Kopfgeldjäger-Comics sind eine eigene Gattung. Oft laut und aufregend. Viel Boooom und Arrrghh und leider viel zu häufig wenig wirkliche Story. Der Sonderband zu Jango Fett, der morgen bei Panini erscheint, überrascht daher mit seiner Handlung. Während einiges an Action die Erwartungen an den Titelhelden erfüllt, quillt im Hintergrund eine Vorgeschichte, die sich wirklich relevant anfühlt.
MacGuffin und stolz drauf!

Ein Artefakt der Anselmi und Nautolaner wurde gestohlen. Genau das Artefakt, das den Frieden zwischen diesen beiden Welten sichern sollte. Doch dabei handelt es sich bei dem Artefakt um Raubkunst, die die Republik bis dahin für sich behalten hat. Wirkt nicht wie das perfekte Versöhnungsgeschenk, ergibt am Ende aber umso mehr Sinn. Genau hier beginnt schon die Besonderheit dieses eigentlich plakativen Action-Comics. Er erzählt eine Handlung, die auch abseits des Titelhelden spannend ist.
Wir befinden uns vor Episode I. Valorums Kanzlerschaft wird von Rückschlägen geplagt. Krieg droht auf Glee Anselm und die Blockade über Naboo ist nur noch wenige Eskalationsstufen entfernt. Jango Fett stolpert also direkt in eine hochpolitische Phase, die in ihrer Krisen-Dichte an die heutige Zeit erinnert. Kein Wunder, dass sich auch Ethan Sacks einen Metakommentar der Holonetz-Redakteure diesbezüglich nicht ersparen kann.
In diesem Minenfeld an Intrigen und Diebstahl findet sich Jango Fett nur schwerlich zurecht. Aber die Rolle, die er in diesem Feld spielt, passt wiederum zu ihm. Er jagt einen Dieb und stellt zunehmend fest, dass das nicht die ganze Wahrheit ist. Am Ende resultiert all das sogar in einem sehr glaubwürdigen Moment, wo er bereits weiter hinter die Intrige schaut als alle um ihn herum und dadurch auch auf das Radar einer wichtigen Person gelangt.
Diese gestohlene Statue ist bei all dem nur ein Mittel zum Zweck, um die Handlung in Gang zu bringen. Sie ist aber auch für die wahren Schuldigen ein Mittel zum Zweck. Daher stört der MacGuffin-Charakter der Statue beim Lesen nicht. Denn die wahre Verschwörung ist nicht der Diebstahl und das wird auch für uns Lesende recht schnell deutlich.
Die Vielfalt der Galaxis
Wo auch Zeichner Luke Ross ins Spiel kommt, ist dann die Darstellung der vielfältigen Galaxis. Zahlreiche neue Welten und bekannte Orte werden vorgestellt und in Szene gesetzt. Die Zeichnungen sind dabei auf einem durchgehend hohen Niveau und zeigen sowohl Details an Jangos ikonischer Rüstung als auch bei anderen bekannten Figuren. Die Farben sind dabei kräftig und die Panels recht konservativ angelegt. Das stört beim Lesen aber eher weniger und in den dynamischen Kämpfen wurden eher Lösungen gewählt, die im klassisch quadratischen Panel-Stil etwas Varianz bringen.
Zudem wimmelt es in diesem Comic nur so vor anderen Spezies. Egal ob die K’lor-Schnecken aus SWTOR oder die Chevin als Müllbarone. Zudem mit dem Grundkonflikt auch zahlreiche Nautolaner und Anselmi. Dazu kommen in den Reihen der Kopfgeldjäger noch die klassische Bandbreite von Trandoshaner über Droiden bis hin zur Palliduvanerin Aurra Sing. Die Vielfalt der Galaxis zeigt sich also in diesem Band überaus deutlich und gibt ihm dadurch auch genau das richtige Maß an Star Wars-Feeling.













Charakterstudie? Nein, danke!
Eine Handlung, die spannend ist und sich nicht dem „Kopfgeldjäger-Bumm-Bumm“ unterwirft. Klingt hervorragend. Aber ein Comic, der den Namen Jango Fett trägt, sollte natürlich auch die namensgebende Figur beleuchten. Und genau das gelingt nur bedingt. Ja, Jango denkt mal daran, ob er sein Erbe weitergeben will. Ja, er rekapituliert frühere Abenteuer mit Aurra Sing. Ja, er mag sein Schiff wirklich sehr gerne. Aber mehr wird es dann auch nicht. Keine wirklichen Abschweifungen in seine Kindheit. Keine moralischen Dilemmata, keine tragischen Schicksalsschläge. Er bleibt einfach das Mysterium hinter dem Helm. Das kann man so machen, wäre aber in einem Comic ohne seinen Namen auf dem Cover auch möglich gewesen.
Es ist in Ordnung, wenn ein Charakter nur die Coole-Rüstungs-Figur ist. Und hier haben wir als Ausgleich ja zumindest eine gute und spannende Story dazubekommen und nicht nur Action und Oberflächlichkeit, wie in anderen Kopfgeldjäger-Stories. Vielleicht will man auch vermeiden, dass Jango nun entmystifiziert wird, nachdem Boba bereits mehr wurde als der Typ in geiler Rüstung. Andererseits kommt Jango ja auch keine wirklich große Rolle im Franchise zu (außer, dass alle Klone so aussehen wie er) – weshalb man sich über ihn nicht den Kopf zerbrechen oder gar verlieren muss.
Fazit
Jango Fett – Pfad der Verlorenen Hoffnung erzählt also vor allem eines: Eine spannende Prequel-Story, die gut in den aufkeimenden Konflikt vor Episode I passt und fast wie ein Nebenstrang aus Schleier der Täuschung wirkt. Die Titelfigur durchschaut dabei recht schnell die verschiedenen Spieler, was sie zumindest intellektuell von anderen der Kopfgeldjäger-Zunft abhebt. Trotzdem wäre hier und da noch etwas mehr Charakterstudie passend gewesen. Zumal Jango mit Name und Rüstung prominent auf dem Cover prangt.










