Von Anfang an war Vaders Leben eine Feuerprobe. Endloses Leiden, eine Existenz in Ketten.
Vaneé
Heute erscheint bei Panini Star Wars #122 und darin treffen zwei mächtige Hauptfiguren zu unterschiedlichen Zeitpunkten auf Echos des verstorbenen Anakin Skywalker, bzw. Darth Vader. Zunächst reist Kylo Ren im Jahr 34 NSY mit Vaneé nach Tatooine und sucht die Orte auf, an denen die Tragödie des Auserwählten einst begann. Im zweiten Teil des Hefts muss Ahsoka Tano in der Zeit der Neuen Republik an der Schwelle zwischen Leben und Tod von einer Vision ihres ehemaligen Meisters noch eine letzte Lektion erhalten, während die Zeit des Friedens in der Galaxis immer weiter abzulaufen droht. Das Kiosk-Cover setzt Darth Vader in voller Montur mit Ben Solo gleich, während das Comicshop-Cover das mystische Duell zwischen „SkyGuy“ und „Snips“ aus der Serie adaptiert.


Kylo Ren sucht Tatooine, den Heimatplaneten seines Großvaters, Anakin Skywalker, auf! Welche Geheimnisse der Vergangenheit wehen dem jungen Tyrannen im rauen Sand von Mos Espa entgegen? Außerdem: „Schattenkrieger“, die 5. Folge der herausragenden Comic-Umsetzung der Disney+-Serie Ahsoka.
Nach dem Auftakt, den ich erst gestern frisch rezensiert hatte, darf Legacy of Vader mit Die Herrschaft Kylo Rens, Teil 2 direkt zeigen, was Charles Soule mit seiner neuen Comicreihe zu erzählen hat. Dabei treten – und ich kann bei dem Qualitätsanstieg nicht glauben, dass man das so sagen kann – erstaunliche Parallelen zum Konzept auf, das Greg Pak zuletzt mit seiner langen Darth Vader-Reihe verfolgt hat. Ja, es wird wieder Vaders Vergangenheit vom Standpunkt der „heutigen“ Handlung beleuchtet, inklusive rot eingerahmter Flashbacks und direkte Bezüge auf Szenen der Prequel-Trilogie. Was bei Pak aber meist nur schnellem emotionalen Service und künstlich aufgeblähter Gravitas diente, funktioniert bei Soule für Ben Solos aus Der Aufstieg Kylo Rens fortgesetzte Charakterentwicklung schon viel besser.
Dass der versierte Autor den Star Wars-Kanon über eigene Werke hinaus wunderbar in seine Serien einwebt, ist schon aus Rezensionen früherer Comics bekannt. Auch hier nutzt er die Stärke im Worldbuilding und schafft mit dem Besuch an bekannten Orten und der Erwähnung von bestimmten Charakteren eine große, runde Galaxis. Eine besondere Hintergrundfigur aus Episode I, die in vereinzelten The Clone Wars-Momenten glänzen durfte, darf am Ende des Kapitels sogar noch viele Jahre später auftreten. Wie leicht der mächtige Skywalker-Erbe dann aber überwältigt werden kann, wirkt nach so vielen Film- und Comic-Szenen, die das Potenzial Ben Solos offenbaren, doch sehr konstruiert.
Eine dieser Szenen findet zuvor im Heft selbst statt. Denn genau wie der Kampf vor Vaders Festung im Auftakt ist der Kampf gegen finstere Tatooine-Bewohner ein leicht holprig eingebauter Moment, der scheinbar notwendige Unterhaltungs-Action einbauen muss. Bei der Qualität ließe sich eigentlich auf fast alle Actionszenen verzichten und die starken Dialoge zwischen Kylo Ren und Vaneé mit immer wieder auftretenden Spannungen könnten für sich stehen. Immerhin thematisiert die erwähnte Szene kurz das Ende von Episode VIII und dessen Bedeutung für die einfache Bevölkerung der Galaxis; eine weitere Gelegenheit, den Star Wars-Kanon fester miteinander zu verzahnen.
Die Zeichnungen von Luke Ross stehen denen aus dem ersten Heft in nichts nach. Die Dynamik zwischen Vaders Diener und Vaders Enkel wurde aus den Dialogen so messerscharf in die Bildsprache übertragen, dass man in jedem Panel durch Mimik und Körpersprache förmlich spürt, in welche emotionalen Richtungen das Gespräch während der 20 Seiten kippt. Die Landschaft Tatooines bildet mit ihrer zunächst blendenden Helligkeit einen starken Kontrast zum düsteren Mustafar-Setting, Kolorist Nolan Woodard kann damit aber genauso gut umgehen. Die beiden bilden ein tolles Team für die Optik und bis auf kurze Zwischenunterbrechungen wird Ross den Großteil der bislang auf 12 Ausgaben angesetzten Serie zeichnen.
Bei den Zeichnungen für Ahsoka wechselt man sich stattdessen von geraden zu ungeraden Kapitel zwischen zwei Personen ab und man kann froh sein, dass für die wichtige Folge „Schattenkrieger“ Steven Cummings wieder an der Reihe war. Seine Wiedergabe der Serienhandlung ist in diesem Heft sogar wirklich stark. Autor Rodney Barnes und Cummings gelingt es, die Atmosphäre und Dramaturgie der Episode super einzufangen und sogar den Bewegtbild-Erzählfluss zu greifen. Dabei helfen die knappe Laufzeit der Folge mit wenigen Figuren und Orten. Von den Visionen vergangener Klonkriegs-Schlachten bis zu dem in Anakin durchblitzenden Darth Vader ist das ganze Heft einfach herrlich in Szene gesetzt. Cummings‘ menschliche Gesichter sind zwar auch hier nicht die besten, aber im Vergleich mit Georges Jeanty gewinnen sie ohne Zweifel. Insgesamt glänzte die Serienfolge von 2023 mehr mit Bildern als mit Story-Gehalt, was für ein visuelles Medium wie einem Comic zum Glück wie gerufen kommt.
Fazit
Einfach ein (überwiegend) sehr tolles Heft. Legacy of Vader macht nach dem vielversprechenden Start genauso gut weiter und auch wenn die Ahsoka-Adaption keine Originalgeschichte ist, macht die ikonische Folge 5 in Comicform richtig viel Spaß. Wer in zwei verschiedenen Versionen sehen will, was das Erbe Anakin Skywalkers mit machtnutzenden Hauptfiguren noch Jahre nach seinem Ende anstellt, greift am besten schnell im Kiosk, Comicfachhandel oder auf Panini.de zu, weil man sonst eine der am besten gestarteten Star Wars-Comicreihen seit langem verpasst.
Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Im nächsten Heft geht es am 21. Oktober mit Kylo Ren auf Tatooine weiter, während die Besatzung der Eye of Sion endlich Peridea und Großadmiral Thrawn erreicht. Zu den jeweiligen Sammelbänden folgen Infos, sobald uns von Panini das erste Halbjahr 2026 vorliegt.










