falcon noch ein gutes Stück interessanter wird als in dieser Ausgabe – wenn nicht in den Comics, dann wenigstens in den Jugendromanen wie Lando’s Luck, das nächste Woche erscheint.

Fazit

Star Wars Adventures #14 schafft es nicht, über das untere Mittelfeld hinauszukommen, bietet für Fans aber genug unterhaltsame Momente, um als Zeitvertreib zu dienen. Zwar hat das Heft nur wenige Höhepunkte im Vergleich zu denen, die bereits in den vorangegangenen 13 Ausgaben erreicht wurden, aber es gibt auch keine Kanonbrüche oder ähnliche Ärgernisse, die beim Lesen stören würde. Es bleibt letztlich einfach der etwas fade Geschmack nicht voll ausgeschöpften Potenzials im Mund zurück.

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