Rezension: Dark Disciple von Christie Golden

Dark Disciple (07.07.2015)
Dark Disciple (07.07.2015)

Am 7. Juli veröffentlicht Del Rey den Roman Dark Disciple von Christie Golden, der auf acht unverfilmten The Clone Wars-Drehbüchern basiert. Das Buch erzählt die Geschichte einer Undercovermission der Kopfgeldjägerin/Ex-Sith-Schülerin Asajj Ventress und des Jedi-Ritters Quinlan Vos, deren Ziel es ist, den Separatistenführer Count Dooku zu töten. Was folgt ist ein düsterer Mix aus Verrat, Geheimnissen, verzweifelter Liebe und der Frage nach Gut und Böse – und der damit verwandten Frage, wem man überhaupt noch vertrauen kann. Wir durften diesen The Clone Wars Legacy-Roman vorab lesen und können euch heute unsere spoilerfreien Eindrücke davon präsentieren…

Legendäre Wurzeln: Anders als Asajj Ventress ist Quinlan Vos im Kanon ein relativ unbeschriebenes Blatt – sein einziger Auftritt in The Clone Wars wies eine eher flache Charakterisierung auf. Doch sowohl Quinlan Vos als auch Asajj Ventress hatten vor ihren The Clone Wars-Auftritten eine lange Vorgeschichte in den Legends-Werken des Clone Wars-Multimediaprojekts, das zwischen 2002 und 2005 veröffentlicht wurde. Quinlan glänzte dabei vor allem in den Republic-Comics von Dark Horse, in denen er auch bei Count Dooku undercover als Agent der dunklen Seite arbeitete, um die Geheimnisse der Sith zu erfahren. Man merkt, dass Katie Lucas, Matt Michnovetz und Dave Filoni, die die Drehbuchvorlage für Dark Disciple entwickelt haben, sich dieses Quellmaterials bewusst waren, als sie Quinlans kanonische Mission konstruierten.

Parallelen: Der Quinlan Vos im Erweiterten Universum war ein höchst unkonventioneller Jedi, der tief in den Abgrund der dunklen Seite geschaut hat und fortan eine sehr instabile Persönlichkeit hatte. Dark Disciple schickt den Quinlan des Kanons auf einen ähnlichen Pfad, denn auch er begibt sich nach einem eher lockeren, vorbereitenden ersten Viertel des Buchs tief in die Dunkelheit – sowohl Asajj Ventress als auch Quinlan Vos sind die „dunklen Schüler“, auf die der Titel des Romans anspielt. Ob und inwiefern er sich wieder aus diesen Tiefen entfernt, das verrate ich euch hier aber nicht. Auch einige Elemente aus Quinlans Hintergrundgeschichte haben es durch Dark Disciple (und Ultimate Star Wars) in den Kanon geschafft und wer beide Versionen kennt, der wird in diesem Roman eine nette kleine Ostereiersuche veranstalten können. Legends-Fanatiker müssen sich allerdings damit abfinden, dass dieser Quinlan trotz aller Parallelen eine andere Geschichte und Persönlichkeit hat als die Comicfigur und auch die Querverweise auf die Legenden sind oft mit unerwarteten Wendungen gespickt. Auch hier gilt: Legenden haben einen wahren Kern, sind aber nicht in ihrer Gesamtheit verbindlich.

Asajj Ventress: Nachdem sie am Anfang der TV-Serie eine genauso flache Antagonistin war wie in der 2D-Zeichentrickserie Clone Wars hat Asajj Ventress sich über die Staffeln hinweg zu einer Sympathiefigur entwickelt, die wie eine echte Antiheldin in einer moralischen Grauzone wandelte. Sie kennt den Weg, auf den Quinlan sich in diesem Buch begeben muss, und entwickelt nach anfänglichem Widerstreben eine echte emotionale Bindung zu dem Undercover-Jedi, sodass Quinlan – ähnlich wie in den Legends mit Khaleen Hentz – seine Jedi-Prinzipien verrät. Es werden wichtige Fragen aufgeworfen und auch beantwortet: Was hat Asajj Ventress nach den tödlichen Ereignissen der TV-Serie noch in dieser Galaxis? Kann jemand, der sich so tief in die dunkle Seite begeben hat, jemals daraus zurückkehren? Wie steht sie zu ihrer Biographie und zu Count Dooku? Ist es moralisch, einen geliebten Menschen (oder Kiffar) auf denselben Pfad in die Dunkelheit zu führen, den man selbst durchgelebt hat? Wir bekommen hier einen tiefen Einblick in ihre Gefühlswelt, ihre Vergangenheit und ihr Weltbild.

Gastauftritte: The Clone Wars drehte sich ja immer vornehmlich um Anakin, Obi-Wan, Ahsoka und das restliche Figurenensemble der Prequel-Ära. Dark Disciple nimmt sich sehr viel Zeit für Quinlan Vos und Asajj Ventress, doch (neben Dooku) haben auch manche dieser Prequel-Figuren in Nebenrollen Auftritte. Obi-Wan nimmt hier die Legends-Funktion von Tholme als Betreuer von Quinlans Undercover-Einsatz ein und auch Anakin Skywalker hat einen Auftritt. Diese Auftritte werden aber gekonnt genutzt, um diesen „großen“ Figuren in dieser Geschichte den Spiegel vorzuhalten. Wie wir alle wissen wird Obi-Wan einen Schüler an die Sith verlieren, mit verheerenden Konsequenzen – und hier ermutigt er einen Freund, die Wege der dunklen Seite zu beschreiten, um eine Mission zu erfüllen. Und in der Beziehung zwischen Quinlan und Asajj können wir eventuell auch Parallelen zu Anakin und Padmé erkennen. Auch Mace Windu bekommt Momente, die seine Filmauftritte in ein neues Licht rücken. Die Auftritte der „großen“ Figuren dienen also jedes Mal einem Zweck und regen uns an, über sie – und den Jedi-Orden als Ganzes – in neuem Licht nachzudenken. „Foreshadowing“ ist hier ein sehr wichtiges Stilmittel. Doch keine Sorge – es gibt auch neue Figuren, so wie z.B. den Jedi-Ritter Akar-Deshu, dessen Spezies am Anfang des Romans von Dooku ausgelöscht wurde.

Dooku: The Clone Wars hat Count Dooku ja nicht immer sonderlich gut dargestellt. Die Figur, der der unlängst verstorbene Meisterschauspieler Christopher Lee in den Prequels so charismatisch-majestätisch Leben eingehaucht hat, erlitt eine Niederlage nach der anderen. Lediglich in den Kämpfen gegen Ventress, ihre Nachtschwestern und Savage Opress konnte er den Zuschauer beeindrucken. Dark Disciple macht hier einiges wieder gut. Dooku wird als eine überlebensgroße Bedrohung dargestellt und jede Begegnung mit ihm im Roman hat wirklich schwerwiegende Folgen für die Charaktere. Er wirkt so bedrohlich wie Darth Vader – eine Urgewalt der dunklen Seite mit einem messerscharfen Verstand und meisterhaften Lichtschwertkünsten. Er tritt aber nicht nur in Actionszenen auf, sondern interagiert auch in einer eher ruhigen Szene mit einer der Hauptfiguren, in der die Ruhe allerdings nur oberflächlich ist – die Szene ist emotional so stark aufgeladen, dass ich richtig Ehrfurcht vor Dooku bekommen habe. Er legitimiert sich hier wirklich als Sith-Lord.

Filonis Werk und Goldens Beitrag: Dark Disciple wurde von Katie Lucas und Matt Michnovetz unter der Aufsicht von George Lucas und Dave Filoni als achtteiliger The Clone Wars-Handlungsbogen entwickelt. Genau genommen sind es zwei inhaltlich stark verknüpfte Vierteiler, die (meiner Vermutung nach) jeweils als Staffelauftakt und Staffelfinale hätten dienen können, wäre die Serie ordnungsgemäß zu Ende produziert worden. Dabei ist die episodische Struktur zwar erkennbar, aber es stört nicht allzu sehr, denn Christie Golden hat ihr Möglichstes getan, um noch mehr Bindegewebe zwischen den ohnehin inhaltlich verknüpften Folgen zu schaffen. Darüber hinaus trägt sie auch sehr viel innere Handlung bei, die so nicht explizit im Drehbuch stand. Den Schnitt zwischen den beiden Vierteilern an sich merkt man etwas deutlicher, da sich der Ton danach wieder (kurzzeitig) etwas aufheitert, doch empfinde ich das nicht unbedingt negativ. Tatsächlich muss ich sagen, dass es diesem Buch im Vergleich zu den bisherigen Kanonromanen hinsichtlich der Spannungskurve durchaus zum Vorteil geriet, dass es auf The Clone Wars-Folgen basiert, denn so kann ungebremst und konsequent eine Geschichte mit Konsequenzen für den Kanon erzählt werden. Dadurch, dass acht Folgen in ein Buch gepackt wurden, ist die Handlung auch sehr dicht.

Nervenkitzel: Dass die beiden Antihelden Dooku kontinuitätsbedingt nicht töten können und dass Quinlan Vos am Anfang von Episode III noch als lebende Person erwähnt wird ist hierbei keinesfalls ein Spannungskiller – im Gegenteil, denn bei Quinlan Vos handelt es sich nur um eine Erwähnung und nicht um eine Aussage über seinen Geisteszustand und man bekommt dabei recht schnell das Gefühl, dass sowohl Vos als auch Ventress nicht zwingenderweise lebendig oder unversehrt aus der Dooku-Mission hervorgehen werden. Spätestens ab der dritten Folge des ersten Handlungsbogens beginnt dabei eine emotional stark aufgeladene Abwärtsspirale in den vermutlich bisher düstersten Star Wars-Roman seit Das Erbe der Jedi-Ritter 13: Verräter, die es so bisher nur in Episode III bei den Order-66-Szenen gab. In der zweiten Hälfte des Buches ist man sich nicht mehr sicher, welche Figur nun auf welcher Seite steht. Hat Vos die Jedi verraten? Hat Ventress Vos verraten oder umgekehrt? Kann ich dieser Person noch trauen? Das sind Fragen, die dazu führten, dass ich das Buch nach dem ersten Drittel nicht mehr weglegen konnte bis ich es durch hatte. Der Erzähler des Buches ist nicht allwissend (oder zumindest irreführend und stellenweise unzuverlässig) und so werden die Motive mancher Figuren wirklich erst auf den letzten Seiten offenbar – „It’s a hell of a ride“, wie man im Englischen so schön sagt.

Ein Schritt in eine größere Galaxis! Ich bin ja ein großer Fan der Prequels, nicht zuletzt, weil wir zum ersten Mal wirklich das Gefühl einer großen Galaxis vermittelt bekommen, während die klassische Trilogie sich (auch technisch bedingt) auf eher rückständige und unzivilisierte Planeten beschränkt hat. The Clone Wars hat hierbei die Welten aus beiden Trilogien weiter erkundet und die Galaxiskarte zusätzlich weiter bereichert. Dark Disciple nutzt diese Vielzahl an Planeten voll aus: von Coruscant über Dathomir, Pantora, Mustafar und Serenno bis nach Raxus werden einige neue und alte Schauplätze besucht. Auch charakterlich sehen wir einige The Clone Wars-Figuren in Form des Pyke-Syndikats und anderer Verbrecher wieder – nicht zuletzt die Kopfgeldjäger-Gang um Embo, Latts Razzi, Highsinger und Konsorten. Auch Boba Fett taucht auf, und der hat ja noch eine offene Rechnung mit Asajj. Da direkt im ersten Viertel des Romans diese ganze Breite an Cameo-Auftritten eingebaut wird, war ich sehr schnell sehr skeptisch, aber ich war zu früh kritisch – viele dieser Dinge werden später nochmal an unerwarteten Stellen relevant.

Ist das Buch einsteigerfreundlich? Habt ihr noch nie The Clone Wars geschaut? Sind Asajj Ventress und Quinlan Vos für euch absolute Fremdworte? Dann habt ihr es mit diesem Buch wohl eher schwer. Wer die Serie allerdings geschaut hat, sich aber nicht mehr genau an alles erinnert, der muss sich keine Sorgen machen, denn Christie Golden hat an den relevanten Stellen recht kurze, aber prägnante Zusammenfassungen der vorangegangenen Ereignisse eingebaut. Es gibt darüber hinaus auch viele The Clone Wars-Anspielungen, die Kennern der Serie positiv auffallen werden, während Nicht-Kenner sie vermutlich einfach überlesen werden, da sie so beiläufig sind. Wer neben The Clone Wars auch noch die Republic-Comics aus den Legends kennt, der wird (eine gewisse Offenheit für Neues vorausgesetzt) ein noch besseres Erlebnis haben, wenn er oder sie sich auf die oben erwähnte Ostereiersuche begibt.

Fazit: Es wäre zwar schön gewesen, diese Folgen im Fernsehen zu sehen, aber unterm Strich bin ich durchaus froh, dass wir sie in dieser Form präsentiert bekommen. Christie Golden lässt all ihr handwerkliches Geschick einfließen, um die Geschichte aus den Drehbüchern möglichst lebhaft und visuell zu gestalten, und hat einen wunderbaren Roman geschaffen, der keine Spuren einer Kinderserie aufweist (was allerdings auch für einige Folgen der letzten TCW-Staffeln gilt). Anders als Lords of the Sith, dessen zweites Drittel sich wegen einer total belanglosen Raubtier-Verfolgungsjagd eher durchwachsen gestaltete, wird hier die Spannung bis zur letzten Seite aufrecht erhalten. Kleinere Schwächen gibt es (die Cameo-Lastigkeit, vielleicht stellenweise zu viel „liebestrunkenes Gesülze“), aber das Gesamtwerk ragt für mich weit über den anderen Kanonromanen auf. Von daher ist die Bewertung klar: fünf Holocrons und die Bitte, noch mehr Romane dieses Kalibers (gerne auch weitere The Clone Wars-Adaptionen) zu liefern. Aftermath, ich zähle auf dich.

Der Rezensent vergibt 5 von 5 Holocrons!
Der Rezensent vergibt 5 von 5 Holocrons!

Und jetzt bin ich natürlich auch auf eure Eindrücke gespannt, die ihr uns hier gerne in die Kommentare posten könnt, sobald ihr das Buch lesen konntet. Auch Fragen und Anmerkungen zur Rezension sind wie immer willkommen.

Danke an Del Rey für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

11 Kommentare

  1. Vielen Dank für eine wiedermal tolle Rezension! Meine Vorfreude auf dieses Buch hat sich noch mal wieder etwas gesteigert. Da ich das eBook vorbestellt habe, sollte selbst der Poststreik zu keinen Verzögerungen führen. 🙂

  2. Hut ab, Florian! Eine wirklich gelungene Rezension! Danke dafür. Und gleichzeitig Fluch über Dich – du hast mir den Mund jetzt so richtig wässrig gemacht. 😀 Ein Roman, den ich mir vllt. doch im Original zulegen sollte? Komme nach deinen Ausführungen jedenfalls in Versuchung.

    So, werde jetzt schnell ein bisschen Wasser von den Evaporatoren holen, eine blaue Milch trinken und mich in mein unterirdisches Gemach zurückziehen. Diese Tatooine-Hitze ist anders derzeit nicht auszuhalten.

    1. Bestimmt. Bei den genannten Punkten kann man
      sich ja darauf einstellen was einen erwartet.

      Und als The Clone Wars & Legends Fan
      der sich mit dem neuen Kanon sehr gut abgefunden hat
      sollte hier wohl voll auf seine Kosten kommen. 🙂

  3. Finde es schon traurig, dass man die Legends so ignoriert und einfach sein eigenes Ding mit den Figuren durchzieht, die aus ihnen geboren wurden. Die als Legenden zu bezeichnen ist lächerlich, es sind die Originalgeschichten und alles was jetzt kommt sind Neuinterpretationen also Legenden. In der Realität kommen die Legenden auch NACH den wahren Geschichten und nicht davor. Zwar ist ein neues Kanon so ziemlich unausweichlich gewesen aber wie es durchgedrückt wird ist einfach nur ignorant und eine ziemlich unfeine mangelhafte Wertschätzung gegenüber denen, die diese Charaktere definiert haben. Daher erwarte ich von diesen und ähnlichen Büchern, die da noch kommen sollten, gar nichts. Ein guter Autor orientiert sich am Original und nicht an einer mangelhaft geschriebenen Kinderserie. Schade dass sich Christie Golden dafür hergibt.

  4. Ich bin etwas unentschieden, wie ich das Buch bewerten soll. Man merkt der Geschichte einerseits deutlich an, dass sie für TCW konzipiert worden ist, der charakterliche Tiefgang wurde zugunsten spektakulären Szenen etwas zurückgestellt; man merkt dies auch an den nur behelfsmäßig erklärten Löchern, gerade zum Ende hin. Andererseits ist die Konstruktion des Plots einfallsreich und sehr gut und setzt sich somit dankenswerterweise deutlich gegenüber den meisten neuen Kanon-Produkten ab. Auch wenn sich die Geschichte deutlich von den nun als Legends einzustufenden Geschichten absetzt, finde ich die Entwicklung von Asajj und Vos doch sehr gelungen, einzige Obi Wans allzu große moralische Bedenken in einigen Situationen fand ich etwas nervig und die Handlung störend. Im Fazit würde ich dann doch auf 4 Holocrons kommen (plus einen kleinen Reise-Holocron dafür, dass mit diesem Buch mein Hunger nach einer neuen Geschichte aus diese Epoche (nach der OT-Überdosis) etwas gestillt wurde. Ich hoffe sehr, dass noch das ein oder andere aus dieser Epoche kommt, besonders natürlich an Weiterverarbeitungen von TCW-Material.

  5. Ich bin auch nicht so überwältigend begeistert. Insgesamt ist das Buch ganz okay, keine Frage, aber die Geschichte funktioniert nur, weil Asajjs Riesenschritte in Richtung neuer Persönlichkeit durch deutlich zu viel romantisches Gesülze unrealistisch verwässert werden. Das Buch und insbesondere auch das Finale hätten problemlos (und sogar besser, da überraschender) mit weniger davon auskommen können.

    Dass Kenobi den Moralapostel spielt, dient im Grunde nur als Gegengewicht zum völlig überzeichnet radikalen Mace Windu. Wie viel besser hätte das Ganze werden können, wenn man den gleichen Konflikt allein in Anakins Kopf gehabt und somit hervorragend auf Episode III hätte hinarbeiten können. Das aber hätte eine gekonnt differenzierte Darstellung benötigt, und dazu schien Golden in diesem Buch nicht in der Lage zu sein. Entweder taucht sie uns so sehr in ihre künstlich aufgebauschte emotionale Welt eines Charakters ein, dass es völlig überzeichnet wirkt, oder sie zieht sich völlig von einem Charakter zurück, um den Leser über dessen Motivation im Unklaren zu lassen, was bzgl. Vos irgendwann einfach nur noch nervt. Anstatt die ihn umgebenden Charaktere ständig raten zu lassen, ob er nun zur Dunklen Seite gewechselt ist oder nicht, hätte ein guter Autor Vos‘ Gedankenwelt problemlos so darstellen können, dass der Leser nicht plötzlich in der zweiten Hälfte auf die Gedanken eines der Hauptprotagonisten verzichten muss, sondern mitfiebern darf, wie sich Vos‘ Plan entwickelt und wie er verzweifelt versucht, die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt von bestimmten Dingen zu überzeugen. So aber verkommt die zweite Hälfte zu einem (für mich extrem) nervigen Spiel um „ist er oder ist er nicht“. Ich verstehe, dass das für manche Leser gerade den Reiz ausmacht, aber wenn man nicht mal mehr weiß, wer denn nun gerade was an Vos erkannt oder übersehen hat, dann kann man eben nicht mehr mitraten, sondern ist eigentlich nur noch als Zuschauer abgestempelt, der sich gelangweilt zurücklehnt, um auf die letzten Seiten zu warten, denn es ist schnell klar, dass erst dann erzählt wird, was in Vos vorgeht, obwohl er vorher tausend Gelegenheiten gehabt hätte, sowohl mit den Jedi als auch mit Asajj über seinen Plan zu sprechen. Und so schauen wir dem Drama zu, das sich nur deswegen so abspielt, weil keiner vernünftig mit dem anderen redet.

    Okay, ich merke gerade, wie sehr mich das Buch letztlich geärgert hat. Wie gesagt, der Plot – oder sagen wir mal – die Grundidee – ist hervorragend, aber die Umsetzung ist katastrophal. Das Schlimme daran ist, dass uns Asajj in all den Jahren so sehr ans Herz gewachsen ist, dass wir gar nicht anders können, als mit ihr mitzuleiden. Es ist – in der Tat – eine Tragödie, die leider zu einem Kasperletheater verkommt, weil man die ganze Zeit nur noch eines rufen will: „Vorsicht, Asajj, das Krokodil!!!“

    Im Endeffekt kann ich nur sagen, dass ich Ganze sehr viel lieber als verfilmte Episoden oder von einem anderen Autor gelesen hätte. Holocrons zu vergeben, fällt mir hier sehr, sehr schwer.

Schreibe einen Kommentar