Rezension: Star Wars #107: Darth Vader: Dunkle Droiden, Teil 4 & Obi-Wan Kenobi, Teil 3

Je mehr Ihr mich hasst, je mehr mich irgendjemand hasst, umso stärker werde ich.

Imperator Palpatine
Unser Guide zum großen Comic-Crossover

Panini präsentiert uns in der 107. Ausgabe ihrer langlebigen Heftserie gleich die doppelte Ladung Darth Vader. In der dritten Folge von Obi-Wan Kenobi wurde der Sith-Lord schließlich ein wesentlicher Bestandteil der Handlung und die Comic-Adaption der Serie erreicht mit dem im Heft enthaltenen dritten Kapitel jenen großen Auftritt der Person, die einst Anakin Skywalker war, auf dem Planeten Mapuzo. Aber auch darüber hinaus werden Fans des Sith-Lords bedient, denn die Zweitstory ist das bereits 40. Kapitel der langlebigen Darth Vader-Serie. Das Crossover-Event Dunkle Droiden, zu dem das Heft zählt, befindet sich darin bereits auf der Zielgeraden, erstreckt sich aber noch über zahlreiche andere aktuelle Serien. Alle Infos darüber erhaltet ihr mit einem Klick auf die Grafik rechts, der euch zu unserem großen Guide führt!

Dass es ein sehr Darth-Vader-lastiges Heft ist, kann man auch schon den beiden Cover-Versionen entnehmen, in denen es am 18. Juni erschienen ist. Der Dunkle Lord umringt von Dunklen Droiden auf Coruscant ziert das Cover der überall erhältlichen Kiosk-Ausgabe, das von Leinil Francis Yu mit Farben von Romulo Fajardo Jr. stammt, während Phil Noto das erste Duell zwischen Obi-Wan Kenobi und Darth Vader seit Mustafar auf der Comicshop-Ausgabe darstellt.

Die geniale 30-seitige Comic-Adaption der dritten Episode der Disney+ Topserie. Jedi-Meister Obi-Wan Kenobi ist auf der Suche nach der entführten Prinzessin Leia Organa. Dabei kommt es zum Showdown mit seinem ehemaligen Schüler Anakin Skywalker. PLUS: Eine weitere Folge der regulären Darth Vader-Comicreihe!

In Obi-Wan Kenobi, Teil 3 gelingt Autorin Jody Houser doch tatsächlich, was ihr mit den ersten beiden Kapiteln noch nicht so recht gelingen wollte, nämlich eine kohärente, sinnvoll eingekürzte Version der Serienfolge in Comicform zu bringen. Wir haben es erstmals in der Reihe also mit einer soliden Adaption zu tun, in der sie gutes Gespür für etwaige Kürzungen und Anpassungen der Ereignisse beweist. Das Tempo ist für ein Comicheft angemessen und das Leseerlebnis wird deutlich immersiver, als es noch bei den letzten beiden Heften war. Selbst bei emotionaleren Szenen, wie Obi-Wans und Leias Gespräch über Padmé bei der gemeinsamen Fahrt über Mapuzo, springt der Funke teilweise über. Zwar gehört die dritte Folge durch die filmhandwerklichen Mängel zu den meiner Meinung nach schwächsten der Serie und daran kann auch der nichts hinzufügende Comic nichts ändern. Allerdings gelingt es zumindest, dass die zugrundeliegende Handlung nicht zu offensichtlich eine zusammengequetschte, wiedergegebene Serienfolge ist, sondern ausnahmsweise auch in diesem Comicheft ursprünglich erzählt worden sein könnte. Die viel zu statische und lieblose symmetrische Anordnung der Panels, die Screenshot für Screenshot darstellen, bleibt zwar als Kritikpunkt unverändert, allerdings hat man sich nun nach der Hälfte der Reihe daran gewöhnt.

Eines der in der Serienfolge herausstechendsten Merkmale bei den bereits erwähnten filmhandwerklichen Mängeln, bestand für mich in der Darstellung des im Heft dauerpräsenten Sith-Lords Darth Vader. Ich erinnere mich noch gut, wie ich fast durchgehendes Kopfschütteln hatte, als die Folge vor nunmehr zwei Jahren das erste Mal abrufbar war und mir dabei dachte, nein, so inszeniert man Vader einfach nicht. Von den Kameraperspektiven bis zur Lichtsetzung bei den Reflexionen auf der Rüstung wollte da einfach gar nichts zusammenpassen und das hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Folge produktionstechnisch nicht über Fanfilm-Niveau hinauskam. Ganz anders sieht es jetzt mit der Rückkehr von Zeichner Salvador Larroca zur Figur aus. Ich betone immer wieder, dass ich trotz aller Kritik ein sehr großer Fan der Optik seiner Darth Vader-Serie aus den Jahren 2015-16 bin, die bei Panini erstmals in der Heftserie zwischen Star Wars #4 und Star Wars #26 veröffentlicht wurde. Seine Darstellung des Dunklen Lords in der Adaption beweist wieder, dass er es nicht verlernt hat, Vader durch seinen eigenen, fotorealistischen Stil – vom Studio Guru-eFX typisch koloriert – einen eigenen Stempel aufzudrücken, der einfach zur surrealen und bedrohlichen schwarzen Rüstung mit seinem ebenso ikonischen Helm passt. Larrocas Darstellung des gefallenen Jedi gefällt mir also um einiges besser als die misslungene Präsentation in der Serienfolge und damit hat das Heft erstmals seit Beginn der Reihe einen kleinen Mehrwert gegenüber der Serie für mich. Zeichnungen und Kolorierung machen insgesamt einen hochwertigen Eindruck, als ob das Budget für diese Adaption höher war als für andere Comics. Das nach wie vor grausame Abpausen menschlicher Gesichter in Verbindung mit den undetaillierten, verwaschenen Hintergründen bleibt aber nach wie vor Bestandteil der Optik. Als letzter Kritikpunkt zu dem Teil des Hefts sei noch anzumerken, dass es Guru-eFX‘ überengagierter Umgang mit Licht und Schatten vor allem in dunklen Szenen beinahe unmöglich macht, Einzelheiten zu erkennen, wodurch auch Vaders Darstellung bei allem Lob wieder ein paar Bewertungspunkte einbüßt. Ein ausgedrucktes Comicheft in der Hand kann man als Konsument*in eben nicht einfach wie den Fernsehbildschirm heller oder kontrastreicher einstellen.

Durch den fehlenden Mehrwert, die holprige Erzählung und den merkwürdigen Zeichenstil der Obi-Wan Kenobi-Reihe schaffte es die Darth Vader-Reihe hinten im Heft zuletzt noch, etwas mehr zu glänzen, sofern das überhaupt möglich war. Die Einbindung in die coole und ungewöhnliche Crossover-Geschichte Dunkle Droiden tat ihr Übriges. Doch in diesem Heft ist es mal genau umgekehrt und Obi-Wan Kenobi, Teil 3 wirkt durch das sagenhaft grauenvolle Darth Vader-Kapitel Die letzte Prüfung noch einmal ein ganzes Stück solider.

Leider ist es für die Leserschaft nämlich noch lange nicht die letzte Prüfung, sich durch das Heft zu kämpfen, denn es warten noch zehn weitere Kapitel von Greg Pak auf uns, bis der Bogen zu Episode VI endlich gespannt sein wird. Für dieses Heft habe ich nämlich wirklich keine Worte mehr und frage mich, wie eine Story, die auf dem Papier, wenn sie auch ungewöhnlich und comictypisch überzogen wirkt, genug Potenzial für Epik liefert, so dermaßen an die Wand gefahren werden kann. Vader konfrontiert im direkten Duell den Imperator an seinem Palast. Die Plage erreicht Coruscant. Wir erfahren mehr über die Machtwelle, die Natur der dunklen Seite und wie unterschiedlich Vader und der Imperator diese kanalisieren und für sich nutzen – und trotzdem kommt nicht mehr dabei heraus als eine stumpfe, dumme, unreife Geschichte, die sich in keiner Weise mehr wie ein Comic anfühlt, der auch nur annähernd kanonisch sein kann. Er ist es aber und so bleibt nichts anderes übrig, als uns damit abzufinden, dass – leichter Spoiler für das Heft, auch wenn es so wenig Spaß macht, es zu lesen, dass man dabei gar nichts spoilern (übersetzt schließlich „verderben“) kann – ordentlich ganze Bezirke Coruscants weggesprengt werden, obwohl wir nicht wirklich viel Zeit danach in Episode VI sehen, wie rund um den Imperialen Palast gefeiert wird, es in der Nachspiel-Trilogie einen ganzen Handlungsstrang über die Unruhen auf der ehemaligen Hauptwelt gibt und in einem anderen jüngeren Kanonroman ein ganz ähnliches Bedrohungsszenario für den Planeten versucht wird, zu verhindern – macht alles nichts, sind die abgebrühten Stadtbewohner ja schon gewohnt, dass sie im Fall einer drohenden Katastrophe einfach weggesprengt werden können. Und selbst wenn man Pak diese kreative Entscheidung durchgehen lässt, fehlen mir wirklich die Worte, wenn man sieht, wie lieblos trivial, ja fast schon egal und ohne jede emotionale Wirkung dieser radikale Schritt erzählt und dargestellt wird, von den schlechten Dialogen voller von unpassender Einwürfe aller Figuren ganz zu schweigen. In Greg Paks Version der Galaxis hat nunmal nichts eine Bedeutung oder hinterlässt bleibenden Eindruck, selbst wenn es sich um schlimme Massenmorde handelt. Kann man doch ganz schnell wieder aufbauen und vergessen, nicht wahr? Toll.

Fazit

Sorgte die bisher miese Obi-Wan Kenobi-Adaption zuletzt dafür, dass im Vergleich dazu Darth Vader doch einmal Spaß machen durfte, ist es diesmal genau andersherum. Der Comic zur Serie steigert sich etwas und Vader wird so hanebüchen, dass sich das Qualitäts-Gap im direkten Vergleich viel größer anfühlt, als es eigentlich ist. Zwei grundverschiedene Darstellungen des Dunklen Lords beweisen, dass nuancierte, seltener genutzte Auftritte eines der bedrohlichsten Star Wars-Charaktere aller Zeiten besser wirken, als Greg Paks viel zu überzogene Fanfiction, die allmählich sogar den Imperator vollkommen der Lächerlichkeit preisgibt. Larroca einmal wieder Vader zeichnen zu sehen, gefällt mir aber ausgesprochen gut und lässt über Qualitätseinschnitte der zugrunde liegenden Serie und der zugehörigen Adaption hinwegsehen. Es bildet für mich das Highlight eines Hefts, das einen mittelmäßigen und einen schwachen Comic mit einigen der bekanntesten Figuren der Galaxis enthält.

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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