Mit The High Republic: Cataclysm von Dr. Lydia Kang endet seitens Random House Worlds (vormals Del Rey) das Aufgebot an Geschichten aus der zweiten Phase von Star Wars: Die Hohe Republik. Der Zweiteiler mit Convergence von Zoraida Córdova (plus auditives Zwischenspiel mit The Battle of Jedha von George Mann) konzentrierte sich auf die Fehde zwischen den Planeten Eiram und E’ronoh sowie die Versuche des dalnanischen Kultes „The Path of the Open Hand“, diesen blutigen „Forever War“ am Laufen zu halten. Lydia Kang hat nun die Aufgabe, einerseits diesen Konflikt aufzulösen und andererseits auch die in Phase I angedeutete Schlacht von Dalna zu inszenieren. Ob ihr dies gelingt, verrate ich euch heute in meiner Rezension.
Diese Rezension ist nur teilweise spoilerfrei! Das heißt, dass ich keine Charakterschicksale oder überraschenden Wendungen verrate, aber dennoch den groben Handlungsablauf skizzieren werde, da dies für meine Kritik in der Form nötig ist. Lest also auf eigene „Gefahr“ weiter. Alles klar? Dann auf geht’s!
Auch wenn meine Reaktion auf den Vorgänger Convergence eher lauwarm ausfiel, hat es auf jeden Fall gut getan, in Cataclysm „altbekannte“ Charaktere wie Xiri, Phan-tu und Gella Nattai wiederzusehen, die damals bereits sympathisch waren. Auch wenn der eigentlich in Convergence beigelegte „Forever War“ nun wieder aufkeimt und sich manche Elemente im ersten Drittel dieses Romans daher etwas repetitiv anfühlen, schafft Lydia Kang es, diesen Konflikt weitaus spannender zu inszenieren als vorher. Dies gelingt durch einen starken Fokus auf Sympathieträger wie Kanzlerin Kyong Greylark, die dereinst von Axel Greylark verratene Gella Nattai und tatsächlich auch durch den widerlichen, aber kompetenten neuen Antagonisten Binnot Ullo, der bereits in Convergence auftrat, in Cataclysm nun aber in weitgehender Abwesenheit der Mutter des Pfads der Offenen Hand als Endgegner herhalten muss. Kang gelingt es, Binnot zu einer hassenswerten Figur mit einer eigenen Agenda zu machen und ihn zugleich als Spiegel für Axel Greylark einzusetzen, was seiner Charakterisierung guttut.
Apropos Axel f**king Greylark. Meine Verachtung für diese Figur ist, denke ich, online gut dokumentiert, sei es in Kommentaren oder im JediCast, aber auch hier leistet Kang ganze Arbeit, wobei ich durchaus beobachte, dass Axel selbst nach wie vor ein absolut antipathischer Kotzbrocken ist und sämtliche Hoffnungen, die man in ihn setzt, durch positiv konnotierte Figuren wie Kyong und Gella hervorgerufen werden. Dennoch, diese wackere Konstellation darf Lydia Kang durchaus als Erfolg verbuchen. Wie seine Reise in diesem Buch ausgeht oder warum er auf dem Cover eines von Gellas Schwertern trägt, sei an dieser Stelle aber nicht verraten.
Im vorletzten Absatz klang aber auch bereits eines meiner größten Probleme mit diesem Buch an: die Blindstellen, die anderen Werken der zweiten Phase von Die Hohe Republik gehören. Die Schlacht von Dalna ist natürlich der ultimative Höhepunkt dieser Phase und wird dementsprechend nicht nur in Cataclysm, sondern voraussichtlich auch in Path of Vengeance thematisiert werden. Dementsprechend verschwindet die Mutter plötzlich aus dem Geschehen und kein weiteres Wort wird über sie verloren, weil sie wohl wichtiger für den Marda-Ro-Plot der YA-Romane ist als für das weitere Schicksal von Axel, Gella und Co., aber immerhin dürfen wir Gesprächsfetzen „mithören“, die wohl aus Konversationen mit den YA-Figuren stammen. Gleichzeitig passiert während der Schlacht von Dalna plötzlich eine Art Schisma, das einfach aus heiterem Himmel kommt, nicht weiter erklärt wird und mich als Leser zunächst massiv verwirrt hat.
Diese narrativen Unschärfen versucht Cataclysm dann mit einer bombastischen Schlacht sondergleichen wettzumachen, die auf Dalna wohl einige Narben hinterlassen wird. Zugegeben, unter der „Night of Sorrows“, die in Justina Irelands Phase-I-Werk Mission ins Verderben angedeutet wurde, habe ich mir einen lange nicht so gigantischen, bewaffneten Konflikt vorgestellt, aber Kopfkanon beiseite: Das war etwas übertrieben, liebe Phase-II-Autor*innen. Was mit einer kleinen Infiltration auf Dalna beginnt, mutiert binnen weniger Seiten direkt in eine Schlacht mit mehreren Fronten, in der plötzlich Kampfdroiden, fanatische Kultisten, Jedi und die Bürger Dalnas aufeinandertreffen. Was mich am meisten irritiert hat war, dass immer mehr „Random Jedi“ im Schlachtgeschehen „gespawnt“ sind, deren Anwesenheit unter höchst fadenscheinigen Vorwänden gerechtfertigt wurde – zumindest bei den ersten beiden Gruppen. Später hat man sich dann auch dies gespart. Hauptsache, es gab etwas Kanonenfutter für die hungrigen Namenlosen…
Ja, Cataclysm ist weitaus spannender geschrieben als Convergence, und ja, der Eiram-E’ronoh-Plot findet ein, wie ich finde, befriedigendes und emotional erfüllendes Ende. (Wobei wir ja auch aus Into the Dark von Claudia Gray ein bisschen „Zukunftswissen“ über das weitere Schicksal beider Planeten haben.) Auch die politische Arena wird durch die „Mutter des Jahrtausends“ Kyong Greylark sowie ihren Co-Kanzler Orlen Mollo gut bedient, und die Wege, die Lydia Kang mit Jedi-Figuren wie Gella oder Creighton Sun beschreitet, erachte ich als äußerst gelungen. Vieles in dieser frühen Zeit der Hohen Republik wurde plastischer dargestellt und man bekommt ein besseres Gefühl für die Galaxis als Ganzes, als es das noch in der ersten Welle der zweiten Phase der Fall war.
Ihr hört jedoch bestimmt schon das „Aber“ kommen, und ihr täuscht euch natürlich nicht: Während die Spannung und die Action das Buch über die zweite Hälfte hinweg durchaus zu tragen vermögen, gibt es Risse in der Fassade, die insbesondere die letztlich für mich unbefriedigende Finalschlacht zu Tage fördert. Zu wenig darf die Leserschaft über das erfahren, was wirklich auf Dalna passiert ist, und zu viel wird auf Blaster- und Lichtschwertgefechte und plötzliche Todesfälle gesetzt, um uns bei der Stange zu halten. Die scharfe Trennung zwischen YA- und Erwachsenenroman schadet hier wirklich und ich hätte mir tatsächlich gewünscht, Cataclysm würde mir mehr von Path of Vengeance vorwegnehmen, einfach nur, um diese klaffenden Logiklücken in diesem Buch zu füllen.
Insgesamt lässt sich sagen, dass Convergence, The Battle of Jedha und Cataclysm sicher ihre Stärken haben, und insbesondere letzterer Roman hat definitiv mehr Stärken als die anderen beiden Werke zusammen, doch schlussendlich handelt es sich bei dieser Trilogie lediglich um eine Nebenhandlung, und ich muss mich doch wundern, warum Phase II nicht einfach aus einer Young-Adult-Trilogie bestanden hat. Für Fans von Axel Greylark (die es wirklich gibt, versichert man mir) dürfte Cataclysm aber immerhin ein absoluter „page-turner“ sein.
Ich bin in diesem Sinne nun gespannt, was ihr alle über dieses Buch (und die zweite Phase insgesamt) denkt.
Vielen Dank an Random House Worlds für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, dessen zweite Phase 380 Jahre vor Episode IV spielt und einen neuen Einstiegspunkt bietet. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I und Phase II.
Ach High Republic…. nach der vielversprechenden ersten Phase und dem tollen Start der zweiten Phase mit „Path of Deceit“, hat die Reihe gerade einen kleinen Hänger…
Ich habe das Gefühl, dass zu viele Charaktere hineingeschrieben wurden und damit den Kern und auch die Hauptfiguren sehr verwässern. Natürlich soll die Vielfalt für ein Gefühl einer großen Galaxis und deren Konflikte sorgen, allerdings fällt es einem dadurch schwer für einzelne Personen wirklich eine Verbindung aufzubauen. Gerade wenn man nur knapp 400 Seiten dafür übrig hat…
Auch die Autorenschaft ist mittlerweile gut gewachsen und damit auch die Köche die an der Suppe mitkochen…
Ich werde trotzdem dabei bleiben und schauen wie sich alles entwickelt, denn das Potenzial da ist zeigt Phase 1 mit all seinen Ideen und Konzepten….
Mir geht es aktuell leider auch so. Hoffe wirklich, dass das primär an dem Prequel-Charakter der zweiten Phase liegt und die bekannten Figuren in der dritten Phase wieder einiges ausbessern.
Irgendwie zündet aber auch die Story kaum und da hoffe ich, dass man in Phase 3 mit den bekannten Figuren wieder bessere Ideen hat und diese auch umsetzt. Auch wenn The Fallen Star ja schon so ein kleines Anzeichen dafür war, dass das vielleicht nicht nur an dem jetzigen Prequel-Charakter liegen könnte.
Ich hoffe auch auf eine versöhnliche 3. Phase und auf ein zufriedenstellendes Ende der 2. Phase mit Scotts „Path of Vengeance“. Der Ausrutscher mit „Fallen Star“ ist natürlich ein bisschen ärgerlich, allerdings habe ich sowieso das Gefühl, dass Claudia Gray besser funktioniert wenn sie nicht in ein vorgeschriebenes Story- und Lore-Corset gesteckt wird, sondern eher eigenständig Geschichten entwickeln kann…
Es bleibt also spannend! 🙂
Kann deine Rezension so im Großen und Ganzen unterschreiben. Die Kritik, das das Schicksal der Mother offen bleibt, fand ich aber weniger schlimm. Das Buch ist ja aus verschiedenen POVs geschrieben, keine der Personen weiß aber was mit der Mother passierte. Es ist also weniger das die Leser dumm gehalten werden sondern einfach das es zu dem Zeitpunkt noch nicht aufgedeckt ist.
Alles in allem ist der Roman für mich (nach Light of the Jedi) der zweitbeste Roman der High Republic. Nachdem der Mittelteil der 2ten Phase sehr schwach war, sowohl in den Comics als auch in den Bücher, bin ich jetzt endlich wieder voll drin in der Thematik und freue mich sehr auf Path of Vengeance.