Heute dreht sich alles um die Kostüme der originalen Trilogie! Und am einfachsten lässt sich eine solche Rezension starten, indem ich Star Wars: Die Kostüme der klassischen Trilogie von Brandon Alinger als Praline für Prop-Sammler und Kostüm-Fanatiker beschreibe – es ist ein Buch, das diese Gruppe von Fans schon immer wollten. Es ist wie eine Praline mit der besten Füllung, einem tollen Biss und leckerem Krokant.
Und tatsächlich: Es hat wirklich lange gedauert, bis dieses Buch erschien, wenn man bedenkt, dass das letzte Kostümbuch mit dem Titel Dressing a Galaxy: Die Star Wars Kostüme in 2006 beim Schwarzkopf-&-Schwarzkopf-Verlag erschien. Das hat das Verlangen nach dieser leckeren Versuchung noch gesteigert. Aber das lange Warten hat sich letztendlich gelohnt: Mit seinen 224 Seiten, dem schönen Hardcovereinband, den vielen tollen und scharfen Fotos und dem tiefen Text ist Star Wars: Die Kostüme der klassischen Trilogie fantastisch.
Als Mitglied der German Garrison und somit der 501st Legion, dem größten Star Wars-Kostümclub der Welt, hatte ich natürlich gesteigertes Interesse an diesem Buch. Ich muss doch schließlich den Entstehungsprozess meines Stormtroopers aus Eine neue Hoffnung erforschen. Erforsche deine Gefühle – hieß es. Doch dieses Buch erforscht die Schaffungsprozesse der Kostüme mindestens genauso tief wie Luke seine Gefühle. Autor Brandon Alinger, der übrigens auch Gründer des RPFs ist (das Replica Prop Forum ist das größte Onlineforum, das sich mit Filmrepliken und Props beschäftigt), ist selbst ein großer Fan – und das stellt man beim Lesen des reich bebilderten Buches auch fest! Es ist seit langer Zeit mal wieder ein richtiges Buch von einem Fan für die Fans. Und so trägt er uns auf einer acht Jahre langen Reise von den Konzeptzeichnungen durch den Designprozess bis hin zur Produktion der Kostüme von Eine neue Hoffnung damals im entfernten 1975 bis zur Veröffentlichung von Die Rückkehr der Jedi-Ritter in 1983.
Kurz-Info zum Stormtrooper: Es gibt viele Unterschiede zwischen den Stormtroopern in Eine neue Hoffnung (ANH), Das Imperium schlägt zurück (TESB) und Die Rückkehr der Jedi-Ritter (RotJ). In ANH gibt es alleine schon zwei Helmversionen: Eine Hero-Version für Nahaufnahmen und Promotionsbilder und eine Stunt-Version, die von den „normalen“ Stormtroopern im Film verwendet wurden. Der Hero-Helm besitzt weniger Nasenlöcher, eine etwas andere Bemalung und gewölbte Linsen. Der TESB-Stormtrooper unterscheidet sich zum ANH-Stormtrooper durch die Farbgebung am Helm und durch die runden Handschalen. Beim RotJ-Stormtrooper wurde ziemlich viel verändert. In den Details sieht dieser Stormtrooper viel weicher aus. Die Helmform wurde fast komplett überarbeitet. Auf der rechten Seite seht ihr meinen Eine neue Hoffnung-Stormtrooper von RS-Props.
Aus meiner Sicht bietet dieses Buch einen großen Vorteil (glücklicherweise): Die Prequel Trilogie wird nicht erwähnt. Es fokussiert sich völlig auf die Kostüme der originalen Trilogie. So werden dem Leser die Kostüme von Chewbacca, C-3PO, Boba Fett und weiteren Kopfgeldjägern, Prinzessin Leia (auch der Metallbikini), Darth Vader, den verschiedenen Stormtrooperversionen (im Buch auf gut Deutsch „Sturmtruppen“ genannt) und weitere nähergebracht. Wie schon durch das Wort Stormtrooperversionen angedeutet, veränderten sich die Kostüme natürlich über den Zeitraum der verschiedenen Filme. So gibt es beispielsweise neben dem Episode IV Darth Vader auch die veränderten Versionen nach Eine neue Hoffung. Jetzt höre ich schon die Fans von Dressing a Galaxy aufschreien: „Aber die Prequel Trilogie bietet doch so viele schöne Kostüme!“. Das stimmt – aber als eingefleischter Fan der Kostüme aus der originalen Trilogie interessiere ich mich gerade für die erwähnten Kostüme. Vielleicht erscheint ja auch ein Band zu den Prequel-Kostümen? Warten wir es ab! Das Buch bietet auf den (teilweise ausklappbaren) Seiten genügend Platz für Fotos und Fakten. Enthusiasten wird genau das geboten, was sie erwarten.
Wie erwartet ist das Buch voll von Fotos, die von den verschiedensten Quellen kommen. Der Großteil der Bilder war vorher noch nicht veröffentlicht. Die Qualität der Bilder ist exzellent – vor allem die der Bilder, die extra für dieses Buch in den Lucasfilm-Archiven auf der Skywalker Ranch geschossen wurden. Diese stellen übrigens einen Großteil des Buches und in ihrer hohen Auflösung sind nicht nur die Close-Ups atemberaubend. Hier ist wirklich ein großes Dankeschön an Joe McDonald angebracht. Dieser hat als Fotograf wirklich großartige Arbeit geleistet! Neben diesen normalen Kostümbildern gibt es noch viele Konzeptzeichnungen und Skizzen.
Bevor Alinger auf die vielen einzelnen Kostüme eingeht, startet er das Buch mit einem informativen Überblick über die verschiedenen Voraussetzungen, die die Kostüme für jeden Film erfüllen sollten. Dabei geht er sogar teilweise auf die ersten Konzeptionen von George Lucas in den frühen Tagen der Produktion um 1975 zurück.
Die informativen Texte zu den einzelnen Kostümen gehen wirklich ins Detail. Interessant sind in großem Maße vor allem die Interviews und Tagebucheinträge von den Kostümtalenten, die bei den Filmen involviert waren. Dabei sind auch Oscargewinner, wie John Mollo, Nilo Rodis-Jamero und Aggie Rodgers vertreten. Diese drei Kostümdesigner der originalen Trilogie schrieben auch die Vorworte zum Buch – das unterstreicht weiterhin die Glaubwürdigkeit des Buches und des Autors. Neben diesen Kostümdesignern gibt es auch zahlreiche Details aus den Archiven von den bereits von uns gegangenen Künstlern Ralph McQuarrie und Stuart Freeborn. Alinger hat bereits etwas Tolles abgeliefert, verstärkt dies aber noch, indem er auch Informationen über die weniger bekannten aber dafür genauso einflussreichen Künstler wie Liz Moore, Brian Muir (der uns erst kürzlich auf der Jedi-Con besuchte), Ron Beck und Colin Wilson beifügt.
Doch das Buch geht nicht nur auf die Künstler ein. Es behandelt auch die Kostümausstatter Bermans & Nathans, die viele der Kostüme für Eine neue Hoffnung und Das Imperium schlägt zurück angefertigt haben. Weiterhin geht es auf die Personen ein, welche die vielen kleinen Details der Kostüme angefertigt haben. Auch „die Plastik-Jungs“, das Team, das für die schwierigen Kostüme aus Die Rückkehr der Jedi-Ritter herangezogen wurde, finden Erwähnung.
Äußerst interessant sind auch kleinere Geschichten über Missverständnisse hinsichtlich der Kostüme in der Öffentlichkeit und bei Spielzeugherstellern. So wurden Kostümfarben oft unterschiedlich interpretiert: Han Solos Schneejacke war in der Realität dunkelbraun – obwohl sie auf der Leinwand und bei der Actionfigur eher dunkelblau erschien. So streiten sich viele Freunde von mir in der 501st Legion bis heute darüber, welche Farbe nun die Uniformen der Flotten-Offiziere des Imperiums haben. Ist sie eher grünlich oder doch grau?
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie, was man bekommt. Und genauso war es auch bei diesem Buch: Ich verspeiste diese Praline genüsslich, doch irgendwie schmeckte mir der Inhalt teilweise nicht. Woran liegt das? Panini ist bei der ersten Auflage leider ein kleiner Fehler unterlaufen: Die insgesamt zwölf Überschriften der Informationskästen sind falsch gedruckt. Buchstaben liegen zu weit auseinander. So sind die Überschriften leider nicht lesbar. Ein weiterer Fehler: In einigen Ausgaben wurden Texte in der falschen Sprache gedruckt. So waren Texte zu Darth Vader noch in der englischen Sprache. So etwas darf natürlich nicht passieren… Solltet ihr ein Buch mit Seiten in englischer Sprache haben könnt ihr euer Buch beim Verlag eintauschen. Mehr Informationen dazu findet ihr hier. Bei den Überschriften kann man leider nur auf eine zweite Auflage hoffen, in welcher dieser Fehler behoben werden wird. Wem diese Fehler zu schwerwiegend sind, kann zur englischen Ausgabe greifen, die preislich im selben Rahmen liegt.
Zusammenfassend kann man sagen, dass wir hier zum ersten Mal ein Buch vorliegen haben, das einen sehr detaillierten Einblick auf alle Kostüme der originalen Trilogie gibt. Ich habe viele Informationen und Details in diesem Buch erwartet und ich freue mich sagen zu können, dass diese auch geliefert werden. Durch die kleinen Fehler sehe ich mich leider doch gezwungen, nur vier von fünf Holocrons zu vergeben. Eine verbesserte Auflage würde von mir jedoch auf fünf von fünf Holocrons angehoben werden – genauso würde die englische Ausgabe die volle Holocronzahl erhalten. Letztendlich wurde es von einer Person geschrieben, die wirklich Ahnung und Interesse an diesem Bereich zeigt – und das zahlt sich aus! Der Leser merkt, dass sich Brandon Alinger ausführlich mit der Materie auseinandergesetzt und gute Recherche betrieben hat. Es ist einfach wunderbar, wie er beispielsweise die Unterschiede zwischen den Stormtroopern aus Eine neue Hoffnung, Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi-Ritter aufzeigt. Allein die schiere Masse an Kostümen, die in diesem Buch präsentiert werden, ist unglaublich. Hierbei muss natürlich erwähnt werden, dass Personen, die Interesse an Star Wars-Kostümen haben und sich mit diesen auseinandersetzen, viele dieser beeindruckenden Fakten schon kennen – aber Star Wars: Die Kostüme der klassischen Trilogie ist ein wunderbares Buch, um es beispielsweise auf dem Couchtisch im Wohnzimmer liegen zu haben. Trotz der kleinen Fehler ist es fantastisch – ich spreche hier eine klare Kaufempfehlung aus!
Auch bei Experten kommt das Buch gut an. Bei Dan aus Herne liegt es seit Veröffentlichung griffbereit zum Schmökern auf dem Wohnzimmertisch. In Kürze wird er einiger seiner Schätze auf einem eigenen Blog unter dem Namen „Dantooine“ mit euch teilen – vielleicht hilft euch ja das neue Wissen aus dem Buch, auch jetzt schon das ein oder andere in seinen Vitrinen einzuordnen.
Ihr findet hier unsere exklusive Leseprobe zum Buch. Außerdem könnt ihr hier unser Unboxing-Video finden! Leider sind mir bei diesem die erwähnten Fehler nicht aufgefallen – dies bitte ich zu entschuldigen! Informationen zur Reklamation könnt ihr hier finden.
Vielen Dank an Panini für das Rezensionsexemplar!