Ein herzliches Hallo und Willkommen. Heute präsentieren wir euch die versprochene Rezension zu John Jackson Millers Eine neue Dämmerung, welches kürzlich bei Blanvalet erschienen ist. Die Rezension der Kollegen Florian und Joshua zur englischen Erstveröffentlichung von vor fast genau zwei Jahren findet ihr hier in einem gebündelten Artikel.
Eine neue Dämmerung war damals der erste Roman, der unter der Story-Group Leitung geschrieben wurde, und gehörte damit als erster englischsprachiger Erwachsenenroman zum neuen Kanon und nicht mehr zum Legends-Bereich. Hier in Deutschland wurde die Reihenfolge der Romane etwas durcheinandergewürfelt und so passt Dave Filonis Vorwort zur Erklärung des neuen Systems nicht mehr so ganz in den „historischen“ Zusammenhang. Der Titel des Werkes selber ist ebenfalls eine Anspielung auf den damals neuen Kanon. Nicht nur geht es um eine neue Dämmerung, sowohl im englischen als auch im deutschen Titel ist klar die Analogie zu Eine neue Hoffnung zu erkennen. Es wurde lediglich das letzte Wort ausgetauscht; ein genialer Schachzug, sowohl für den Kanon als auch für die handelnden Charaktere.
Da hätten wir zunächst einmal die bereits auf dem Titelbild abgebildeten Kanan Jarrus und Hera Syndulla, wobei ihr Nachname hier im Buch nicht genannt wird. Außerdem begegnen wir auch einer Sullustanerin namens Zaluna, einem menschlichen Veteranen aus den Klonkriegen, der Skelly genannt wird, einem imperialen Grafen, der sich selbst Vidian nennt, und Interrimscaptain Rae Sloane, die zum ersten Mal in ihrer noch jungen Karriere einen Sternzerstörer kommandieren darf – in diesem Fall die Imperium-Klasse Ultimatum. Als Nebencharaktere treten noch einige Kumpel sowie Kanans Chefin und die Besatzung der Ultimatum und ein imperialer Baron auf.
Wer Eine neue Dämmerung schon gelesen hat, dem wird sicherlich aufgefallen sein, dass die Übersetzerin, Michaela Link, wie auch schon in Das Erwachen der Macht und wahrscheinlich auch in Nachspiel (ich hab’s noch nicht gelesen, daher wahrscheinlich) die militärischen Titel komplett ins Deutsche übertragen hat. Bei Leutnant und Lieutenant kann ich das zugegebenermaßen verschmerzen und Kapitän statt Captain geht in der Flotte auch klar, aber Fähnrich statt Sergeant sagt mir an irgendeiner Stelle so gar nicht zu. Das ist aber so ziemlich die einzige Beanstandung, die ich an der Übersetzung habe. Sonst ist diese wunderbar gelungen.
Zeitlich gesehen befinden wir uns, abgesehen vom Prolog, der zu einem nicht näher bestimmten Zeitpunkt während Kanans Ausbildung spielt, im Jahr 11 vor der Schlacht um Yavin. Kanan und Hera kennen sich noch nicht und Kanan macht große Bögen um vom Imperium besetzte Welten. Aktuell verdient er seine Brötchen damit, Sprengstoff vom Planeten Gorse auf dessen Mond Cynda zu kutschieren. Dort wird dieser nämlich zum Abbau des für die imperiale Flotte wichtigen Stoffes Thorilidium benötigt. Dieses soll unbedingt schneller abgebaut werden und so kommt es, dass der beste imperiale Effizienzexperte, Graf Vidian, nach Gorse kommt, um die Produktion zu beschleunigen. In seinem Schlepptau: Captain Sloane, die quasi seinen Geleitschutz darstellt. Ebenfalls an seinen Fersen hängt Hera, die im Kleinen eine Rebellion gegen das Imperium plant und mehr über den Grafen herausfinden möchte. Außerdem möchte sie sich auf dem Planten mit einem Sympathisanten treffen, der Informationen hat.
Skelly unterdessen arbeitet ebenfalls in den Minen von Cynda, ist jedoch hobbymäßig auch Verschwörungstheoretiker und geht allen gehörig auf die Nerven. Inklusive dem Leser, übrigens. Gut, dass Kanan ihm relativ zügig die F…, ähm, das Gesicht verschönert. Gesehen wird das Ganze von Zaluna, die auf Gorse in einem Überwachungsunternehmen arbeitet, welches überall seine Kameras aufgestellt hat.
Miller beweist mit Eine neue Dämmerung, dass er sich super Geschichten ausdenken kann. Es gibt zig Verknüpfungen zu anderen Werken, die später erschienen sind, und zu Rebels, aber auch zu Die Rache der Sith. Die Schauplätze sind super beschrieben und ich hatte immer sofort ein Bild vor Augen, wenn es an einen neuen Schauplatz ging. Die Charaktere, gerade Kanan, machen eine tolle Entwicklung durch und es gibt jede Menge Action. Was Miller hier nicht kann, sind emotionale Szenen. So springt an einer Stelle, an der getrauert werden soll, die Trauer so gar nicht auf den Leser über.
Wer allerdings denken sollte, dass Eine neue Dämmerung nur das Prequel zu Rebels darstellt, der täuscht sich mächtig. Nicht nur werden außer Kanan und Hera auch andere wichtige Charaktere vorgestellt, das Buch liest sich auch nicht als Rebels-Folge. Generell würde ich die beiden auch nicht in eine nähere Verbindung bringen, liegen dazwischen doch sechs Jahre. Nur lernen sich Kanan und Hera hier eben kennen. Auch ist die Zielgruppe definitiv eine andere. Wenn ihr Eltern seid, die diese Rezension lesen, um herauszufinden, ob das Buch etwas für eure Kinder ist: Die Antwort ist nein. Nein, definitiv nein. Es gibt durchaus Star Wars-Bücher, die für Kinder ebenfalls geeignet sind, obwohl sie für Erwachsene gedacht waren, aber Eine neue Dämmerung gehört nicht dazu. Ich für meinen Teil fand die teilweise überaus vulgären, aber den Umständen entsprechenden Ausdrücke sehr lustig und sie wirkten auch nie fehl am Platze, aber das ist keine Sprache, die ein Kind so mitbekommen sollte. Das gibt an dieser Stelle aber keine Abzüge von mir, weil ich das Ganze super fand.
Für Erstleser im Kanon oder generell im Star Wars-Universum ist Eine neue Dämmerung nichtsdestotrotz klar zu empfehlen.
Bewertungen fallen mir ja leider immer sehr schwer. Zuerst wollte ich fünf von fünf Holocrons geben, aber beim Schreiben fielen mir dann die doch relativ einschneidenden negativen Faktoren auf. Neben den oben genannten gibt es auch noch regelmäßige Plot-Twists, von denen der größte allerdings bereits zehn Kilometer gegen den Wind zu riechen ist. Von mir gibt es daher nicht die volle Punktzahl, sondern nur vier von fünf Holocrons, für ein actiongeladenes Star Wars-Abenteuer um einen Ex-Jedi, eine Revolutionärin, einen aufstrebenden Captain, einen gierigen Grafen, einen Verschwörungstheoretiker und eine Beobachterin.
Wir danken Blanvalet herzlich für das Rezensionsexemplar.
Ich kenne zwar nur die englische Ausgabe und kann daher die Übersetzung nicht beurteilen, aber inhaltlich kann ich dir nur zustimmen. Ich muss sagen, dass mich die Handlung erst nach ca. 100 Seiten wirkluch gepackt hat und ich vorher etwas enttäuscht war, aber danach war das Buch wirklich gut. Deshalb hätte ich wohl auch „nur“ vier Holocrons gegeben, denn an die Qualität von Dark Disciple oder meinem absoluten Kanon-Favoriten Bloodline reicht dieses Werk noch nicht heran.
Zur Übersetzung: Grundsätzlich finde ich es ja gut, wenn auch englische Titel übersätzt werden (Count Dooku ist einfach fürchterlich!), aber man sollte es dann schon einheitlich handhaben. Das ist eben der Nachteil von Übersetzungen, wenn verschiedene Übersetzer beteiligt sind.
Eine neue Dämmerung ist wirklich ein großartiger Roman.
Vor allem World-Building und Charaktere stechen heraus.
Der Planet Gorse, dessen eine Seite immer der Sonne zugeneigt und unbewohnbar ist, und die andere stets dunkle Seite mit Industrie und Kriminalität.
Der Mond Cynda mit seinen kristallinen Höhlen und den Minen innerhalb dieser.
Obwohl das praktisch die einzigen Orte des Romans sind haben sie einen dich so fasziniert dass man überhaupt nicht gemerkt hat dass man meist am gleichen Ort ist.
Miller baut in seinem Roman eine Welt auf die so spannend und realistisch ist dass man total in den Roman reingezogen wird.
Nun zu den Charakteren:
Kanan der ehemalige Jedi und nun Raufbold und Frachterpilot mit einem Herz aus Gold und Hera, eine Rebellin aus Berufung mit der Gabe der Inspiration.
Auch wenn wir nicht besonders viel neues über ihre Vergangenheit erfahren sind sie doch sehr plastische und spannende Figuren, was vielleicht auch daran liegt dass ich die beiden Figuren schon in Rebels geliebt habe.
Skelly, Verschwörungstheoretiker und Sprengstoffexperte, jedes Mal wenn Skelly vorkam wusste ich dass es gut werden würde, eine so kuriose und doch liebenswerte Gestalt, die im Verlauf des Romans über sich hinauswächst, dazu lernt und den Heldentod stirbt. Ich werde ihn nicht vergessen.
Zaluna, Leiterin einer Überwachungsfirma, die regimetreue Sullustanerin wird in ein Abenteuer gerissen was schlimmer für sie nicht hätte seien können, von Ordnungshüterin zur Rebellin wird sie, als sie immer mehr erkennt dass ihre Arbeit nicht für Sicherheit, sondern Unterdrückung sorgt.
Die Tatsache dass sie am Ende ihr Augenlicht verliert fand ich einen cleveren Kniff.
Und was vor allem auffällt ist die großartige Gruppendynamik zwischen den vier, es hatte etwas was wirklich nicht jeder Roman schafft, schade dass wir dieses Team nie wieder zusammen sehen werden.
Auch die Imperialen sind spannend:
Der Cyborg-Effizienz-Experte Graf Vidian, skrupellos, egoistisch und hinterlistig, versucht gleichzeitig seine Vergangenheit zu verschleiern, seinen Gegenspieler im Imperium auszuschalten und in der Gunst des Imperators weiter aufzusteigen.
Rae Sloane, die imperiale Captain, moralisch grau, schafft sie es als Spielball zweier imperialer Aristokraten doch kompetent aufzutreten und am Ende im Rang aufzusteigen ohne ihre Ideale oder ihre Loyalität gegenüber dem Imperium dafür aufgeben zu müssen, ich bin gespannt was sie in weiteren Romanen so macht.
Auch die Handlung ist spannend und mitreißend, aber das Highlight waren klar World-Building und Charaktere. Von mir 5/5 Holocrons, definitiv einer der besten Star Wars Romane die ich bisher gelesen habe, vielleicht sogar der beste.