Rezension: Die Hohe Republik – Die Verschwörung schwächelt in der Umsetzung

Am 17. April 2024 erschien bei Blanvalet mit Die Hohe Republik – Die Verschwörung die deutsche Übersetzung des ersten Erwachsenenromans der zweiten Phase der Hohen Republik. Unter dem Titel Convergence erschien dieser ursprünglich bereits am 22. November 2022 und wurde von Zoraida Córdova geschrieben. Wieso der Roman in seiner Ausgangsprämisse Spannung erzeugt, dann aber gerade bei seinen wichtigsten Figuren und Plotpunkten schwächelt, soll diese Rezension aufarbeiten.

Wenn sich selbst die Hüter des Friedens misstrauen, wird es Krieg geben! Die zweite Phase der Hohen Republik beginnt.

Es droht Krieg zwischen den Planeten Eiram and E’ronoh. Die Jedi-Ritterin Gella Nattai soll zusammen mit Axel Greylark, dem Sohn der Kanzlerin der Republik, vermitteln. Doch Gella Nattais Glaube an die Macht, ihre Ruhe und Distanziertheit sind ihrem Partner zutiefst suspekt. Im Gegenzug hält sie den jungen Mann für einen aufgeplusterten Partygänger ohne jede Selbstdisziplin. Wie sollen die beiden einen Krieg verhindern, wenn nicht einmal zwischen ihnen Frieden herrscht?

Klappentext Die Verschwörung von Blanvalet

Spannende Prämisse

Das zentrale Thema des Romans ist die Sicherstellung eines langfristigen Friedens zwischen den Erbfeinden Eiram und E’ronoh, die wir bereits auch aus der ersten Phase kennen. Dort dienten sie vor allem in In die Dunkelheit als Rückblicks-Schauplätze für Cohmac, während am Ende der Phase auch der Roman Der gefallene Stern im Orbit des Planeten Eiram spielte. Auf den ersten Blick hat der Roman also ziemlich wenig mit dem ganzen Drama rund um Dalna, Pfad und Jedi-Hass zu tun. Doch diese Elemente fließen früher oder später in Wellen, bei denen Eiram den Schutzschild hochfahren würde, mit in die Handlung ein und wirken dadurch fast unnatürlich fehl am Platz. Denn die zweite Phase hatte eine zentrale Stärke/Schwäche: Die Werke waren nicht mehr so stark verbunden, wie noch in der ersten und die „Haupthandlung“ findet auch eher in den Young Adult-Werken Der Pfad der Täuschung und Der Pfad der Rache statt. Das hätte die Möglichkeit eröffnet, diesen Roman etwas losgelöster zu erzählen und sich voll der politischen Mammutaufgabe eines Friedensvertrages zu verschreiben. Doch dann kommen eben zu oft der Pfad oder andere externe Faktoren hinzu, die nicht immer ganz glaubhaft und eher wie eine zwanghafte Verbindung wirken.

Denn die Ausgangslage, die langen Jahre an Feindschaft, die so tief reicht, dass sich Abgesandte der Planeten tagelang Listen von Verfehlungen an den Kopf werfen können, ohne überhaupt zu wissen, wo diese Liste beginnt und endet, ist in sich schon spannend genug. Die Opposition in den eigenen Reihen, Widerstand der eigenen Leute gegen einen vermeintlich oktroyierten Frieden aus den Federn einer gerade erst eingetroffenen Delegation, all das ist ein vielversprechendes Konzept. Während der Roman in der ersten Hälfte genau dieses Konzept zu verfolgen scheint, kommen in der zweiten zunehmend externe Faktoren hinzu, die den Fokus vom Konflikt der Planeten untereinander immer mehr ablenken und sie eher zum Spielball anderer Mächte machen. Das Problem aber ist, dass diese anderen Mächte eben nicht der Grund sind, wieso diese Planeten seit Jahrhunderten im Streit liegen. Natürlich haben sie vielleicht ein – wenn auch nur schwaches und reichlich konstruiertes – Interesse daran, dass der Kampf weitergeht, aber der Wunsch der Einheimischen nach Frieden müsste um ein Vielfaches schwerer wiegen als deren Ansichten und damit auch eine größere Rolle spielen. Stattdessen sind die einzigen Antagonisten aus den Reihen der beiden Planeten recht schnell als Mitglieder einer fanatische Splittergruppe von E’ronoh identifiziert, wohingegen Nuancen von begründetem Widerstand und Skepsis an diesem Frieden kaum Repräsentation finden. So kommt eine etwaige Gegenposition von Eiram nie ins Spiel, was schade ist, weil es E’ronoh einseitig zur uneinsichtigen Seite degradiert. Hätte man auf die externe Verwässerung verzichtet, wäre mehr Platz für beidseitige Vorbehalte aus dem einfachen Volk gewesen.

Chaos ohne Charakter

Eine der größten Schwächen des Romans abseits der unfokussierten Handlung und dem Drang sich einem größeren Ganzen zugehörig zu fühlen, ohne dass es Sinn ergibt, sind darüber hinaus vor allem zwei der Hauptcharaktere. Während Xiri und Phan-tu – die beiden Thronerben der verfeindeten Planeten – gut dargestellt werden und ihre Bedenken zumindest Platz finden, schafften es Gella Nattai und Axel Greylark nie, dass ich mit ihnen mitfühlen wollte oder konnte. Das liegt an mehreren Punkten: Zum einen ist da ihre „tragische“ Vergangenheit, die wie ein Mühlstein vor, neben und hinter ihnen herumgetragen, aber nie wirklich erklärt wird oder wenn, dann nicht nachvollzogen werden kann. Gella erzählt die ganze Zeit nur vage von ihrer vorherigen Mission und dass ein Jedi jetzt eine Schramme davongetragen hat. Das ist für sie Anlass, am besten gar nichts mehr zu riskieren und sich immerzu Schuldgefühle einzureden. Dass der Jedi aber nur ne Prellung hatte, scheint nicht so ganz bei ihr angekommen zu sein. Dass sie dann auch noch zwangsversetzt wird, mag drastisch sein. Andererseits erhalten wir aber auch nie die ganze Story, was es schwermacht, mit ihrer Figur als Ganzes mitzufiebern.

Axel hingegen erklärt seine tragische Vorgeschichte im Verlauf des Romans immerhin mal kurz, aber auch diese ist eher belanglos. Natürlich hat er seinen Vater verloren, aber die Umstände wie es dazu kam, rechtfertigen nicht wirklich den Hass, den er auf die Jedi zu haben scheint. Das sorgt erneut dafür, dass man es nicht als nachvollziehbar erachtet, dass aus dieser Erfahrung all die extremen Taten resultieren, die er seitdem veranstaltet hat. Axel hätte ein so toller, komplexer Charakter sein können, der im Schatten seiner Mutter steht und rebelliert. In etwa wie der erwachsenere Gegenentwurf zu Kitrep Soh aus der ersten Phase. Stattdessen wird er zum bockigen Playboy, der nie in die Lage versetzt wird, so wirklich sein diplomatisches Geschick zu zeigen, sondern immer nur von oben herab als Advokat einer weiteren Fraktion agiert. Über den „Twist“ am Ende des Romans will ich hier gar nicht zu viele Worte verlieren, aber spätestens dann hat sich die Figur und damit leider auch in Teilen der Roman selbst ins Aus geschossen.

Glaubwürdige Welt, unglaubwürdiges Finale

Was mir jedoch beim erneuten Lesen wieder sehr viel Spaß gemacht hat, war das komplette Worldbuilding rund um die beiden Hauptplaneten. Egal ob kleine Details wie die Sommersprossen auf den Gesichtern der Eirami oder das Ehrenschwert der E’roni, oder größere Punkte, wie die lange Dürre und die Notwendigkeit, Eis zu importieren, während Eiram fast unter Wasserstürmen und Monsuns zu versinken droht. Wie bereits damals im JediCast angesprochen, kam mir auch dieses Mal wieder der Gedanke, dass eine noch metaphorischere Aufteilung der Welten spannend gewesen wäre. So wie sie beide vom gleichen Mond abhängig sind, wäre es auch spannend gewesen, wenn sie sich gegenseitig eigentlich hervorragend versorgen könnten, aber der Krieg sorgt für Hungersnöte und Wasserknappheit. So könnten die Steine von E’ronoh dem Wasserplaneten Eiram bei Dämmen helfen, während die vielen Regentage auf Eiram die Wasserknappheit auf E’ronoh beseitigen könnten. Das hätte noch mehr verdeutlicht, wie stark diese Planeten zusammenhängen, und auch den zentralen Plotpunkt des Romans metaphorisch begleitet, dass sie zusammen stärker sind.

Lediglich das Ende des Romans legt tatsächlich an einiges Lob – wenn man mal die externen Faktoren ausblendet – rund um die Verschwörung die Fällaxt an. Denn was da an Kampf und regelrechtem Krieg entbrennt, nur damit die Autorin ihr „episches“ Finale durchziehen kann, zerstört jegliche Glaubwürdigkeit, die bis dahin erreicht wurde. Zudem wird das dann im letzten Kapitel mehr oder weniger weggewischt: War ja nur die Schuld einer Person und die ist ja jetzt gefasst. Obwohl der Pfad mehrmals erwähnt wird, veranlasst das Gella und Co nicht zu nähergehenden Nachforschungen, weshalb sie auch später im Hörspiel Die Schlacht von Jedha noch frei walten dürfen, obwohl man das hätte verhindern können. Viel schlimmer sind da nur die Opfer, die wortwörtlich für eine coole Szene von Xiri und Phan-tu und das ultimative Chaos einer Figur geopfert werden und weniger tragisch zu sein scheinen als die Todesmarschprozession in der Mitte des Romans. Der Roman will zum Ende hin zu viel Action ohne ausreichende Substanz und holt sich quasi noch externe Unruhestifter hinzu, die sich verhalten wie die – um den Beginn des Absatzes aufzugreifen – Axt im Walde, was so gar nicht zu ihrer Profession passen will und nur dazu dient, noch mal mit einem dramatischen Paukenschlag das Ende zu begehen. Lange Zeit habe ich mir beim erneuten Lesen die Frage gestellt, wieso ich damals nicht allzu begeistert von dem Werk war und am Ende kam die Erinnerung wieder zurück und ich stehe weiterhin dazu, dass das kein adäquates Finale für einen solchen Roman mit einer eigentlich so starken Ausgangsprämisse ist.

Du darfst mich siezen

Zuletzt möchte ich noch kurz auf die Übersetzung eingehen. Insgesamt ist diese sehr gut gelungen, auch wenn hier und da mal ein paar „er“ und „es“ vertauscht waren, aber das überliest man im Zweifel recht einfach. Was mich jedoch mehr gestört hat, waren zwei Punkte. Zum einen ist die Catchphrase des Klappentextes maximal seltsam und unpassend zum Roman. Was bitte soll „Wenn sich selbst die Hüter des Friedens misstrauen, wird es Krieg geben!“ bedeuten? Die Hüter des Friedens sind für gewöhnlich die Jedi und wenn es etwas in diesem Roman nicht gibt, dann ein Misstrauen zwischen denen. Zudem führt selbst das Misstrauen zwischen anderen Figuren nie so wirklich wieder zum Krieg. Sie sind alle recht intelligent und durchschauen schnell, dass es meist Versuche sind, die Friedensverhandlungen zu unterminieren. Also wem gilt dieser Satz? Mir erschließt er sich nicht.

Schwerer kommt dann nur der unpassende Einsatz des Siezens und Duzens im Roman zum Tragen. Besonders auffällig und störend ist das bei den Unterhaltungen zwischen Axel und den anderen drei Mitgliedern der Stammbesetzung. So reden sie Axel alle mit „Sie“ an, während er ständig alle duzt. Das Duzen passt zwar zu ihm, aber das Siezen passt nicht zu den anderen. Sie verbringen Wochen zusammen auf einer diplomatischen Mission, werden sowas wie Freunde und trotzdem siezt Gella ihn selbst am Ende beim hochemotionalen Finale noch, wo sie von Decken zerquetscht zu werden drohen. Also spätestens da hätte man diese Höflichkeit ja mal ablegen können. Zumal zwischen den beiden ja eine Art romantische Anziehung existieren soll. Diese erstirbt aber spätestens beim dritten „Sie“ endgültig.

Fazit

Die Verschwörung ist ein solides Werk, das bei der Umsetzung der vielversprechenden Ausgangsidee jedoch einige Schwächen mitbringt, die man aus der Hohen Republik nicht so gewohnt ist und die hätten vermieden werden können. Während der Grundkonflikt und das Ziel des Romans spannend sind, verwässert die Autorin diese zunehmend durch externe und nur schwach motivierte Interventionen, die den beiden Planeten selbst die Seitenzahlen stehlen, um ihre begründeteren Bedenken dagegen glaubwürdiger ausspielen zu können. Zudem setzt das Finale zu sehr auf die Eskalation, was den dabei vollzogenen Akt zu unrealistisch und für das eine Bild gewollt erscheinen lässt. Zudem leiden zwei der Hauptfiguren stark an zu wenig Tiefgang und während eine davon ihre Vergangenheit nie so wirklich aufarbeitet und damit auch für den Leser ein Geheimnis bleibt, tendiert die andere zu unnachvollziehbaren Handlungen, was in Anbetracht ihrer Vorgeschichte als zu unbegründet erscheint. So bleibt am Ende der Befund, dass der Roman in seinen Grundideen hervorragend wirkt, aber an der Umsetzung am Ende ein Stück weit scheitert.

Wir danken Blanvalet für die Bereitstellung des Rezensions- und der Verlosungsexemplare.

Gewinnspiel [BEENDET]

Mit freundlicher Unterstützung von Blanvalet verlosen wir 5x Die Hohe Republik – Die Verschwörung!

Um am Gewinnspiel teilnehmen zu können, müsst ihr nur nachfolgende Frage beantworten und das unten stehende Formular ausfüllen:

Zwischen welchen beiden Planeten soll in Die Verschwörung ein Friedensvertrag geschlossen werden?

Das Gewinnspiel ist beendet!

  • Die Preise werden unter allen Einsendungen verlost.
  • Nur eine Einsendung pro Person/Familie/Haushalt!
  • Einsendeschluss ist Sonntag, der 05. Mai 2024, um 23:59
  • Die Preise werden nur innerhalb der Bundesrepublik Deutschland versendet!
  • Sämtliche gesammelten Daten dienen nur dem Zweck des Preisversands und werden nach dem Ende des Gewinnspiels und dem Versand der Preise wieder gelöscht.
  • Alle Angaben ohne Gewähr! Eine Barauszahlung der Gewinne ist ausgeschlossen.

In diesem Sinne: Möge die Macht mit euch sein!

Update 06.05.2024 08:51: Die Auslosung

Zwichen Eiram und E’ronoh soll ein Friedensvertrag geschlossen werden! Von den Einsendungen mit der richtigen Antwort wurden folgende:r Gewinner:in aus dem Lostopf gezogen:

  • Bernd P. aus Besigheim
  • Julius K. aus Würzburg
  • Chris B. aus Stralsund
  • Philipp v. S. aus Lüneburg
  • Angelina P. aus Homburg

Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß beim Lesen!
Und vielen Dank an Blanvalet für die Bereitstellung der Preise!

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