Rezension: Die Hohe Republik: Im Schatten der Starlight führt abwechslungsreich in die dritte Phase

Im Schatten der Starlight ist eine vierteilige Miniserie, die die Lücke zwischen Phase I und III der Ära der Hohen Republik schließt. Mitte September erschien nun der deutschsprachige Sammelband bei Panini. Die Einzelhefte erschienen bereits von Oktober 2023 bis Januar 2024 monatlich bei Marvel. Geschrieben von Charles Soule und gezeichnet von verschiedenen Künstlern, beleuchtet jede Ausgabe eine andere Figurengruppe und ihre Rolle im Kampf gegen die Nihil und die mysteriösen Namenlosen. Die Struktur der Reihe ermöglicht es, verschiedene Perspektiven zu zeigen und überleitende Ereignisse aus verschiedenen Blickwinkeln zu erleben. Doch wie gut gelingt diese Aufteilung? Hier ein Blick auf die vier Handlungsstränge (diese haben keine offiziellen deutschen Titel erhalten):

The Guardian Protocols

Die erste Story stellt den Jedi-Rat und Yoda in den Mittelpunkt. Die Rückberufung aller Jedi zum Tempel und die Diskussion über die sogenannten „Wächter-Protokolle“ erinnern stark an die Klonkriege und werfen die Frage auf, ob die Jedi sich bereits hier von ihrer spirituellen Balance entfernen und zunehmend militarisieren. Besonders beeindruckend ist die Darstellung des Rats und die Einführung von Azlin Rell als gequälter Charakter, dessen Verbindung zur Dunklen Seite und den Namenlosen spannend wirkt. Besonders seine Beziehung zu Yoda ist von intensiver Tragik – Rell sieht sich als Opfer, das weiter als alle Jedi blicken kann, was durch die unheimliche Symbolik seiner leeren Augenhöhlen verstärkt wird. Dieser stammt bereits aus der zweiten Phase und bei ihm handelt es sich auch um die Mumie, die Yoda in Mitternachtshorizont angeschleppt hat. Seine Story wird vor allem in den YA-Romanen der dritten Phase weiter beleuchtet.

Die Zeichnungen von Ibraim Roberson fangen die intensive, fast schon bedrückende Atmosphäre perfekt ein. Besonders die visuellen Darstellungen von Azlin Rell als ausgezehrtes Opfer der Namenlosen sind eindringlich und tragen zur düsteren Stimmung bei. Die klare und detaillierte Zeichnung des Jedi-Rats und der unterschiedlichen Jedi-Meister ist eine bemerkenswerte Leistung, da die Vielfalt der Charaktere erkennbar und visuell konsistent bleibt.

Fazit:
Ein starker Auftakt, der tief in die Jedi-Philosophie und den Wandel der Hohen Republik eintaucht. Besonders beeindruckend ist die effektvolle Einführung von Azlin Rell, die noch genügend Fragen offen lässt. Diese Ausgabe verbindet die Lore der ersten Phase gekonnt mit den Vorbereitungen auf Phase III.

A Resonance of Hope

In der zweiten Story steht Elzar Mann im Mittelpunkt, dessen Reise von Verlust und Schuld geprägt ist. Nach dem Tod seines Freundes Stellan Gios ist Elzar ein gebrochener Mann, und seine Beziehung zu Avar Kriss verschlechtert sich, als auch sie mit ihren eigenen Fehlern hadert. Diese Ausgabe befasst sich stark mit den emotionalen Kämpfen der beiden Jedi und deren Versuchen, mit dem Verlust umzugehen. Besonders Elzars Schuldgefühl und sein Drang, Avar im Outer Rim zu retten, verleihen der Geschichte eine persönliche Note, die jedoch nicht die gleiche erzählerische Wucht wie in der ersten Ausgabe erreicht.

Ein zentraler Punkt dieser Ausgabe ist Elzars verzweifelter Versuch, Avar durch eine Resonanzmaschine zu kontaktieren, was die Mystik der Jedi und ihre Verbindung zur Macht unterstreicht. Doch für Leser, die bereits den begleitenden Roman Das Auge der Finsternis gelesen haben oder noch lesen werden, kann sich diese Episode wiederholend anfühlen, da viele der Themen – Elzars Suche nach Möglichkeiten, Avar zu erreichen, und Avars eigene Kämpfe – auch dort behandelt werden. Dies schmälert den emotionalen Tiefgang der Ausgabe.

Die Zeichnungen von Marika Cresta sind hier leider ein zusätzlicher Schwachpunkt. Besonders die Darstellung von Avar schwankt stark zwischen unterschiedlichen Altersstufen und emotionalen Ausdrücken, was die Immersion in ihre Geschichte erschwert.

Fazit:
Diese Ausgabe ist die schwächste der Reihe. Während Elzars emotionale Reise wichtig für seinen Charakter ist, bietet sie wenig neue Einsichten und leidet unter inkonsistenter visueller Umsetzung.

The Will of the Force

Die dritte Story fokussiert sich auf Bell Zettifar, einen der beliebtesten Jedi der Hohen Republik, und seine Reise vom Padawan zum Ritter. Der Ritterschlag von Bell als Reaktion auf die „Wächter-Protokolle“ verleiht der Geschichte eine feierliche Note, doch die dunkleren Untertöne – Bells wachsende Besessenheit nach Rache – machen die Erzählung komplexer. Die Ausgabe vertieft seine Beziehung zu seinem Freund Burryaga und zeigt dessen Sorge um Bells geistige Verfassung.

Ein weiterer Höhepunkt dieser Episode ist die Darstellung des Krieges gegen die Nihil. Bell und seine Verbündeten kämpfen an der Front, und die Konfrontation mit den Nihil-Raider sowie Veters Gefangennahme erzeugen eine glaubhafte Dynamik. Gerade die Gefangennahme ist als Prolog zu Das Auge der Finsternis spannend und liefert den nötigen Kontext für Bells Versessenheit im Roman.

Die Zeichnungen von Jethro Morales fangen diese emotionale Reise gut ein, auch wenn manche Gesichter durch zu starke Schattierungen etwas unklar wirken. Trotzdem sind die Darstellungen der Raumschiffe, der Lichtschwertkämpfe und der bekannten Charaktere solide umgesetzt, was der Ausgabe eine visuell stimmige Atmosphäre verleiht.

Fazit:
Diese Ausgabe glänzt durch emotionale Tiefe und fundiert Bells späteren Handlungsbogen im Roman Das Auge der Finsternis. Besonders das Zusammenspiel zwischen Bell und Burryaga sorgt für berührende Momente und baut logisch auf der Anthologie auf.

Ever Victorious

Die letzte Story rückt Marchion Ro und seine nihilistischen Ziele ins Rampenlicht. Die Eröffnungsszene, in der Marchion eine Rede vor den Nihil hält, gibt den Ton für den Rest der Geschichte vor. Seine Unberechenbarkeit und die Unsicherheit seiner Untergebenen darüber, was er wirklich erreichen will, verleihen der Erzählung eine beunruhigende Note. Marchion scheint weniger an Herrschaft interessiert zu sein, sondern vielmehr daran, völliges Chaos und Zerstörung zu hinterlassen – ein wahres Sinnbild für den Nihilismus.

Besonders interessant ist die Einführung von Abediah Viess, einer strategisch denkenden Figur, die sich den Nihil anschließt, um deren militärische Schwächen zu kompensieren. Ihr Plan, eine Stadt auszuliefern, um Marchions Gunst zu gewinnen, ist clever inszeniert, auch wenn der Erfolg ihres Schachzugs vielleicht etwas zu gewollt erscheint. Die Rekrutierung von Boolan, der an den Namenlosen experimentieren soll, wirft des Weiteren den Schatten auf die Erkenntnisse im Rest der Phase voraus.

Die Zeichnungen von David Messina sind gelungen und fangen die düstere Stimmung und die Bedrohlichkeit von Marchion Ro perfekt ein. Besonders seine Mimik und die düsteren Szenen gegen Ende, als er seine zukünftigen Pläne schmiedet, sind visuell beeindruckend. Der visuelle Höhepunkt ist die Schlussszene, in der Marchion eine Fliege zerquetscht und sie als Symbol für seine bevorstehende Zerstörung in eine Sternenkarte hält.

Fazit:
Diese Ausgabe ist ein würdiger Abschluss der Minireihe und bietet tiefere Einblicke in Marchion Ros wahre Ziele und die zunehmende Bedrohung durch die Namenlosen. Besonders die Darstellung von Marchions psychologischer Tiefe und seine bedrohliche Präsenz machen diese Episode zu einem spannenden und wichtigen Einstieg in Phase III.

Gesamtfazit

Im Schatten der Starlight ist eine gelungene Miniserie, die wichtige Figuren der Hohen Republik ins Zentrum stellt und deren Entwicklung auf spannende Weise vertieft. Während einige Ausgaben, insbesondere A Resonance of Hope, etwas hinter den Erwartungen zurückbleiben, glänzen andere wie The Guardian Protocols und Ever Victorious mit emotionaler und erzählerischer Tiefe. Die Serie ist ein Muss für Fans, die sich auf Phase III vorbereiten möchten, und bietet sowohl spannende Action als auch philosophische Reflexionen über den Zustand des Jedi-Ordens und die Bedrohung durch die Nihil.

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Logo zu Star Wars: Die Hohe Republik

Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.

Gewinnspiel [BEENDET]

Mit freundlicher Unterstützung von Panini verlosen wir 1x Die Hohe Republik: Im Schatten der Starlight.

Um am Gewinnspiel teilnehmen zu können, müsst ihr nur die nachfolgende Frage beantworten und das unten stehende Formular ausfüllen:

Welche Protokolle ruft der Jedi-Rat aus, damit alle Jedi nach Coruscant zurückkehren (deutscher Name)?

Das Gewinnspiel ist beendet!

Der Preis wird unter allen Einsendungen mit der richtigen Antwort verlost.

  • Nur eine Einsendung pro Person/Familie/Haushalt!
  • Einsendeschluss ist Sonntag, 20.10.2024, um 23:59
  • Der Preis wird nur innerhalb der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der Schweiz versendet!
  • Sämtliche gesammelten Daten dienen nur dem Zweck des Preisversands und werden nach dem Ende des Gewinnspiels und dem Versand des Preises wieder gelöscht.
  • Alle Angaben ohne Gewähr! Eine Barauszahlung des Gewinnes ist ausgeschlossen.

In diesem Sinne: Möge die Macht mit euch sein!

Update 21.10.2024 17:48: Die Auslosung

Das Wächter-Protokoll wird vom Jedi-Rat ausgerufen! Von den Einsendungen mit der richtigen Antwort wurde folgendes Gewinny aus dem Lostopf gezogen:

  • Alexander V. aus Bad Zwischenahn

Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß mit dem Comic!

Und vielen Dank an Panini für die Bereitstellung des Preises!

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