Ein herzliches Hallo und Willkommen zur Rezension eines weiteren schlecht übersetzten Star Wars-Werkes aus den Anfängen unseres Universums. Die Rede ist von Han Solos Rache, dem zweiten Band der Han Solos Abenteuer Reihe aus der Feder von Brian Daley. Mit Tony Westermayr hat Goldmann damals sogar einen Übersetzer gefunden, der noch einiges an Star Wars-Werken übersetzen sollte, doch an dieser Stelle kann man echt nur von einem Griff ins Klo reden. An „die Millenium Falcon“ haben wir uns inzwischen ja schon gewöhnt. Das überlese ich inzwischen sogar, ohne mir weitere Gedanken dazu zu machen. Wenn es jedoch um den Korporationssektor geht, bin ich nicht mehr so tolerant. Im Englischen war es der „Corporate Sector“. Dieser wurde in Han Solo auf Stars‘ End als „Kommerz-Sektor“ übersetzt. Damit kann ich leben. Aber dann einige Seiten später (zur Erklärung: ich habe den Sammelband vorliegen) plötzlich „Gemeinsamer Sektor“ lesen zu müssen ist nicht nur verwirrend, sondern schlicht falsch. Zuerst dachte ich, dass Han damit auf sein Schmuggelgeschäft anspielt und das als „Gemeinsamen Sektor“ bezeichnet, aber nein, es ist tatsächlich der Raumabschnitt gemeint. Solche Unannehmlichkeiten ziehen sich durch den gesamten Roman. Auch der Titel ist merkwürdig gewählt. Dies fällt jedoch bis auf den Autor zurück, denn im Original war es Han Solo‘s Revenge. Treffender wäre wohl Han Solos Suche nach seiner Bezahlung gewesen, denn darum geht es in dem Roman.
Wir befinden uns weiterhin im Jahr Zwei vor der Schlacht von Yavin im Star Wars-Legends Bereich. Han und Chewbacca sollen auf einem zwielichtigen Planeten Ware abholen, werden jedoch übers Ohr gehauen und sollen nun eine Ladung Sklaven transportieren. Also zetteln die beiden mithilfe der Droiden Bolluxx und Blue Max einen Aufstand an, bei dem dummerweise alle Sklavenhändler umkommen und Han so um sein Gehalt gebracht wird. Und das geht ja nun gar nicht. Kurzerhand macht Han die Hintermänner ausfindig und will sich im Namen des Toten mit einem von ihnen treffen. Dabei gerät er ins Visier der Sektorleitung und sieht sich und unter fortwährender Aufsicht. Chewbacca unterdessen ist damit beschäftigt einen Inkassoagenten daran zu hindern den Falken mitzunehmen.
Han Solos Rache ist wieder keiner der längeren Romane, doch reicht dieses Mal der Platz durchaus für die Handlung aus. Es wirkt nichts gequetscht. Der Roman ist spannend geschrieben und enthält einige kleinere, teilweise vorhersehbare Wendungen und einen großen Plot-Twist, den ich nicht kommen sehen habe. Die neuen Charaktere finde ich sympathisch und sie handeln ihren Interessen entsprechend sehr nachvollziehbar. Charaktere, die nur kurz auftreten, weil sie die Story voranbringen sollen, wirken allerdings meistens flach und handeln immer im Sinne des schnellen Abhandelns des jeweiligen Handlungsstrangs. So gewinnt man die beiden neuen Hauptcharaktere lieb, doch die anderen Figuren sind Wegwerfcharaktere. Bollux und Blue-Max haben auch einige Auftritte, die aber deutlich geringer ausgefallen sind als noch im Vorgängerband.
Etwas gestört hat mich das Fehlen einer anderen Motivation von Seiten Hans, als dass er sein Geld bekommt. Da hätte gut noch etwas Anderes hingepasst. Dies versucht Daley zwar mit der Motivation Fiollas auszugleichen – das ist der weibliche Hauptcharakter, der in diesem Band dazustößt – doch zieht es sich dadurch auch ein wenig.
Von der Charakterentwicklung her gibt es eigentlich kaum etwas zu berichten. Han und Chewie verhalten sich deckungsgleich mit ihren Versionen aus Eine neue Hoffnung und werden sich bis dahin auch nicht mehr groß ändern; alle anderen Figuren sind zu kurz dabei, um sich anständig entwickeln zu können.
Letzlich komme ich, nach einer etwas kürzeren Rezension als üblich, auf drei von fünf Holocrons, für einen an sich gut geschriebenen Roman mit einer miserablen Übersetzung.