Rezension: Die Hohe Republik – Die Vernichtung erzählt nicht die ganze Geschichte – mit Gewinnspiel!

Die Vernichtung, der zweite und finale Erwachsenenroman der zweiten Phase der Hohen Republik, geschrieben von Lydia Kang erschien am 31. August 2024 bei Blanvalet auf Deutsch. Das englische Original erschien bereits im April 2023. Die Geschichte knüpft an die Ereignisse von Die Verschwörung an, dem ersten Erwachsenenroman der Phase, und bezieht sich auch auf das Hörspielskript Die Schlacht von Jedha. Der Roman stellt dabei den ersten Teil des Finales der zweiten Phase dar. Ergänzend dazu ist aber auf jeden Fall Der Pfad der Rache von Cavan Scott notwendig.

Welchen Preis ist wahre Freiheit wert? Das Finale der zweiten Phase der Hohen Republik.

Seit fünf Jahren herrscht Krieg zwischen den Planeten Eiram und E’ronoh, doch endlich bietet sich die Möglichkeit auf Frieden. Denn Jedi-Ritterin Gella Nattai weiß nun, wer die geheimen Kriegstreiber sind. Die mysteriösen Verschwörer vom Pfad der offenen Hand, die von den Jedi auch für die Katastrophe von Jedha verantwortlich gemacht werden, haben ihre Finger im Spiel. Gella kann sie besiegen, doch dafür benötigt sie die Hilfe von Axel Greylark. Allerdings sitzt der Sohn der Kanzlerin der Republik sitzt für seinen Verrat im Gefängnis. Und doch muss die Jedi-Ritterin ihm vertrauen, wenn sie überleben will.

Klappentext Die Vernichtung von Blanvalet

War. War never changes

Die Handlung beginnt mit der erneuten Eskalation auf den Planeten Eiram und E’ronoh, die sich erst in Die Verschwörung durch eine Hochzeit verbunden hatten. Hier wird eine Biowaffe als vermeintlicher Racheakt gegen Eiram ins Spiel gebracht, was den lang schwelenden Konflikt der beiden Welten erneut anheizt. Zudem sorgt das Scheitern der Friedensverhandlungen auf Jedha für Misstrauen. Dieser Einstieg gestaltet sich etwas schwerfällig: Die Erzählung kämpft mit vielen Zeitsprüngen und der Einführung von Nebenfiguren, die später kaum noch eine Rolle spielen. Dies sorgt anfangs für ein etwas holpriges Tempo, doch sobald der Fokus sich mehr auf den zentralen Handlungsort Dalna verlagert, nimmt die Spannung und die Stringenz spürbar zu.

Dass der Krieg erneut aufflammt, kann dabei negativ als auch realistisch gesehen werden. Immerhin deutete es sich spätestens nach Die Schlacht von Jedha an. Doch die Energie und die Seiten, die wir in Die Verschwörung damit verbracht haben, einem Friedensversuch beizuwohnen, fühlen sich dabei verschenkt an. Vor allem auch, weil Phan-tu und Xiri zu Beginn des Romans recht abweisend zueinander wirken und den Wunsch bedingt, dass sie bitte eine aktivere Rolle spielen. Andererseits ist ihre Verpflichtung gegenüber ihrem Planeten im Kontrast zu der Hochzeit und damit dem Planeten des jeweils anderen ein spannender Konflikt. Dieser wird aber auch nicht zu Ende gedacht, weil wir dann mehr Seiten für die Verlagerung nach Dalna brauchen. Ein Handlungsort, der im Erwachsenenroman bisher nichts zu suchen hatte.

Die zwei Arten von Greylarks

Einer der stärksten Aspekte von Die Vernichtung ist die Art und Weise, wie der Roman mit den politischen und emotionalen Konflikten seiner Figuren umgeht. Besonders Kyong Greylark, die Kanzlerin der Republik und Mutter von Axel Greylark, wird in diesem Roman stärker beleuchtet als zuvor. Ihr innerer Konflikt – zwischen der Verantwortung als politische Führerin und ihrer Liebe zu ihrem fehlgeleiteten Sohn – verleiht ihr eine Tiefe, die sie zu einer der interessantesten Figuren der Geschichte macht. Sie ist sich ihrer Fehler bewusst und muss letztlich schwerwiegende Entscheidungen treffen, die ihre Position und ihre Beziehung zu Axel auf die Probe stellen. Lydia Kang verlässt sich dabei nicht auf die einfachen Antworten, sondern sorgt für Überraschung und kaltherzig wirkende Entscheidungen, die Kyong jedoch menschlicher machen.

Axel Greylark selbst bleibt jedoch eine der problematischsten Figuren des Romans. Bereits in Die Verschwörung als ambivalenter Charakter eingeführt, der häufig falsche Entscheidungen trifft, soll er hier eine Art Läuterung erfahren. Doch diese Wandlung wirkt weder organisch noch besonders überzeugend. Axels plötzliche Skrupel und seine Rückkehr zur „guten Seite“ erscheinen erzwungen, zumal seine vorherigen Handlungen – wie seine Taten auf E’ronoh und Eiram in Die Verschwörung – eine tiefere und aufrichtigere moralische Reflexion erfordern würden. Stattdessen scheint seine Reue hauptsächlich dadurch motiviert, dass er erst jetzt das wahre Ausmaß des Pfades begreift, was seinen Sinneswandel oberflächlich wirken lässt.

Militarismus, bei dem man mit muss

Besonders auf Dalna, dem Hauptschauplatz des Romans, zeigt sich, wie stark der Pfad militarisiert wurde. Das ist nicht immer ganz nachvollziehbar, da wir vor wenigen Wochen noch ein ganz anderes Bild von diesem in Der Pfad der Täuschung erhalten haben. Aber scheinbar war der Name Programm. Auch wird hier ein wiederkehrendes Problem der Geschichte offensichtlich: die übermäßige Nutzung von Kommunikationsproblemen als Anlass für Konflikte und Probleme. Die Zerstörung von Kommunikationsbojen wird mehrfach als Erklärung für Missverständnisse und Handlungshindernisse verwendet, was auf Dauer unglaubwürdig wirkt. Obwohl dies theoretisch gut in die frühe Ära der galaktischen Geschichte passt, in der Kommunikationstechnologien noch nicht vollständig entwickelt sind, fühlt sich die wiederholte Verwendung dieser Ausrede stellenweise zu konstruiert an.

Viele der im Roman behandelten Ereignisse setzen ein Vorwissen aus Hörspielen, Comics und anderen Romanen voraus, was besonders bei den Kämpfen auf Dalna spürbar wird. Dies erschwert es den Lesern, die nur den Roman selbst konsumieren, der Geschichte vollständig zu folgen. Zumal der ganze Konflikt und die Details zum Pfad neu für Leser der Erwachsenenwerke sind. Hier hätte ein Fokus weiterhin auf Eiram und E’ronoh vielleicht helfen können, während in Der Pfad der Rache Dalna der Hauptschauplatz wird. Das Problem dabei: Es sollten wohl alle Handlungsstränge am Ende verbunden werden. Dies fühlt sich nur seltsam an, wenn gerade die zweite Phase damit angetreten ist, dass Werke über Alterskategorien (Jugendroman, YA-Roman und Erwachsenenroman) bisher kaum spürbar verknüpft waren. Diese Erzählweise mag für eingefleischte Fans der gesamten Hohe Republik-Saga lohnend sein, kann aber bei anderen für Frustration sorgen. Bereits in Der gefallene Stern war diese Tendenz spürbar, dass große Teile der Geschichte auf externe Medien ausgelagert wurden. Das trübt das Lesevergnügen, da wichtige Informationen fehlen und das Gefühl entsteht, nur einen Teil der Story zu kennen und auf den Rest noch warten zu müssen.

Charakter vs. Action

Während die Action-Sequenzen auf Dalna größtenteils spannend inszeniert sind, gibt es auch hier Schwächen. Zum einen in der Charakterdarstellung. Besonders Gella, die in den früheren Werken als vielversprechende Jedi vorgestellt wurde, bleibt weiterhin überraschend farblos. Ihre innere Zerrissenheit, die in Bezug auf ihre Beziehung zu Axel thematisiert wird, bleibt eher oberflächlich und hat keinen großen Einfluss auf ihre Handlungen. Sie scheint in erster Linie eine Unterstützungsfigur für Axels Redemption-Arc zu sein, anstatt selbst eine spannende Entwicklung durchzumachen. Ich verstehe weiterhin nicht, wieso so viel Fokus auf Gella im Klappentext und Marketing liegt. Für mich wäre sie immer nur eine Supporting Actress bei einer entsprechenden Verleihung. Doch auf eine Nominierung dürfte sie sowieso nicht hoffen.

Auf der Gegenseite bleibt auch der Hauptantagonist Binnot Ullo schwer greifbar. Als manipulativer Strippenzieher und toxischer Einfluss auf Axel wird er eingeführt, doch seine Darstellung wirkt oft zu plakativ und wenig nuanciert. Dies lässt ihn als Bösewicht zu eindimensional erscheinen, wodurch seine Bedrohung weniger greifbar wirkt. Gerade in einem Universum wie Star Wars, in dem moralische Grauzonen oft geschickt ausgelotet werden, hätte man hier mehr Tiefe erwartet.

Positiv hervorzuheben ist jedoch der neue Jedi Orin Darhga, der mit seinem trockenen Humor und seiner pragmatischen Art an Obi-Wan Kenobi erinnert. Schade, dass er erst in diesem Roman eingeführt wurde, denn seine Charakterentwicklung hätte in einer früheren Welle mehr Raum verdient. Yaddle und ihre Begleitung Cippa hingegen haben bei mir nur Verwunderung ausgelöst. Wozu braucht es diese Figuren nun in diesem Roman? Während Yaddle noch nachvollziehbar ist, passt Cippa als Jüngling nicht in das traumatische Umfeld auf Dalna. Zwar spiegelt sich dadurch manchmal die Grausamkeit des Pfads in Kinderaugen wider, das löst jedoch nicht die Verwunderung ob ihrer Rolle vor Ort und die erneute Nutzung von Kommunikationsproblemen, die sie dorthin führten, auf.

Die Nacht des Leids

Ein weiterer entscheidender Moment des Romans ist die sogenannte Nacht des Leids, die in Phase I als das Ereignis angekündigt wurde, bei dem die Jedi auf Dalna für Chaos gesorgt haben. Leider funktioniert diese Lesart nach diesem Roman – wie schon in meiner Rezension zu Der Pfad der Rache erwähnt – überhaupt nicht mehr. Der Kampf auf Dalna zieht sich über viele Seiten hin, verliert dabei an Dringlichkeit und Intensität, spawnt überall Jedi, wie sie gebraucht werden, und lässt vor allem die Einwohner Dalnas zusammen mit den Jedi gegen den Pfad kämpfen. Die vermeintlich dramatische Nacht, in der es zu einer entscheidenden Konfrontation zwischen Jedi und den Bürgern von Dalna kommt, bei der viele sterben und die Jedi die Schuld dafür erhalten, findet demnach nie so statt. Es bleibt unklar, warum dieses Ereignis in Phase I der Hohen Republik so einen verrufenen Status genießt, da die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung von Dalna vonseiten der Jedi schlicht nicht bemerkbar sind und es auch nicht möglich ist, die Schuld im Nachgang nachvollziehbar auf die Jedi zu lenken.

Mit Verlaub, Sie sind ein Arschloch

Die Übersetzung ist – wie auch in Die Verschwörung – größtenteils sehr gut gelungen. Schiffsnamen behalten ihre Bezeichnungen und auch der Klappentext ergibt dieses Mal etwas mehr Sinn. Doch das Siezen von Axel durch Gella katapultiert sich spätestens in diesem Roman ins Absurde. Ja, Gella ist eine Jedi, ja, Axel ist eine Art Promi und ja, Gella siezt auch andere Nicht-Jedi – auch Kyong Greylark. Mit Kyong Greylark verbindet sie aber auch keine romantischen Spannungen. Diese sehe ich zwischen Gella und Axel zwar auch weiterhin nur selten – könnte auch am Sie liegen – aber wenn man diese unterstellt, kann man sich die Figuren nicht bis ins letzte Kapitel siezen lassen. Das zerstört jegliche sowieso schon ausbaufähige Dynamik. Zumal die Diskrepanz, dass Axel Gella duzt und sie ihn siezt, das alles nur noch absurder macht. Also hier ist die deutsche Übersetzung wirklich nur schwer nachvollziehbar.

Fazit

Zusammenfassend ist Die Vernichtung ein ambivalentes Werk. Es bietet einen soliden Abschluss der zweiten Phase der Hohen Republik und verbindet verschiedene Handlungsstränge, leidet jedoch unter einer teils überladenen Erzählstruktur und schwankender Charakterentwicklung. Das Verlassen darauf, dass andere Werke die andere Seite der Geschichte erzählen und der Gebrauch von Kommunikationsproblemen als erzählerisches Mittel schwächen das Gesamtbild. Dennoch lohnt sich der Roman für Fans der Reihe, die weitere Einblicke in die politischen und plötzlich stark militarisierten Pfad-Konflikte dieser Ära suchen. Für Leser, die jedoch eine abgeschlossene und stringente Geschichte erwarten, könnte Die Vernichtung weniger befriedigend sein. Hier muss dann definitiv kurz darauf Der Pfad der Rache gelesen werden. Das löst zwar nicht die Verwunderung rund um die falsch dargestellte Nacht des Leids, aber erklärt zumindest so manche offenen Fragen.

Wir danken Blanvalet für die Bereitstellung des Rezensions- und der Verlosungsexemplare.

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Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.

Gewinnspiel

Mit freundlicher Unterstützung von Blanvalet verlosen wir 5x Die Hohe Republik – Die Vernichtung.

Um am Gewinnspiel teilnehmen zu können, müsst ihr nur die nachfolgende Frage beantworten und das unten stehende Formular ausfüllen:

Wie heißt der Kanzler, der zusammen mit Kyong Greylark regiert?

    Der Preis wird unter allen Einsendungen mit der richtigen Antwort verlost.

    • Nur eine Einsendung pro Person/Familie/Haushalt!
    • Einsendeschluss ist Sonntag, 06.10.2024, um 23:59
    • Der Preis wird nur innerhalb der Bundesrepublik Deutschland versendet!
    • Sämtliche gesammelten Daten dienen nur dem Zweck des Preisversands und werden nach dem Ende des Gewinnspiels und dem Versand des Preises wieder gelöscht.
    • Alle Angaben ohne Gewähr! Eine Barauszahlung des Gewinnes ist ausgeschlossen.

    In diesem Sinne: Möge die Macht mit euch sein!

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