Am 21. April veröffentlichte Disney-Lucasfilm Press in den USA die Jugendromanfassung von Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers. Genau wie bei Das Erwachen der Macht und Die letzten Jedi durfte Michael Kogge für dieses Werk wieder seine Feder schwingen, bzw. in die Tasten hauen, um uns Episode IX in diesem kompakten Format nachzuerzählen. Als großer Fan der Jugendromane zu VII und VIII war ich gespannt, wie Kogge diesen Film umsetzen würde – vor allem, da ich persönlich, und das sei gleich vorneweg gesagt, absolut kein Fan von J.J. Abrams‘ und Chris Terrios Finale der Skywalker-Saga bin. In der nachfolgenden Rezension werde ich auch auf Vergleiche zum Film sowie zum Erwachsenenroman von Rae Carson eingehen.
In der Kürze liegt die Würze: Pablo Hidalgo meinte einst zu mir, dass Star Wars in kürzeren Erzählformen für ihn oft besser funktioniere als in längeren. Dieser Jugendroman ist an einigen Stellen ein gutes Beispiel dafür, denn um die Handlung dieses über zwei Stunden langen, überfrachteten Films auf gut 200+ Seiten abzubilden, müssen Abstriche gemacht werden. Und die Art der Kürzungen offenbart auch oft, was im Film unnötig war. Die größten „Leidtragenden“ jener Kürzungen sind die Ritter von Ren. Bei ihren ersten Auftritten werden sie lediglich als „Söldner“ beschrieben und erst, als Ben ihnen am Ende den Garaus macht, wird einem kurzen Absatz ihre Relevanz für die Handlung erklärt. Auch andere Subplots des Films verschwinden und werden selten vermisst. Über mehrere Kapitel hinweg hat mir die Handlung daher sogar Spaß gemacht.
Figuren-Fokus: Um diese Nacherzählung zu gewährleisten, hat Kogge sich vorwiegend auf die Perspektiven von Rey und Finn konzentriert. Ausflüge in die Gedankenwelt von Poe, Kylo oder Leia oder Nebenfiguren wie Hux gestattet sich der Autor nur, wenn Rey und Finn nicht anwesend sind. Das hat zwar einerseits zur Folge, dass Zoriis Handlungsbogen mit Poe viel mehr zur Nebensache wird, gestattet andererseits aber auch einen ganzheitlicheren Blick auf die Erlebnisse der Fokusfiguren. Hier schmückt Kogge auch gerne aus – beispielsweise als Rey gemeinsam mit Professor Beaumont Kin die alten Jedi-Texte nach Exegol durchforscht. Leia bekommt auch mehr Dialoge als im Film und wirkt somit plastischer, was ich dem Film aber wegen Carrie Fishers frühzeitigem Ableben nicht zum Vorwurf machen kann. In diesem Punkt hatten die Romanautoren Kogge und Carson einfach das dankbarere Medium.
Worldbuilding und Kontinuität: Kogge ist seit einigen Jahren als Star Wars-Autor aktiv und versteht es, auch in dem reduzierten Erzähltext der Jugendromanfassung viele spannende Querverweise einzubauen. Während Rae Carson im Erwachsenenroman viele Kanon-Bezüge herstellt, nutzt Kogge das Thema der alten Sith, um Querverweise auf Ziost, Naga Sadow und andere Legends-Konzepte der dunklen Seite einzubauen. Auch der lautliche Wandel des Namens Exegol im Laufe der Jahrtausende blieb mir hier als nettes Detail in Erinnerung. Darüber hinaus gibt es aber auch Querverweise auf Greg Ruckas Jugendroman Vor dem Erwachen sowie Szenen aus Kogges Büchern zu Episode VII und VIII. Anders als die Sequel-Filme profitieren die Jugendromane hier davon, einen gemeinsamen Autor gehabt zu haben.
Kylos Helm: Den Plot von Episode IX vergleiche ich gerne mit der Maske des tragischen Antihelden Kylo Ren – er wurde behelfsmäßig zusammengeflickt und die Nahtstellen sind schmerzlich offensichtlich. Durch die gezielten Kürzungen und ebenso gezielten Erweiterungen verwischen manche dieser Nahtstellen, aber die Kehrseite ist, dass durch die Stauchung des Plots auf so wenige Seiten sich besonders gegen Ende die Ereignisse noch schneller als im Film selbst überschlagen. Die vielen unsinnigen Wendungen und die überfrachtete Handlung lassen die Bruchstellen im „narrativen Helm“ hier besonders hell leuchten.
Weltraumpoesie: Was ich an Michael Kogges Schreibstil immer sehr zu schätzen weiß, ist – neben seiner über jeden Zweifel erhabenen Sachkenntnis – seine poetische Sprache. Gerade bei Das Erwachen der Macht hat er immer sehr schöne Bilder gefunden und wunderbare Pro- und Epiloge geschrieben. Dies tut er auch hier, und besonders den Epilog möchte ich hier hervorheben, aber bisweilen erschien er mir auch etwas zu bemüht, die hyperaktiven Handlungsabläufe mit schönen Bildern zu spicken, um den fehlkonzipierten Plot der Filmemacher schmackhaft zu machen. Ich kann nur hoffen, dass man Michael Kogge mit seinen ganzen stilistischen Stärken eines Tages auch auf eine eigene Star Wars-Story loslässt. Er hätte es verdient!
Fazit: Anders als bei Episode VII und VIII, wo ich den Jugendroman als unerlässliche Lektüre bezeichnen würde (insbesondere bei VII!), konnte mir die Adaption von Episode IX selten mehr als ein müdes Lächeln an den besseren Stellen entlocken. Das liegt eindeutig am Film, rechtfertigt den Kauf des Jugendromans aber nur für Komplettisten oder besonders an den Sith interessierte Leser.
Wir danken Disney-Lucasfilm Press herzlich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Gewinnspiel [BEENDET]
In Zeiten von Corona und reduziertem interkontinentalem Frachtflugverkehr hatte ich mir den Jugendroman bereits selbst gekauft, als wenige Tage später plötzlich doch ein Rezensionsexemplar aus dem Hause Disney ankam. Aus der Not mache ich hier aber ganz einfach eine Tugend und somit verlose ich das überschüssige Exemplar einfach unter euch, werte Leser. Beantwortet mir einfach diese simple Frage, um die Chance zu haben, 1x The Rise of Skywalker – A Junior Novel zu gewinnen:
Mit wessen Hilfe hat Rey die alten Jedi-Texte übersetzt?
Das Gewinnspiel ist beendet!
- Der Preis wird unter allen Einsendungen mit der richtigen Antwort verlost.
- Nur eine Einsendung pro Person/Familie/Haushalt!
- Einsendeschluss ist Donnerstag, der 7. Mai 2020, um 23:59
- Der Preis wird nur innerhalb der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der Schweiz versendet!
- Sämtliche gesammelten Daten dienen nur dem Zweck des Preisversands und werden nach dem Ende des Gewinnspiels und dem Versand des Preises wieder gelöscht.
- Alle Angaben ohne Gewähr! Eine Barauszahlung des Gewinnes ist ausgeschlossen.
In diesem Sinne: Möge die Macht mit euch sein!
Update 23.05.2020 16:51: Der Gewinner
Professor Beaumont Kin hat Rey beim Übersetzen der alten Jedi-Texte geholfen! Von den vielen Einsendungen mit der richtigen Antwort wurde folgende aus dem Lostopf gezogen:
- Matthias B. aus Köwerich
Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß mit dem Buch!