Mos Eisley Raumhafen. Nirgends wirst du mehr Abschaum und Verkommenheit versammelt finden als hier.
Obi-Wan Kenobi
Heute beschäftigen wir uns mit der Legends-Kurzgeschichtensammlung Sturm über Tatooine, die von Kevin J. Anderson herausgegeben wurde und zig Kurzgeschichten enthält, die eines gemeinsam haben: Sie spielen alle zeitgleich kurz vor, oder zu Beginn von Eine neue Hoffnung und behandeln Charaktere aus der Cantina-Szene. Das führt uns zum englischen Titel: Tales from the Mos Eisley Cantina. Die Originalversion erschien 1995 bei Bantam in den USA, die Übersetzung von Thomas Ziegler 1997 bei Goldmann.
Die erste Geschichte des Bandes heißt Wir spielen nicht auf Hochzeiten und wurde von Kathy Tyers geschrieben. Es geht um die Bith-Band, die in der Cantina spielen wird (die Cantina-Band). Wir erfahren, dass sie zunächst einen Exklusivvertrag für Jabba hatten, diesen jedoch, wie auch ihre Prinzipien brachen, um auf einer Hochzeit zu spielen. Selbstverständlich geht das mächtig in die Hose und die Kollegen, deren Chef ein Sabacc Spieler ist und auch recht gut zu sein scheint, sind gezwungen auf dem Wüstenplaneten zu bleiben. Durch einen neuen Freund entgehen sie sowohl Jabbas Schergen und erhalten sogar einen Job, bevor die Cantina-Szene los geht.
Dadurch, dass jeder die Band kennt, ist es recht interessant die Hintergründe und die einzelnen Mitglieder dieser auch einmal persönlich kennen zu lernen. Die Handlung ist mehr oder weniger spannend, wie es für eine Band halt üblich ist, zeigt aber tatsächlich auch nur das Gröbste auf. Ich bin mir unsicher, ob jemand, der nur die Episoden kennt tatsächlich Gefallen an dieser Geschichte findet. Aber das kann auch bei den anderen Stories der Fall sein, da „nur“ Hintergrundgeschichten geliefert werden. Die Idee hinter Wir spielen nicht auf Hochzeiten finde ich allerdings sehr gut.
Die zweite Geschichte heißt Ein Jägerschicksal und wurde von Tom und Martha Veitch geschrieben. Sie handelt von Greedos Geschichte vor dem schicksalhaften Nachmittag in der Cantina. Und mit „Greedos Geschichte“ meine ich nicht etwa die letzte Woche, sondern vier komplette Jahre. Nach dieser Geschichte wurde der Kollege also im Jahr 19 VSY geboren, wie auch die jüngeren Skywalkers. Mit seinem Auftritt in The Clone Wars wurde sein Geburtsjahr allerdings auf 44 VSY abgeändert, was dafür sorgt, dass Ein Jägerschicksal nicht vier Jahre lang ist, sondern 29 Jahre. Auch sind damit einige Aussagen nicht mehr korrekt, wie zum Beispiel, dass Han Solo Greedos erster echter Auftrag war.
Nichtsdestotrotz ist es eine tragische Geschichte, da der Rodianer von seinen „Freunden“ ausgenutzt und verraten wird. Eine „Wendung“, die leider viel zu schnell deutlich wird. Schnell? Ja, klar. Es ist ja eine Kurzgeschichte! Aber hey, diese Kurzgeschichte hat immerhin elf komplette Kapitel, also ist das schon einiges. Dabei kommen wir sogar auf mehreren Welten vorbei und machen einiges an galaktischer Geschichte mit, bevor wir schließlich Tatooine erreichen. Auch Jabbas Stadthaus wird erwähnt und einige andere Kopfgeldjäger, die mir wahrscheinlich etwas sagen sollten, es aber nicht tun. Dabei kommt trotz des bekannten Endes Spannung auf, denn Greedo gerät in einige brenzlige Situationen, nicht nur auf seinem vermeintlichen Heimatplaneten, sondern auch auf Nar Shaddaa und auch auf Tatooine selber. Diese sind tatsächlich sehr tragisch und Greedo versucht cool darüber hinweg zu schauen, doch insbesondere am Ende merkt man, dass er das leider nicht geschafft hat. Die Veitches haben es tatsächlich geschafft dem Charakter innerhalb dieser wenigen Kapitel viel, viel mehr Tiefe zu verleihen als es Eine neue Hoffnung hätte schaffen können und viele kleine bis mittelgroße Charakterentwicklungen einzubringen. Im Nachhinein fällt auf, dass die Geschichte von einem gewissen Standpunkt aus durchaus Ähnlichkeiten zu Solo – A Star Wars Story aufweist. Kurzum: Ich bin begeistert.
Die dritte Geschichte heißt Hammerstab und wurde von Großmeister Timothy Zahn geschrieben. Ich war überrascht zu erfahren, dass sie auch nach der Cantina Szene noch weiter geht, doch dazu später mehr. Hammerstab soll von der Geschichte der Tonnika Schwestern berichten, die an jenem Schicksalhaften Nachmittag in der Cantina anwesend waren. Tatsächlich treffen wir jedoch auf eine Gruppe Mistryl, so eine Art Amazonen, deren Heimatwelt indirekt durch das Imperium stark geschädigt wurde. Seitdem müssen sie sich als Söldner durchschlagen. Als gute und gefragte Söldner. Leider müssen sie durch ihre Geldnot auch Aufträge vom verhassten Imperium annehmen. Die sechs Frauen bereiten also alles vor. Im Laufe des Auftrages sehen sie sich jedoch gezwungen den Vertrag aufzulösen und das Imperium um den sogenannten Hammerstab zu entwenden. Leider führt ihre Reise letztlich nach Tatooine, direkt in den Sandsturm, den Han Solo in Greedos Geschichte bereits erwähnt hatte. So und jetzt kommen die Tonnika Schwestern ins Spiel, denn um den Sandplaneten wieder zu verlassen wollen die Mystril einen Raumfahrer anheuern, den sie in der Cantina zu finden hoffen. Da sie jedoch durch das Imperium gesucht werden – es war vielleicht doch keine gute Idee den Hammerstab zu klauen – verkleiden sie sich als die titelgebenden Figuren. Aus ihrer Sicht erleben wir dann auch einmal die komplette Szene.
Wie es von Zahn nicht anders zu erwarten war, steckt natürlich viel mehr hinter dieser Geschichte und ein galaxisweites Unterfangen wird bereits jetzt vorgestellt. Der Hammerstab ist nämlich tatsächlich für viele Beteiligte und unbeteiligte von größtem Wert. Warum genau schreibe ich an dieser Stelle nicht, seine Produktbezeichnung lautet jedoch wie folgt: „T.S. Modell Zwei. Modul Sieben, Prototyp B. Eloy/Lemmelisk.“
Die Geschichte ist also nicht nur gut geschrieben und fesselt einen in der kurzen Zeit an sich, sie verbirgt auch viel mehr als es den Anschein hat. Bisher definitiv mein Favorit in Sturm über Tatooine!
Die vierte Geschichte heißt Spiel’s noch einmal, Figrin D’an und erzählt die Geschichte von Muftak und Kabe. Moooment, wer spielt was und von wem handelt die Geschichte? Also Figrin D’an ist der Bandleader, den wir schon in der ersten Geschichte des Buches kennen gelernt haben. So, die Hauptcharaktere dieser von A. C. Crispin geschriebenen Geschichte sind das „Vierauge mit dem Rüssel“ Muftak und die Chadra-Fan Kabe. Vierauge? Ja, denn speziell in dieser Geschichte fällt auf, dass der Erzähler genau den Wissenstand hat, wie der Charakter, dem er gerade folgt. Also entweder Muftak oder Kabe. Beide wissen nicht, dass Muftak ein Talz ist.
Die beiden sind Taschendiebe, welche die Lizenz von Jabba entzogen bekommen haben. Sie „dürfen“ jetzt nur noch vom Imperium klauen und sind dabei gerade beinahe erwischt worden. Sie geraten auch direkt in die Suche nach C-3PO und R2-D2. In der Bar folgen wir dann Kabe, die einfach nur irgendjemanden bestehlen will. Ihre Wahl fällt auf Kenobi, der allerdings in genau in diesem Moment zum „Amputator“ wird.
Crispin, die ja auch schon andere hochkarätige Bücher im Star Wars Universum geschrieben hat, hat es hier geschafft eine Geschichte mit wenig Inhalt super spannend zu schreiben. Tatsächlich passiert kaum etwas und auch global gesehen hat die Geschichte kaum Auswirkungen. Lediglich Jabbas Stadthaus brennt ab, das könnte noch Auswirkungen auf andere Geschichten haben, die ich jetzt noch lesen muss.
An dieser Stelle muss ich es aber trotzdem schon einmal loswerden: Ich hasse diese alte Übersetzung von Moff, die früher genutzt wurde: Mufti. Da könnte ich jedes Mal reinschlagen. Ansonsten ist die Geschichte ok, denke ich.
Die fünfte Geschichte nennt sich Der Sandhüter und wurde von Dave Wolverton geschrieben. Sie erzählt die Geschichte des „Hammerkopfes“, des Ithorianers, der Momaw Nadon genannt wird. Er ist ein guter Freund von Muftak, dem Talz aus der vorigen Geschichte. Er ist von seinem Planeten verbannt worden, nachdem er dem Imperium Geheimnisse seines Volkes verraten hat, um die Wälder Ithors zu Beschützen, die ein eigenes Bewusstsein haben. Da die Ithorianer Tatooine als eine Art Hölle ansehen wurde er schließlich für dieses Verbrechen verbannt.
Jedenfalls versucht er die auf Tatooine ansässige Flora zu verbessern, damit sie besser wächst und hat sogar Erfolg damit. Sein eigenes Haus ist quasi ein kleines Gewächshaus.
Die Kurzversion der Geschichte: Der Verantwortliche Captain des Imperiums sucht nach R2-D2 und C-3PO, der Ithorianer, der nebenbei reich ist und die Rebellion unterstützt, will sich rächen, bekommt dies aber von seinen Bäumen verboten.
Was sich bescheuert anhört, liest sich tatsächlich verhältnismäßig gut. Der Bezug zur Cantina Szene ist zwar eher durch die Verbindung zur vorigen Geschichte gegeben, aber auch hier erleben wir sie erneut mit. Der Sandhüter ist jetzt nicht die beste Geschichte des Bandes, aber auch nicht die schlechteste bisher. Interessant finde ich, dass ich selber über die Entscheidung des Charakters nachgedacht habe und zu keinem wirklichen Ergebnis gekommen bin.
Die sechste Geschichte heißt Brenne, mein Herz, für mich und behandelt die Geschichte des Barkeepers Wuher. Geschrieben wurde sie von David Bischoff. Wuher kennen wir ja schon aus der Geschichte der Bith-Band vom Anfang des Bandes, hier erfahren wir, was er am Morgen nach der Hochzeit getan hat: Er ist zur Arbeit gegangen, um seinen Selbstgebrannten erneut zu verfeinern, denn aktuell arbeitet er am perfekten Schnaps für Tatooines höchsten „Würdenträger“ Jabba den Hutten. Eine einzige Zutat fehlt aber noch, Wuher kann aber nicht mit Bestimmtheit sagen welche. Jedenfalls wird er auf dem Weg zur Bar von einem Droiden aufgehalten, die er einfach hasst, weil sie sich nicht wehren können, der auf der Flucht vor den Jawas ist und um Asyl bittet. Er war einmal eine R2-Einheit, doch hat ein voriger Besitzer diverse Extras ziemlich schlampig eingebaut und so ist der Droide nun eher eine Küchenmaschine als ein Astromech. Wuher gewährt ihm natürlich kein Asyl, kommt aber später noch einmal auf ihn zurück.
Die Geschichte hat einen interessanten Schreibstil. Eigentlich kann man ihr nichts abgewinnen, wenn man nicht bis zum Ende liest, denn es handelt sich tatsächlich um eine Aneinanderreihung von verschiedenen Ereignissen, einschließlich der Cantina Szene, die offenbar überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Lediglich die letzten zwei drei Seiten klären auf, was die Geschichte des Barkeepers für eine Daseinsberechtigung hat. Dabei erfahren wir auch, was mit Greedos Leiche passiert ist. Greedo selber wird dabei etwas anders geschrieben als in seiner eigenen Geschichte, was sich jedoch auf seine Angst zurückführen lässt, das ist also gar nicht so schlimm. Letztlich, finde ich, ist Brenne, mein Herz, für mich eine gelungene Darstellung von Wuher, die zu seinem kurzen Auftritt in Eine neue Hoffnung zu passen scheint und auch zu seinen anderen Erwähnungen passt.
Barbara Hamley steuert die siebte Geschichte dieses Bandes bei: Nachtlilie, welche die Geschichte des Liebespaares erzählt. Zugegeben: Mir ist das Liebespaar in der Cantina-Szene noch nie aufgefallen, doch offenbar muss es einen Gotal gegeben haben, der mit einem blauen Mädchen anbandelt, welches einige „Hügel“ auf dem Kopf hat, die als rudimentäre Hörner betrachtet werden können.
Der Gotal ist dabei der Jäger Trevagg, der schon als Kopfgeldjäger gearbeitet hat, nun aber als Steuereintreiber für das Imperium tätig ist. Er ist dabei einer der korrupten Beamten, die versuchen sich soweit es geht selber zu bereichern, ohne dabei Rücksicht auf andere zu nehmen und schnell wird dem Leser klar, dass es sich hier um eine ganz besondere Art von Arschloch handelt. Spätestens als er beschließt, dass das Mädchen, welches ich oben beschrieben habe und das sich in ihrer eigenen Sprache Nachtlilie nennt, seine Bettgefährtin werden soll.
Für mich hat sich in dieser Geschichte mehr und mehr Abscheu vor dem Gotal aufgebaut, der dann am Ende in unglaubliche Befriedigung umgeschlagen ist, weil Hamley die Geschichte so geschrieben hat, dass der Beamte in mehrfacher Hinsicht unbeabsichtigt, aber mehr als aktiv auf sein eigenes Verderben hingearbeitet hat.
Auch sein Kollege Balu und der Barkeeper Wuher sehen das ähnlich und so hat die Geschichte doch noch ein nettes Ende bekommen. Das Problem bei Kurzgeschichten ist es ja immer, dass kaum oder keine Charakterentwicklung möglich ist und so ist es umso erfreulicher, dass Wuhers Charakter in mehreren Geschichten weiterentwickelt wird, da er ja in fast allen Geschichten mindestens einmal vorkommt.
Die Geschichte des Devaronianers heißt Imperiums-Blues und wurde von Daniel Keys Moran geschrieben. Sie ist die achte Geschichte dieses Buches. Außerdem ist sie die erste, die in der ersten Person geschrieben wurde. Ich selber bin ja kein großer Fan dieser Perspektive, aber wenn es gut geschrieben wird, dann ist das schon in Ordnung. Der Devarionianer erzählt uns erst einmal, wer er ist, dabei hat er einen so merkwürdigen Namen, dass ich gar nicht den Versuch gestartet habe, ihn mir zu merken, und berichtet von seiner Vergangenheit, die ihn nach einem Massenmord im Auftrag des Imperiums nach Tatooine verschlagen hat. Überraschend an dieser Stelle ist, dass der Kollege offenbar ein Musikliebhaber ist. Insbesondere auch von Musik, die durch das Imperium verboten wurde und so ist er mehr als erfreut, dass Figrin D’an und die Modalnoten, das ist die Band, die wir bereits aus der ersten Geschichte kennen, auf den Wüstenplaneten kommen will. Leider wir die Band nur für Jabba spielen. Verdammt.
Und so kommt es, dass der Devaronianer die komplette Handlung aus der ersten Geschichte einfädelt. Ein ziemlich genialer Gedanke des Autors. Da auch Wuher in dieser Geschichte offensichtlich mitspielen muss, erfahren wir auch wieder etwas über den Barkeeper, was auch wieder zu den anderen Darstellungen im Buch passt.
Die Hintergrundgeschichte des Devaronianers ist dabei etwas, ich will jetzt nicht sagen unnötig, aber irgendwie ist sie das schon. Nichtsdestotrotz macht der Rest der Geschichte das wieder wett. Die Ich-Perspektive finde ich an mehreren Stellen allerdings sehr störend.
Die nächste Geschichte ist die neunte und wurde von Kevin J. Anderson geschrieben, der ja auch als Herausgeber des Buches fungiert. Sie erzählt die Geschichte des Jawas und heißt Tauschbörse. Het Nkik lautet der Name dieses skurrilen Wüstenbewohners, der schon seit drei Jahren erwachsen ist. Er ist dabei ein Querdenker unter den Jawas, denn er ist der einzige, der nicht automatisch den Schwanz einzieht, wenn es um Konflikte geht. Er glaubt, dass die Jawas nur schwach sind, weil sie schwach sein wollen. Entsprechend kommen seine Auffassungen bei seinen Clanbrüdern und den Oberhäuptern an. Bei der Jährlichen Tauschbörse, bei welcher der Jawa einen illegalen Blaster erwirbt, taucht sein bester Freund nicht auf und Het Nkik macht sich sofort Sorgen. Mit seinen Kumpanen macht er sich auf den Weg und findet den Sandkriecher, den auch Obi-Wan und Luke gefunden haben. Zusammen mit seinem toten Freund.
Unser Jawa schwört Rache am Imperium zu nehmen, da die Sturmtruppen auch schon Jawa-Heimatbasen angegriffen hatten und begibt sich nach Mos Eisley. Dort trifft er den Ranater, der die Hauptrolle in der nächsten Geschichte spielt und der ihm einen Tusken-Anhänger verkauft. Anschließend geht Het Nkik auf seinen Feldzug mit ungewissem Ausgang.
Ganz schlimm ist in dieser Geschichte die Übersetzung von Sandcrawler, der englischen Bezeichnung für die Fortbewegungsmittel der Jawas. Heute nennen wir sie ja Sandkriecher, damals waren es Sandkrabbler. Ein Begriff, der sich mir völlig entzieht. Ich kann ihn einfach nicht lesen, ohne mit dem Kopf zu schütteln, obwohl er genauso abwegig ist, wie Sandkriecher.
Schön hingegen ist der Schreibstil, denn Anderson lässt die Jawas untereinander kommunizieren, sodass wir auch verstehen, was sie sagen und auch Kenobi scheint fließend Jawa zu beherrschen. Auch die Storyline mit dem einzelnen Jawa, der sich wehren will hat etwas, auch wenn sie doch recht stereotypisch für die klassische Heldengeschichte ist. Zusätzlich endet diese Geschichte offen. Het Nkik schießt nämlich auf die Sturmtruppen, bis sein Magazin leer ist, doch wird nicht berichtet, ob danach noch Truppen überleben und ihn niederstrecken. Ich setzte hier jetzt einfach mal auf die zehnte Geschichte des Bandes, denn der Jawa schuldet dem Ranater noch Geld.
Diese zehnte Geschichte wurde von Rebecca Moesta geschrieben und heißt Handel siegt. Der Ranater Reegesk brüstet sich damit, dass er der beste Händler und auch der vertrauenswürdigste in Mos Eisley zu sein. Er verkauft immer nur das, was er nicht braucht und die Kunden brauchen. Er benötigt noch eine Energiezelle für seinen Klan und da kommt auch schon unser Jawa ins Spiel. Einen Teil des Cliffhangers löst der Ranater damit auf, den anderen Teil dann doch nicht. Allerdings fühlt man jetzt starkes Mitleid mit dem Jawa und möchte dem Ranater einfache eine reinhauen.
Die Geschichte des Sturmtrupplers ist die elfte Geschichte dieses Bandes und schließt auch die Geschichte des Jawas endlich ab. Sie heißt Wenn sich der Wüstenwind dreht und wurde von Doug Beason geschrieben. Wir begleiten den jungen Kadetten Davin Felth, der sich gerade auf der imperialen Akademie auf Carida eingeschrieben hat und nun seine Ausbildung zum Sturmtruppler antritt. Dabei stellt sich heraus, dass er es zu mehr bringen könnte und wird zu Colonel Veers in das AT-AT Ausbildungslager versetzt. Bei seinem ersten Ausflug mit einem echten AT-AT verschwindet sein Ausbilder jedoch und der Läufer wird angegriffen. Mit einem unorthodoxen Manöver, dem Hinknien des Läufers, schafft Davin es jedoch alle Angreifer zu eliminieren. Veers verspricht ihm daraufhin ihn zu belobigen und zu versetzen.
In Wahrheit jedoch wird Davin nach Tatooine gebracht, um den offensichtlichen Nachteil der AT-ATs zu verschleiern, den er entdeckt hat. Auch Davin selber kommt irgendwann zu diesem Schluss, da ist er allerdings längst auf dem Wüstenplaneten gelandet. Hier kommen wir dann in die Handlung von Episode IV. Die Truppen suchen die Kapsel, Davin ist dabei der Truppler, der in der Episode den Dichtungsring aufhebt und sagt „Es waren Droiden“ und der auch die Kapsel gefunden hat. Außerdem „befragt“ seine Einheit die Jawas und die Lars‘, was Davin zum Schluss kommen lässt, dass er nicht weiter für das Imperium arbeiten möchte. In die Bar kommt er nur zufällig, weil er das Getümmel von außen gehört hatte. Später erschießt sein Partner den armen Jawa, was Davin letztlich zu einem Spion der Rebellen werden lässt.
Die Geschichte ist schön linear aufgebaut, hat jedoch an mehreren Stellen unangekündigte Zeitsprünge, die an mindestens einer Stelle auch nicht von einem Absatz getrennt waren. So dachte ich zwischenzeitlich, dass wir uns noch in derselben Szene befinden, obwohl wir bereits mehrere Monate weiter sind. Schön ist es wiederum, dass wir die ganze Geschichte des Sturmtrupplers erfahren und nicht nur den kurzen Part von Tatooine. Besonders spannend ist dieser Teil nämlich nicht wirklich, abgesehen von der Info, dass Davin sowohl im Dünenmeer als auch auf dem Raumhafen war.
Durch die Sicht des Charakters kommt auch wieder rüber, wie verkommen das Imperium selbst mit seinen eigenen Leuten umgeht, selbst wenn diese sich sogar an die Vorschriften halten. Geschweige denn dann, wie kaltblütig Mord befohlen und ausgeführt wird. Die logische Konsequenz folgt auf den Punkt.
Die zwölfte Geschichte in Sturm über Tatooine heißt Die Suppe ist fertig, erzählt die Geschichte des Pfeifenrauchers und wurde von Jennifer Roberson geschrieben. Vom Inhalt her erfahren wir, dass der Pfeifenraucher ein Anzati ist, einer der Vampire des Star Wars Universums. Diese trinken allerdings kein Blut, sondern das, was sie „Die Suppe“ nennen. Ein nicht näher definierter Teil des Gehirns anderer Wesen. Er betätigt sich als Auftragsmörder für diverse Auftragsgeber und verbindet so seinen Job mit dem Vergnügen. Da er auch einige Eigenschaften seiner Opfer übernimmt ist er nun süchtig nach Nic-o-tin, welches in T’bak enthalten ist. Eine ganz nette Anspielung auf die phonetisch identischen Substanzen aus der echten Welt. An dieser Stelle muss auch der Übersetzer gelobt werden, der dies richtig erkannt und an die deutschen Begrifflichkeiten angepasst hat.
Ansonsten hat mich die Geschichte aber kaum begeistern können. Neben einer ekelhaften Überbenutzung von stilistischen Mitteln, wie der Wiederholung einiger Catchphrases, wurde wieder in der Ich-Perspektive geschrieben. Das heißt der Anzati erzählt uns quasi seine eigene Geschichte und nutzt dabei diese ganzen Stilmittel, was einfach unglaubwürdig ist. Niemand denkt so.
Nebenbei bemerkt ist diese Geschichte im direkten Vergleich zu den anderen einfach irrelevant. Die Geschichte ist nicht mit den anderen verknüpft, es passiert nichts von galaktischer Relevanz, es geschieht generell nicht viel. Wir erfahren einfach nur, dass der Pfeifenraucher ein Anzati ist.
Einige Geschichten haben wir noch vor uns, doch es geht dem Ende entgegen. Die nächste heißt Der Kreuzweg, behandelt die Geschichte des Raumfahrers und wurde von Jerry Oltion geschrieben. Wir folgen hier dem Piloten BoShek, der für ein „Kloster“ Raumschiffe überführt. Diese haben meist eine heiße Kennung und sollen auf Tatooine eine neue erhalten und generalüberholt werden. Leider wird er über dem Wüstenplaneten von zwei imperialen Sternenzerstörern abgefangen, die wegen des Vorfalls mit Leia noch dort verweilen. Kann er ja nicht wissen. Auch die lokale Polizeibehörde schließt sich der Hetzjagd an und so trifft der Pilot – welcher eine leichte Tendenz zur Machtbegabung hat – auf Obi-Wan, der ihn gerne als Piloten anheuern würde, diese Szene kennen wir ja bereits. Leider muss BoShek aber ablehnen, jedoch nicht ohne vor der dunklen Seite gewarnt worden zu sein.
Bei seiner weiteren Flucht muss der Pilot sich als Prophet ausgeben. Da er jedoch keine Ahnung von der Religion seines Klosters hat, predigt er über die Macht. Diese Religion ist tatsächlich relativ lustig, da sie von der Heiligkeit der Banthas ausgeht. Auch wird das Wrack der Königinwitwe, um welches Mos Eisley herum gebaut wurde, im Detail genutzt und wir erleben das Ende des Jawas noch einmal aus einer anderen Perspektive.
Auch das Ende ist sehr gut geworden, da der Charakter vor eine Wahl gestellt wird und tatsächlich bis dahin nicht klar ist, wofür er sich entscheiden wird. Alles in allem also eine schöne Kurzgeschichte, die auch Relevanz und damit ihre Daseinsberechtigung hat.
Die nächste Geschichte handelt von Figuren, die ausnahmsweise jeder kennen sollte, nämlich Dr. Evazan und Ponda Baba. Das sind die beiden Trunkenbolde, die in der Cantina Streit mit Luke anfangen. Ponda verliert dabei bekanntermaßen seinen Arm. Sie heißt Doktor Tod und wurde von Kenneth C. Flint geschrieben. Neben den bekannten Charakteren bietet die Geschichte eine Besonderheit, die sie bisher und wahrscheinlich auch weiterhin einzigartig in diesem Band macht: Die Cantina Szene kommt nicht direkt vor. Lediglich eine Rückblende erzählt von Pondos Verlust durch Ben Kenobi.
Dr. Evazan hat mit den Aqualishanern, denen auch Ponda angehört, einen Vertrag geschlossen, der ihm seine Forschungen auf deren Heimatplaneten Ando finanziert. Diese nutzt er insgeheim jedoch, um seine eigenen Ziele voranzutreiben: Unsterblichkeit. Sein Ansatz ist dabei ebenso simpel, wie genial. Sowohl in Droiden als auch in Lebewesen werden Informationen, wie das Gedächtnis und das Bewusstsein als Elektronen gespeichert. Die kann man also einfach kopieren und in seinen anderen Kopf einpflanzen. So halb scheint das Prinzip auch zu funktionieren, doch sterben dabei mehrere Kollegen des Doktors, diverse Kopfgeldjäger, das Leben eines Senators wird zerstört und Evazans Labor ebenso. Also ein Erfolg auf ganzer Linie.
Tatsächlich ist die Geschichte auch recht spannend geschrieben, doch wird dem Leser, dem Evazans Hintergrund bekannt ist, schnell klar, was der Irre vorhat und das nimmt dann doch einiges an Überraschungseffekt. Trotzdem ist die Geschichte eine nette Fortsetzung der Geschichte der beiden und besonders Evazan ist stark in-Charakter.
Die nächste Geschichte ist die des Feuchtfarmers. Sie nennt sich Zeichne die Karte des Friedens und wurde von M. Shayne Bell geschrieben. In einer anderen Geschichte, ich glaube in der des Jawas, wurde der Inhalt schon einmal angeteasert. Ein Feuchtfarmer, bzw. unser Feuchtfarmer, versucht Frieden zwischen den Farmern, den Jawas und den Sandleuten zu stiften. Die Idee kommt ihm, als er seinen Taukollektor reparieren will und den Sandleuten das Wasser schenkt, welches der Kollektor bis dahin gesammelt hat.
Doch einige seiner „Mitfarmer“ sind dagegen. Trotzdem macht sich Ariq, so heißt der Farmer, an die Arbeit und überzeugt zunächst die Jawas von seinem Plan. Mit Erfolg. Es herrschen freundliche Beziehungen zwischen Ariq und den Jawas und als Zeichen des guten Willens werden die Jawas zu einer Hochzeit unter den Farmern eingeladen.
Die Sandleute unterdessen haben eine Bewährungszeit und die Jugendlichen sind besonders aggressiv, trotzdem scheinen die Bemühungen, auch an dieser Stelle Frieden zu stiften, zu funktionieren.
Das Imperium unterdessen ist gar nicht von der Idee angetan und tut alles dafür, dass der Kleinkrieg zwischen den drei Fraktionen andauert.
Die Geschichte ist zwar in der Ich-Perspektive geschrieben, aber trotzdem eine der besten, weil traurigsten in diesem Band. Traurig deshalb, weil der gute Wille eines einzelnen Menschen so viel bewirken kann und dann von einem großen Haufen Mistkerlen zunichte gemacht wird. Der Plan wäre aufgegangen und man fühlt richtig mit, wie Ariqs Träume zerstört und in Tatooines Wüstensand begraben werden.
Auch schön ist der Auftritt von Wimateeka, den wir in der Geschichte des Jawas bereits vom Hören her kennen gelernt haben und den wir in der Geschichte des Sturmtrupplers sterben sahen. Auch er war maßgeblich am Plan des Feuchtfarmers beteiligt und hat letztlich leider auch dafür bezahlen müssen. Traurig.
Aber diese Geschichte zeigt einmal mehr, wie verbunden die Kurzgeschichten in diesem Band sind und damit wie gut dieser ausgearbeitet ist.
Die letzte Geschichte dieses Buches ist die, auf die wir alle gewartet haben! Eine letzte Nacht in der Mos Eisley Bar von Judith und Garfield Reeves-Stevens erzählt die Geschichte des Wolfsmannes und der Lamproidin. Die Geschichte erleben wir dabei nicht live, sondern als Rückblick in der Macht, während der Schlacht von Endor, in der der Shistavane Lak Sivrak auf Seiten der Rebellen kämpft. Schnell wird klar, dass es sich hier um seine letzten Momente handelt. Durch die Lamproidin Dice Ibegon, wird er durch Visionen in der Macht geführt, die uns die gemeinsame Geschichte der beiden vorführen: Von ihrem ersten Treffen in der Mos Eisley Cantina, über Dices Tod in der Schlacht von Hoth und nun zur Schlacht von Endor, in der Sivrak sein Ende findet. Die Geschichte selber ist recht verwirrend geschrieben, doch am Ende wird letztlich alles aufgelöst und Klarheit erhellt den Leser. Auch die Liebe zwischen den beiden Charakteren wird sehr schnell rüber gebracht und man fühlt mit ihnen, während sie ihre wichtigsten Momente noch einmal durchleben. Leider ist es, wie ich finde, ziemlich deutlich zu bemerken, an welchen Stellen sich die beiden Autoren abgewechselt haben. Hier hat sich der Schreibstil leicht bis mittelstark geändert und das stört den Lesefluss ungemein. Trotzdem ist die letzte Nacht ein netter Abschluss für diesen Band.
Abschließend bleibt zu sagen, dass ich zwar lange für diesen Band und die Rezension gebraucht habe (in etwa zwei Monate), aber zeitgleich viele andere Sachen lesen konnte. Positiv aufgefallen ist, dass viele der Geschichten ineinander verzahnt waren und aufeinander aufbauten. Größtenteils waren sie zwar lokal begrenzt, aber hier wurde das größtmögliche Potential ausgeschöpft. Bei anderen und insbesondere jüngeren Star Wars Werken vermisse ich das immer noch.
Es mag allerdings den einen oder anderen abschrecken, dass wir hier immer wieder in die Cantina zurückkehren.
Mit dem riesigen Aufgebot an Autoren kann der Band ebenfalls punkten.
Eine Holocron-Bewertung gebe ich Sturm über Tatooine aber nicht, denn den ganzen Band zu bewerten, wo doch so viele Geschichten enthalten sind, erscheint mir falsch. Meine Meinung zu jeder Geschichte habt ihr ja nun gelesen.