Rezension: Die Hohe Republik: Hüte dich vor den Namenlosen hat ein Fokusproblem

Am 22. Oktober 2024 erschien beim Panini-Verlag der zweite Jugendroman der dritten Phase der Hohen Republik. Mit Hüte dich vor den Namenlosen steuert Zoraida Córdova nicht nur eine tolle neue Nebenfigur bei, sondern sorgt auch im Gesamtkontext für einen wichtigen Beitrag. Doch warum der Roman – der am 27. August 2024 auf Englisch erschien – zu viele Figuren unter einen Hut bringen will und beim Worldbuilding hinter vorherigen Werken zurückbleibt, erfahrt ihr in dieser Rezension.

Zurück in diese faszinierende Star Wars Ära – mit dem nächsten Hohe Republik-Abenteuer der preisgekrönten Autorin Zoraida Córdova. Man stelle, sich vor, dass Sailor Moon auf Babysitter’s Guide to Monster Hunting im Star Wars-Universum trifft … mit einem Hauch von Jack, der Monsterschreck und die Zombie-Apokalypse! Es ist eine dunkle, eine brandgefährliche Zeit für die Galaxis und die Jedi der Hohen Republik stehen vor ihrer bisher größten Prüfung. Auch die größten Lesemuffel der Galaxis werden dieses Buch nicht mehr weglegen können. Mehr als ein Jahr ist seit der Zerstörung der Starlight-Raumstation vergangen. Hoffnungsvolle Jedi in der Ausbildung – darunter Tep Tep und Kildo, die wir aus Flucht von Valo kennen – müssen sich mit Ram Jamoram und einigen neuen Freunden zusammentun, um ihre Ängste zu überwinden … und um die Monster aufzuhalten, die sie vernichten wollen …

Klappentext für Hüte dich vor den Namenlosen von Panini

Fokusproblem

Das große Problem des Romans wird direkt zum Beginn deutlich. In einem der früheren Kapitel findet eine Missionsbesprechung mit Ram und vielen anderen Vertretern im Jedi-Tempel statt. Ein Volk wird von den Nihil malträtiert, Ram soll ihnen helfen und irgendwelche Kreaturen würden die Einwohner zu Staub verwandeln. Da schrillen alle Alarmglocken und los geht die wilde Fahrt. Die Jugendcharaktere kommen dann aber eher durch einen blöden Zufall mit auf die Mission und setzen sich auch bald ab, um die eigentliche Haupthandlung zu erleben. Genau da merkt man, dass Córdova unbedingt diese Splittung darstellen wollte, die es aber eigentlich gar nicht gebraucht hätte. Die spannenden Jugendcharaktere waren angelegt. Eine sich sorgende Zenny Greylark, die ihre Schwester Lexi sucht. Ein panischer Jamil Solis, der in Anbetracht der Krise schnell ein Padawan werden will und eben der Hutte Churo. Doch in diesem Lichte gehen wiederum Figuren wie Kildo oder Tep Tep fast unter, obwohl deren Charakterisierung bereits im vorherigen Jugendroman begonnen wurde. Hier hätte also lieber auf Bestehendem aufgebaut werden sollen.

Ich vergleiche das in diesem Fall gerne mit dem ersten Jugendroman des Projektes: Die Bewährungsprobe. Darin sind exakt vier Figuren als Hauptfiguren angelegt. Sie alle erleben eine gemeinsame Mission, haben Ängste, müssen sich denen stellen und in einer wilden Umgebung ohne Aussicht auf Rettung überleben. Ziemlich genau das, was hier passiert. Nur ist der Unterschied, dass gewisse erwachsene Figuren entweder erstmal aus dem Weg geräumt werden müssen oder so auffällig in den Hintergrund treten, nur um den Kinderfiguren eine glaubhafte Verzweiflung zu unterstellen. Gemischt wird das dann immer mit Perspektiven, die auf Rettung warten und damit jede Spannung aus dem Roman nehmen.

Denn wir als Lesende wissen immer, was als Nächstes passiert. In Die Bewährungsprobe gab es nur im Prolog und Epilog einen Einblick in die Aktionen des Feindes. Hier präsentiert uns die Antagonistin Haze in regelmäßigen Abständen Updates aus dem Fallen-stellen-Handbuch und reduziert damit die Spannung. Parallel dazu gibt es für uns auch immer wieder ein Update von den gesuchten Gestrandeten, die im Bunker ein wartendes Dasein fristen und sich damit inhaltlich auch nicht hätten zu Wort melden müssen. Das entfernt uns immer wieder von der Intimität der Handlung rund um die Gruppe, der wir eigentlich folgen, und damit eine potenziell jüngere Leserschaft auch von der Identifikation mit ihren Fragen. Denn die Leser*innen haben einen Wissensvorsprung und verstehen damit manche Ängste nur bedingt, da sie die Auflösung schon vorgekaut bekamen.

Charakterproblem

Dieses Fokusproblem bedingt damit auch das Charakterproblem. Denn es fehlt der Handlung genau das, was eine einsame Mission in unfreundlichem Terrain ausmacht: die Intimität und Isolation. In Die Bewährungsprobe kämpften Figuren wie Honesty oder Avon mit ihren inneren Dämonen gegen den Verlust ihrer Vertrauten. Vernestra und Imri lernten auf verschiedene Weise, mit einer solchen Situation umzugehen. Kein Erwachsener war da und sie hatten auch in Seitenzahlen Zeit, wirklich dreidimensionale Figuren zu werden. Nur deshalb fieberte ich auch noch am Ende der ersten Phase mit Avon mit oder begleitete Imri und Vern gerne auf ihrer Schüler-Meister-Reise.

Hier werden starke Figuren angelegt, dann aber nur halbherzig verfolgt. Allen voran äußert sich das in meiner Liebe für den Hutten Churo. Der ist genauso eine Figur, die man gerne genauer kennenlernen würde. Und man lernt ihn auch noch am besten kennen – trotzdem steht er in keinem Vergleich zu einem Imri oder einer Avon. Das liegt aber schlicht daran, dass er zu wenige Kapitel aus seiner Sicht erhält. In Die Bewährungsprobe hatten wir vier Perspektiven, hier fast doppelt so viele. Das sorgt unweigerlich für eine Verknappung an inneren Monologen. Doch gerade die Ängste, Ironie und Unsicherheiten von Churo machen den Hutten so liebenswürdig und gerade deshalb sollte es davon mehr geben. Sowohl inhaltlich als auch konsequenterweise räumlich in Form von Seiten/Kapiteln.

Altersproblem

Trotzdem trägt die Handlung einiges an wichtigen Infos zu den Namenlosen bei. Dabei natürlich nicht so viel, wie der bald erscheinende Roman Die Tränen der Namenlosen von George Mann. Hüte dich vor den Namenlosen, liefert eher die nötige Grundlage für weiterführende Studien und zeigt ansonsten noch einmal, dass die Namenlosen immer mehr außer Kontrolle zu geraten drohen.

Doch all das führt auch zu der Frage, ob es noch klug ist, sich sklavisch an die Dreierstruktur aus Jugend-, YA- und Erwachsenenroman zu halten. Denn inhaltlich gerät der Roman schon oft an seine Grenzen, wenn es um die altersgerechte Darstellung geht. Während Flucht von Valo noch eine passende Lösung fand, um die Namenlosen für die Altersgruppe passend darzustellen, indem eine junge Version dieser im Fokus stand, sind hier ausgewachsene Wesen mit ihrer vollen Brutalität am Werk.

Und das nicht nur gegen Nebenfiguren, sondern auch zentrale Identifikationsfiguren, mit deren Vorgeschichte man im Laufe des Romans mitfühlen soll. Ein junger Leser oder Leserin wird das auch tun und dann ist mir persönlich nicht klar, wie das Schicksal der Figur ankommt. Vielleicht wäre hier eine Abkehr von der Dreierstruktur gut gewesen oder eine andere Mission zielführender. Andererseits ist es auch nicht zielgruppengerecht, wenn Kinder von der Fäulnis zerbröselt oder von Nihil-Horden aufgespießt werden. Vielleicht eignet sich dieser sich zuspitzende Konflikt nur noch bedingt für das Medium des Jugendromans. Umso gespannter bin ich, wie Justina Ireland dieses von ihr in der Hohen Republik begonnene Medium mit dem nächsten und damit letzten Jugendroman zu Ende bringen wird.

Fazit

Ich habe die Abschnitte alle mit dem Suffix „Problem“ versehen. Das mag dafür sorgen, dass ein insgesamt negatives Bild vom Roman hängen bleibt. Tatsächlich schafft es Córdova aber sympathische Figuren zu zeichnen, sie geht eben nur zu oft wieder von ihnen weg, um diesen Ersteindruck – abseits von Churo – zu manifestieren. Zenny Greylark ist kein Vergleich zu Avon Starros. Jamil Solis kein neuer Imri Cantaros. Daher rangiert der Roman allein durch Churo und seine neuen Erkenntnisse rund um die Namenlose-Evolution im eher positiven Bereich. Die Anlagen für einen grandiosen Jugendroman waren da, es fehlte nur zu oft der Fokus, ein Blick auf die Zielgruppe und die Zeit für die wirklich wichtigen Figuren.

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Logo zu Star Wars: Die Hohe Republik

Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.

Gewinnspiel [BEENDET]

Mit freundlicher Unterstützung von Panini verlosen wir 1x Die Hohe Republik: Hüte dich vor den Namenlosen.

Um am Gewinnspiel teilnehmen zu können, müsst ihr nur die nachfolgende Frage beantworten und das unten stehende Formular ausfüllen:

Wie heißt Churos Schwester?

Das Gewinnspiel ist beendet!

Der Preis wird unter allen Einsendungen mit der richtigen Antwort verlost.

  • Nur eine Einsendung pro Person/Familie/Haushalt!
  • Einsendeschluss ist Sonntag, 10.11.2024, um 23:59
  • Der Preis wird nur innerhalb der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der Schweiz versendet!
  • Sämtliche gesammelten Daten dienen nur dem Zweck des Preisversands und werden nach dem Ende des Gewinnspiels und dem Versand des Preises wieder gelöscht.
  • Alle Angaben ohne Gewähr! Eine Barauszahlung des Gewinnes ist ausgeschlossen.

In diesem Sinne: Möge die Macht mit euch sein!

Update 14.11.2024 13:02: Die Auslosung

Dahara Devirsivik Norri war gesucht! Von den Einsendungen mit der richtigen Antwort wurde folgendes Gewinny aus dem Lostopf gezogen:

  • Janine T. aus Luckenwalde

Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß mit dem Comic!

Und vielen Dank an Panini für die Bereitstellung des Preises!

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