Rezension: Skeleton Crew 1×04: „Ich kann nicht sagen, dass ich mich an At Attin erinnere“

Anders als At Attin, die Heimatwelt unserer jungen Helden, für den Piratendroiden SM-33, gerät die neuste Folge der Streamingserie Skeleton Crew trotz den Turbulenzen der Vorweihnachtszeit bei uns nicht in Vergessenheit. Insofern erreicht euch hiermit vor dem Start der nächsten Episode, die am ersten Weihnachtstag erscheint, noch die entsprechende Rezension dazu.

Hinweis: Diese Rezension enthält Spoiler zu den bisher veröffentlichten Folgen der Serie.


(L-R) KB (Kyriana Kratter), SM-33 (Nick Frost), Wim (Ravi Cabot-Conyers), Jod (Jude Law), Neel (Robert TImothy Smith) and Fern (Ryan Kiera Armstrong) in Lucasfilm’s STAR WARS: SKELETON CREW, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2024 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Das A(t)benteuer der Woche

Mit der vierten Folge „Ich kann nicht sagen, dass ich mich an At Attin erinnere“ („Can’t Say I Remember No At Attin“) ist schon die Hälfte der Staffel erreicht. Durch sie wird nun endgültig deutlich, dass die Serie dem klassischen Aufbau des „Abenteuers der Woche“ folgt. Mit einem festgelegten Handlungsort und vermutlich bis auf Weiteres erstmal nur in dieser Episode auftauchenden Nebencharakteren wie Hayna und ihrem Vater General Strix erinnert die Struktur an die frühe Zeit von The Mandalorian. Wenn man will, kann man sie im Speziellen sogar direkt mit der ebenfalls vierten Episode der ersten Staffel „Die Zuflucht“ vergleichen, in der der Mandalorianer und das Kind auf einem Planeten landen, wo sie sich schon bald im ständigen Kampf der Einheimischen wiederfinden. Jetzt ist es der Planet At Achrann, zu dem die Suche nach At Attins Besonderheiten die Crew der Onyx Cinder führt und der auf mysteriöse Weise ihrer Heimatwelt zu ähneln scheint: gleich in Natur und Infrastruktur, doch in eine dunkle, postapokalyptische und kriegerische Variante verwandelt.

Die Vertiefung des Mysteriums um diese Juwelwelten der Alten Republik, deren Namen allesamt mit „At“ beginnen, treibt die Spannung voran und sorgt dafür, dass die Folge trotz ihres Konzepts nicht zum Filler verkommt. Die Kindertruppe macht kleinere – und in einem Fall, zu dem ich später komme, deutlich größere – Fortschritte auf der Charakterreise und wir erfahren neben einigen Namen der anderen Welten nach und nach stets kleine, interessante Info-Häppchen über das nach wie vor seltsame Projekt. Die Serienautoren Christopher Ford und Jon Watts schaffen es, die Aufdeckung des Rätsels bislang Stück für Stück so voranzutreiben, dass es nicht langweilig wird und man sich nicht vor kommt, als würde man nur bis zum Finale hingehalten werden. So bleibt die übergeordnete Handlung der Serie relevant und trotz thematischer wie stilistischer Ausflüge in andere Story-Bereiche fokussiert.

Der unsichtbare Konflikt

Das wesentliche eigene Element der Episode stellt der Kampf zwischen den Fraktionen Troik und Hattan dar, der At Achrann seit langer Zeit prägt. Regie-Duo Daniel Kwan und Daniel Scheinert (Everything Everywhere All at Once) zeigen in ihrem Star Wars-Debüt nach dem farbenfrohen At Attin und den Ausflügen zu mitunter zwielichtigen Orten in den bereits erschienenen Folgen nun das graue und düstere Bild einer vollkommen zerstörten Umwelt. Die brutalen Auseinandersetzungen selbst, deren historischer Hintergrund (vorerst?) ungeklärt bleibt, passieren aber weitgehend Off-Screen. Für eine Star Wars-Geschichte hat die ganze Episode dadurch einen erstaunlich geringen Actionanteil – bis zum unerwarteten Twist um SM-33 am Ende, der es vor dem Abspann noch einmal knallen lässt – und besticht durch seine Charaktere und lange Dialogszenen. Ob das Budget dabei eine Rolle spielte oder nicht, bleibt aber bei so gut ausgeführten Szenen völlig nebensächlich. Der Atmosphäre tut das sowieso keinen Abbruch, woran vor allem das geniale Sound Design seinen Anteil hat. Man muss die Schrecken des Krieges und die Schicksale der Kindersoldaten nicht zeigen, um klar zu machen, dass auf dieser Welt grausam getötet wird und die Crew sich hier in ein lebensgefährliches Schlamassel hereinziehen lassen.

Hayna (Hala Finely) in Lucasfilm’s STAR WARS: SKELETON CREW, exclusively on Disney+. Photo by Justin Lubin. ©2024 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights

Neel im Rampenlicht

Wer in der Folge am meisten im Angesicht der tödlichen Gefahr über sich hinauswächst, ist der niedliche Elefanten-ähnliche Neel. Zwar haben ihn viele schon seit dem Start der Serie längst in ihr Herz geschlossen, nun darf er aber auch charakterlich glänzen und ist ohne Zweifel die zentrale Figur der Folge. Seine Haltung gegenüber dem Töten und seine herrlich kindlichen Ideen, wie einfach man doch Frieden schließen könnte, lassen die Figur vor allem in Anbetracht unserer globalen Lage nur noch herzlicher werden. Auch dass er zunächst selbst mit einer Waffe übt und später beschließt, für das Schicksal seiner Freunde entgegen seiner Natur einzustehen – wozu es dank Jod und einiger Eopie glücklicherweise kurz vor knapp gar nicht kommen muss – zeigt, wie sehr der kleine Kerl am großen Abenteuer mit seinen Kameraden wächst. Trotzdem haben auch KB und Fern ihre Momente, vor allem, wenn sich letztere nach ihrem Gestus der bisherigen Serie auch mal verletzlich zeigen darf.

(L-R) Fern (Ryan Kiera Armstorng), Neel (Robert Timothy Smith), Wim (Ravi Cabot-Conyers) and General Strix (Matthieu Kassovitz) in Lucasfilm’s STAR WARS: SKELETON CREW, exclusively on Disney+. Photo by Matt Kennedy. ©2024 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights

Fazit

Nach dem fabelhaften Doppelfolgenauftakt und der schönen dritten Folge, nimmt „Ich kann nicht sagen, dass ich mich an At Attin erinnere“ nun das vorgelegte Tempo der Serie wieder etwas raus und verfällt deutlich in die „Abenteuer der Woche“-Struktur, hält die Zuschauenden aber mit einem spannenden Setting, das überzeugend den direkten Gegensatz zur ersten Episode präsentiert, der Entwicklung des einfach unfassbar sympathischen Neel, weiteren Puzzlestücken rund um das Geheimnis der Planeten und der unerwarteten Wendung zum Schluss bei der Stange.

(L-R) Neel (Robert Timothy Smith) and Hayna (Hala Finley) in Lucasfilm’s STAR WARS: SKELETON CREW, exclusively on Disney+. ©2024 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

3 Kommentare

  1. Stimme zu das hier etwas die Luft rausgenommen wurde. Fand den Titel der Folge und den so offensichtlichen Hinweis, der von mir nicht erahnt wurde, sehr gut mit den Droiden. 😀
    Mal sehen wie es weiter geht, hoffe das Tempo zieht wieder was mehr an, denn das Setting (in der Folge) erinnerte mich leider an 08/15 Sci-Fi Filmen, wo Star Wars einfach mal kurz vorbei schaut 😮

  2. Ich fand diese Folge sehr schwach. Gefühlt ist nichts passiert, außer dass ein paar neue Charaktere vorgestellt wurden, die wahrscheinlich keine Rolle mehr spielen werden. Und den Planeten und seinen Krieg fand ich nun auch nicht so spannend. Zum Glück hab ich diese Folge zusammen mit Folge 5 geschaut und die hat mich dann direkt im Anschluss wieder mehr begeistert! ☺️

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