Rezension: Adventures in Wild Space 4: The Dark von Tom Huddleston

Adventures in Wild Space 4: The Dark (30.06.2016)
Adventures in Wild Space 4: The Dark (30.06.2016)

In meiner letzten Rezension zu Band drei der Jugendromanreihe Adventures in Wild Space vergab ich die vollen fünf Holocrons und nahm mir zudem vor, mit entsprechenden Erwartungen an den nächsten Teil heranzugehen. Ich habe mich daran gehalten und rezensiere an dieser Stelle den vierten Band, The Dark, welcher von Tom Huddleston verfasst wurde und am 30. Juni beim britischen Egmont-Verlag erschien. In den USA erscheint dieser Band übrigens im August 2017 unter dem Titel The Darkness bei Disney-Lucasfilm Press. Die deutsche Ausgabe ist ebenfalls 2017 bei Panini zu erwarten. Auch The Dark behandelt die Geschichte der beiden Geschwister Lina und Milo Graf auf der Suche nach ihren vom Galaktischen Imperium entführten Eltern.

Die Handlung von The Dark beginnt an Bord von Shalla Mondathas Raumschiff. Die vermeintliche Köchin und einstige Schmugglerin hat sich mittlerweile als berüchtigte Kopfgeldjägerin herausgestellt und nimmt die beiden Kinder in Gewahrsam, um sie und vor allem ihren Droiden CR-8R dem imperialen Kapitän Korda auszuhändigen. Dieser ist sehr an den Daten interessiert, die der Droide mit sich trägt. Im Gefangenenzellentrakt der Moveable Feast lernen Milo und Lina kurz darauf zwei weitere Gefangene kennen: Stel, den sie für einen gutherzigen Rebellen halten, und den Lasat Davin, den Stel als „Schlächter von Brentaal IV“ vorstellt. Mithilfe ihres Droiden gelingt es den Kindern, ihre Zelle zu verlassen und das Schiff zu erkunden. Dabei stellen sie fest, dass sich mehrere metallfressende Cyborgspinnen, die Mondatha als Forschungsprojekt des Galaktischen Imperiums transportieren sollte, aus ihren Frachtkisten befreit haben und sich nun durch das Schiffsinnere fressen. In der Pilotenkanzel finden sie Mondatha von ebendiesen attackiert und bewusstlos vor, weshalb sie beschließen, die Kopfgeldjägerin in einem Lager einzusperren. Daraufhin kehren sie in ihren Zellentrakt zurück, um Stel um Rat zu fragen. Sie müssen dabei feststellen, dass es auch dem Schlächter von Brentaal IV gelungen ist, aus seiner Zelle zu fliehen, und Stel weist die Kinder darauf hin, dass dieser versuchen wird, sie umzubringen. An dieser Stelle nimmt die Handlung eine plötzliche Wendung, nach der sich die Kinder abermals nicht mehr sicher sind, wem sie ihr Vertrauen schenken können.

In The Dark widmet sich Huddleston stark seinen Protagonisten und verliert sich nicht in endlosen Nebenhandlungssträngen. Das ist etwas an dieser Buchreihe, das ich bereits in meiner letzten Rezension bemerkt habe und was womöglich an der eher jüngeren Zielgruppe der Autoren liegt (wobei ich Adventures in Wild Space, wie gesagt, weniger als eine ausschließlich auf junges Publikum zugeschnittene Reihe, sondern eher als eine Jugend- und Erwachsenenromanreihe wahrnehme). Für mich ist diese Konzentration auf die Protagonisten aber durchaus positiv anzurechnen: Anstatt wild durch die Galaxis zu springen und überall neue Ereignisse stattfinden zu lassen, fokussieren sich die Leser in The Dark auf Lina und Milo, wie sie ihre Flucht vom Kopfgeldjägerschiff bewerkstelligen. Das Auffächern einer Handlung kann die Spannung zwar in der Tat steigern, wie zum Beispiel im Falle der grandiosen Reihe Wächter des Macht, im Zuge derer ich bereits nach drei Boba-Fett-Seiten in Gedanken schon wieder bei Tahiri war. Im Falle von The Dark ist die Konzentration aber sehr angenehm und der Text verständlich zu lesen. Der vierte Teil der Wild Space-Reihe führt außerdem die in den Vorgängern begonnene Bezugnahme auf andere neue Elemente der Kanons fort. So verweist Huddleston auf die Comicreihe Darth Vader, als er die Entwicklung der Cyborgspinnen dem imperialen Wissenschaftler Cylo zuschreibt.

Etwas, das ich speziell an Tom Huddlestons Schreibstil loben muss, ist zudem die Charakterfokussierung innerhalb der Handlungsfokussierung. Er schafft es einerseits, die Beweggründe aller handelnden Personen zu erläutern, achtet aber andererseits darauf, vor allem die Gedankengänge der Graf-Geschwister in den Mittelpunkt zu stellen. Als Leser weiß ich zwar das ganze Buch über, wie Lina und Milo denken, erfahre jedoch beispielsweise erst am Ende, aus welchem Grunde Davin die Situation um den Schlächter von Brentaal IV nicht aufgeklärt hat. So fühle ich mich direkt in die Geschichte hineinversetzt, und zwar auf Seiten der beiden Kinder, da ich Davins Gedanken in echt ja ebensowenig lesen könnte wie Lina und Milo. Der Leser weiß also im Regelfall nur soviel, wie Lina und Milo auch wissen, und er weiß auch, woher und weshalb sie es überhaupt wissen. Zur Aufklärung der in der Handlungszusammenfassung angedeuteten Wendung benutzt Huddleston keinen beschreibenden Fließtext, welcher den Leser unweigerlich wieder in einen neutralen Standpunkt zurückversetzen würde. Stattdessen lässt er die Charaktere sprechen, die einen Dialog miteinander führen und einander die Wendung so länger, aber eben genauer und realistischer erklären.

Ein Punkt, den ich an dieser Stelle kritisieren muss, betrifft die Illustrationen von David Buisán. Diese sind zwar nach wie vor genial gezeichnet und geben wunderbar die Orte und Figuren wieder, manchmal stimmen sie aber nicht ganz mit der Handlung überein. Wenn im Text steht, dass Lina und Milo in zwei voneinander getrennte Gefangenenzellen gesperrt werden, sie sich auf der dazugehörigen Zeichnung aber gemeinsam in einer einzigen befinden, dann vermag das durchaus ein wenig zu verwirren. Des Weiteren finde ich die obengenannte Wendung relativ vorhersehbar. Weil ich niemandem das Lesen des Buchs vermiesen möchte, kann ich an dieser Stelle nicht genauer darauf eingehen, merke allerdings an, dass die Auflösung um Davin und den Schlächter von Brentaal nicht wirklich überraschend kam. Wobei ich ehrlich eingestehen muss, dass das der Spannung meiner Meinung nach kaum einen Abbruch tut, weil Huddleston es durchaus versteht, eigentlich sichere Vermutungen durch verwirrende Andeutungen durcheinanderzubringen, beispielsweise durch das vermeintlich aggressive Verhalten des Lasats während der Flucht der beiden Kinder zurück in Richtung Zellentrakt.

Alles in allem ist und bleibt Adventures in Wild Space auch nach The Dark eine geniale Romanreihe. The Dark beweist, dass man zwei Zielgruppen wunderbar miteinander kombinieren kann, führt vor Augen, wie auch die Fokussierung auf einen einzelnen Handlungsstrang spannend sein kann, und hat mich auch vor dieser Rezension ein weiteres Mal verzweifeln lassen, weil ich trotz genauesten Hinschauens kaum wirkliche Kritikpunkte habe finden können. Die Erwartungen, die ich an The Dark hatte, wurden demnach vollständig erfüllt.

Ich dachte darüber nach, The Dark vier von fünf Holocrons zu geben, um diesmal ein wenig Luft nach oben zu lassen, habe jetzt allerdings das Problem, dass ich den vierten Band der Reihe fast noch ein wenig besser finde als den Vorgänger The Steal, und der bekam von mir fünf von fünf. Weil es mir aber andererseits nicht möglich ist, die Latte vor Erscheinen der nächsten beiden Fortsetzungen derart hochzulegen, dass jede noch positivere Bewertung eines spannenderen Finales nicht mehr in mehr Holocrons augedrückt werden könnte, komme ich auch in Anbetracht der teilweise noch vorhersehbaren Handlungselemente nicht umhin, an dieser Stelle tatsächlich vier von fünf Holocrons zu vergeben. Ich freue mich sehr auf die im nächsten Jahr erscheinenden Bände fünf und sechs.

Wir danken Egmont für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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