Rezension: Star Wars #121: Die Herrschaft Kylo Rens, Teil 1 & Ahsoka, Teil 4

Ich bin Kylo Ren. Euer Oberster Anführer. Das ist das Ende. Das ist der Anfang.

Kylo Ren

In der 121. Ausgabe des monatlichen Star Wars-Comichefts bricht eine neue Ära an. Nach Jahren voller Darth Vader-Reihen begann am 19. August zwar unmittelbar eine weitere Vader-Geschichte, die aber diesmal ganz ohne den Titelcharakter auskommen muss. Denn Legacy of Vader: Die Herrschaft Kylo Rens spielt zwischen den Episoden VIII und IX und handelt von den langen Schatten, die der dunkle Lord der Sith 30 Jahre nach seinem Tod über Endor immer noch auf die Galaxis und ihre Hauptakteure wirft. Als Zweitstory erreicht nach der kleinen Pause die Serienadaption Ahsoka das vierte ihrer acht Kapitel. Star Wars #121 bietet sich also mit dem Start der neuen Reihe, dessen US-Cover von Derrick Chew prominent auf dem Kiosk-Cover zu sehen ist, und dem Comic zu einer Streamingserie, die die meisten Fans sowieso gesehen haben, als guter Einstiegspunkt für neue Leser*innen an.

Der Start der brandneuen Comicserie: Darth Vaders Schatten weiten sich aus – und werden zur Ersten Ordnung. Kylo Rens Herrschaft beginnt. Seine dunkle Besessenheit führt ihn nach Mustafar – in Vaders Festung … Plus: Die vierte Episode der Comic-Adaption der populären Disney+-Serie um die einstige Schülerin Anakin Skywalkers: Ahsoka Tano.

Kaum hat man die Ausgabe in der Hand, fällt direkt auf, dass sich etwas an der Reihenfolge der abgedruckten US-Hefte geändert hat. Darth Vader war zuletzt immer als Zweitstory in der hinteren Heft-Hälfte platziert, während in den letzten Monaten Ahsoka stets den Anfang machen durfte. Für Charles Soules neue Reihe musste der Comic zur zwei Jahre alten Serie um Anakins ehemalige Schülerin nun nach hinten ausweichen und Ben Solos Reise immer tiefer in die Dunkelheit weiter vorne Platz machen.

Diese Reise beginnt in Legacy of Vader: Die Herrschaft Kylo Rens, Teil 1, direkt im Anschluss an das dramatische Finale von Episode VIII: Die letzten Jedi. Nach Snokes Ende, der offiziellen Darstellung davon und einer Machtdemonstration ist Ren unangefochten der neue Herrscher über die Erste Ordnung. Er leidet jedoch stark unter den emotionalen Eindrücken der letzten Zeit – allen voran die Tode seines Vaters Han Solo, seines Meisters Snoke, seines ehemaligen Meisters Luke Skywalker und die starken Bindungen zu Rey und seiner Mutter Leia Organa – und so begibt sich das Monster, das einst Ben Solo gewesen ist, nach Mustafar und zu Vaders Festung, um die Vergangenheit endgültig sterben zu lassen. Wen er stattdessen dort vorfindet, bringt Ereignisse in Gang, die uns für die nächsten Monate in Paninis Star Wars-Heft beschäftigt halten.

Die inhaltlichen Rückbezüge auf Charles Soules frühere Werke Vaders Festung, Crimson Reign: Die scharlachrote Königin und Der Aufstieg Kylo Rens spannen trotz neuer Geschichte einen schönen Bogen über die gesamte Timeline, die einige der besten Kanon-Comics überhaupt umfasst. Der Auftakt muss sich jedenfalls schon einmal nicht dahinter verstecken und überzeugt erzählerisch auf ganzer Linie. Wie sehr Charles Soule hier einen spannenden Serienstart erschafft, hatte ich zur US-Veröffentlichung des Hefts im Februar bereits im Marvel-Mittwoch dargelegt. Matthias Wieland gelingt es in der deutschen Übersetzung leider nicht immer, den angesetzten Ton der Charaktere und der Situation zu treffen. Durch manch seltsame Wortwahl in den Übersetzungen wird der Lesefluss im Vergleich zum Original etwas abgeschwächt.

Die Zeichnungen von Luke Ross gehören im Zusammenspiel mit den Farben von Nolan Woodard zum teilweise Schönsten, das aktuelle Star Wars-Comics zu bieten haben. Die düstere Grundstimmung, die sich vom Sternzerstörer Finalizer zur vulkanischen Welt Mustafar erstreckt, ist in Schatten und Farbakzenten astrein eingefangen, mit genügend Dynamik, dass es nicht langweilig oder eintönig wird. Die 20 Comicseiten lösen damit das Versprechen ein, das Derrick Chews episches Cover liefert. Insgesamt enthält die Star Wars-Heftserie optisch wie inhaltlich hier das stärkste US-Heft seit langer Zeit.

Dagegen verblasst Rodney Barnes‘ Adaption von Ahsoka mit dem fehlenden Mehrwert etwas. Die vierte Folge „Gefallene Jedi“ wird zwar ordentlich nacherzählt, ohne Musik und Schnitte kommt aber die Dringlichkeit, aus der die TV-Folge ihre Spannung zieht, nicht in Comicform rüber. Außerdem ist hier mit Georges Jeanty wieder der schwächere von den beiden Zeichnern an Bord, die die Reihe im Wechsel gestalten. Wie zuletzt sind es dabei vor allem Jeantys menschliche Gesichter, die zwischen seltsamen Proportionen und grotesken Gesichtsausdrücken schwanken und dabei das Comic-Vergnügen schmälern. Das und die kein Stück um die Vorlage erweiterte Handlung reichen dennoch nicht, um diesen Heft-Teil unter das Prädikat „Ganz nett“ zu ziehen. Man hat es vielmehr immer noch mit einer netten Zweitstory zu tun, die das grandiose erste Heft nicht abwertet, indem sie zunächst in derselben Veröffentlichung erscheint.

Fazit

Mit Legacy of Vader beginnt endlich wieder eine begeisternde Top-Serie in der Star Wars-Heftreihe, die nach dem vielversprechenden Start bestimmt weiterhin großartig unterhalten wird. Die auf den zweiten Slot verschobene Ahsoka-Adaption bleibt eine nette Beigabe dazu, deren Zeichnungen dieses Mal enttäuschten.

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Das nächste Heft mit den Folge-Kapiteln der beiden Serien ist ab morgen erhältlich. Wann die Sammelbände erscheinen, erfahren wir erst mit Paninis Programmvorschau auf das erste Halbjahr 2026.

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