Rezension: Obi-Wan Kenobi und die Biodroiden von Steven Barnes

Ein herzliches Hallo und willkommen zurück in den Klonkriegen. Wir erinnern uns: Durch The Clone Wars welches, wie auch die Episoden I – VI, sowohl im Kanon als auch im Legends-Bereich spielt, wurde einiges in der Zeitlinie der Klonkriege durcheinandergeworfen. In der ursprünglichen Zeitlinie hätte Steven Barnes‘ Obi-Wan Kenobi und die Biodroiden irgendwann im zweiten, oder dritten Kriegsjahr gespielt. Übrigens etwas verwirrend, da die Angabe nicht mit der von Die Feuertaufe übereinstimmt. Mit The Clone Wars wurde jedoch auch Barnes‘ Roman ins erste Kriegsjahr verschoben.

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Warum ist es verwirrend, dass die Zeitangaben in der Timeline, wie sie zum Beispiel in den Comics der Klonkriege Reihe zu finden sind, nicht übereinstimmen? In Die Feuertaufe trennen sich Kenobi und Skywalker zu Beginn, da Kenobi auf eine Mission geschickt wird, bei der Skywalker nicht dabei sein kann. Diese Mission findet sich in Obi-Wan und die Biodroiden, also ist Kenobi hier nicht mit Skywalker unterwegs. Stattdessen wird ihm Meister Kit Fisto zur Seite gestellt. Außerdem haben wir auch wieder mal Klone in einem Klonkriegsroman! Mit dem ARC A-98, der Nate genannt wird, sogar einen sehr dekorierten Klon.

Mit A-98 verhält es sich etwas merkwürdig, was Kontinuität anbelangt. Einerseits ist er ein ARC, will jedoch auch in der Schlacht von Geonosis mitgekämpft haben. In Die Verteidigung von Kamino, wird jedoch klar gezeigt, dass alle ARCs zu diesem Zeitpunkt in Stasis gelegen haben, um Kamino als letztes Bollwerk zu dienen. Die Erklärung von offizieller Seite lautet, dass Nate an der Schlacht von Geonosis teilgenommen hat, jedoch keiner der ersten 100 ARCs ist, sondern in Alphas Trainingsprogramm zu diesem Status aufstieg, wie es auch Cody, Rex und die ARCs aus The Clone Wars, wie Echo und Fives, es getan haben. Ich muss allerdings sagen, dass auch das so nicht ganz stimmen kann, denn wieso sollte seine Nummer dann mit A beginnen, was ja nun für Alpha steht und damit für Alpha-ARC, eine Kennung, die nur die ersten 100 Klone nach den Null-ARCs erhalten haben? Meine (hochgradig inoffizielle) Erklärung: Jemand hat hier nicht nachgedacht und Nate hat ganz einfach nicht in der Schlacht von Geonosis mitgekämpft.

Doch nun kurz zur Handlung: Ein Planet namens Ord Cestus hat begonnen, neuartige Droiden zu bauen, die sogar dazu in der Lage sind, Jedi außer Gefecht zu setzen. Dies sieht die Republik selbstverständlich als Gefahr an, doch Ord Cestus gehört offiziell weder zur Republik, noch zur Konföderation, weswegen ein militärischer Schlag nicht möglich ist. Besonders prekär an dieser Lage ist, dass die Republik mit der Regulierung eines bestimmten Rohstoffes den Planeten selbst in die Situation gebracht hat, derartige Droiden zu erschaffen.

Also werden Kenobi, Fisto, einige ARCs, von denen Nate der einzige mit einer A-Nummer ist, sowie der Anwalt Snoil, der tatsächlich eine Art Schnecke ist, nach Cestus geschickt, um mit der Regentin G’Nai Duris zu verhandeln. Zum Glück rechnen die Jedi bereits mit Problemen und trennen die Gruppe sicherheitshalber auf, weswegen der Anwalt und Kenobi mit der Königin verhandeln und der Rest der Gruppe damit beginnt, eine kleine Rebellion zu organisieren. Die Probleme treten auch überraschend schnell auf, denn die Regentin hat keine Macht über den Planeten, sondern die sogenannten fünf Familien, die sich in Besitz von Cestus Kybernetik, der Droidenbau-Firma, befinden. Diese gehen sogar so weit, Duris letztlich stürzen zu wollen. Nicht ganz zuletzt, weil auch Asajj Ventress ihre Finger mit im Spiel hat. Zu dieser lernen wir übrigens hier die Hintergrundgeschichte kennen, die relativ genau in The Clone Wars übernommen wurde.

Besonders gut gelungen ist die eigentliche Storyline nicht. Sie ist im besseren Durchschnittsbereich anzusiedeln und liest sich flüssig. Es gibt eine eigentlich recht flache Spannungskurve und keine wirklichen Überraschungen innerhalb der Geschichte. Das wird allerdings von den Charakterentwicklungen wieder wettgemacht, denn gerade Nate entwickelt sich von einem gehorsamen Klonsoldaten zu einem fast normalen Menschen. Nicht ganz so stark, wie es letztlich die Null-ARCs in der Republic Commando-Reihe tun, aber doch schon sehr weit. Dabei hilft ihm der republikanische Kontakt auf Cestus: Sheeka Tull, die in den Klonen Jango wiedererkennt, mit dem sie einmal eine romantische Beziehung hatte.

The Cestus Deception (2015, Legends-Cover)
The Cestus Deception (2015, Legends-Cover)

Auch Sheeka macht eine interessante Entwicklung durch, nämlich in eine gegensätzliche Richtung. Sie muss langsam und über den gesamten Roman verteilt erkennen, dass die Klone, und damit auch Nate, eben nicht Jango sind, sondern lediglich seine Klone. Doch ob das besser oder schlechter ist, vermag sie nicht zu sagen.

Obi-Wan und Fisto machen keine Entwicklung durch, doch dafür haben sie etwas mehr an Actionszenenzeit zugesprochen bekommen. Hier muss man sagen, dass Barnes und auch Andreas Helweg, der die Übersetzung angefertigt hat, es geschafft haben, dass ich wieder Bilder im Kopf hatte, die wie ein Film abgelaufen sind. Einfach eine super Leistung und vor allen Dingen glaubwürdig geschrieben. Übrigens nicht nur bezüglich der bekannten Charaktere und der Geschichte, sondern auch bezüglich der neuen Charaktere, denn davon gibt es gar nicht so viele; Barnes „recyclet“ seine Figuren unbemerkt und versucht zu vermeiden, neue einzuführen, wo es nicht nötig ist.

Wenn man den Titel Obi-Wan Kenobi und die Biodroiden liest, wird man jedoch deutlich mehr Biodroiden erwarten als letztlich vorkommen. Sie sind zwar der Aufhänger der ganzen Geschichte, treten aber selber nur zwei, drei Mal in Erscheinung. Daher hieß die Originalausgabe wohl auch The Cestus Deception, was mit Biodroiden nun überhaupt gar nichts zu tun hat.

Letztlich komme ich auf vier von fünf Holocrons, da für das fünfte irgendwo doch noch ein Stück Spannung gefehlt hat. Ein nicht greifbarer Part der Story, oder eine so überraschende Wendung, dass plötzlich alles Vorige in Frage gestellt werden muss, doch das gibt es leider alles nicht.

Der Rezensent vergibt 4 von 5 Holocrons!
Der Rezensent vergibt 4 von 5 Holocrons!

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