Ein herzliches Hallo und willkommen zurück in den Anfangsmonaten der Klonkriege! Heute begleiten wir Mace Windu auf seinen Heimatplaneten Haruun Kal. Mace Windu und die Armee der Klone wurde von Matthew Stover geschrieben und am 03.06.2003 bei Del Rey unter dem Namen Shatterpoint veröffentlicht. Wie man Shatterpoint als Mace Windu und die Armee der Klone übersetzen kann, ist mir ein Rätsel, aber dazu später mehr. Die Übersetzung selber wurde von Andreas Helweg angefertigt und im März 2004 im großformatigen Taschenbuch, im Juli 2005 im üblichen Taschenbuchformat jeweils bei Blanvalet erschienen.
Mace Windu und die Armee der Klone ist eine literarische Besonderheit im Star Wars Legends-Bereich. Nicht weil die Story so besonders gut ist, sondern, weil zwei verschiedene Erzählperspektiven gemixt sind. Die eine ist die des gewöhnlichen allwissenden Erzählers in der dritten Person, der im Präteritum schreibt, mehrere Charaktere beleuchtet und alle Charaktere in den Vordergrund holen kann, wenn es die Situation erfordert. Der zweite Erzähler ist ein Ich-Erzähler aus der Perspektive von Mace Windu. Innerhalb der Geschichte ist dieser Perspektivwechsel so umgesetzt, dass der Erzähler in der dritten Person die normale Geschichte erzählt und ab und an ein Tagebucheintrag von Mace Windu eingeschoben wird, der dann selbstverständlich aus dessen Perspektive erzählt wird. Tatsächlich ist sogar die Schriftart der verschiedenen Erzählperspektiven eine andere, damit man sie auch sicher voneinander unterscheiden kann. Dies ist notwendig, da die Kapitel doch teilweise etwas lang sind und man daher auch gerne mal zu Beginn oder Ende eines Tagebucheintrags Pausen einlegt.
Worum geht es denn eigentlich? Der Senat bekommt eine hochgradig verstörende Holonachricht von Haruun Kal geschickt. Mehrere Leichen liegen im Dschungel, verstümmelt von einem Lichtschwert. Tatsächlich befindet sich Depa Billaba zu diesem Zeitpunkt auf dem Planeten, um die Dschungelbewohner in Guerilla-Taktiken zu unterweisen. Die Zufälle häufen sich. Nicht nur, dass Haruun Kal Mace Windus Heimatplanet ist, Depa Billaba ist auch noch seine beste Padawan-Schülerin gewesen. Also bricht er auf, um sie von dem Planeten zu retten. Oder den Planeten vor ihr, je nachdem, wie ihre Nachricht aufgefasst werden darf. Windu jedenfalls besteht darauf, alleine nach Hause zurückzukehren und die Mission durchzuführen. Übrigens: Haruun Kal War bis vor Kurzem unter separatistischer Kontrolle. Jetzt befindet sich der Planet in einem Bürgerkriegszustand zwischen den Korrunai, den Dschungelbewohnern, und den Balawai, den Außenweltlern, die in den Städten leben und die Miliz unter ihrer Kontrolle haben. Schnell wird klar, dass Windu in diesen Konflikt mit hineingezogen wird und Billaba längst darin versunken ist.
Viel tiefer möchte ich an dieser Stelle gar nicht in die Geschichte eintauchen, denn die ersten zwei Drittel bis drei Viertel zogen sich endlos hin. Um genau zu sein, kann man das Ganze so zusammenfassen: Mace Windu besucht Haruun Kal, Mace Windu bekommt Probleme, Mace Windu trifft Nick Rostu, Mace Windu und Nick Rostu wandern durch den Dschungel. Und das leider sehr, sehr lange. Da hilft es auch nicht, dass einige Leute sterben. Zugegeben, zwischendurch baut Stover auch wenige Szenen ein, die an Windus Dantooine-Szene aus Clone Wars erinnern, doch leider macht das die Reise durch den Dschungel nicht viel erträglicher. Ich wüsste so speziell auch gar nicht, womit ich es vergleichen sollte, außer mit einer echten Wanderung. Einige interessante Sachen passieren, aber der Großteil des Weges ist stinkend langweilig. Erst das letzte Drittel bis Viertel haut echte Qualität raus und ist sehr spannend zu lesen. Hier kam auch endlich mal Actionstimmung auf.
Oft thematisiert Stover Windus Fähigkeit, Bruchpunkte in der Macht zu sehen, was er übrigens auch im Filmroman zu Die Rache der Sith in Windus Teil wieder anspricht. Man merkt also deutlich, dass beide Romane Teile des Clone Wars Multimedia-Projektes sind. Für Windu sind die Bruchpunkte essenziel und auch in der Story sind sie nicht ganz unwichtig, sorgen sie doch einige Male für einen zwar nicht ganz so überraschenden, aber doch actiongeladenen Umschwung in der Handlung, der oft auch mit Toten endet. Umso schlimmer finde ich, dass man den Roman nicht mit Bruchpunkt(e) betitelt hat, da eine Klonarmee faktisch nicht vorkommt. Lediglich das letzte Drittel enthält ein paar wenige Klone, die aber entweder ziemlich schnell draufgehen, oder gar nichts leisten. Der Titel Mace Windu und die Armee der Klone ist also ungerechtfertigt.
Nichtsdestotrotz bekommt der Roman drei von fünf Holocrons von mir. Nicht, weil die Story so genial ist, sondern weil Stover geniale Charaktere erschafft, damit meine ich nicht nur Nick Rostu und Kar Vastor, sondern auch Mace Windu und Depa Billaba, deren Seelenleiden wir aus erster Hand erfahren dürfen. Mit Rostu haben wir auch einen recht lustigen Charakter dabei, der einen oder zwei Running Gags startet und auch in späteren Romanen, wie Im Zwielicht, noch einmal auftaucht. Besonders hebt Stover die Ideale der Jedi und ihre Auslegungen hervor, was teilweise sehr erleuchtend ist und auch besonders gut aufgelöst wird. Letztlich wird die Story auch ganz passabel abgeschlossen, daher denke ich, dass drei Holocrons tatsächlich gerechtfertigt sind.
Mich überrascht das (relativ) harte Urteil doch sehr. In einem Forum, wo ich unterwegs bin, wird bzw. wurde das Buch als DER Roman schlechthin genannt. Er wurde oft für Einsteiger empfohlen usw.
Deswegen ging ich eigentlich VOR dem Lesen der Rezension von 5 Holocrons aus (beim Lesen der Rezension natürlich nicht mehr)
Das der deutsche Titel Käse ist, ist klar. War damals leider irgendwie Mode …
Persönlich würde ich den Roman auch höher werten als Maximilian. Das Buch hat halt eher „literarische“ Qualitäten – wenig Action, dafür viel innere Handlung und seltsame psychologisch-philosophische Szenen rund um den Begriff „Dschungel“. Gerade bei dem irreführenden und grauenvoll gewählten deutschen Titel wird man als Klonkriegs-Fan, der sich rasante Mace-Windu-Action im typischen Samuel L. Jackson Stil erhofft, hier definitiv enttäuscht werden. Wer Mace besser verstehen möchte und „Heart of Darkness“-mäßige Literatur mag, wird hier wiederum fündig. Es ist eigentlich ein klassischer Matthew Stover – mein Lieblingsroman „New Jedi Order: Traitor“ sowie das von mir wiederum eher belächelte „Luke Skywalker and the Shadows of Mindor“ (beide ebenfalls Stover-Werke) gehen in eine ähnliche stilistische Richtung. Und anders als beim Episode-III-Filmroman, wo Stover seinen Stil nutzt, um einer actionreichen Story mehr Tiefe zu geben, hat er in diesen Werken nunmal Narrenfreiheit genossen. Da erlebt man seinen „trockenen“ Stil dann eben in Reinform… Ob man das mag ist rein subjektiv. Als 14-jähriger hatte ich mit diesem Buch auch eher zu kämpfen; bei einer späteren Lektüre fand ich’s super.
Hmm … mich würde bei dem Roman intressieren wie der sich mit der aktuellen Billaba Geschichte verträgt. Sie ist ja immerhin Kanans Meisterin und wird ja nach einem „Vorfall“ in einen Bacta-Tank gesteckt. Kann da jemand, genaueres dazu sagen?
Der Vorfall wird ja im zweiten Kanan-Band („Erstes Blut“) geschildert, aber der erste Kanan-Band („Der letzte Padawan“) und dieser Roman passen halbwegs zusammen.
Okay, vielen Dank. Das klingt schon mal gut, ich sollte dringend den zweiten Kanan Band noch mal lesen. Mal sehen ob ich mir den Roman dann mal irgendwann hole, da ich Billaba sehr mag und gerne mehr über sie erfahren würde.
Es gibt auch einen SWEU-Klonkriegscomic, der nach „Shatterpoint“ spielt und noch einen Gastauftritt von Billaba hat, wenn ich mich recht entsinne. Man sieht sie glaub ich meditieren um zu heilen.
In dem Comic sieht man sie nur im Koma liegen und es wird gesagt dass man sie, sollte sie jemals erwachen, wegen Verbrechen gegen die Zivilisation anklagen würde.
Ich denke mit der Ausbildung von Caleb Dume in der Kanon-Version lässt sich das nicht mehr unter einen Hut bringen.
Bei Barris Offee ist es genau umgekehrt: In TCW hat sie die Jedi verraten und wurde wahrscheinlich wegen ihrer Verbrechen angeklagt, im EU kämpft sie noch bis zum Ende der Klonkriege für die Republik.
Da muss ich dem Rezensenten aber mal super heftig widersprechen. Shatterpoint (der deutsche Titel gehört wirklich in ein schwarzes Loch geschossen und hat mich sogar lange und zu Unrecht von dem Roman ferngehalten) ist für mich der vielleicht Beste Roman des Star Wars Universum und das sage ich nicht leichtfertig. Es gibt natürlich viel Durchschnittskost was SW Romane angeht, zugleich aber auch einiges Gute, vor allem von Claudia Cray, dann natürlich die X-Wing-Reihe oder die Dark-Lord-Trilogie und die immer noch recht gute Thrawn-Trilogie. Auch die „Guilty-Pleasures“ für Jedi-Fans in Form der Jedi Padawan und Jedi Quest Reihen haben bei mir einen Stein im Brett, wenngleich diese doch eher einfach gestrickt sind.
Aber Shatterpoint ist einfach auf einem ganz anderen literarischen Niveau. Was hier sprachlich und erzählerisch geboten wird ist für SW Verhältnisse quasi Hochliteratur. Klar, das ist vielleicht nicht für jeden geeignet. Es ist anspruchsvoll, nachdenklich, teils philosophisch, aber trotzdem kommen auch Spannung und Action nicht zu kurz! Ich fühlte mich beim Lesen angenehm an den Roman „Herz der Finsternis“ von Jospeh Conrad (oder die recht freien Adaptionen desselben als Film „Apokalypse Now“ und als Computerspiel „Spec Ops: The Line“) erinnert.
Wer derart philosophisch und psychologisch anspruchsvolle Geschichten in einem toll be- und geschriebenen mythisch-mysteriösen Dschungelsetting mag, und vor allem mehr über den Charakter Mace Windu, seine Beziehung zur Macht und zu seiner Heimat erfahren möchte, der ist hier Gold richtig! Nur anhand der Prequels konnte ich die Faszination Vieler an Windu nicht so recht nachvollziehen, aber dieser Roman hat mich zu einem regelrechten Mace-Fan werden lassen! Ich kann nur jedem Star Wars Fan raten: lest dieses Buch! Besser wird es nicht!
Shatterpoint bekommt von mir ganz klare 5 von 5 Sterne!