„Jetzt möchte ich von euch hören, warum ihr für die meisten Dinge keine Droiden benutzen dürft.“
„Weil wir lernen müssen, alles selbst zu tun. Weil wir uns nicht darauf verlassen dürfen, dass sie unsere Arbeit erledigen. Weil sie eine Menge Dinge nicht so gut machen können wie wir.“~Luke Skywalker und Jaina Solo
Eines der ersten Star Wars Werke nach meiner Geburt war der erste Band der Corellia-Trilogie, der am 02.02.1995 als Ambush at Corellia bei Bantam Spectra erschien. Geschrieben wurde die ganze Reihe von Roger MacBride Allen, der auch nicht mehr zu unserer Legends-Galaxis beigetragen, aber trotzdem einige zentrale Elemente beigesteuert hat. Die deutsche Übersetzung – Der Hinterhalt – wurde von Thomas Ziegler geschrieben und fast zwei Jahre später, im Dezember 1996, bei Heyne als Taschenbuch herausgegeben.

Wir befinden uns im Jahr 18 nach der Schlacht um Yavin. Die neue Republik ist lange in der Realpolitik angekommen. Leia hat ihre Politik als Staatschefin etabliert, ehemalige imperiale Welten haben Sitze im Senat bekommen. In großen Schritten gehen wir auf einen Zeitraum zu, in dem das Imperium länger besiegt ist, als es überhaupt Bestand hatte. Trotzdem trauern einige Welten immer noch imperialer Politik hinterher. So zum Beispiel Corellia. Seitdem die Neue Republik hier an der Macht ist und es keine echten Konsequenzen für Leute gibt, die nicht mit der staatlichen Meinung einhergehen, wächst die Unzufriedenheit der drei Völker des Systems – Menschen, Selonianer und Drall. Die fünf Welten und die Centerpoint Station, die zwischen den Zwillingsplaneten Talus und Tralus schwebt, stehen kurz vor einem Bürgerkrieg, da sich die wirtschaftliche Lage im System zunehmend destabilisiert und kurz vor dem Kollaps steht. Daher beschließt die Regierung der Republik, einen Handelsgipfel vor Ort zu veranstalten, den Leia persönlich leiten soll. Da es sich außerdem um Hans Heimatplaneten handelt, wollen sie zuvor eine Woche Urlaub machen und den drei Kindern mehr von „ihrer“ Kultur zeigen.
Unterdessen ist Lando Calrissian auf die hirnverbrannte Idee gekommen, heiraten zu wollen, um an mehr Geld zu kommen, das er, wie er selber sagt, sinnvoll investieren und vermehren kann. Dabei schleppt er den armen Luke Skywalker als unfreiwillige Anstandsdame mit sich herum, um eine grob ausgearbeitete Liste von potentiellen Frauen abzuarbeiten, was genauso stumpf ist, wie es sich anhört. Der Romantiker in mir war fast froh, dass er dabei mindestens einmal fast umkommt und nur in letzter Minute von C-3PO und R2-D2 gerettet wird.
Der Hinterhalt hat dabei ein massives Problem: Obwohl extrem gut ausgearbeitet, passiert fast nichts. Ich nenne es einfach mal das „Band-1-Syndrom“. Die Spielfiguren werden für die Handlung in Position gebracht, Worldbuilding betrieben. Erst im letzten Viertel der etwas mehr als 300 Seiten geht es bei den meisten Charakteren richtig los. Erst als die bisher nicht erwähnte Mara Jade auftaucht, übrigens mit Jaina einer meiner Lieblingscharaktere in Legends, kommt Bewegung in die Sache. Heute würde dieses ganze Buch vermutlich als „Teil 1“ in einem wesentlich dickeren Werk landen, statt eigenständig veröffentlich zu werden.
Außerdem aufgefallen ist einmal mehr die Inkonsistenz der Übersetzungen aus dieser Ära. Prominentestes Beispiel dieses Mal: Die Centerpoint Station, die hier als Mittelpunkt-Station übersetzt wurde, die ich bisher allerdings nur in ihrer englischen Bezeichnung kannte.
Nichtsdestotrotz finde ich Der Hinterhalt recht gelungen. MacBride Allens Schreibstil hat mir gut gefallen, ich kam sehr flüssig durch. Trotz des vielen Worldbuildings wurden immer mal wieder kleine Häppchen an Nebenhandlung eingestreut, bei der ich fest davon ausgehe, dass sie noch relevanter werden wird. Als Beispiel haben die Solo-Kinder in einer Ausgrabungsstätte einen geheimen Raum gefunden, der so gar nicht zum Rest der Anlage passt. Obwohl ich mir dank meines Vorwissens aus später in der Timeline spielenden Werken denken kann, wofür der Raum gedacht ist, bin ich gespannt, ob es wirklich so kommt und wie die Charaktere zu der Erkenntnis kommen und wie sie die Informationen nutzen. Auch die bisher eher als Beobachterin eingesetzte Agentin des Geheimdienstes der Neuen Republik, Agent Kalenda, wird mit Sicherheit noch eine größere Rolle einnehmen.
Trotzdem kann ich nicht mehr als drei Holocrons vergeben. Der Hinterhalt ist solide, absolut. Aber ohne die direkte Fortsetzung ergibt das Buch so keinen Sinn. Und auch bei in sich geschlossenen Reihen vertrete ich die Meinung, dass die jeweiligen Teile durchaus eine Daseinsberechtigung außerhalb ihrer Reihe haben sollten und nicht wirken sollten, als wären sie nicht mehr als der Teil einer größeren Geschichte. Wenn wir uns viele andere Reihen anschauen, funktioniert es ja auch.
Ich freue mich dennoch auf den zweiten Band und darauf, zu erfahren, wie es im Corellia-System weitergeht.











